Ein Blake's 7 - Rewatch
Es ist soweit, stürzen wir uns also ohne viel Vorgeplänkel in die phantastische Welt von Blake's 7. Was umso angemessener erscheint, da es die erste Episode im Grunde genauso hält.
Ohne irgendeinen einführenden Monolog oder ähnliches, welcher uns mit Setting und Hintergrund der Geschichte vertraut machen würde, startet die Handlung in medias res mit unserem Helden Roj Blake (Gareth Thomas), der ähnlich verwirrt zu sein scheint wie wir selbst, während er sich eher widerwillig von einer Freundin durch die von allgegenwärtigen Videokameras überwächten Korridore einer futuristischen Stadt führen lässt. Schließlich erreichen die beiden eines der elektronisch versiegelten Tore, die aus der Stadt hinausführen, wo sie von einem jungen Mann erwartet werden. Blake ist entsetzt, als ihm klar wird, dass er die Siedlung verlassen soll. Schließlich ist dies strengstens verboten. Doch die Aussicht, wichtige Neuigkeiten über seine Verwandten zu erhalten, die auf einer der "outer planets" leben, überzeugt ihn davon, das Risiko einzugehen. Seine Begleiter betonen zugleich, dass alles so arrangiert wurde, dass er selbst als Mitschuldiger erscheinen werde, falls er später dennoch eine Meldung bei den Autoritäten machen sollte.
Auch wenn wir den größeren Kontext noch nicht überschauen können, vermitteln uns bereits diese ersten paar Minuten einen recht guten Eindruck von der Welt, in der Blake's 7 spielt. Auf der einen Seite haben wir eine diktatorische Gesellschaft mit Anklängen an 1984 (allgemeine Überwachung) und Brave New World (Blakes Freundin erwähnt, dass allen Bürgern & Bürgerinnen permanent irgendwelche Drogen verabreicht würden). Auf der anderen Seite eine Untergrundsbewegung, die realistisch genug ist, um in der Wahl ihrer Mittel nicht gar zu zimperlich zu sein. Wenn die drei schließlich die Stadt verlassen und wir den gewaltigen Kuppelbau hinter ihnen in der Nacht aufragen sehen, stellen sich außerdem gewisse Assoziationen zu Logan's Run ein. Offenbar leben die Menschen in riesigen Mega-Städten, gänzlich abgeschottet von der natürlichen Umwelt. Wenn Blake aufgefordert wird, frisches Wasser aus einem nahegelegenen Bach zu trinken, wirkt dies auf ihn extrem irritierend.
Schließlich erreichen die drei eine Art verlassenen Bunkerkomplex, in dessen Hallen sich eine Gruppe von Dissidenten zu einer ihrer regelmäßigen illegalen Zusammenkünfte unter der Leitung von Bran Foster (Robert Beathy) versammelt hat. Foster klärt Blake {und uns} über einen Teil der Hintergrundsgeschichte auf: Blake war einmal selbst ein führender Oppositioneller. Als sein Einfluss gefährliche Ausmaße zu erreichen begann, wurde er von der Regierung verhaftet, gefoltert und einer Gehirnwäsche unterzogen. Nachdem er seinen einstigen Idealen öffentlich abgeschworen und seine Loyalität zum Regime bekundet hatte, wurde auch diese Erinnerung aus seinem Gehirn gelöscht. Alle seine Verwandten seien nach ihrer Ankunft auf den "outer planets" umgehend hingerichtet worden.
Zwar gelangen einige von Blakes künstlich unterdrückten Erinnerungen – visualisiert in einer Reihe ziemlich eindringlicher Flashbacks – während des Gesprächs mit Foster wieder an die Oberfläche, dennoch weiß er nicht so recht, ob er der Story glauben und sich der Untergrundsbewegung erneut anschließen soll. Die Entscheidung wird ihm in gewisser Weise abgenommen, als ein Trupp militarisierter Polizisten, die von dem Verräter Dev Tarrant (Jeremy Vilkin) hierher gelotst wurden, in dem Bunker auftaucht und ein Massaker unter den Dissidenten veranstaltet. Blake überlebt als einziger und wird verhaftet.
