"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Sonntag, 30. September 2018

Strandgut der Woche

Sonntag, 23. September 2018

Strandgut der Woche

Frank Belknap Long und die Frühzeit des Horrorcomics

Manchmal können einem mit planlosem Internet-Gesurfe verbrachte Sonntagnachmitage doch tatsächlich zu recht interessanten Entdeckungen führen. So ist es mir vor zwei Wochen ergangen.

Der vagen Idee folgend, möglicherweise einige Passagen aus einem alten Lovecraft-Essay zu einem Blogpost über den Cthulhu-Mythos verarbeiten zu können, hatte ich mir eine alte Episode des Videocasts der Lovecraft eZine über August Derleth angeschaut. Eine eher nebenbei fallengelassene Bemerkung führte mich dazu, nach genaueren Informationen über die Rolle zu suchen, die Lovecrafts enger Freund Frank Belknap Long bei der Entwicklung des Mythos gespielt hatte. Dabei stieß ich zufällig auf einen alten Artikel aus Worlds of Weird, der zwar nichts mit diesem Thema zu tun hatte, mir dafür aber einen interessanten Einblick in die nicht unwichtige Rolle eröffnete, die der Dichter und Pulpautor in der Frühgeschichte des amerikanischen Horrorcomics gespielt hat. Mein ursprüngliches Ziel war schon bald vergessen, nachdem ich mich daran daran gemacht hatte, diese faszinierende neue Spur ein wenig weiter zu verfolgen ...

Was Comics und ihre Geschichte betrifft, ist mein Wissen eher bescheiden. Aber natürlich war selbst mir bewusst gewesen, dass enge Beziehungen zwischen den Pulpmagazinen und den Comics der 30er und 40er Jahre bestanden, dass z.B. The Shadow und Doc Savage mehr oder weniger direkte Vorbilder für Batman gewesen sind. Weniger klar war mir, dass diese Verbindung auch in Gestalt von Autoren existierte, die zwischen den Medien hin- und herwechselten. Eigentlich nicht wirklich überraschend, schließlich waren die Pulps nicht unbedingt dafür bekannt, üppige Honorare zu zahlen. Sich nach einer zweiten Einnahmequelle umzuschauen, war da sicher für viele naheliegend. Zu den Phantastikautoren, die diesen Weg beschritten gehörten u.a. Otto Binder, Alfred Bester, Manly Wade Wellman, Henry Kuttner und Edmond Hamilton. Der Wechsel konnte übrigens auch in der umgekehrten Richtung erfolgen, wie im Falle von Gardner Fox, der erst für DC schrieb und 1940 mit der Justice Society of America das erste Superheldenteam ins Leben rief, ab 1944 aber auch Kurzgeschichten in Weird Tales und Planet Stories unterbringen konnte. In den 70ern würde er mit seinem Barbaren Kothar einen Beitrag zur Clonan-Flut jener Ära leisten, zugleich aber auch bei Marvels Tomb of Dracula mitmischen.

Im Falle von Frank Belknap Long führte der Weg zu den Comics über Mort Weisinger, einen der Großen des frühen SciFi-Fandoms und seit 1934 zusammen mit Julius Schwartz Leiter der SF-Literaturagentur Solar Sales Services, der in den frühen 40ern erst für Standard Magazines und dann für National Periodical Publications (später DC) zu arbeiten begann. Weisinger vermittelte seinem alten Bekannten einen Job als Autor für einige der frühen Superman - Stories. Etwas später erhielt Long auch von Fawcett Comics erste Aufträge, bei denen zu dieser Zeit auch Manly Wade Wellman ein Zubrot verdiente. Letzterer war sogar an der Kreation von Captain Marvel beteiligt, dem größten frühen Konkurrenten des "Man of Steel".* Gut fünf Jahre später schrieb Long in einem Brief an August Derleth über seine frühe Zeit in der Comicindustrie:
I got in on the ground floor in this field (I wrote some stuff for Superman and Fawcett as early as 1940) and though I’ve by no means completely mastered the medium I’ve acquired an intuitive grasp of the essentials which serves me in good stead today.
Etwas später begann Frank Belknap Long für den sog. "Sangor Shop" {offizieller Name Cinema Comics} zu arbeiten. B.W. Sangors Unternehmen publizierte selbst keine Comics, sondern produzierte Material, das dann an die großen Häuser weiterverkauft wurde.

