"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Montag, 13. Januar 2014

Mitternacht auf dem Friedhof der Vergessenen Franchises



Hollywoods Gilde der Nekromanten plant ihren nächsten infernalischen Coup. Für gewöhnlich variieren ihre Wiedererweckungspläne zwischen unverschämt (The Wild Bunch; Gremlins) und unverständlich (Logan's Run; WarGames). Ab und an jedoch legen die finsteren Kuttenträger auch einen verqueren Sinn für Humor an den Tag. Ich nehme an, das ständige Aufschaufeln cineastischer Gräber ist auf Dauer halt doch nicht so gut für die geistige Gesundheit. Jedenfalls konnte ich ein leicht hysterisches Kichern nicht unterdrücken, als mich die Nachricht erreichte, man plane eine Rückkehr von He-Man auf die Kinoleinwände dieser Welt.
Ehrlich gesagt scheint dieser Plan schon vor etwas längerer Zeit vom Columbia-Zirkel der Gilde ausgeheckt worden zu sein, und außer den üblichen "Insider"-Gerüchten ist es nach dem Absprung von Jon M. Chu (G.I. Joe 2) im letzten Oktober offenbar eher ruhig um das Projekt geworden. Aber die Idee ist so bizarr, dass ich es mir einfach nicht verkneifen konnte, meinen Kommentar dazu abzugeben.
Masters of the Universe – Das ist nicht nur die verrückte Welt der 80er Jahre, es ist auch die Welt meiner Kindheit. Ich selbst besaß zwar keine einzige der muskelbepackten Gestalten mit den etwas zu kurz geratenen Beinen. {Die 80er waren auch das Jahrzehnt von Arnie, Bodybuilding und Steroiden.} Dafür befand sich ein sehr guter Freund von mir nicht nur im Besitz solch illustrer Bewohner Eternias wie He-Man & Battle Cat, Man-At-Arms, Skeletor und Whiplash, sondern war sogar in der Lage, meinen neiderfüllten Blicken Castle Grayskull in all seiner Pracht zu präsentieren. Ja, im unschuldigen Alter von zehn Jahren fand auch ich die Masters of the Universe richtig cool, vor allem natürlich Skeletor. Was Actionfiguren anging, konzentrierte ich mich dennoch lieber auf Star Wars.
Den wunderbar trashigen Kinofilm von 1987 mit Dolph Lundgren als He-Man und Frank Langella als Skeletor habe ich erst sehr viel später kennengelernt. Und noch länger dauerte es, bis ich auch mit der ursprünglichen Zeichentrickserie (1983-85) Bekanntschaft schloss. {Nicht, dass ich mir je alle Episoden angeschaut hätte. Der Spaßfaktor hält da nicht gar zu lange vor.}
Nun also ein neuer Masters of the Universe - Film, und die erste Frage lautet wie immer: Warum?
Vom geschäftlichen Standpunkt aus {und der dürfte in diesem Zusamenhang der allein entscheidende sein}, könnte ich vielleicht sogar verstehen, warum man bei Columbia Pictures mit dieser Idee spielt. Gespeist von den unvergleichlichen Kräften der Nostalgie existiert offenbar eine recht große, wenn auch in die Jahre gekommene Fangemeinde für He-Man. Und wie das bei Fans dieser Sparte oft der Fall ist, bekommen selbige bei der Vorstellung, ihr Held könne statt in einem ulkigen B-Movie aus den 80ern in einem modernen Blockbuster {mit einem Drehbuch von Terry Rosio und Special Effects im Stile von 300!?} auftreten, feuchte Träume. Ob man damit bereits eine ausreichend große Publikumsbasis bei der Hand hätte, auf der man dann aufbauen könnte, sei dahingestellt. Irgendwelche Hollywood-Marktforscher haben sich da sicher schon ihre Gedanken drüber gemacht. Und dass Masters of the Universe ganz gut in den nach wie vor anhaltenden Trend zu hirnloser Phantastik-Action passt, dürfte auf jedenfall klar sein.
Ich freilich würde mir einen neuen He-Man - Film vermutlich nicht einmal für umme anschaun. Nicht, weil ich einen so tiefen Abscheu vor dieser Gestalt aus meinen Kindertagen hegen würde. Vielmehr denke ich, dass eine so absurde Figur am besten im Bereich billiger B-Movies und bizarrer Zeichentrickserien aufgehoben ist. Das Witzigste, was ich im Zusammenhang mit den Reboot-Plänen gelesen habe, war ein Kommentar bei Den of Geek: "I would like to see Peter Jackson make a serious trilogy of MOTU movies. It deserves special treatment, not a throwaway knock-off 90 minute PG crapfest." Der gute Jackson wäre vielleicht wirklich keine schlechte Wahl, aber ein "ernsthafter" Masters of the Universe - Film? Was soll ich mir darunter vorstellen? Das hier ist He-Man, und nur ein in diesem "Geist" produziertes Reboot könnte Spaß machen. Doch dazu wird es wohl so oder so nicht kommen:

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