Als nächstes bekommen wir eine Gruppe von Politikern & Politikerinnen zu sehen, die offenbar dem Innen- und Justizministerium angehören und über Blakes weiteres Schicksal beraten. Ihn hinrichten zu lassen wäre unklug, da man damit bloß einen Märtyrer schaffen würde. Eine Wiederholung der Farce vom "bekehrten Dissidenten" erscheint gleichfalls unklug, weil unglaubwürdig. Also beschließt man stattdessen, einen öffentlichen Gerichtsprozess zu inszenieren, dessen Ziel darin besteht, Blakes Reputation für immer zu zerstören. Man wird ihn nicht irgendwelcher politischer Vergehen anklagen, sondern ihn des sexuellen Missbrauchs von Kindern bezichtigen.
Trotz aller Bemühungen der staatlichen Psychologen gelingt es nicht, Blake selbst von seiner "Schuld" zu "überzeugen", doch das ist ein vernachlässigbares Ärgernis, hat man die "Beweise" doch so glaubwürdig gefälscht, dass selbst Blakes naiver und grundehrlicher Verteidiger Tel Varon (Michael Halsey) nicht an ihnen zweifelt. Entsprechend reibungslos läuft Blakes Prozess über die Bühne, und unser Held wird zu lebenslanger Verbannung in der Sträfligskolonie von Cygnus Alpha verurteilt.
Während der verzweifelte Blake zusammen mit anderen Sträflingen auf seinen Abtransport wartet, und dabei den fingerfertigen Dieb Vila Restal (Michael Keating) und die Weltraumschmugglerin Jenna Stannis (Sally Knyvette) kennenlernt, kommen Tel Varon nachträgliche Zweifel an der Korrektheit des Verfahrens. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maja (Pippa Steel) beginnt er Nachforschungen anzustellen. Die beiden stoßen schon bald auf Belege dafür, dass die Beweise und Zeugenaussagen manipuliert wurden. Tel beantragt ein Aussetzen des Strafvollzugs, worüber er Blake informiert. Dennoch wird dieser zusammen mit den anderen Sträflingen auf das wartende Transportschiff gebracht.
Tel und Maja setzen ihre Suche fort, wobei sie nach und nach den ganzen Umfang des Komplotts aufdecken. Sollte es ihnen doch noch gelingen, Blake in letzter Minute zu befreien?
Natürlich nicht! In der Schlussequenz sehen wir erneut den riesigen Kuppelbau der Mega-Stadt. In der Ferne startet das Raumschiff. Im Vordergrund steht die Gestalt Dev Tarrants. Die Kamera schwenkt nach unten. Zu seinen Füßen liegen die Leichen von Tel und Maja im Gras. Blake derweil schaut durch das Fenster des Schiffs zurück auf die allmählich hinter dem Transporter zurückbleibende Erde.
The Way Back ist in mancherlei Hinsicht eine erstaunliche Episode. Immerhin ist dies der Auftakt für eine Space Adventure - Show, und so überrascht es, dass die Handlung vollständig auf der Erde spielt. Auch lernen wir von den späteren Hauptcharakteren – den eponymischen Sieben – außer Blake selbst nur Vila & Jenna kennen – und selbst diese bloß am Rande.
Stattdessen stehen für einen Gutteil der Folge Tel & Maja im Zentrum der Aufmerksamkeit, und was Terry Nation mit ihnen anstellt ist wirklich provokant. Er zeichnet sie als sympathisch, mutig und kompetent, zeigt uns jeden Schritt ihrer Nachforschungen, lässt uns mehrfach miterleben, wie sie die Vertreter des Regimes austricksen, nur um sie am Ende vollständig scheitern und auf denkbar unzeremonielle Weise sterben zu lassen. Dass sie "off screen" ermordet werden, macht die Provokation noch größer. Nation gönnt den beiden nicht einmal einen ordentlichen Heldentod. Ihr Schicksal wirkt wie eine Kombination aus Herausforderung und Warnung in Bezug auf das, was uns in Blake's 7 erwartet. Nur weil jemand unsere Sympathien genießt, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie das Ende einer Episode lebend erreichen wird.