Auf diesem Weg wurde Long schließlich zum alleinigen Autor der im Herbst 1948 veröffentlichten ersten Ausgabe des ersten regelmäßig erscheinenden amerikanischen Horrorcomic-Magazins Adventures Into the Unknown. {Eerie war zwar bereits 1947 in Kiosks und Zeitungsständen aufgetaucht, brauchte aber ganze vier Jahre, um eine zweite Ausgabe hervorzubringen.}
Ab 1943 begann Sangor unter dem Label American Comics Group eigene Hefte auf den Markt zu werfen. Als fünf Jahre später der Comic-Künstler Richard Hughes den Posten des Herausgebers bei ACG übernahm, war eines der von ihm angepeilten Projekte ein Magazin des Unheimlichen und Makabren.
Hughes hatte offenbar eine Menge für die Bücher von August Derleths Verlag Arkham House übrig. Und bei dem war 1946 mit Hounds of Tindalos auch die erste Sammlung von Frank Belknap Longs unheimlichen Geschichten erschienen, die zuvor in Magazinen wie Weird Tales veröffentlicht worden waren.** Da musste es naheliegend erscheinen, den Autor, der nachwievor für den "Sangor Shop" arbeitete, auf die Adventures Into the Unknown anzusetzen.***

Und das Ergebnis? Schaun wir mal.****

Die einundfünfzig Seiten starke erste Nummer von Adventures Into the Unknown enthält neben fünf regelrechten Comicstories eine einseitige Präsentation zum Thema Voodoo (Strange Spiritis), den ebenso kurzen Strip The Cursed Pistol, einen Beitrag zu der offenbar als dauerhafter Bestandteil der Serie konzipierten Rubrik True Ghosts of History (The Vengeful Specter of Lord Tyrone), sowie zwei einseitige Kurzgeschichten ohne Illustrationen (The Painted Grave und The Horrible Toys), von denen vor allem die erstere nicht ohne Reiz ist.
Werfen wir einen Blick auf die fünf eigentlichen Stories.
Das interessanteste an The Werewolf Stalks ist, dass wir hier einen schönen Beleg dafür bekommen, wie wenig scharf umrissen die Werwolfsmythologie zu diesem Zeitpunkt noch war. Wie ich letztes Jahr  in diessem Blogpost etwas genauer ausgeführt habe, entstammt vieles von dem, was wir heute ganz selbstverständlich mit unseren lykanthropischen Freunden verbinden, nicht folkloristischer Überlieferung, sondern dem klassischen Universal -Streifen The Wolf Man (1941) und seinen Sequels. Auch sieben Jahre nach dessen Kinopremiere war die Kanonisierung noch keineswegs abgeschlossen. So wird der Werwolf in der von Edvard Moritz gezeichneten Story zwar in bekannter Weise mittels einer silbernen Waffe ins Jenseits befördert, doch daneben finden sich auch einige für den heutigen Leser eher verwirrende Details. Dass die Verwandlung nicht unter dem Einfluss des Vollmondes stattfindet, sondern zu ganz willkürlichen Zeitpunkten, ist für sich genommen vielleicht noch nicht so erstaunlich, aber warum zählt The Werewolf Stalks den Lykanthropen zu den Untoten? Und seit wann hilft Knoblauch nicht bloß gegen Vampire, sondern auch gegen Werwesen?
