"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Donnerstag, 14. Juni 2012

Eher Ikarus als Prometheus?

Nun ist Prometheus also international angelaufen, und die Reaktionen sind äußerst gemischt. Zu einem filmischen Meisterwerk hat den Streifen offenbar kaum jemand ausgerufen, aber ansonsten reichen die Beurteilungen von "At the Molehills of Blandness" bis zu: "It was a very finely crafted film, that despite some rough patches was still a riveting piece of cinema." Wie immer sehr amüsant ist Hal Duncans Kommentar ausgefallen (Vorsicht: Spoiler!). Die Jungs von RedLetterMedia sind sich nicht ganz sicher, wie sie den Film beurteilen sollen, und auch die Eindrücke, die Kyra, Arthur & Dan in FerretBrains Peacast in Worte zu fassen versuchen, zeichnen sich nicht eben durch Eindeutigkeit aus.

Bis wir uns hierzulande ein eigenes Urteil bilden können, wird noch etwas Zeit vergehen, aber was ich aus den unterschiedlichen Kommentaren für mich herausdestilliert habe, entspricht ungefähr meinen Erwartungen.

Praktisch alle sind sich einig darüber, dass der Film visuell äußerst eindrucksvoll ist. Das wundert mich weiter nicht, bestand darin doch schon immer Ridley Scotts besondere Stärke. Doch leider mangelt es ihm weitgehend an all den übrigen Eigenschaften, die einen wirklich großen Filmemacher ausmachen. Alien bleibt bis heute sein bedeutendster Film – ein echter Meilenstein in der Geschichte des SciFi-Kinos, wenn auch kein makelloses cineastisches Kunstwerk. Schon in Bladerunner zeigt sich dann der Primat der Oberfläche über den Inhalt. Die atemberaubende Szenerie und Scotts Fähigkeit, mit Hilfe der Optik eine intensive Atmosphäre zu schaffen, können leicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Charakteren und ihren Beziehungen mitunter an menschlicher Tiefe mangelt. Dennoch bleibt seine Adaption von Philip K. Dicks Do Androids Dream of Electric Sheep natürlich ein Klassiker (und die wohl gelungenste PKD-Verfilmung). Die meisten Filme, die über die nächsten drei Jahrzehnte folgten, bieten eins ums andere Mal dasselbe Schauspiel: Hinter einer auf den ersten Blick beeindruckenden Fassade verbergen sich banale, unausgegorene oder schlichtweg dumme Ideen, was die Beschäftigung mit Scotts Oeuvre zu einer zunehmend frustrierenden Erfahrung macht. Seine mangelnde Bereitschaft, irgendetwas dazu zu lernen oder sich intensiver mit dem von ihm behandelten Material oder der Welt im Allgemeinen auseinanderzusetzen, macht es immer schwerer, sein unbestreitbar vorhandenes, aber eben sehr einseitiges Talent zu würdigen.
Nichts spricht dafür, dass Prometheus einen Wendepunkt in dieser Entwicklung darstellt. Wie erbärmlich die dem Film zugrundeliegenden Ideen offenbar sind, habe ich vor geraumer Zeit bereits einmal angesprochen. Zur Auffrischung hier ein weiteres von Scotts wirren Statements über den Ursprung der Menschheit: "There’s a writer, Erich von Däniken. One of his most famous books was called Chariots of the Gods. Everyone thinks he was out of his mind, you know, for number one, 'we are the creation of gods', if you go back to the 19th century anthropologists, Darwin, and say if you go look at Darwin for the moment and look at the Darwinian idea, the Darwinian thesis, which is seemingly very logical. You know, you’re going from something that gradually comes to two legs and gradually here we are. Then you can go beyond that and you look more mathematically at the feasibility of how we’re able to be sitting here, right now, in this place. [...] Things have changed so dramatically that you can start looking at the idea that all our history can be completely wrong and misguided. Because at some point someone has to put a statement down and have their own thesis, have their own theories. That was then later accepted or later is gradually dissolved and re-drawn or reworked. [...] It’s entirely ridiculous to believe that we are the only ones here. That’s why my first thought is that for us to be sitting here right now is actually mathematically impossible without a lot of assistance. Who assisted? Who made the right decisions? Who was pushing and pulling to adjust us? That’s a fair question." Wenn ich so was lese, komme ich aus dem Fremdschämen gar nicht mehr raus. Ich finde es deshalb absolut nicht verwunderlich, dass man allenthalben  zu hören bekommt, der Plot von Prometheus sei verworren und undurchsichtig. Mike & Jay bringen die allgemeine Irritation sehr schön rüber (Vorsicht: Spoiler! Spoiler!):