Terry Nations berühmtester Beitrag zur Science Fiction dürfte die Erfindung der Daleks in den frühen 60er Jahren gewesen sein, doch unmittelbar vor Blake's 7 hatte er für die postapokalyptische TV-Serie Survivors (1975/76) verantwortlich gezeichnet. Ich kenne sie nicht aus eigener Anschauung, doch scheint sie von einem harschen Realismus gekennzeichnet gewesen zu sein. Etwas von diesem Geist findet sich auch in The Way Back. Nach heutigen Maßstäben sind die Szenen von Folter und Massenmord natürlich ziemlich harmlos und unblutig, aber wenn man zum Vergleich eine zeitnahe SciFi-Serie wie ITVs Space 1999 (1975-77) heranzieht, wirkt das Ganze doch immer noch recht schockierend. Immerhin finden außer Blake, Jenna und Vila alle sympathischen Charaktere, die in der Episode eingeführt werden, sehr schnell einen gewaltsamen Tod.
Natürlich dient dies vor allem dazu, von vornherein klarzustellen, dass die Terranische Föderation eine blutige Diktatur ist. Doch auch dieses Element der Story besitzt seinen quasi-realistischen Zug. Eine Woche vor der Erstausstrahlung von The Way Back war Star Wars in den britischen Kinos angelaufen, und es macht durchaus Sinn die beiden miteinander zu vergleichen. Schließlich geht es auch in George Lucas' Sterenenkriegerepos um die Rebellion gegen eine unmenschliche Tyrannei. Doch sein Werk ist ist ganz vom leicht märchenhaften Geist der alten Pulps und Serials durchtränkt. Sein Galaktisches Imperium ist deshalb im wahrsten Sinne des Wortes eine Ausgeburt des Bösen. Nicht so die Terranische Föderation in Blake's 7. Wie in späteren Folgen noch deutlicher werden wird, trägt sie äußerlich die Züge einer bürgerlichen Demokratie, auch wenn sie in Wahrheit längst zu einem faschistischen Regime geworden ist. Vorerst allerdings noch zu einem Faschismus ohne Führerfigur. An ihrer Spitze steht nicht ein dunkler Herrscher im Kapuzenmantel, sondern ein Klüngel intriganter Politiker und Bürokraten.
Trotz aller SciFi - Elemente wie "Gehirnwäsche" und "implantierte Erinnerungen" wirkt das Schicksal Blakes deshalb auch sehr viel realitätsnäher als alles, was sich im Star Wars - Universum abspielen würde. Die "öffentliche Selbstkritik", das "Abschwören falscher Ideen" durch Oppositionelle und Dissidenten gehörte z.B. zum Alltag in den stalinistischen Regimen. Und die Idee, den Ruf einer politisch unliebsamen Person zu zerstören, indem man ihr sexuelle Vergehen unterstellt, ist gleichfalls eine altbekannte Taktik. Emotional extrem aufgeladene Themen wie Kindesmissbrauch eignen sich vorzüglich dazu, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Diese quasi-realistische Herangehensweise zeigt sich auch darin, dass keineswegs alle Vertreter des herrschenden Regimes ausgemachte Bösewichter sein müssen. Viele von ihnen sind vermutlich bloß naiv und gutgläubig wie Tel Varon. Sie sehen sich selbst nicht als Helfershelfer einer Diktatur, sondern erblicken in der Terranischen Föderation ganz einfach die "legitime Ordnung". Wir dürfen davon ausgehen, dass die Welt von Blake's 7 sehr viel mehr Grautöne aufweisen wird als ein Pulp-Universum des Star Wars - Typs.
Soviel für heute. Nächste Woche werden wir dann endgültig zu den Sternen aufbrechen, eine der faszinierendsten Charaktere der Serie kennenlernen und erstmals tatsächlich die Brücke der Liberator betreten.
