In den letzten Wochen tobte ein Sturm durch Teile der englischsprachigen phantastischen Netzgemeinde, der abwechselnd Wut, Ekel, Enttäuschung und zynisches Amüsement in mir hervorrief. Inzwischen haben sich die Wogen wieder etwas geglättet, und man könnte zurecht fragen, warum ich mich jetzt noch dazu äußere. Ich habe lange gezögert, dies zu tun, weil ich die ganze Angelegenheit reichlich unappetitlich finde. Aber da mit Catherynne M. Valente eine Autorin, deren Werk ich sehr schätze, dabei eine wichtige (und wenig bewundernswerte) Rolle gespielt hat, und die Themen, um die es ging, für jeden, der eine kritischere Beschäftigung mit phantastischer Kunst befürwortet, von Bedeutung sind, habe ich mich dann doch zur Abfassung dieses Posts durchgerungen.
Rassismus, Sexismus, Homophobie etc. spielten in diesen Debatten keine Rolle. Und so schält sich erst recht vor diesem Hintergrund ein sehr unangenehmes psychologisches Profil heraus
. Winterfox/RH ist offenbar eine extrem von sich selbst eingenommene Person, der es nicht ernsthaft darum geht, ihre Standpunkte argumentativ zu vertreten, sondern die es genießt, zu verletzen und zu demütigen. Es bereitet ihr augenscheinlich ein sadistisches Vergnügen, andere Menschen durch den Schmutz zu ziehen, über sie zu triumphieren und auf ihnen herumzu-trampeln. Ist das Opfer wehrlos, so erhöht dies noch ihren Genuss.
Wann genau Winterfox die Identitätspolitik für sich entdeckte, ist mir nicht bekannt. Ihren ersten großen Coup landete sie jedoch scheinbar bei 50books_poc, einer Community, die sich mit den Werken farbiger Autorinnen & Autoren beschäftigt. Dort startete sie heftige Attacken vor allem gegen N.K. Jemisin und Cindy Pon. Wer irgendetwas positives über die Bücher dieser Autorinnen zu sagen wagte, sah sich schon bald mit Kommentaren im Stile von "Your liking for this pile of verbal diarrhea proves what morons fantasy fans are" konfrontiert. Schließlich beschimpfte Winterfox Cindy Pon als "stupid fuck", und der Sturm brach los. Die ganze Affäre nahm schnell tragikomische Züge an und führte zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Community. Rauchende Ruinen hinter sich zurücklassend verließ Winterfox daraufhin Livejournal, um sich anderen Gefilden zuzuwenden.
Man ist versucht, anzunehmen, ihre Hinwendung zu 'Social Justice'-Themen sei letztenendes darauf zurückzuführen, dass die Identitätspolitik ihr die einmalige Gelegenheit eröffnete, ihrem Hang zu wüsten Pöbeleien nachzugeben und sich dabei auch noch mit dem Heiligenschein einer höheren Moral zu umgeben und frenetischen Applaus zu empfangen. Doch wie auch immer es sich damit verhalten mag, die Ideologie der ID-Politik und die Gepflogenheiten des SJ-Milieus bieten einer Trollin ihres Kalibers in der Tat ausgezeichnete Entfaltungsmöglichkeiten. Mit fast schon bewunderswertem Geschick versteht sie es, die Glaubenssätze der ID-Politik zu verwenden, um sich selbst unangreifbar und ihre Opfer wehrlos zu machen. Da RH ausschließlich unter Pseudonymen auftritt, ist es völlig unmöglich, ihre Aussagen bezüglich der eigenen Person irgendeiner Prüfung zu unterziehen. Glaubt man ihr jedoch, so ist sie eine lesbische Thailänderin chinesischer Abstammung. (2) Freilich soll sie sich selbst auch schon als asexuell bezeichnet haben. Doch wie dem auch sei, auf jedenfall befindet sie sich in einer nach den Regeln der ID-Politik geführten Diskussion in einer nahezu unübertrefflich guten Ausgangsposition. Nach der Logik der ID-Politik verleihen RHs Geschlecht, ihre Herkunft, Hautfarbe und sexuelle Orientierung ihren Aussagen zu entsprechenden Themen von vornherein eine größere Autorität. Es ist darum auch nicht verwunderlich, dass sie sich selten mit den Argumenten ihrer Kontrahenten abgibt, sondern diese stattdessen aggressiv bedrängt, ihre Hautfarbe offenzulegen. Ist die Person weiß, so hat sich die Diskussion eh erledigt. Jüngst hat 'Uncle Steve' mit dieser Methode Bekanntschaft schließen müssen und das Erlebnis auf seinem Livejournal beschrieben. (3) Oft wartet RH auch gar nicht erst auf ein entsprechendes 'Geständnis', sondern geht ganz einfach davon aus, dass jeder, der etwas an ihren Verdammungsurteilen auszusetzen hat, automatisch weiß und männlich sein muss. Dass sie dabei häufiger schon mal farbige Frauen erwischt hat, tut ihrer Glaubwürdigkeit bei ihren Fans offenbar keinen Abbruch. Während ihres Feldzugs gegen Cindy Pon trieb RH den SJ-Fetischismus um Authentizität und Identität auf solche Höhen, dass er engültig ins Lächerliche umschlug: Aufgrund ihrer chinesischen Abstammung bezeichnete sie sich selbst als 'asian-asian', was ihr das Recht geben sollte, besser über Fragen der chinesischen Kultur zu urteilen als Pon, die immerhin in Taiwan geboren wurde!