Offensichtlich krankt der Streifen ganz allgemein an einem schlampig gemachten Drehbuch, doch das eigentliche Problem besteht denke ich darin, dass Ridley Scott einen Film über die 'großen Fragen' drehen wollte: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn unserer Existenz? Er wollte einen 'metaphysischen' SciFi-Film, sein 2001, kreieren. Scheinbar gibt es in Prometheus tatsächlich einige Szenen, die direkte Reminiszenzen an Kubricks Klassiker sind. Nun denke ich manchmal, man sollte die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest lieber gar nicht erst stellen. Die Antwort wird selten befriedigend ausfallen. Fragt die Mäuse. Ganz sicher jedoch sollte Ridley Scott sich nicht an diesen Themen versuchen. Er ist einfach nicht der richtige Mann dafür. Dass er es dennoch getan hat, kann ich mich nur als eine Folge von maßloser Selbstüberschätzung erklären.
Als junger Filmemacher hat Scott angeblich einmal gesagt, er wolle der John Ford des Science Fiction - Films werden. Damals wirkte das vermutlich eher sympathisch. Ein junger Rebell mit Ehrgeiz und Visionen. Und mit Alien und Bladerunner hatte er zwar noch lange nicht das Niveau des genialen Western-Großmeisters erreicht, aber doch genug geleistet, um berechtigte Hoffnungen in seine künftigen Arbeiten zu wecken. Inzwischen sind diese Hoffnungen gründlich enttäuscht worden, was allerdings nicht zu größerer Bescheidenheit auf Seiten von Scott geführt hat. Es wäre sicher etwas unfair, ihn allein dafür verantwortlich zu machen. Liest man, was Drehbuchschreiber Damon Lindelof über seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur zu sagen hat, oder achtet auf den Ton, den die meisten Interviewer und Filmkritiker gegenüber Sir Ridley anschlagen, dann bekommt man den Eindruck, der Filmemacher sei von Menschen umgeben, die nur zu willig sind, ihm voller Ehrfurcht die Füße zu küssen. Nicht unbedingt das geeignete Umfeld, um eine selbstkritische Haltung zu entwickeln. Aber bei allem Verständnis für die ungesunden Folgen der Starkultur, letztlich sind wir Zuschauer und Zuschauerinnen es, die das Ganze ausbaden müssen.
Alle Interviews mit dem Regisseur bestätigen, dass Scott keinerlei originelle oder interessante Denkansätze im Zusammenhang mit den von ihm aufgeworfenen Fragen anzubieten hat. Die Lösung für dieses Dilemma ist denkbar simpel. Die Tatsache, dass Prometheus keine Antworten, sondern bloß kryptische Andeutungen liefert, wird selbst zum Gipfel der Tiefsinnigkeit erklärt! Nach dem Motto: Leute, es gibt keine eindeutigen Antworten auf die existentiellen Fragen! Das will euch mein Film sagen! Eine philosophisch akzeptable Aussage, die sich aber leider nicht mit dem Szenario des Films verträgt. Denn so, wie dieser angelegt ist, muss es Antworten geben. Und so wird man den Eindruck nicht los, dass das Mysteriöse der Handlung letztlich nur dazu dient, den Eindruck zu erwecken, hinter all dem verberge sich irgendetwas von Substanz, während die Wirklichkeit sehr viel trauriger aussieht. In der Masche, ein Geheimnis auf das andere zu türmen, ohne je zu einer befriedigenden Auflösung zu gelangen, wollen Lee & Darren von BlackDog Podcast wohl nicht zu Unrecht die besondere Handschrift von Damon Lindelof erkennen. Ganz denselben Trick hat dieser schließlich auch in Lost abgezogen. Dass spricht Scott jedoch nicht von der Hauptverantwortung frei. Lindelof hat wahrscheinlich ganz einfach seine individuelle Methode der Trickserei dem scottschen Primat der Oberfläche über den Inhalt hinzugefügt.

