"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Donnerstag, 27. September 2012

Who you gonna call?


Es war cool, mit elf Jahren Ghostbusters (1984) im Kino zu sehen, und der Film besitzt auch bei heutiger Betrachtung noch seinen Charme. Er mag nicht gut genug sein, um den Kultstatus zu genießen, der ihm von manchen zugesprochen wird, aber ein Streifen, der Godzilla in Tokio durch den Marshmallow Man in New York ersetzt, verdient auf jedenfall Sympathie. Ghostbusters II (1989) hingegen war ein Film, den niemand machen wollte und der nie hätte gedreht werden dürfen.
Seit damals machen immer mal wieder Gerüchte über ein zweites Sequel die Runde und animieren selbst Atheisten wie mich dazu, Stoßgebete gen Himmel zu senden, dass dies niemals Wirklichkeit werden möge. Und Eru Ilúvatar scheint tatsächlich unsere Meinung zu teilen. Dafür hat Regisseur Ivan Reitman nun plötzlich die Idee ins Spiel gebracht, statt eines Sequels könne man ja ebensogut ein Remake produzieren: "I think Ghostbusters probably should be remade, if we can get it all right. We're working on it, so we'll see." Beruhigenderweise handelt es sich bei dieser Ankündigung wohl eher um den traurigen Versuch Reitmans, eine Idee am Leben zu erhalten, für deren Umsetzung sich niemand wirklich zu interessieren scheint, als um eine ernstzunehmende Drohung. Aus Sicht der Produzenten hätte ein Remake freilich den unbestreitbaren Vorteil, dass man damit das Problem von Bill Murrays Mitarbeit aus der Welt geschafft hätte. Wie dem auch sei, wir können nur hoffen, dass alle Versuche, das Franchise wiederzubeleben, weiterhin so erfolgreich verlaufen, wie in den letzten zwanzig Jahren.

Eher lustig mutet es dagegen  an, dass Arnold Schwarzenegger nach wie vor ernsthaft zu glauben scheint, dass er auch im Rentenalter noch glaubhaft mörderische Kampfroboter verkörpern könne. Allerdings haben sich die Perspektiven für Terminator 5 aus anderen Gründen offenbar wieder verdüstert. Hatte Arnie im Juni noch vollmundig verkündet, der Dreh werde 2013 beginnen und es sei sogar schon ein sechster Teil in Planung, so reagierte er kürzlich genervt und sarkastisch auf entsprechende Nachfragen: "I think (producer) Megan Ellison owns the rights to 'Terminator 16,' or whatever it is. They have been trying to put a script together but I've not seen it, so I've no idea. There's nothing on the drawing board at this point. Nothing on the plan" Möglich also, dass es uns erspart bleiben wird, die nächste Etappe im ewigen Niedergang der Terminator-Saga miterleben zu müssen.
Schwarzenegger war nie ein Schauspieler im eigentlichen Sinne des Wortes, und er hat in einer Unzahl wirklich fürchterlicher Filme mitgewirkt. Dennoch will ich nicht verhehlen, dass ich eine eigentümliche Art von Sympathie für ihn empfinde. Ohne Arnie wären eine Reihe legendärer 80er Jahre - Flicks wie Conan, Predator, Total Recall oder eben Terminator nicht das, was sie sind. {Was genau sie sind, möchte ich jetzt nicht zu beschreiben versuchen. Keine wirklich guten Filme, vermutlich, aber in ihrer Simplizität irgendwie nicht ohne Reiz.} Schlimm genug, dass er gerade an dem peinlichen Gipfeltreffen alternder Eighties-Action-Stars The Expendables 2 teilgenommen hat. Die Schmach eines fünften Terminators wünsche ich ihm eigentlich überhaupt nicht.

Zwei Produkte der Ideenarmut Hollywoods, denen wir ganz sicher nicht mehr entgehen werden, sind José Padilhas Remake von RoboCop und Zack Snyders Reboot von Superman als Man of Steel.

Was RoboCop angeht, so bin ich ja der Meinung, dass das Original von 1987 genauso wie Starship Troopers von 1997 vor allem ein Beleg dafür ist, dass Paul Verhoeven bei aller guten Absicht nie richtig verstanden hat, wie man einen satirischen Film dreht. Padilhas Streifen wird deshalb bei mir zumindest nicht mit irgendwelchen rosigen Erinnerungen kollidieren können. Was Drew McWeeny vor gut einem Monat auf Twitter über das Script zu sagen hatte, das auf wer weiß welchen Wegen in seine Hände gelangt ist, klingt allerdings ziemlich gruslig:
In the film, when Murphy is turned into Robocop 1.0, it’s described “a high-tech version of the ’80s suit.” Then they show a focus group scene where criminals laugh at the design. “He looks like a toy from the ’80s!” So they redesign him to look “meaner” as Robocop 2.0, who passes focus group approval.
Sich in einem Remake darüber lustig zu machen, dass man ein Remake macht – das ist genau die Art selbstgefälliger Cleverness, die heute so gerne mit Intelligenz verwechselt wird.
And we meet the ED-209s in the field in Iran, where they’re used to subdue suicide bombers.
Ahhh … now they just dropped Robocop 3.0 onto an Al Queda training camp to see what he does.
Ich verzichte auf einen langen und wütenden Kommentar ...
Glaubt man McWeeny, so muss das Script wirklich fürchterlich sein. Er beschreibt sein Leseerlebnis sehr nett wie folgt:
I feel like one of those little potato people staring directly into The Dark Crystal. And, yet, pages keep turning…
Angesichts von José Padilhas bisher erfolgreichstem Film Tropa de Elite ist anzunehmen, dass RoboCop ebenfalls voller voyeuristischer Gewaltdarstellungen sein und gleichzeitig den Eindruck zu erwecken versuchen wird, der von dem Cyborg-Bullen und seinen Schöpfern vertreteten Law & Order - Mentalität kritisch gegenüberzustehen. Und was bei dem brasilianischen Film nicht geklappt hat, wird erst recht nicht bei einem Hollywood-Action-Blockbuster funktionieren.

Und Man of Steel? Hey, Zack Snyder führt die Regie. Muss ich da nach Dawn of the Dead, 300 und Sucker Punch noch irgendwas zu sagen?! Okay, ein ganz kurzer Kommentar: Snyder ist ein Filmemacher, dessen  'künstlerische Vision' {hust, hust} sich darauf beschränkt, coole Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Und auf einen coolen Supermanfilm kann ich dankend verzichten. Jim Moon hat BlackDogs Lee Medcalf diese Woche, milde ausgedrückt, in Erstaunen versetzt, als er erklärte, der legendär miese Superman 4: The Quest for Peace (1987) sei bei näherer Betrachtung immer noch besser als Bryan Singers Superman Returns (2006).* Ich stehe da ganz auf der Seite von Mr. Moon. Ein Superman-Flick hat 'cartoonish', nicht cool zu sein.

* Vgl.: BlackDog Podcast Episode 130 "Superman Poor": 1:31:20.

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