RHs monomanischer antiweißer Rassismus wird in weiten Teilen des SJ-Milieus nicht als solcher wahrgenommen, da man dort davon ausgeht, dass es so etwas wie Rassismus gegen Weiße überhaupt nicht geben kann. (4) Dies erlaubt es RH, mit den denkbar verachtungswürdigsten Äußerungen davonzukommen.
Als eine transsexuelle Frau in Bezug auf ihren 'Stil' anmerkte "I will say this: hate speech gets people like me killed", erntete sie bloß Hohn und Spott von der großen Verteidigerin der Unterdrückten: "Yes, hate speech directed at white westerners really will get someone killed". Einmal mehr bewies RH damit, dass ihr die elementare Fähigkeit zur Empathie fehlt. Keiner ihrer SJ-Fans zog auch nur in Betracht, dass sie mit diesem Tweet möglicherweise ihre Voruteile gegenüber Transsexuellen bzw. Transgenders verraten haben könnte. Aber nicht doch! Mit solchen Unterstellungen würde man ja bloß sein 'weißes Privileg' ausnutzen. Schamlosigkeit ist ein viel zu schwaches Wort für dieses Verhalten!
Dass nebenbei hingeworfene Bemerkungen wie "well, shooting white men on sight is always a good option really" bei den SJ-Kämpfern nicht einmal ein Stirnerunzeln hervorrufen, ist weiter nicht verwunderlich. Dabei sind die Gewalt- und Folterfantasien, in denen RH regelmäßig schwelgt, wirklich mehr als nur ein bisschen beunruhigend. Eine Psychologin könnte da vielleicht genaueres zu sagen. Zu den bevorzugten Objekten von RHs sadistischen Tagträumen zählte in jüngerer Vergangenheit vor allem der Schriftsteller Paolo Bacigalupi:
"
As for Bacigalupi, flay him alive slowly, pour salt, pour acid, dismember and keep alive as long as possible".
"
If I see Bacigalupi being beaten in the street I'll stop to cheer on the attackers and pour some gasoline on him".
"
Your country [the USA] could be carpet-bombed tomorrow and all your servicepeople murdered in their sleep, and the world'll be a better place". (5)
Wer sich etwas Humanität oder auch bloß guten Geschmack bewahrt hat, sollte spätestens nach diesen Ausfällen RH angewidert den Rücken kehren. Doch stattdessen werden Äußerungen solcher Art von vielen SJ-Kämpfern als 'feurige Rhetorik' entschuldigt, mitunter sogar bewundert. Im besten Fall bekommt man von ihnen zu hören, RH gehe manchmal vielleicht etwas zu weit in ihren Verbalattacken. Grundsätzliche Kritik ist jedenfalls verboten, denn damit würde man gegen eine der elementaren Gesetze der ID-Politik verstoßen: 'The Argument of Tone'. Ich bin dieser bizarren Regel erstmals bei
FerretBrain begegnet. Als Alasdair Czyrnyj
– von allen FerretBrainern wohl derjenige, der der ID-Politik am wenigsten ergeben ist – seinem Ärger über valse de la lune = RH nach langem Zögern endlich einmal Luft machte, musste er sich von einem seiner Community-Kollegen folgende Predigt anhören: "When you whine about tone, it just shows your privilege and the lack of awareness of that privilege which is in itself, a privilege. If you, a non-racist, say something racist even unintentionally and a person of color calls you out on it in a tone you dislike, do you disregard what that person has to say? It is not the responsibility of that person to make sure your feelings are okay when it is your statement that continues the dominant culture's oppressiveness. The comment doesn't need to be racist. It could be sexist, misogynistic, ablist, agist, homophobic, transphobic, sizist, classist, and whatever I'm missing. Those statements still devalue the human." Jede Kritik an der menschenverachtenden Sprache von RH ist demnach rassistisch und (Gipfel der Ironie!) verletzt die Menschenwürde von RH. Dabei ist es RHs modus operandi, jeden, den sie nicht leiden kann, zu entmenschlichen, zu Abschaum oder schlimmerem zu erklären! Natürlich entschuldigte sich Alasdair brav bei der 'unterdrückten' valse de la lune, ein Verhalten, dass man bei vielen von RHs zaghafteren Kritikern beobachten kann und das bei mir Reminiszenzen an das stalinistische Ritual der 'Selbstkritik' wachruft.
Damit das klar ist, ich habe nichts gegen eine aggressive, gerne auch mal mit Obszönitäten gespickte Polemik. So liebe ich z.B.