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Es ist soweit, stürzen wir uns also ohne viel Vorgeplänkel in die phantastische Welt von Blake's 7. Was umso angemessener erscheint, da es die erste Episode im Grunde genauso hält.
Ohne irgendeinen einführenden Monolog oder ähnliches, welcher uns mit Setting und Hintergrund der Geschichte vertraut machen würde, startet die Handlung in medias res mit unserem Helden Roj Blake (Gareth Thomas), der ähnlich verwirrt zu sein scheint wie wir selbst, während er sich eher widerwillig von einer Freundin durch die von allgegenwärtigen Videokameras überwächten Korridore einer futuristischen Stadt führen lässt. Schließlich erreichen die beiden eines der elektronisch versiegelten Tore, die aus der Stadt hinausführen, wo sie von einem jungen Mann erwartet werden. Blake ist entsetzt, als ihm klar wird, dass er die Siedlung verlassen soll. Schließlich ist dies strengstens verboten. Doch die Aussicht, wichtige Neuigkeiten über seine Verwandten zu erhalten, die auf einer der "outer planets" leben, überzeugt ihn davon, das Risiko einzugehen. Seine Begleiter betonen zugleich, dass alles so arrangiert wurde, dass er selbst als Mitschuldiger erscheinen werde, falls er später dennoch eine Meldung bei den Autoritäten machen sollte.
Auch wenn wir den größeren Kontext noch nicht überschauen können, vermitteln uns bereits diese ersten paar Minuten einen recht guten Eindruck von der Welt, in der Blake's 7 spielt. Auf der einen Seite haben wir eine diktatorische Gesellschaft mit Anklängen an 1984 (allgemeine Überwachung) und Brave New World (Blakes Freundin erwähnt, dass allen Bürgern & Bürgerinnen permanent irgendwelche Drogen verabreicht würden). Auf der anderen Seite eine Untergrundsbewegung, die realistisch genug ist, um in der Wahl ihrer Mittel nicht gar zu zimperlich zu sein. Wenn die drei schließlich die Stadt verlassen und wir den gewaltigen Kuppelbau hinter ihnen in der Nacht aufragen sehen, stellen sich außerdem gewisse Assoziationen zu Logan's Run ein. Offenbar leben die Menschen in riesigen Mega-Städten, gänzlich abgeschottet von der natürlichen Umwelt. Wenn Blake aufgefordert wird, frisches Wasser aus einem nahegelegenen Bach zu trinken, wirkt dies auf ihn extrem irritierend.
Schließlich erreichen die drei eine Art verlassenen Bunkerkomplex, in dessen Hallen sich eine Gruppe von Dissidenten zu einer ihrer regelmäßigen illegalen Zusammenkünfte unter der Leitung von Bran Foster (Robert Beathy) versammelt hat. Foster klärt Blake {und uns} über einen Teil der Hintergrundsgeschichte auf: Blake war einmal selbst ein führender Oppositioneller. Als sein Einfluss gefährliche Ausmaße zu erreichen begann, wurde er von der Regierung verhaftet, gefoltert und einer Gehirnwäsche unterzogen. Nachdem er seinen einstigen Idealen öffentlich abgeschworen und seine Loyalität zum Regime bekundet hatte, wurde auch diese Erinnerung aus seinem Gehirn gelöscht. Alle seine Verwandten seien nach ihrer Ankunft auf den "outer planets" umgehend hingerichtet worden.
Zwar gelangen einige von Blakes künstlich unterdrückten Erinnerungen – visualisiert in einer Reihe ziemlich eindringlicher Flashbacks – während des Gesprächs mit Foster wieder an die Oberfläche, dennoch weiß er nicht so recht, ob er der Story glauben und sich der Untergrundsbewegung erneut anschließen soll. Die Entscheidung wird ihm in gewisser Weise abgenommen, als ein Trupp militarisierter Polizisten, die von dem Verräter Dev Tarrant (Jeremy Vilkin) hierher gelotst wurden, in dem Bunker auftaucht und ein Massaker unter den Dissidenten veranstaltet. Blake überlebt als einziger und wird verhaftet.