It Walked By Night (Zeichner: Max Elkan) und Haunted House (Zeichner: King Ward) sind ziemlich generische Gespenstergeschichten. Bei der einen bekommen wir es mit einem rachsüchtigen Geist aus dem 18. Jahrhundert und einer Art Familienfluch zu tun. Die andere bedient sich des wohlbekannten Motivs einer Erbschaft, die erst angetreten werden kann, wenn man eine Nacht in einem Spukhaus verbracht hat. {Was mich zu der Frage geführt hat, wann und wo dieses Motiv eigentlich zum ersten Mal verwendet wurde?} Beide enthalten einen kleinen Twist am Schluss, der jedoch in keinem der Fälle zu irgendwelchen spektakulären Enthüllungen führt, auch wenn es schon ganz nett ist, erleben zu dürfen, wie sich ein vermeintlicher Van Helsing - Charakter als der eigentliche Bösewicht entpuppt. Auch hat mir Max Elkans Porträt einer mit Seetang behängten Lebenden Leiche gerade aufgrund des zurückhaltenden Stils recht gut gefallen. Alles in allem ist It Walked By Night die deutlich bessere Geschichte.
Der Worlds of Weird - Artikel erklärt die Aufnahme von Castle of Otranto mit Frank Belknap Longs "reverence for the legacy of brooding gothic fiction". Doch vielleicht dachte man sich bei ACG auch, die Adaption von Horace Walpoles berühmter Gothic Novel werde dem neugegründeten Magazin einen Hauch von Klasse verleihen und damit der zu erwarteden Kritik vorbeugen, Adventures Into the Unknown sei bloß ein Sammelsurium geschmacklosen Trashs. Jedenfalls scheint mir die Tatsache, dass die übernatürlichen Shenanigans in der von Long und Zeichner Al Ulmer entwickelten Version der Geschichte im Gegensatz zu Walpoles Vorlage keine mundane Erklärung finden, nicht unbedingt für ein von Ehrfurcht geprägtes Verhalten gegenüber einer literarischen Tradition zu sprechen.
Das echte Highlight der ersten Ausgabe ist jedenfalls zweifelsohne The Living Ghost (Zeichner: Fred Guardineer). Von allen Geschichten ist sie die mit Abstand innovativste und unterhält mit einer Unzahl bizarrer und verrückter Einfälle. Das beginnt bereits mit dem eponymischen Bösewicht, der zwar als "Geist" bezeichnet wird, in Wirklichkeit jedoch Luzifers rechte Hand Malevo ist, was erklärt, warum ihn der Geruch von Schwefel umgibt und er statt Füßen recht zierliche Ziegenhufe besitzt. Fliegen kann der Bursche übrigens auch. Und sein Antlitz ist so grauenerregend, dass es sich in einen Spiegel einbrennt! Eigentümlicherweise bezeichnet Dr. Vandyke -- der Van Helsing der Story, der es im Unterschied zu seinem großen Vorbild allerdings vorzieht, seinen Schreibtisch nicht zu verlassen, und der den