Hal Duncans wütende, wortreiche und witzige Attacken gegen alle möglichen homophoben Arschlöcher. Aber zum einen spricht das selbsternannte Oberhaupt der Sodomitischen Weltverschwörung seinen Kontrahenten nicht das Recht ab, ihm mit gleicher Münze zurückzuzahlen, zum anderen ist er nicht darauf aus, diese zu erniedrigen und zu entmenschlichen. Einmal davon abgesehen, dass Duncan vermutlich einfach eine sehr viel humanere Persönlichkeit ist als RH, liegt der Grund für diesen Unterschied auch in der Weltanschauung, die seinen Polemiken zugrundeliegt. Er ist ein Anarchist, dessen
Ideal eine Gesellschaft der Gleichen ist, in der die Menschen befreit von den Fesseln repressiver Moral, geleitet von Vernunft, Leidenschaft und Mitgefühl ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Es fällt schwer auszumachen, welches Ideal RH besitzt. Aus ihren Texten spricht nichts außer Hass, Egoismus und Willen zur Macht. Und doch findet sie Unterstützung bei Menschen, die sehr wohl über Intelligenz und Mitgefühl verfügen. Bei Idealisten, die glauben, in ihr eine besonders feurige Mitstreiterin gegen die Übel unserer Gesellschaft gefunden zu haben. Dieser ebenso traurige wie irritierende Umstand ist die einzige Rechtfertigung für meine ausführliche Beschäftigung mit RH. Und so kommen wir denn nun endlich zu den Ereignissen der letzten Wochen, die der eigentliche Auslöser für diesen Post waren.
Doch halt, es gibt eine Vorgeschichte, die kurz erzählt werden muss. Eine Vorgeschichte, deren Protagonistinnen Catherynne M. Valente,
Kari Sperring und
RequiresHate sind. Ich bin ein großer Fan von Cat Valentes literarischem Werk (soweit ich es gelesen habe), doch wenn man ihren
Blog liest, wird man sehr bald feststellen müssen, dass sie nicht nur eine gewisse Affektiertheit, sondern auch leicht narzisstische Züge und einen starken Hang zum Selbstmitleid an den Tag legt. Alle diese Charaktereigenschaften äußerten sich im vorliegenden Fall auf ziemlich unangenehme Weise.
Am 24. Mai postete Valente einen
Text mit dem aus Jim Hensons
Labyrinth entlehnten Titel
I Have Fought My Way Here To The Castle Beyond The Goblin City, der ihrer Liebe zu Edinburgh gewidmet ist. Darin schreibt sie über ihren ersten Besuch in Großbritannien im Alter von 21 Jahren: "
My life changed the moment that train pulled out of the brick archways and into the rolling green countryside beyond London – it was just beginning to be autumn then, and the trees were full of crows. I remember thinking about bird magic, auguries, every story I’d ever heard about England and Scotland. [...] It was the first time I wanted something with that desperate, pure fire – and made it happen, by myself, with will and work. After all, if you grow up loving fairy tales and King Arthur and saints who battle monsters, you want the British Isles the way some kids want boyfriends." Nachdem in zahlreichen Kommentaren ein vergleichbar romantisiertes Bild von Großbritannien gezeichnet worden war, meldete sich die walisische Schriftstellerin Kari Sperring zu Worte und gab in keineswegs aggressiver Weise ihrem Unbehagen darüber
Ausdruck, dass ihre Heimat von vielen Nichtbriten oft auf seine Mythen und Legenden reduziert werde. Großbritannien sei ein reales Land mit realen Menschen und nicht Robin Hoods Sherwood Forest oder König Arthurs Camelot. Nichts daran ließ sich vernünftigerweise als 'Angriff' auf Cat Valente interpretieren, aber diese ist gegenüber jedweder Kritik äußerst dünnhäutig und beklagte sich sogleich in verletztem Tonfall, Sperring habe ihr ihre schönen Erinnerungen kaputt gemacht. Außerdem werde sie als Amerikanerin ohnehin überall auf der Welt unfair behandelt. Im nächsten Moment tauchte RH auf und
fiel in gewohnt bösartiger Weise über Sperring her. (6) Danach verlegte sie ihre Attacken auf Twitter, wo sie Sperring weiter verhöhnte und als Nutznießerin des Imperialismus beschimpfte. Der Druck auf die Schriftstellerin wurde schließlich so groß, dass diese einen Selbstmordversuch beging. Als sie dies später Valente gegenüber schilderte, erhielt sie folgende
Antwort: "
You know...I am also a clinical depressive. What you said to me sunk me into a hole for weeks, drove me away from the Internet, left me in tears and unable to pull myself out of any of it. I will say again that I am totally perplexed as to why I bear responsibility for the actions of someone I've never met because I don't disavow her strongly enough for others taste, something that smacks of thought police to me do much more strongly than anything critics say about books, but if RH bears fault for what her words did to you, you bear fault for what yours did to me. You destroyed me, Kari, for weeks. In a lot of ways I still don't feel comfortable blogging like I used to. But I didn't want to say anything, because my issues are my own and I have to deal with them. No one will help me, and as a pro, you have plenty of people to back you up. [sic!]
But please don't forget that you too call people out when you think they're wrong, and with words that wound." Der Mangel an Empathie und das Ausmaß an Narzissmus und Selbstmitleid sind hier wirklich erschreckend. Ich weiß verflucht gut, was es bedeutet, an Depressionen zu leiden, und ich kann Valentes Gefühlsreaktionen deshalb nachvollziehen, doch ist dies keine Entschuldigung dafür, sich gegenüber einer Frau, die gerade versucht hat, sich das Leben zu nehmen, wie ein selbstgerechtes Arschloch aufzuführen.
