Fragt mich bloß nicht, wie's mir in den letzten Tagen ergangen ist! Als vorläufige Rettungs-strategie entschied ich mich jedenfalls dafür, ein paar alte SciFi-Horror-Flicks herauszukramen und die Flucht in die unbeschreiblichen Welten des Schlocks anzutreten. Nicht dass das wirklich etwas bringen würde, aber es vertreibt die Zeit, schadet nicht und erweist sich im Nachhinein vielleicht sogar als ganz interessant. Meine Wahl fiel dabei u.a. auf John Sherwoods The Monolith Monsters (1957) und Roger Cormans Attack of the Crab Monsters (1957).
Es muss irgendwann in der ersten Hälfte der 80er Jahre gewesen sein, in jener längst vergangenen Zeit, als sich die Auswahl im Fernsehen tatsächlich auf drei Kanäle beschränkte, da zeigte der Hessische Rundfunk (glaub ich jedenfalls) in einer allwöchentlichen Reihe die B-Movie-Klassiker von Jack Arnold. Schon recht früh wurde ich auf diese Weise mit so ikonischen Monstern wie Tarantula und der Kreatur von der Schwarzen Lagune bekannt gemacht. Einen tiefen Eindruck hinterließ bei mir außerdem ein Film mit dem deutschen Titel Das Geheimnis der Steinernen Monster. Erst viel später sollte ich erfahren, dass Arnold dabei überhaupt nicht die Regie geführt, sondern lediglich die Idee für das Drehbuch geliefert hatte. Allerdings besitzt der Film tatsächlich einen stark arnoldesken Ton, was wohl vor allem damit zu erklären ist, dass John Sherwood nie einen eigenen Stil entwickelte und sich in diesem Fall offenbar darauf beschränkte, der Vision seines Ideengebers möglichst nahe zu kommen. Wie in Tarantula spielt auch hier die Wüstenlandschaft eine große atmosphärische Rolle.
The Monolith Monsters präsentiert uns die vielleicht originellste Version einer außerirdischen Invasion in den B-Movies der 50er Jahre. Nicht dass der Film auf die Standardklischees des Genres verzichten würde: Die amerikanische Kleinstadt als Ort des Geschehens; der Geologe Dave Miller (B-Movie-Star Grant ‘Shrinking Man’ Williams) als ‘All-American-Hero’, der Intelligenz und Tatkraft in sich vereint; die hübsche, blonde Lehrerin (Lola Albright) als romantisches Interesse und Vertreterin ‘weiblicher Emotionalität’ und ‘Mütterlichkeit’; Daves Mentor Professor Flanders (Trevor Bardette) als Verkörperung der Wissenschaft; Zeitungsmann Martin Cochrane (Les Tremayne) als Stellvertreter der einfachen Bevölkerung. So weit ist also alles wie gehabt. Was Sherwoods Streifen außergewöhnlich macht, ist die Art der Invasoren aus dem All. Statt von intelligenten Eroberern oder Infiltratoren geht die Bedrohung von rasch wachsenden Kristallen aus, den Überresten eines in der kalifornischen Wüste eingeschlagenen Meteors. Das klingt erst einmal reichlich bizarr, funktioniert erstaunlicherweise jedoch sehr gut, und verleiht dem Film einen ganz eigenen Charakter.
