Zumindest in den Gefilden meines Exils scheint der Sommer endgültig zu Ende gegangen zu sein. Auf den Blättern der Bäume liegt der erste Hauch von Rot und Gelb. Im Wald tropft die Feuchtigkeit unablässig von den Ästen und Zweigen herab auf den schlammigen Boden vor meinen Füßen. Die Luft besitzt endlich wieder jene belebende Frische, die ich so sehr liebe. Allenthalben erblicke ich Pilze, die sich in ihren absonderlichen Gestalten durch das langsam vermodernde Laub ans Licht herauf gekämpft haben. Die Rehe, die mein Eindringen in ihr Reich gar nicht zu schätzen wissen und furchtsam durch das Unterholz davonspringen, unterstreichen mit ihren hastigen Bewegungen nur die melancholische Stille, die Einzug gehalten hat in den Hügeln und Wäldern.
Der Wind pfeift in wilden Böen um das Haus, und ich denke: "Nun müsste man mit ein paar Freundinnen und Freunden neben einem knisternden Kaminfeuer sitzen, eine Tasse heißen Tees in Händen {gerne auch mit einem Schuss Rum angereichert}, und sich gegenseitig Märchen oder andere phantastische Geschichten vorlesen oder erzählen, während draußen die graue Dämmerung allmählich in die Schwärze der Nacht übergeht."
Ich werde mich leider mit einer flackernden Kerze begnügen müssen, die vor mir auf dem Schreibtisch brennt, aber das soll mich nicht davon abhalten, den beginnenden Herbst als die in meinen Augen ideale Jahreszeit des Märchens zu feiern. So spiele ich mit dem Gedanken, den Samstag für die nächsten Wochen zum Tag des Märchens auszurufen. Ideen dazu habe ich denk ich genug. So würde ich gerne nach monatelanger Unterbrechung meine kleine Reihe über Jim Hensons Beitrag zur Fantasy mit einer Besprechung seiner wundervollen Fernsehserie The Storyteller fortsetzen; dann wartet da ebenfalls seit geraumer Zeit eine Rezension von Cat Valentes The Orphan's Tales auf ihre Vollendung; auch würde ich mich zu gerne einmal etwas eingehender mit dem filmischen Werk von Juraj Herz beschäftigen, einem der Großmeister des tschechischen Märchenfilms; und schließlich hielte ich es für äußerst reizvoll, einmal wieder Wilhelm Hauffs klassische Sammlungen Die Karawane und Das Wirtshaus im Spessart hervorzuholen. Leider ist Disziplin nicht meine Stärke, und so werde ich mich hüten, dies als festes Programm zu verkünden. Wir werden sehen ...
Zur Einstimmung mag die Interpretation dienen, die die alten Goth-Veteranen von Current 93 der Ballade von Tamlin haben angedeihen lassen, der vielleicht bekanntesten Feengeschichte des englischsprachigen Raumes:
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