gefährlichen Teil des Jobs lieber dem "manly hero" Tony überlässt -- das Ungeheuer auch als "only part man", was zwar keinerlei Sinn macht, aber auf den großartigen Schlusspart vorausdeutet, in dem der dämonischen Kreatur ein ganz banaler Gerichtsprozess gemacht wird, der sie auf den elektrischen Stuhl führt! Und das, nachdem unser Held in Quasi-Peplum-Manier einen riesigen Felsbrocken auf das Ungeheuer gerollt hatte!
Die einzige Motivation, die der "Living Ghost" für sein diabolisches Treiben hat, ist sein unstillbarer Hass auf die Menschheit. Es macht ihm ganz einfach Spaß, katastrophale Eisenbahnunfälle zu organisieren oder junge Liebespärchen während eines Dates in ihrem Auto zu überfallen. {Ich bin mir nicht sicher, ob letzteres Szenario zu diesem Zeitpunkt bereits ein Klischee war. In den 50ern begegnen wir ihm mehrfach in irgendwelchen Horror - und SciFi - B-Movies.}
Das ändert sich erst, als ihm Reporterin Gail über den Weg läuft, deren Schönheit es ihm so angetan hat, dass er sie zu seiner Braut und Königin machen will. Um ihr zu imponieren, beschwört er mit folgenden Verslein seine untoten Legionen herauf:
Come, oh dread and evil dead!
To me, oh Satan's host!
Bring doom and gloom from moldy tomb ...
Approach the Living Ghost!
Der Auftritt der ghulischen Gestalten dürfte der visuelle Höhepunkt der gesamten Ausgabe sein.
Der Spaß, den man mit The Living Ghost haben kann, wird lediglich von der recht starken Dosis Sexismus getrübt, die uns in beinah allen diesen "Abenteuern in das Unbekannte" aufgetischt wird. Wenn Tony seine geliebte Gail mit den Worten begrüßt: "Gail Leslie, the scoopless wonder! You're my favorite girl, but you're still a rotten detective!", lässt das nicht eben Gutes erwarten. Und der Umstand, dass sich die Reporterin in Wirklichkeit auf der richtigen Fährte befindet, ändert daran nur wenig. Denn es gehört zu den Standard-Topoi dieser Stories, dass stets dann, wenn eine Frau mutiges und eigenständiges Verhalten an den Tag legt, sie dies in eine prekäre Situation bringt, aus der der männliche Held sie am Ende befreien muss. Im Sequel zu The Living Ghost, das in der nächsten Nummer unter dem Titel Out of the Unknown erscheinen sollte, wird Gail sogar noch stärker auf die Rolle der "Damsel in Distress" reduziert.
Dennoch finde ich es bedauerlich, dass es bei dieser einen Fortsetzung geblieben ist, obwohl offensichtlich weitere Auftritte des Living Ghost geplant waren. Out of the Unknown ist zwar nicht ganz so durchgeknallt wie sein Vorgänger, doch dass sich Tony diesmal mit dem fürchterlichen Dark Phantom, dem äonenalten Erzfeind des Living Ghost, verbündet, um die erneut entführte Gail zu befreien, ist zumindest eine neckische Idee.

