Es war wieder mal so weit: Zum Erhalt meiner geistigen Gesundheit schien die Verabreichung einer kleinen Dosis 50er Jahre - B-Movie - Schlock dringend geboten. Dem Vorbild Jim Moons folgend pickte ich mir dazu The Deadly Mantis heraus. Ich habe es nicht bereut!
Dass die amerikanischen SciFi-Filme der Fifties stark von der politischen Atmosphäre des Kalten Krieges geprägt worden sind, darf als eine Binsenwahrheit gelten. Selten jedoch ist mir dafür ein so deutliches und zugleich ungemein spaßiges Beispiel untergekommen, wie Nathan Jurans Flick aus dem Jahre 1957.
Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Ein Vulkanausbruch im Südatlantik führt – einem eigenartigen "Naturgesetz" folgend – dazu, dass in der Arktis eine seit Jahrmillionen vom Eis eingeschlossene riesige Gottesanbeterin befreit wird und zu neuem Leben erwacht. Dass Eisberge sich ausgezeichnet dazu eignen, das Übersiedeln urzeitlichen Getiers in unsere Gegenwart zu ermöglichen, ist mir natürlich schon aus Kindertagen bekannt. Doch anders als Urmel in der Augsburger Puppenkiste erwartet unser armes Monster, das sich sofort auf die Suche nach einer angemessen tropischen neuen Heimat begibt, kein netter Professor mit seinen sprechenden Tieren, sondern die geballte Macht des US-Militärs, welches sich umgehend daran macht, die Freie Welt von dieser insektoiden Bedrohung zu erlösen.
The Deadly Mantis enthält alles, was man von einem Creature Feature der 50er Jahre erwartet: Ein hübsch groteskes Monster; einen allwissenden Wissenschaftler; eine kompetente, aber nicht zu kompetente "Assistentin" {in diesem Fall eine Journalistin, aber was soll's}; Jungs in Uniform, die dem Urzeituntier mit Flammenwerfern und anderem militärischem Gerät Saures geben usw. Das Beste an dem Film ist ganz ohne Frage die Gottesanbeterin, ein wunderschönes Stück handwerklicher Tricktechnik im Stile der Ameisen aus Them!, welche drei Jahre zuvor zusammen mit Godzilla den Riesenmonsterboom ausgelöst hatten. Sein größtes Minus hingegen ist ärgerlicherweise ausgerechnet die Schlussszene, die einem wieder einmal recht deutlich vor Augen führt, dass man eine gewisse Chauvinismusresistenz besitzen muss, wenn man B-Movies aus den Fifties genießen will. Aber auch wenn der Film auf einer so unglücklichen Note ausklingt, ist er im Ganzen doch ein mehr als ordentlicher Vertreter seines Genres. Nathan Juran war kein bloßer Schlockmeister à la Bert I. Gordon, immerhin führte er u.a. auch bei den Ray Harryhausen - Klassikern The 7th Voyage of Sinbad (1958) und First Men in the Moon (1964) Regie.
Der ganz besondere Reiz von The Deadly Mantis besteht für mich jedoch in der Mischung aus Kalte Kriegs - Propaganda und Monster - Schlock. Bis zu einem gewissen Grad findet man die natürlich in fast allen phantastischen B-Movies jener Zeit, doch hier wirkte sie auf mich besonders grotesk.
Der Film beginnt ganz im Stile einer offiziellen Propagandasendung, in der uns ein Sprecher mit stolzgeschwellter Patriotenbrust {ja, die Brust kann man hören} von der Radarabwehr erzählt, die – einem mehrfach gestaffelten Festungswall gleich – die Vereinigten Staaten vor ihren Feinden schützt. Dazu bekommen wir Bilder mutiger Soldaten und Pioniere zu sehen, die in den eisigen Gefilden jenseits des Porlarkreises dabei sind, eine weitere Kette von Radarstationen zu errichten – "ready to transmit the first warning signal of a sneak attack across the Polar regions." Dieses ohne eine Spur von Ironie vorgetragene patriotische Tamtam wirkt irgendwie ungeheuer lustig, da wir ja wissen, dass es in dem Film nicht um eine sowjetische Invasion, sondern um den Angriff einer gigantischen Gottesanbeterin gehen wird. Und vergleichbare Sequenzen finden sich immer wieder. Mehr als einmal z.B. werden uns im besten Fifties - Top Gun - Stil die heroischen Jagdbomber der Airforce vorgeführt, was fürchterlich militaristisch wirken würde, wenn nicht im nächsten Moment unser Monsterinsekt durch den wolkenverhangenen Himmel herangebrummt käme. Ähnliches gilt für all die Szenen, in denen wir pflichtbewusste Zivilisten auf Order des Pentagon den Himmel nach der Gottesanbeterin absuchen sehen. Oder wie wär's mit folgender Sequenz: Eine Gruppe Uniformierter debattiert mit todernsten Mienen über die riesige abgebrochene Klaue des Ungeheuers, die vor ihnen auf dem Tisch liegt, bis einer von ihnen zu dem Schluss kommt, dies falle wohl eher in den Verantwortungsbereich des Hauptquartiers – woraufhin wir sofort im schon bekannten Propagandaton CONAD präsentiert bekommen, die festungsartige Kontrollzentrale des Radarschilds, "that could mean the difference between life and death for millions of Americans." Juran kann es sich nicht einmal verkneifen, die Gottesanbeterin über das Capitol in Washington fliegen zu lassen!
Auch wenn dies natürlich ganz und gar nicht der beabsichtigte Effekt ist, so macht dieses direkte Nebeneinanderstellen von Propaganda und Pulp auf mich doch einen geradezu subversiven Eindruck. Das nationale Pathos muss beinah automatisch ins Lächerliche umkippen, sobald sich im Hintergrund die Gestalt einer riesigen Gottesanbeterin erhebt.