Als nächstes bekommen wir eine Gruppe von Politikern & Politikerinnen zu sehen, die offenbar dem Innen- und Justizministerium angehören und über Blakes weiteres Schicksal beraten. Ihn hinrichten zu lassen wäre unklug, da man damit bloß einen Märtyrer schaffen würde. Eine Wiederholung der Farce vom "bekehrten Dissidenten" erscheint gleichfalls unklug, weil unglaubwürdig. Also beschließt man stattdessen, einen öffentlichen Gerichtsprozess zu inszenieren, dessen Ziel darin besteht, Blakes Reputation für immer zu zerstören. Man wird ihn nicht irgendwelcher politischer Vergehen anklagen, sondern ihn des sexuellen Missbrauchs von Kindern bezichtigen.
Trotz aller Bemühungen der staatlichen Psychologen gelingt es nicht, Blake selbst von seiner "Schuld" zu "überzeugen", doch das ist ein vernachlässigbares Ärgernis, hat man die "Beweise" doch so glaubwürdig gefälscht, dass selbst Blakes naiver und grundehrlicher Verteidiger Tel Varon (Michael Halsey) nicht an ihnen zweifelt. Entsprechend reibungslos läuft Blakes Prozess über die Bühne, und unser Held wird zu lebenslanger Verbannung in der Sträfligskolonie von Cygnus Alpha verurteilt.
Während der verzweifelte Blake zusammen mit anderen Sträflingen auf seinen Abtransport wartet, und dabei den fingerfertigen Dieb Vila Restal (Michael Keating) und die Weltraumschmugglerin Jenna Stannis (Sally Knyvette) kennenlernt, kommen Tel Varon nachträgliche Zweifel an der Korrektheit des Verfahrens. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Maja (Pippa Steel) beginnt er Nachforschungen anzustellen. Die beiden stoßen schon bald auf Belege dafür, dass die Beweise und Zeugenaussagen manipuliert wurden. Tel beantragt ein Aussetzen des Strafvollzugs, worüber er Blake informiert. Dennoch wird dieser zusammen mit den anderen Sträflingen auf das wartende Transportschiff gebracht.
Tel und Maja setzen ihre Suche fort, wobei sie nach und nach den ganzen Umfang des Komplotts aufdecken. Sollte es ihnen doch noch gelingen, Blake in letzter Minute zu befreien?
Natürlich nicht! In der Schlussequenz sehen wir erneut den riesigen Kuppelbau der Mega-Stadt. In der Ferne startet das Raumschiff. Im Vordergrund steht die Gestalt Dev Tarrants. Die Kamera schwenkt nach unten. Zu seinen Füßen liegen die Leichen von Tel und Maja im Gras. Blake derweil schaut durch das Fenster des Schiffs zurück auf die allmählich hinter dem Transporter zurückbleibende Erde.
The Way Back ist in mancherlei Hinsicht eine erstaunliche Episode. Immerhin ist dies der Auftakt für eine Space Adventure - Show, und so überrascht es, dass die Handlung vollständig auf der Erde spielt. Auch lernen wir von den späteren Hauptcharakteren – den eponymischen Sieben – außer Blake selbst nur Vila & Jenna kennen – und selbst diese bloß am Rande.
Stattdessen stehen für einen Gutteil der Folge Tel & Maja im Zentrum der Aufmerksamkeit, und was Terry Nation mit ihnen anstellt ist wirklich provokant. Er zeichnet sie als sympathisch, mutig und kompetent, zeigt uns jeden Schritt ihrer Nachforschungen, lässt uns mehrfach miterleben, wie sie die Vertreter des Regimes austricksen, nur um sie am Ende vollständig scheitern und auf denkbar unzeremonielle Weise sterben zu lassen. Dass sie "off screen" ermordet werden, macht die Provokation noch größer. Nation gönnt den beiden nicht einmal einen ordentlichen Heldentod. Ihr Schicksal wirkt wie eine Kombination aus Herausforderung und Warnung in Bezug auf das, was uns in Blake's 7 erwartet. Nur weil jemand unsere Sympathien genießt, heißt das noch lange nicht, dass er oder sie das Ende einer Episode lebend erreichen wird.