Auch ist Valentes Charakterisierung ihres Verhältnisses zu RH ziemlich heuchlerisch. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr Blog von RH benutzt wurde, um eine Vendetta gegen jemanden zu entfachen. Als die irische YA-Autorin Sarah Rees Brennan es dort
wagte, ihrer Abneigung gegenüber RH Ausdruck zu verleihen ("
at another point I saw her discuss wanting to put dog piss in a water pistol and fire it in a [...] author's mouth"), erging es ihr noch übler als Kari Sperring. Auch in diesem Fall verlegte RH ihre Attacken nach ersten Vorgeplänkeln auf Twitter, wo sie dann u.a.
behauptete, die meisten Iren seien nicht viel besser als Nazis. Valente muss der Fall bekannt sein, ist sie doch eine regelmäßige Besucherin von RHs Twitter-Account und kommuniziert dort mit ihr. Ihre wiederholten Beteuerungen, sie kenne RH nicht, bedeuten lediglich, dass sie ihr noch nie 'im Fleische' begegnet ist. Und wer ist das schon? Tatsächlich hat sie öffentlich ihre
Bewunderung für RH bekundet: "
I love Requires. [...] She's important, because she doesn't care about sacred cows. And we have so many of those in SFF." Dies geschah im Kommentar zu ihrem eigenen Post Let Me Tell You About the Birds and the Bees, in dem sie RH als ein Beispiel für die ungerechte Behandlung von Rezensentinnen und Autorinnen anführt. Nun wird niemand, der nicht entweder blind oder willentlich ignorant ist, den mitunter massiven Sexismus in Teilen der phantastischen Netzgemeinde leugnen können. Auch RH hat davon sicher schon eine Menge abgekriegt. Bloß ist sie für die Rolle des 'verfolgten Opfers' nun wirklich nicht die Richtige. (7) Valentes Versuch, sie dennoch zu einem solchem zu stilisieren, hörte sich wie folgt an: "[S]he was called a rabid animal by Peter Watts, a luminary in our field, who received very little public condemnation for his statements. (A rabid animal! Because she thought a book was sexist! I thought humorless feminists were the ones who took things too seriously!)" Wer sich die Mühe macht, Watts' Artikel wirklich zu lesen, wird feststellen, dass Valentes Darstellung eine bewusste Verfälschung ist. Watts bezeichnete RH nicht deshalb als 'rabid animal', weil sie ein Buch (R. Scott Bakkers Prince of Nothing) als sexistisch kritisiert hatte. Er tat dies, um damit auf RHs dehumanisierende Sprache hinzuweisen. (8) Als er dies in einem Kommentar zu Valentes Post klarzustellen versuchte, wurde er wie zu erwarten von der versammelten Fangemeinde niedergebrüllt.
Catherynne M. Valentes Nähe zu RH lässt sich nicht ernsthaft bestreiten. Deshalb ist es gut nachzuvollziehen, warum sich Liz Williams ausgerechnet an sie
wandte und um eine Stellungnahme zu RHs Verhalten bat. Williams ist die Verfasserin der
Inspector Chen - Bücher und als solche in den Augen von RH selbstverständlich eine Kulturimperialistin ersten Ranges. Doch ging es ihr nicht darum. Sie schrieb: "[O]
ne of your fans - Requires Meds - has repeatedly called for writers to be attacked (Paolo Bacigalupi, apparently, deserves to have acid flung in his face; others guilty of the crime of being white writers should be shot, stabbed, or blown up). Requires Meds operates anonymously from behind a keyboard, and is a well known gaming troll, so her chances of actually carrying any of the death threats out are probably around zero and I suspect she is merely pathetic." Valente brachte die üblichen Entschuldigungen für RHs Tiraden vor: "
Her rhetoric is inflammatory. It is intended to be. I do not and have never believed they represented serious threats. Obviously, I do not approve of acid attacks, for crying out loud. But in rhetoric, we exaggerate for effect." Zugegebenermaßen hatte sich Williams einen denkbar ungünstigen Ort ausgesucht, um eine Debatte über RH zu beginnen, ging es in Valentes Post doch um einen Fall von sexueller Belästigung auf der diesjährigen Readercon. Dass ändert aber nichts an der Berechtigung ihrer Frage, ob Valente das Verhalten RHs verurteile, was diese nicht wirklich tat. Sie veröffentlichte daraufhin am 1. August einen
Post über RH auf ihrem
Livejournal, der die SJ-Trollin recht adäquat charakterisierte: "
Seeks Attention has only very recently come to my own attention, mainly by dint of the online equivalent of jumping up and down and swearing, but has had a long history of trolling in the gaming community and has been flung off multiple comms under a long list of aliases for anti-social behaviour (shows up, randomly spews venom at people, is told to go away – typical trollshit). More recently, she’s discovered the wonderful world of social justice, and is now busily blogging away, focusing most of her attacks on white male writers, but also making a point of attacking women, including transwomen and women of colour (referring to one author as ‘a stupid fuck’: this level of subtle analysis is pretty standard). The usual response to criticisms of SA is ‘she makes some good points’ – she may well do, but those points come with a massive side-order of obscene bullshit that overwhelms the main course. There’s also been a near constant Twitter feed, since Seeks Attention appears neither to work nor sleep, of threats against specific authors – Paolo Bacigalupi is one – including acid attacks, shooting people and blowing them up. SA has a particular thing about US servicemen and Western tourists, and has suggested mass killings of both. You don’t have to agree with Western warmongering or sex tourism, both of which are pretty foul, to have issues with this. She’s also accused rape survivors of being rape apologists and reserves particular ire for Asian-Americans, basically for not being Asian enough. Or possibly for breathing air – it’s hard to tell." Man kann sich vorstellen wie RHs Anhänger & Anhängerinnen reagierten. Um einen ungefähren Eindruck davon zu bekommen, schaue man z.B. bei