Dass die amerikanischen SciFi-Filme der Fifties stark von der politischen Atmosphäre des Kalten Krieges geprägt worden sind, darf als eine Binsenwahrheit gelten. Selten jedoch ist mir dafür ein so deutliches und zugleich ungemein spaßiges Beispiel untergekommen, wie Nathan Jurans Flick aus dem Jahre 1957.
Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Ein Vulkanausbruch im Südatlantik führt – einem eigenartigen "Naturgesetz" folgend – dazu, dass in der Arktis eine seit Jahrmillionen vom Eis eingeschlossene riesige Gottesanbeterin befreit wird und zu neuem Leben erwacht. Dass Eisberge sich ausgezeichnet dazu eignen, das Übersiedeln urzeitlichen Getiers in unsere Gegenwart zu ermöglichen, ist mir natürlich schon aus Kindertagen bekannt. Doch anders als Urmel in der Augsburger Puppenkiste erwartet unser armes Monster, das sich sofort auf die Suche nach einer angemessen tropischen neuen Heimat begibt, kein netter Professor mit seinen sprechenden Tieren, sondern die geballte Macht des US-Militärs, welches sich umgehend daran macht, die Freie Welt von dieser insektoiden Bedrohung zu erlösen.
The Deadly Mantis enthält alles, was man von einem Creature Feature der 50er Jahre erwartet: Ein hübsch groteskes Monster; einen allwissenden Wissenschaftler; eine kompetente, aber nicht zu kompetente "Assistentin" {in diesem Fall eine Journalistin, aber was soll's}; Jungs in Uniform, die dem Urzeituntier mit Flammenwerfern und anderem militärischem Gerät Saures geben usw. Das Beste an dem Film ist ganz ohne Frage die Gottesanbeterin, ein wunderschönes Stück handwerklicher Tricktechnik im Stile der Ameisen aus Them!, welche drei Jahre zuvor zusammen mit Godzilla den Riesenmonsterboom ausgelöst hatten. Sein größtes Minus hingegen ist ärgerlicherweise ausgerechnet die Schlussszene, die einem wieder einmal recht deutlich vor Augen führt, dass man eine gewisse Chauvinismusresistenz besitzen muss, wenn man B-Movies aus den Fifties genießen will. Aber auch wenn der Film auf einer so unglücklichen Note ausklingt, ist er im Ganzen doch ein mehr als ordentlicher Vertreter seines Genres. Nathan Juran war kein bloßer Schlockmeister à la Bert I. Gordon, immerhin führte er u.a. auch bei den Ray Harryhausen - Klassikern The 7th Voyage of Sinbad (1958) und First Men in the Moon (1964) Regie.
Der ganz besondere Reiz von The Deadly Mantis besteht für mich jedoch in der Mischung aus Kalte Kriegs - Propaganda und Monster - Schlock. Bis zu einem gewissen Grad findet man die natürlich in fast allen phantastischen B-Movies jener Zeit, doch hier wirkte sie auf mich besonders grotesk.
Der Film beginnt ganz im Stile einer offiziellen Propagandasendung, in der uns ein Sprecher mit stolzgeschwellter Patriotenbrust {ja, die Brust kann man hören} von der Radarabwehr erzählt, die – einem mehrfach gestaffelten Festungswall gleich – die Vereinigten Staaten vor ihren Feinden schützt. Dazu bekommen wir Bilder mutiger Soldaten und Pioniere zu sehen, die in den eisigen Gefilden jenseits des Porlarkreises dabei sind, eine weitere Kette von Radarstationen zu errichten – "ready to transmit the first warning signal of a sneak attack across the Polar regions." Dieses ohne eine Spur von Ironie vorgetragene patriotische Tamtam wirkt irgendwie ungeheuer lustig, da wir ja wissen, dass es in dem Film nicht um eine sowjetische Invasion, sondern um den Angriff einer gigantischen Gottesanbeterin gehen wird. Und vergleichbare Sequenzen finden sich immer wieder. Mehr als einmal z.B. werden uns im besten Fifties - Top Gun - Stil die heroischen Jagdbomber der Airforce vorgeführt, was fürchterlich militaristisch wirken würde, wenn nicht im nächsten Moment unser Monsterinsekt durch den wolkenverhangenen Himmel herangebrummt käme. Ähnliches gilt für all die Szenen, in denen wir pflichtbewusste Zivilisten auf Order des Pentagon den Himmel nach der Gottesanbeterin absuchen sehen. Oder wie wär's mit folgender Sequenz: Eine Gruppe Uniformierter debattiert mit todernsten Mienen über die riesige abgebrochene Klaue des Ungeheuers, die vor ihnen auf dem Tisch liegt, bis einer von ihnen zu dem Schluss kommt, dies falle wohl eher in den Verantwortungsbereich des Hauptquartiers – woraufhin wir sofort im schon bekannten Propagandaton CONAD präsentiert bekommen, die festungsartige Kontrollzentrale des Radarschilds, "that could mean the difference between life and death for millions of Americans." Juran kann es sich nicht einmal verkneifen, die Gottesanbeterin über das Capitol in Washington fliegen zu lassen!
Auch wenn dies natürlich ganz und gar nicht der beabsichtigte Effekt ist, so macht dieses direkte Nebeneinanderstellen von Propaganda und Pulp auf mich doch einen geradezu subversiven Eindruck. Das nationale Pathos muss beinah automatisch ins Lächerliche umkippen, sobald sich im Hintergrund die Gestalt einer riesigen Gottesanbeterin erhebt.
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