Terry Nations berühmtester Beitrag zur Science Fiction dürfte die Erfindung der Daleks in den frühen 60er Jahren gewesen sein, doch unmittelbar vor Blake's 7 hatte er für die postapokalyptische TV-Serie Survivors (1975/76) verantwortlich gezeichnet. Ich kenne sie nicht aus eigener Anschauung, doch scheint sie von einem harschen Realismus gekennzeichnet gewesen zu sein. Etwas von diesem Geist findet sich auch in The Way Back. Nach heutigen Maßstäben sind die Szenen von Folter und Massenmord natürlich ziemlich harmlos und unblutig, aber wenn man zum Vergleich eine zeitnahe SciFi-Serie wie ITVs Space 1999 (1975-77) heranzieht, wirkt das Ganze doch immer noch recht schockierend. Immerhin finden außer Blake, Jenna und Vila alle sympathischen Charaktere, die in der Episode eingeführt werden, sehr schnell einen gewaltsamen Tod.
Natürlich dient dies vor allem dazu, von vornherein klarzustellen, dass die Terranische Föderation eine blutige Diktatur ist. Doch auch dieses Element der Story besitzt seinen quasi-realistischen Zug. Eine Woche vor der Erstausstrahlung von The Way Back war Star Wars in den britischen Kinos angelaufen, und es macht durchaus Sinn die beiden miteinander zu vergleichen. Schließlich geht es auch in George Lucas' Sterenenkriegerepos um die Rebellion gegen eine unmenschliche Tyrannei. Doch sein Werk ist ist ganz vom leicht märchenhaften Geist der alten Pulps und Serials durchtränkt. Sein Galaktisches Imperium ist deshalb im wahrsten Sinne des Wortes eine Ausgeburt des Bösen. Nicht so die Terranische Föderation in Blake's 7. Wie in späteren Folgen noch deutlicher werden wird, trägt sie äußerlich die Züge einer bürgerlichen Demokratie, auch wenn sie in Wahrheit längst zu einem faschistischen Regime geworden ist. Vorerst allerdings noch zu einem Faschismus ohne Führerfigur. An ihrer Spitze steht nicht ein dunkler Herrscher im Kapuzenmantel, sondern ein Klüngel intriganter Politiker und Bürokraten.
Trotz aller SciFi - Elemente wie "Gehirnwäsche" und "implantierte Erinnerungen" wirkt das Schicksal Blakes deshalb auch sehr viel realitätsnäher als alles, was sich im Star Wars - Universum abspielen würde. Die "öffentliche Selbstkritik", das "Abschwören falscher Ideen" durch Oppositionelle und Dissidenten gehörte z.B. zum Alltag in den stalinistischen Regimen. Und die Idee, den Ruf einer politisch unliebsamen Person zu zerstören, indem man ihr sexuelle Vergehen unterstellt, ist gleichfalls eine altbekannte Taktik. Emotional extrem aufgeladene Themen wie Kindesmissbrauch eignen sich vorzüglich dazu, die öffentliche Meinung zu manipulieren.
Diese quasi-realistische Herangehensweise zeigt sich auch darin, dass keineswegs alle Vertreter des herrschenden Regimes ausgemachte Bösewichter sein müssen. Viele von ihnen sind vermutlich bloß naiv und gutgläubig wie Tel Varon. Sie sehen sich selbst nicht als Helfershelfer einer Diktatur, sondern erblicken in der Terranischen Föderation ganz einfach die "legitime Ordnung". Wir dürfen davon ausgehen, dass die Welt von Blake's 7 sehr viel mehr Grautöne aufweisen wird als ein Pulp-Universum des Star Wars - Typs.
Soviel für heute. Nächste Woche werden wir dann endgültig zu den Sternen aufbrechen, eine der faszinierendsten Charaktere der Serie kennenlernen und erstmals tatsächlich die Brücke der Liberator betreten.
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