Alles in allem hat Nr. 2 von Adventures Into the Unkown auf mich den Eindruck einer qualitativen Steigerung hinterlassen. Erneut zeichnete Frank Belknap Long für die fünf Hauptstories verantwortlich. In einem Brief an August Derleth schrieb er über Kill, Puppets, Kill: "[It's] probably my best comic book story to date, in the weird genre. It's as mature as the medium permits at the present stage of development." Mir persönlich hat The Master's Hand ja noch ein bisschen besser gefallen. Vor allem, da wir es in ihr mit einer weiblichen Hauptfigur zu tun bekommen, die kein bloßes Opfer ist, sondern dank ihrer eigenen Fähigkeiten über ihren dämonischen Widersacher triumphiert. Auch wenn ihr das eingestandermaßen nur gelingt, indem sie zur Vollstreckerin des Erbes eines von ihr bewunderten Mannes wird. Am Ende besteht ihre Rolle darin, das zu vollenden, was diesem zu tun versagt geblieben war. Trotzdem immer noch um Klassen besser als die Damsels, die diese Stories im allgemeinen bevölkern.

Danach schrieb Frank Belknap Long der Grand Comic Database zufolge nur noch zwei weitere Stories für die dritte bzw. die siebte Ausgabe von AITU. Allerdings leistete er auf andere Weise noch einen nicht ganz unwichtigen Beitrag zur nun heraufdämmernden ersten Blütezeit des Horrorcomics.
Als die erste Nummer von Adventures Into the Unknown veröffentlicht wurde, lag das Erscheinen von Frederic Werthams berüchtigtem Schmöker Seduction of the Innocent noch in ferner Zukunft. Doch gab es auch 1948 schon genug Moralapostel und Möchtegernzensoren, die in solch makabrer Unterhaltung einen gemeingefährlichen Angriff auf die sittliche Gesundheit von Amerikas Jugend witterten. Angesichts dessen stand Fred Iger, Co-Besitzer von ACG, trotz Richard Hughes' Enthusiasmus der Fortsetzung von Adventures Into the Unknown skeptisch gegenüber. Wie Frank Belknap Long im November 1948 an August Derleth schrieb: "The recent attacks on all comic books have given him the jitters." Long plante zwar keine längerfristige Mitarbeit an dem Magazin, wollte aber dennoch etwas zu dessen Erhalt beitragen. Zum einen aus persönlicher Sympathie für Hughes: "He's a high-grade man with a background in the field, imaginative, sensitive, discerning. [...] [He's] a swell guy and has stuck out his neck on it." Zum anderen, weil er das Konzept des Magazins für durchaus interessant hielt: "I feel that a magazine of that type does no harm, and does increase popular interest in the weird, even though on a sub-literary level." Also wandte er sich an Derleth mit der Bitte, ihm eine kurze Notiz mit einer positiven Einschätzung zu Adventures Into the Unknown zu schicken, die man Fred Iger vorlegen könne. Was der Leiter von Arkham House denn auch tat. Long zufolge hatte dieses kleine Manöver die erwünschte Wirkung. "This is a fine stunt! Your letter re[garding] the comic book matter was just what the prescription called for, and it not only saved the patient, but was probably a deciding factor in the decision to carry on". Die überraschend guten Verkaufszahlen, dürften freilich auch nicht ganz unwichtig für Igers Entscheidung gewesen sein, das Projekt Adventures Into the Unknown fortzusetzen.

Unser heutiges Bild von der Frühzeit des amerikanischen Horrorcomics ist stark geprägt von den EC-Reihen Tales From the Crypt, The Vault of Horror und The Haunt of Fear, die zwischen 1950 und 1955 erschienen. Grund dafür ist sicher deren Kultstatus, ihr Einfluss auf die Populärkultur (man denke etwa an George A. Romeros & Stephen Kings Creepshow [1982] oder die Tales from the Crypt - TV-Serie der 90er) sowie die Tatsache, dass sie die wohl bekanntesten Opfer des 1954 eingeführten Comics Code waren.*****
Aber auch wenn wir in Adventures Into the Unknown nicht jene verführerische Mischung aus Gore und schwarzem Humor zu finden scheinen, die den EC-Comics zu ihrem legendären Status verholfen hat, gebührt dem Magazin doch die Ehre, der Pionier und Wegbereiter des Genres gewesen zu sein.
        

 

* Nein, nicht der Captain Marvel, von dem heute so viel die Rede ist, sondern dieser Kamerad hier:



** Ich habe die Titelstory, die gemeinhin als die erste Cthulhu-Mythos-Geschichte gilt, die nicht von Lovecraft selbst verfasst wurde, vor Zeiten hier besprochen.
*** Dem Artikel zufolge schrieb auch Manly Wade Wellman für AITU, die Grand Comic Database enthält allerdings keine entsprechenden Einträge.
**** Hundertsechsundvierzig der hundertvierundsiebzig Ausgaben von Adventures Into the Unknown finden sich auf Comic Book +.
***** Die beiden britischen Portmanteau-Streifen Tales from the Crypt (1972) und The Vault of Horror (1973) habe ich hier und hier besprochen.