sf-drama vorbei. Wirklich peinlich wurde es jedoch, als Cat Valente (9) tagsdarauf einen
Post veröffentlichte, in dem sie behauptete, man habe ihr ein Ultimatum gestellt, sich von RH loszusagen, und sie sei außerdem bedrängt worden, ihren Usernamen
yuki_onna abzulegen. Nach wie vor war sie nicht bereit, ein deutliches Wort über RH zu sagen. Vielmehr erweckte sie den Anschein, das bemitleidenswerte Opfer einer Hexenjagd zu sein. Es dauerte einige Zeit, bis sich herausstellte, dass mit dem angeblichen Ultimatum in Wirklichkeit Liz Williams einsamer Kommentar gemeint war (der kein Ultimatum enthalten hatte) und sich die Usernamen-Geschichte auf eine
kurze Bemerkung in einer LJ-Diskussion bezog, in der es um die heuchlerischen Doppelstandards von RH gegangen war. Niemand hatte verlangt, Valente solle ihren Usernamen ändern. In den Mahlstrom der nun tobenden 'Debatte' wurde in gewisser Weise auch Caitlin R. Kiernan hineingezogen, die sich bereits am
20. &
25. Juli sehr deutlich zu RH geäußert hatte und bei der es sich um das von Liz Williams erwähnte Vergewaltigungsopfer handelt, das von RH als 'Apologetin von Vergewaltigung' beschimpft worden war.
Wie ich zu Anfang bereits gesagt habe, wirkt all dies auf mich zugleich abstoßend, lächerlich und traurig. Meine Achtung und meine Sympathie für den Menschen Catherynne M. Valente ist in den letzten anderthalb Wochen beträchtlich gesunken, auch wenn ich ich ihre Erzählungen und Bücher (soweit mir bekannt) nach wie vor liebe. Aber schön, es ist nie gut, jemanden zu idealisieren. Sehr viel mehr hat mich erschreckt, wie eine Ideologie, deren angebliches Ziel darin besteht, die Interessen der Unterdrückten und Benachteiligten zu vertreten, bei so vielen Menschen zu Inhumanität und Kleingeistigkeit führen kann. Es war widerlich und empörend zu sehen, wie Liz Williams von glühenden SJ-Kämpfern als 'ableist' verdammt wurde, weil sie
Requires Hate in
Requires Med umgetauft hatte, während der Selbstmordversuch von Kari Sperring denselben Leuten nicht ein Wörtchen des Mitgefühls oder Verständnisses zu entlocken vermochte. Wie blind muss man sein, um aus einer selbstgerechten Sadistin wie RH eine mutige Heldin zu machen?! Was bitte ist mutig daran, andere Menschen mit Scheiße zu bewerfen, während man sich hinter einem Pseudonym versteckt und Gegenangriffe nicht zu fürchten braucht, da man sich gar nicht erst auf irgendwelche Diskussionen mit dem 'untermenschlichen Abschaum' einlässt, der es wagt, sich gegen seine öffentliche Abschlachtung zu wehren?
Die meisten Kritiker & Kritikerinnen von RH vertreten selbst die Standpunkte der Identitätspolitik. Es wäre deshalb nicht fair, wollte man sie als repräsentativ für das ganze SJ-Milieu hinstellen. Doch gerade weil sie dessen Ideologie auf die Spitze treibt, treten bei ihr einige grundlegende Merkmale der ID-Politik besonders deutlich hervor.
Selbst viele, die ihr kritisch gegenüberstehen, gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass RH zu den 'Unterdrückten' und 'Marginalisierten' gehört, einzig weil sie eine Frau ist, die aus Thailand stammt. Tatsächlich jedoch spricht sehr vieles dafür, dass es sich bei ihr um eine extrem privilegierte Person handelt. Ihre
chinesische Abkunft kombiniert mit der von ihr selbst mehrfach erwähnten
Ausbildung in Großbritannien machen es sehr wahrscheinlich, dass sie der dünnen thailändischen Oberschicht entstammt. Dies würde auch ihre erstaunliche Realitätsferne erklären.
Ihre Bemerkungen zu allen möglichen Themen belegen immer wieder aufs Neue, dass sie offenbar nicht die geringste Ahnung von der sozialen Wirklichkeit hat
– weder was Thailand noch was die Länder der westlichen Welt betrifft. Es ist nicht verwunderlich, dass Pat von Pat's Fantasy Hotlist ganz selbstverständlich davon ausging, es bei RH mit jemandem aus dem Westen zu tun zu haben, der noch nie in Südostasien gewesen ist, als diese sein Reisetagebuch als rassistisch attackierte. In einigen der Passagen, über die sie herfiel, hatte Pat die Folgen der sozialen Ungleichheit in Bangkok beschrieben:
"
It's kind of odd that some aspects of Bangkok could put any Western city to shame, and all the while show you sides straight out of a Third World country when you turn around and face the other way [...] It's kind of sad to see fat and old Western men walking hand in hand with pretty young Thai girls. They're absolutely everywhere and not likely to go away. There are a couple of universities here, so hopefully there is a brighter future for any Thai young women".