Das Motiv der außerirdischen Invasion in den B-Movies der 50er wir ja häufig als mehr oder weniger verhüllter Ausdruck der Kommunistenhysterie des Kalten Kriegs interpretiert. Im Allgemeinen dürfte dies wohl tatsächlich der Fall sein, auch wenn die besten Vertreter des Genres – wie etwa Don Siegels Invasion of the Body Snatchers oder Nigel Kneales Quatermass II - Serie – in dieser Hinsicht eine faszinierende Ambivalenz an den Tag legen und neben der scheinbar so selbstverständlichen antikommunistischen auch ganz andere Möglichkeiten der Interpretation eröffnen. Mit den Monolith Monsters verhält es sich noch einmal anders. Zwar glauben sowohl Dan Schneider als auch Glen R. Chapman, dass man die Kristalle als Symbol für eine kommunistische ‘fünfte Kolonne’ verstehen könne, aber ich halte das für etwas sehr weit hergeholt. Statt nach einer tieferen Bedeutung zu suchen, ist es in diesem Fall denke ich angebrachter, sozusagen an der Oberfläche zu bleiben. Die Kristalle sind eine auf Silizium basierende Lebensform, die bei Berührung mit Wasser zu wachsen beginnt und ihrer Umgebung alles Silizium entzieht, was bei Menschen zu einer Art ‘Versteinerung’ führt. (Mit wissenschaftlicher Plausibilität hatten solche Filme bekanntlich wenig am Hut). Sie sind ganz einfach eine fremde Naturgewalt, der die Menschen anfangs hilflos gegenüberstehen, weil sie sie noch nicht verstehen. Dazu passt auch der fürchterlich pathetische Eröffnungsmonolog:
Das Ganze hat etwas leicht kosmizistisches: Die Unendlichkeit des Weltalls, die Winzigkeit der Erde, die weitgehende Schutzlosigkeit der Menschen vor dem, was aus den fremden Weiten kommen mag. Monolith Monsters wird aus diesem Grund auch immer wieder als ein Vorläufer zu The Andromeda Strain von Michael Crichton/Robert Wise bezeichnet.
Auf eine etwas andere Weise wird dasselbe Thema noch einmal angesprochen, wenn Daves Kollege Ben den Kristall zum ersten Mal untersucht und seinem Bekannten Cochrane dabei erzählt, es gebe nichts mehr wirklich 'neues' in der Welt, höchstens einige Dinge, die wir noch nicht ganz verstanden haben. Damit hat er zugleich recht und unrecht. Vor ihm auf dem Tisch liegt etwas wirklich neues, aber mit Hilfe der Wissenschaft werden Dave und Professor Flanders es zu verstehen lernen.
Auf eine etwas andere Weise wird dasselbe Thema noch einmal angesprochen, wenn Daves Kollege Ben den Kristall zum ersten Mal untersucht und seinem Bekannten Cochrane dabei erzählt, es gebe nichts mehr wirklich 'neues' in der Welt, höchstens einige Dinge, die wir noch nicht ganz verstanden haben. Damit hat er zugleich recht und unrecht. Vor ihm auf dem Tisch liegt etwas wirklich neues, aber mit Hilfe der Wissenschaft werden Dave und Professor Flanders es zu verstehen lernen.
Der eigentliche Reiz von Monolith Monsters besteht aber ohnehin nicht in einem möglichen Subtext, sondern in den riesigen Kristallen selbst. In der großartigsten Szene des Filmes stehen Dave und Flanders in der Nähe des Kraters in der Wüste, während über ihnen mehrere der gewaltigen, schwarzglänzenden Gebilde in den düsteren, wolkenverhangenen Himmel ragen. Diese 'Monster' mögen nicht so bedrohlich wirken wie etwa eine Riesenspinne, aber auf ihre Art sind sie sehr viel unheimlicher und fremdartiger als Tarantula & Co.
Die Trickeffekte von Altmeister Clifford Stine, dessen Karriere 1933 auf dem Set von King Kong begonnen hatte, sind zwar nicht mehr taufrisch, wirken aber auch nicht lächerlich. Bis heute ist es ein Geheimnis geblieben, wie genau er den Eindruck hervorgerufen hat, dass die Kristalle sowohl in die Höhe als auch in die Breite wachsen. Vermutlich durch einen ebenso simplen wie wirkungsvollen perspektivischen Trick.