Sonntag, 16. September 2018

Strandgut der Woche

Samstag, 8. September 2018

Strandgut der Woche

Sonntag, 2. September 2018

Willkommen an Bord der "Liberator" – S02/E12: "The Keeper"

Ein Blake's 7 - Rewatch

Vor diesem Rewatch hatte ich keine besonders hohe Meinung von The Keeper. Die Episode erschien mir immer als ein kleiner Absacker zwischen Gambit und dem furiosen Finale der zweiten Staffel. Doch mit meinem letzten Besuch hat sich das etwas verändert. Alan Priors Drehbuch hat sicher seine Schwächen. So ist z.B. Servalans Anwesenheit in der Folge völlig überflüssig und führt bloß dazu, dass die ohnehin schon wirre Art, in der das letzte Drittel der Staffel die Beziehung zwischen der Obersten Befehlshaberin und Travis dargestellt hat, noch widersprüchlicher wird. Doch davon einmal abgesehen hat die Folge eigentlich viel Spaßiges zu bieten. Immerhin verschlägt es unsere Helden & Heldinnen diesmal auf einen Planeten, dessen Bewohner einem billigen Barbarenflick aus den 80er Jahren entsprungen zu sein scheinen. Als Prolog für das ziemlich düstere Finale vielleicht etwas unpassend, aber darum nicht weniger unterhaltsam.

Die Liberator erreicht den hübsch benamsten Planeten Goth. Hier soll sich Lurgen verkrochen haben, die einzige Person, der der Standort von "Star One" bekannt war. Und wenn die Information stimmt, die Blake von dem flüchtigen Cyber-Chirurgen Docholli erhalten hat, trägt ein Mitglied der örtlichen Königsfamilie die Kopie eines Hirn-Scans von Lurgen mit dem brisanten Wissen als Amulett um den Hals.
Unglücklicherweise haben Servalan und Travis den Planeten bereits vor unseren Heldinnen & Helden erreicht. Wie ihnen das gelungen sein soll, erscheint nicht ganz nachvollziehbar, da die Serie doch immer wieder betont, dass die Liberator schneller als alle Schiffe der Föderation ist. Aber genaugenommen ist das ohnehin das kleinere Problem. Sehr viel schwerer wiegt die Frage, wie die beiden überhaupt von Lurgens Zufluchtsort erfahren haben sollen. Eigentlich hatte Gambit keinen Zweifel daran gelassen, dass nur Blake diese Information erhält. Andernfalls wäre er wohl kaum bereit gewesen, Travis' Leben zu verschonen, um den Ex-Commander auf diese Weise noch mehr zu demütigen. Andererseits ist es für das Finale notwendig, dass der einäugige Psychopath die Lage von "Star One" kennt ...
Wie man sieht, gehört eine schlüssige Kontinuität nicht eben zu den Stärken von Blake's 7 ... Doch hey, lassen wir uns von solch banalen Details nicht weiter ablenken. Auf uns warten barbarische Schnauzbärte, mächtige Perücken, explosive Armbrustbolzen und eine "mittelalterliche" Zeltstadt unter der Erde!

Kurz nachdem Blake, Jenna und Vila auf die Oberflächer hinunter teleportiert wurden, ortet Zen einen kleinen Jagdkreuzer der Föderation, der den Planeten verlässt. Avon identifiziert ihn als Travis' Schiff {das dieser in Trial erhalten hatte} und will die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, den Ex-Commander ein für alle Mal loszuwerden. Dummerweise muss die Liberator für einen Angriff den stabilen Orbit kurzzeitig verlassen. Und auch wenn es nur ein paar Minuten braucht, den Kreuzer aus dem All zu pusten, reicht das für das Trio auf dem Planeten doch aus, um in einen Hinterhalt der Goths {ja, die heißen tatsächlich so!} zu tappen. Ihre Hilferufe erreichen die Liberator nicht, und so werden Vila und Jenna schon bald von den bärtigen und langhaarigen Barbarenkriegern in deren unterirdische Zeltstadt verschleppt. {Die Atmosphäre des Planeten ist auf Dauer für Menschen recht ungesund, aber unter der Erde scheint die Luft erstaunlicherweise von sehr viel besserer Qualität zu sein.}