Das mag nun keine messerscharfe soziale Analyse sein (schließlich handelt es sich um Reiseimpressionen), aber es ist doch ziemlich klar, dass Pat im Sextourismus eine Folge der Armut in Thailand sieht. Für RH aber bewies er damit nur, dass er ein paternalistisches und imperialistisches Schwein ist. Sie betonte, Thailand verfüge über "
tons of universities" und ging mit keinem Wort darauf ein, dass zahllose junge Frauen durch ökonomische Umstände in die Prostitution gezwungen werden. Für eine Radikalfeministin etwas merkwürdig, oder?
Kaum jemandem scheint der eigentümliche Umstand aufzufallen, dass RH sich als Kämpferin für die soziale Gerechtigkeit geriert und immer wieder ihre thailändische Herkunft betont, jedoch nie ein Wörtchen über die fürchterlichen sozialen Verhältnisse in ihrer Heimat verliert. Thailand ist eine der
sozial ungleichsten Länder außerhalb von Afrika. Eine kleine und obszön reiche Elite, deren Mitglieder sich oft wie
echte Aristokraten aufführen, herrscht über eine zum Teil völlig verelendete Bevölkerung. Die Universitäten, auf die RH so stolz hinweist, stehen in erster Linie deren Kindern offen und zementieren de facto noch den Abstand zwischen Arm und Reich. Die Interessen dieser Klasse werden von einem autoriären und korrupten Staat verteidigt, dessen Rückgrat Militär und Monarchie bilden, und dessen demokratische Fassade durch die zahlreichen mehr oder weniger offenen Staatsstreiche der letzten Jahre stark abgeblättert ist. Die Massenproteste der 'Rothemden' im Jahr 2010 waren der erste mächtige, wenn auch politisch diffuse Ausdruck für eine Revolte der arbeitenden Massen gegen diese Ordnung. Entsprechend rigoros ging das Militär gegen sie vor. Von dieser sozialen und politischen Realität findet sich auch nicht der leiseste Widerhall in RHs Posts.
Vieles an ihr wird verständlicher, wenn man davon ausgeht, dass sie die Bewohnerin einer kleinen und äußerst privilegierten Welt ist, über deren Grenzen hinauszuschauen sie entweder nicht willens oder nicht fähig ist. Wie anders ließe sich z.B. erklären, dass sie einmal allen Ernstes eine
ausufernde Debatte darüber geführt hat, warum jeder, der ein iPhone und kein Android besitzt, in ihren Augen ein Trottel ist? Doch nicht nur solch bizarre Anekdoten erscheinen plötzlich nachvollziehbarer, auch auf ihre realitätsfernen Ausführungen zu ernsteren Themen fällt ein ganz anderes Licht. So veröffentlichte RH z.B. im April einen
Post, in dem sie die Nutzlosigkeit der YA-Literatur unter Beweis stellen wollte. Der Anfang liest sich so: "
I’ve never understood the argument that Twilight, Eragon, or the latest YA shitfest of the week 'at least gets kids reading.' Let me explain: I’m coming at this with a vastly different perspective. I’m from a country where English is not a first language, and in this climate 'at least it gets kids reading' does indeed have merit, in the sense that if it gets kids to read in English and thus get them to achieve proficiency with the language, it would be excellent and awesome, because we need that. We need to speak English to survive. We need to speak English just to get by. It’s not a choice. [...] But that is not the argument first-world Anglophones usually make [...] Getting kids to achieve proficiency in English isn’t the goal or the problem, because this is about Anglophonic children in first-world countries, not kids who need to cope in an imperialist world where speaking English is a matter of survival.'" Wenn sie von Thailand spricht, so versteht sie darunter offensichtlich nur die Mittel- und Oberschicht. Für die große Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung ihrer Heimat dürften Englischkenntnisse nämlich keine Frage des Überlebens sein. Und was ihr Bild des Westens angeht: Wer sich auch nur ein bisschen mit der Realität in den USA (oder Deutschland) auskennt, weiß, dass die Fähigkeit, mit geschriebenen Texten umzugehen, für viele Kinder keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Vielmehr stellen Analphabetismus und Halbanalphabetismus nicht zuletzt aufgrund der wachsenden sozialen Ungleichheit auch in der sog. '1. Welt' echte Probleme dar. Ich habe selbst eine gute Bekannte, die damit zu kämpfen hat. Aber für RH sind halt alle Weißen und 'Westler' privilegierte Unterdrücker. Da sie selbst sich in ihrem ganzen Leben vermutlich noch nie Gedanken über Geld machen musste, existieren ökonomisches Elend und seine Folgen für sie nicht. Wie sonst könnte sie solch offensichtlich absurde Dinge schreiben
wie: "
I doubt I have class privilege over most white western men".