Mit Attack of the Crab Monsters bewegen wir uns in etwas anderes Territorium. Schlockmeister Roger Corman steht in dem Ruf, eine ausgezeichnete Nase dafür besessen zu haben, was in den Autokinos gerade gut ankam, woraufhin er nicht zögerte, mit einem minimalen Budget jeden Trend auszunutzen, um ein paar Dollars mitzuverdienen. In ihrer Absurdität sind die Crab Monsters ein ausgezeichnetes Beispiel für die Masse der in den 50ern beliebten Creature Features. Der Plot besitzt mehr Löcher als ein Schweizer Käse, die schauspielerischen Leistungen grenzen mitunter ans Unterirdische und die Monsterkrabben weisen fast schon Ed Woodsche Qualitäten auf. Doch andererseits war Corman ein wirklich talentierter Filmemacher, wie er insbesondere mit seinen Edgar Allan Poe - Adaptionen in den 60er Jahren beweisen sollte. Und davon kann man selbst in einem so lächerlichen Streifen wie den Crab Monsters etwas spüren.
Um was es eigentlich geht? Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Marineleuten landet auf einer tropischen Insel, in deren Umgebung Atombombentests durchgeführt wurden. Sie sollen die Folgen radioaktiver Strahlung untersuchen, sind allerdings nicht die ersten mit diesem Auftrag. Vor ihnen ist bereits eine andere Gruppe auf diesem Eiland spurlos verschollen.
Wie seit Formicula jeder Monsterfreund weiß, führt Radioaktivität zu Riesenwuchs unter der heimischen Tierwelt. Diesmal hat es die Krabben erwischt. Allerdings haben diese nicht nur gigantische Formen angenommen, sie sind zudem quasi unverwundbar geworden (wofür eine besonders spaßige pseudowissenschaftliche Erklärung geliefert wird) und verfügen außerdem über die erstaunliche Fähigkeit, die Intelligenz und die Persönlichkeit der von ihnen aufgefressenen Menschen zu absorbieren. Außerdem scheinen sie telepathisch begabt zu sein, und ihr erster (schwer nachvollziehbarer) Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft besteht darin, die Insel peu à peu in die Luft zu jagen.
An dieser Story macht so gut wie nichts Sinn, was der Film durch ein stolperndes, aber alles in allem sehr rasches Pacing zu überspielen versucht (all der Unsinn wird in wenig mehr als 60 Minuten gepackt). Und doch besitzt Attack of the Crab Monsters passagenweise beinahe so etwas wie Charakter und Atmosphäre. Auch wenn er dies nicht konsequent durchhält, verleiht Corman der Geschichte einen apokalyptischen Touch. So hören wir bei der Landung des Teams eine Stimme aus dem Off den Beginn der Sintfluterzählung aus der Genesis zitieren. Die Insel selbst wirkt in der Tat bedrohlich und bedrückend, zumindest immer dann, wenn die Absurditäten des Plots nicht gerade die Stimmung zerstören. Die Sprengungen, die in unregelmäßigen Abständen das Eiland erschüttern, tragen zu dieser Endzeitatmosphäre bei, solange man nicht weiß, woher sie kommen. Und selbst die geisterhaften telepathischen Botschaften der Riesenkrabben besitzen anfangs eine wirklich unheimliche Qualität. Beinahe schon surreal (im positiven Sinne) mutet es an, wenn eine Wissenschaftlerin morgens aus dem Fenster schaut und sagt: ‘Once upon a time there was a mountain.’ Was sie damit ausdrücken will, ist natürlich, dass wieder ein Teil der Insel im Meer versunken ist, doch die stilisierte Sprache verleiht der Szene eine merkwürdig mythische Qualität.
Man verstehe mich nicht falsch: Attack of the Crab Monsters ist ganz fürchterlicher Trash, aber hier und da blitzt eben doch Roger Cormans Genie auf. Sich diesen Film anzuschauen, war darum eine wirklich eigenartige Erfahrung.
Die Trickeffekte von Altmeister Clifford Stine, dessen Karriere 1933 auf dem Set von King Kong begonnen hatte, sind zwar nicht mehr taufrisch, wirken aber auch nicht lächerlich. Bis heute ist es ein Geheimnis geblieben, wie genau er den Eindruck hervorgerufen hat, dass die Kristalle sowohl in die Höhe als auch in die Breite wachsen. Vermutlich durch einen ebenso simplen wie wirkungsvollen perspektivischen Trick.