Zeit für den Auftritt des echten Stars dieser Episode: Gola, den Charl der Goths! Bruce Purchase, der Fans britischer TV-Phantastik aus der vierten und letzten Quatermass - Serie (1979) bekannt sein könnte, hatte offensichtlich einen Riesenspaß mit der Rolle. Sein Barbarenkönig hinterlässt weniger den Eindruck eines stolzen Kriegers {auch wenn er gerne entsprechende Sprüche reißt und sich seine Zeit mit Ringkämpfen vertreibt}, sondern vielmehr den eines quengeligen, verwöhnten Kindes, das erwartet, dass stets alles nach seinem Willen läuft. Kein Wunder, dass seine Schwester Tara (Freda Jackson), Hexe und Wahrsagerin mit einer Vorliebe für das Inhalieren stimulierender Dämpfe, ihn mit kaum verhüllter Verachtung behandelt.

Als Jenna und Vila in das königliche Zelt geschleppt werden, treffen sie dort auf Travis, der den Charl gegen sie aufzuhetzen versucht, was für den weiteren Verlauf der Handlung aber nicht wirklich von Bedeutung ist. {Und zu fragen, wer sich denn dann auf dem von der Liberator zerstörten Schiff befunden hat und warum das da oben rumgeflogen ist, wäre einfach bloß unhöflich.}
Gola verguckt sich augenblicklich in Jenna und spielt mit dem Gedanken, "to take her to pair-bond". Schließlich gehört das Zeugen von Erben zu den vornehmsten Pflichten eines großen Königs.  Unsere toughe Ex-Schmugglerin hat zwar keinerlei Ambitionen, Gattin eines ziemlich tumben Barbarenherrschers zu werden, weiß die Lage jedoch geschickt auszunutzen. Vila seinerseits gelingt es, mit ein paar simplen Zaubertricks in den Rang des neuen Hofnarren aufzusteigen. Was dem bisherigen königlichen Spaßmacher (Cengiz Saner) verständlicherweise überhaupt nicht gefällt.

Blake ist inzwischen kurz auf die Liberator zurückgekehrt und hat Avon zusammengeschissen, um sich danch wieder auf den Planeten zu begeben, wo es ihm eher zufällig gelingt, den prachtvoll schnauzbärtigen Rod (Shaun Curry) zu befreien, bei dem es sich um Golas Bruder und Rivalen handelt.
Als wenig später erneut ein Föderationsschiff von der Oberfläche abhebt, verhindert Cally, dass Avon sein riskantes Manöver wiederholt. Was man ihr wirklich nicht zum Vorwurf machen kann. Dummerweise hat sich diesmal jedoch wirklich Travis an Bord befunden.

Man könnte vermuten, der Rest der Episode werde sich ungefähr nach diesem Schema abspielen: Rod ist der "edle Barbar", während Gola eher den "Prince John" - Typus verkörpert. Mit Blakes Hilfe wird der "rechtmäßige König" seinen Thron zurückerobern und unseren Helden im Gegenzug die gewünschte Information zugänglich machen.
Tatsächlich jedoch nimmt diese ohnehin schon recht überdrehte Geschichte am Ende eine etwas unerwartete Wendung. Die beiden Brüder sind tot. Tara sitzt lachend auf dem Thron. Und ein graubärtiger Kerkerinsasse, der mich irgendwie an den Einsiedler aus The Life of Brian erinnert hat, verrät Blake & Genossen, wo sie "Star One" zu suchen haben. Und das macht er nicht einmal selbst, sondern durch den Mund seines Narren. {Die Anwesenheit Servalans hat die Folge zu disem Zeitpunkt bereits vergessen.}

Und so kann Jenna zum Abschluss von The Keeper am Steuerpult der Liberator verkünden:
One eight nine, standard by ten - and on, with luck, to Star One.

Samstag, 1. September 2018

Strandgut der Woche