Jetzt lässt sich auch besser verstehen, warum sich bei RH das Getue um 'soziale Gerechtigkeit' mit einem so absoluten Mangel an Empathie vereinbaren lässt. Sie schäumt regelmäßig vor Wut über die 'Unterdrücker', solange es sich bei diesen um weiße 'Imperialisten' (=Bewohner eines westlichen Landes) handelt, aber sie zeigt an keiner Stelle Sympathie oder auch nur ehrliches Interesse für die Unterdrückten. Sie ist blind für echtes Elend und echtes Leid. Verständlich, verdankt sie ihre universitäre Bildung und ihre scheinbar unbegrenzte Freizeit, die es ihr erlauben, ihre unzähligen Feldzüge im Internet zu führen, doch mit ziemlicher Sicherheit einer sozialen Stellung, die selbst auf brutaler Ausbeutung basiert. Sich dies einzugestehen ist ihr unmöglich, denn dann müsste sie von ihrem hohen Ross herabsteigen und könnte nicht länger andere über deren angeblich 'privilegierten Status' belehren.
Die meisten Anhänger der Identitätspolitik, operieren wie RH mit Abstraktionen: 'die Frauen', 'die Männer', 'die Weißen', 'die Farbigen', 'die Homosexuellen' usw. Dabei blenden sie den alles dominierenden und entscheidenden Charakterzug der Gesellschaft, in der wir leben, aus. Die Tatsache nämlich, dass es sich bei ihr um eine Klassengesellschaft handelt. Zwar haben die ID-Ideologen den Begriff 'classism' erfunden, den sie manchmal neben 'sexism', 'racism', 'ableism' etc. stellen, aber mir ist bis heute nicht klar geworden, ob sie damit die materiellen Besitzunterschiede meinen, oder ob 'classism' bloß ein postmodernes Wort für Snobismus ist. Auf jedenfall reagieren die meisten SJ-Kämpfer äußerst ungehalten, wenn man die Klassenfrage ins Spiel bringt. (10) Meist tun sie sie hastig als 'Ablenkungsstrategie' ('derailing') ab. Die Gründe dafür sind nicht schwer zu erraten.
Mit 'Identität' ist bei ihnen ja nicht die individuelle Persönlichkeit, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gemeint, die von ihrer Klassenzusammensetzung her stets heterogen ist. Und dennoch soll man sich in erster Linie mir ihr identifizieren und es wird postuliert, alle ihrer Angehörigen hätten dieselben Interessen. Dabei würde ein kurzer Blick in die soziale Realität sehr schnell zeigen, dass dem nicht so ist. Meike Schlecker hatte als Mitglied der Geschäftsleitung nicht dieselben, sondern diametral entgegengesetzte Interessen wie die Verkäuferinnen des für seine Sklaventreibermethoden berüchtigten Konzerns. Dass sie alle Frauen waren änderte daran nichts. Ebenso wäre es absurd, wollte man behaupten, ein Mann wie Czem Özdemir könne aufgrund seiner Herkunft für die Mehrheit der Türken und Türkinnen in Deutschland sprechen. Zwischen beiden klafft ein sozialer Abgrund.
Ich übertreibe natürlich. Die meisten Anhänger der ID-Politik sind nicht wirklich blind für solche Tatsachen, sie rücken bloß andere Elemente der sozialen Realität ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Doch das allein reicht oft schon, um bei ihnen ein völlig verzerrtes Bild der gesellschaftlichen Situation entstehen zu lassen. Ich nehme als Beispiel noch einmal Catherynne M. Valente, diesmal in ihrer Funktion als Vertreterin des Feminismus. Im März veröffentlichte sie einen
Post mit dem Titel
American Politics Are A Black, Morbid Circus And We're All Crammed in the Clown Car, in dem sie eine Reihe der beunruhigenden politischen Entwicklungen in den USA beschreibt. Gut vier Fünftel des Textes sind dem 'War on Women' gewidmet, den ein einflussreicher Teil der Republikanischen Partei eröffnet hat. Was hingegen keine Erwähnung findet sind a) steigende Arbeitslosigkeit und Verelendung breiter Bevölkerungsschichten; b) massiver Abbau des ohnehin erbärmlichen Sozialsystems; c) Ausbau eines zunehmend autoritären Staatsapparates; d) Militarismus und Krieg. Dabei sind dies die Themen, die die Mehrheit der Amerikanerinnen & Amerikaner unmittelbar berühren. Und nur im Rahmen dieser gesellschaftlichen Entwicklungen, die allesamt Kennzeichen der tiefen Krise des US-Kapitalismus sind, lässt sich auch der Aufstieg der christlich-fundamentalistischen Rechten und mit ihm die Angriffe auf die Rechte der Frauen verstehen. Doch Valentes feministische Ideologie macht sie blind für diese Zusammenhänge. Sie glaubt, die Gefahr gehe von einigen Ewiggestrigen aus, die die USA in die 50er Jahre zurückführen wollten. Schlimmer noch, sie macht einen Gutteil der US-amerikanischen Bevölkerung für all das verantwortlich: "
A huge part of the country I live in wants to silence and crush people like me – and that 'like me' has multiple vectors. Female, queer, young, liberal, artist, techie." Mit keinem Wort hingegen kritisiert sie die Regierung. Natürlich nicht, entspricht diese doch in mancherlei Hinsicht den Wunschträumen der ID-Ideologen. An ihrer Spitze steht ein Farbiger und eines der mächtigsten Mitglieder des Kabinetts ist mit Hillary Clinton eine Frau. Sie ist der lebendige Beweis für das Scheitern der Identitätspolitik, und deshalb muss man sich ihr gegenüber blind stellen.