Mit Attack of the Crab Monsters bewegen wir uns in etwas anderes Territorium. Schlockmeister Roger Corman steht in dem Ruf, eine ausgezeichnete Nase dafür besessen zu haben, was in den Autokinos gerade gut ankam, woraufhin er nicht zögerte, mit einem minimalen Budget jeden Trend auszunutzen, um ein paar Dollars mitzuverdienen. In ihrer Absurdität sind die Crab Monsters ein ausgezeichnetes Beispiel für die Masse der in den 50ern beliebten Creature Features. Der Plot besitzt mehr Löcher als ein Schweizer Käse, die schauspielerischen Leistungen grenzen mitunter ans Unterirdische und die Monsterkrabben weisen fast schon Ed Woodsche Qualitäten auf. Doch andererseits war Corman ein wirklich talentierter Filmemacher, wie er insbesondere mit seinen Edgar Allan Poe - Adaptionen in den 60er Jahren beweisen sollte. Und davon kann man selbst in einem so lächerlichen Streifen wie den Crab Monsters etwas spüren.
Um was es eigentlich geht? Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Marineleuten landet auf einer tropischen Insel, in deren Umgebung Atombombentests durchgeführt wurden. Sie sollen die Folgen radioaktiver Strahlung untersuchen, sind allerdings nicht die ersten mit diesem Auftrag. Vor ihnen ist bereits eine andere Gruppe auf diesem Eiland spurlos verschollen.
Wie seit Formicula jeder Monsterfreund weiß, führt Radioaktivität zu Riesenwuchs unter der heimischen Tierwelt. Diesmal hat es die Krabben erwischt. Allerdings haben diese nicht nur gigantische Formen angenommen, sie sind zudem quasi unverwundbar geworden (wofür eine besonders spaßige pseudowissenschaftliche Erklärung geliefert wird) und verfügen außerdem über die erstaunliche Fähigkeit, die Intelligenz und die Persönlichkeit der von ihnen aufgefressenen Menschen zu absorbieren. Außerdem scheinen sie telepathisch begabt zu sein, und ihr erster (schwer nachvollziehbarer) Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft besteht darin, die Insel peu à peu in die Luft zu jagen.
An dieser Story macht so gut wie nichts Sinn, was der Film durch ein stolperndes, aber alles in allem sehr rasches Pacing zu überspielen versucht (all der Unsinn wird in wenig mehr als 60 Minuten gepackt). Und doch besitzt Attack of the Crab Monsters passagenweise beinahe so etwas wie Charakter und Atmosphäre. Auch wenn er dies nicht konsequent durchhält, verleiht Corman der Geschichte einen apokalyptischen Touch. So hören wir bei der Landung des Teams eine Stimme aus dem Off den Beginn der Sintfluterzählung aus der Genesis zitieren. Die Insel selbst wirkt in der Tat bedrohlich und bedrückend, zumindest immer dann, wenn die Absurditäten des Plots nicht gerade die Stimmung zerstören. Die Sprengungen, die in unregelmäßigen Abständen das Eiland erschüttern, tragen zu dieser Endzeitatmosphäre bei, solange man nicht weiß, woher sie kommen. Und selbst die geisterhaften telepathischen Botschaften der Riesenkrabben besitzen anfangs eine wirklich unheimliche Qualität. Beinahe schon surreal (im positiven Sinne) mutet es an, wenn eine Wissenschaftlerin morgens aus dem Fenster schaut und sagt: ‘Once upon a time there was a mountain.’ Was sie damit ausdrücken will, ist natürlich, dass wieder ein Teil der Insel im Meer versunken ist, doch die stilisierte Sprache verleiht der Szene eine merkwürdig mythische Qualität.
Man verstehe mich nicht falsch: Attack of the Crab Monsters ist ganz fürchterlicher Trash, aber hier und da blitzt eben doch Roger Cormans Genie auf. Sich diesen Film anzuschauen, war darum eine wirklich eigenartige Erfahrung.
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