Viele Anhängerinnen und Anhänger der Identitätspolitik sind zweifllos ehrlich daran interessiert, gesellschaftliche Übel und Ungerechtigkeiten wie Sexismus, Rassismus oder Homophobie zu bekämpfen. Und natürlich müssen diese bekämpft und ausgerottet werden. Doch die ID-Ideologie selbst besitzt einen sozialen Inhalt, der einen wirklich erfolgversprechenden Kampf gegen sie faktisch unmöglich macht. Sie entstand in den späten 70er und vor allem in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich die zuvor radikalisierten Mittelklasseintellektuellen endgültig von der Masse der arbeitenden Bevölkerung abwandten und vielfach einen steilen sozialen Aufstieg begannen. Im Kern drückt sie deren Interesse aus, in die herrschende Elite aufgenommen zu werden.
Versucht man die positiven Ziele von SJ-Kämpfern zu ergründen, so steht man oft vor einem gewaltigen Problem. In den meisten Fällen definieren sie sich ausschließlich über ihre Gegnerschaft zu etwas. Bei so jemandem wie RH mag die Abwesenheit eines angestrebten Ideals besonders augenfällig sein, aber im Grunde ist es ganz allgemein schwierig, zu sagen, wie bei der 'Sozialen Gerechtigkeit' die Gerechtigkeit eigentlich genau aussehen soll. Bohrt man etwas nach, so stellt sich für gewöhnlich heraus, dass man sich darunter so etwas wie eine universale Quotenregelung vorzustellen hat. Die existierende soziale Hierarchie wird nicht in Frage gestellt, es geht lediglich darum, der eigenen Gruppe einen 'fairen' Anteil auf jeder ihrer Stufen zu erkämpfen. Doch für die Mehrheit, auch für die Mehrheit in jeder einzelnen Gruppe, wäre damit in Wahrheit nichts gewonnen. Solange die Gesellschaft als ganzes auf Ungleichheit basiert, diese Ungleichheit sogar immer weiter zunimmt, ist es für 99% der Bevölkerung völlig gleichgültig, wie sich das herrschende 1% bezüglich Genderzugehörigkeit, ethnischer Herkunft oder sexueller Orientierung zusammensetzt. Ehrgeizigen Aufsteigern aus der Mittelklasse hingegen kommt die ID-Politik in ihrem Bemühen an die Fleischtöpfe von Reichtum und Einfluss zu gelangen, sehr entgegen. Hierin mag auch der Grund liegen, warum eine so offensichtlich vom Willen zur Macht zerfressene Person wie RH bei einigen SJ-Kämpfern eine verwandte Saite zum Schwingen bringt. Ihre Äußerungen bringen oft eine eigenartige Mischung aus Arroganz, dem Wunsch zu Dominieren und dem Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, zum Ausdruck. Eine Mélange, die sehr gut zu Menschen passt, die glauben, dass sie aufgrund ihrer Bildung und ihrer 'Intelligenz' einen höheren Status verdient hätten, als sie momentan innehaben. Mit Empfindungen echter Empathie, mit den Idealen von Solidarität und Gleichheit, verträgt sich eine solche psychische Verfasstheit hingegen nicht.
John Scalzi hat die Philosophie der Identitätspolitik vor einiger Zeit
sehr schön auf den Punkt gebracht. In einem kleinen Aufsatz vergleicht er 'das Leben' mit einem Computerspiel, bei dem der heterosexuelle weiße Mann auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad beginnen darf, während alle anderen auf entsprechend schwierigeren Graden spielen müssen. Autor Steven Brust hat ihm darauf eine ganze fabelhafte
Antwort gegeben, der ich mich nur voll und ganz anschließen kann, und mit der ich diesen Post beenden will. Es gäbe noch vieles zu sagen, so etwa über die z.T. sehr negativen Auswirkungen der ID-Politik auf die Kunst (und um Kunst sollte es doch eigentlich gehen). Aber für heute soll endgültig Schluss sein. Ich übergebe Steven das Wort:
"
My problem can be stated thus: All of this effort put into either a) How do we make the game more fair, or b) At least making us aware of how unfair the rules are, makes it that much harder to focus on what is, to me, most important: THE FUCKING GAME SUCKS.
I don’t want to play it, I don’t want to be forced to play it, I don’t want strangers to have no choice but to play it; I don’t like smug assholes 'dropping out' to live in the woods and then claiming they aren’t playing it.
The game needs to go. It needs to be replaced by a game that doesn’t have a wealth stat, or an education stat, because those things are just always maxed for everyone. It needs to be replaced by a game in which the stats are different talents, and the only thing to put points in are interests and passions.
John calls his game real life, and he’s right, it is. But I passionately, deeply believe it isn’t the only choice for what real life can be. Most people will believe my desire here is unrealistic, and dismiss it; but we must not forget that many of these people believe (or believed) that voting for Obama made a difference, so exactly who is unrealistic is open for debate. In terms of material wealth and capacity for wealth production, there is, at present, enough to create the game I want, or at least get pretty close. In order to concentrate on changing the rules for stat setting, you must believe the game is always going to be there, more or less the same.
I will never accept that."