Eine der bisher bizarrsten Aussagen Scotts über seinen Film betrifft Jesus und seine Beziehung zu den Spacejockeys. Auch wenn diese Idee keinen direkten Ausdruck in Prometheus gefunden hat, führt dessen religiöse Symbolik doch auf jedenfall zu einem Problem, das ich einmal 'vermischte Motivik' nennen will. Wenn ich es recht verstanden habe, wollte Scott u.a. die Frage des Glaubens problematisieren. Seine Protagonistin Shaw ist eine tiefreligiöse Person, für die die Reise nach LV 223 eine Art Suche nach Gott darstellt. Scott selbst hält nicht eben viel von Religion   – "the biggest source of evil is of course religion" –, und dass Shaws Begegnung mit ihrem Schöpfer ganz anders abläuft, als sie sich das vorgestellt hat, war wohl als ein Kommentar in diese Richtung gedacht. Doch ist eine Expedition, die den biologischen Ursprung der Menschheit zu ergründen versucht, wirklich eine gute Metapher für eine religiöse oder spirituelle Suche? Muss das nicht zu einer irreführenden Vermischung von Glaube und Wissenschaft führen, zu einer Mixtur, die keinem der beiden gerecht wird? Ryan Britt hat dazu einen interessanten Artikel auf Tor veröffentlicht. Tatsächlich scheinen sich alle Wissenschaftler in Prometheus wie Gottsucher und nicht wie Wissenschaftler zu verhalten. Andererseits wird die simplistische Darstellung der 'Suche nach dem Schöpfer' wohl auch nicht den Empfindungen vieler wirklich religiöser Menschen gerecht. Wie verworren Scotts Gedanken zu diesem Thema sind, zeigt sich daran, dass er zugleich ein paar platte Gemeinplätze über die 'Übel der Religion' von sich geben und eine besonders abstruse Version des antiwissenschaftlichen 'Intelligent Design' für diskussionswürdig halten kann.

Es ist vielleicht nicht ganz fair, Prometheus mit Alien zu vergleichen. Dass dies dennoch von fast jedem gemacht wird, ist allerdings nur zu verständlich. Scott kann so oft betonen wie er will, dass der Film kein Prequel sei, die riesige Marketingmaschinerie, die im Vorfeld in Gang gesetzt wurde, war eindeutig darauf ausgerichtet, den Kultstatus des Klassikers auszunutzen, um den kommerziellen Erfolg des neuen Streifens sicherzustellen. Eine Rechnung, die offensichtlich aufgegangen ist. Noch bevor er in den Staaten angelaufen war, hatte er seine Produktionskosten angeblich bereits wieder eingespielt. Dass die Enttäuschung einiger Alien-Fans zu übertriebenen Reaktionen geführt hat (mehrfach soll es zu Vergleichen mit The Phantom Menace gekommen sein), tut dem keinen Abbruch. SciFi-Nerds sind ein schwer zufriedenzustellendes Publikum, aber sie bilden nicht die Mehrheit der Kinobesucher.

Sehen wir einmal von Scotts vermessenem Wunsch ab, die 'großen Fragen' zu thematisieren, so versucht Prometheus vor allem das obsessive Interesse der Fans am Alien-Universum auszubeuten. Ein meiner Meinung nach fehlgeleitetes Interesse.
Ich habe mich nie gefragt, wer oder was der Spacejockey ist oder woher die Eier in seinem abgestürzten Schiff stammen  und zwar aus einem einfachen Grund: Für das, was Alien großartig macht, sind diese Fragen völlig irrelevant. Die Stärke des Filmes (ich wiederhole mich) besteht in seiner Simplizität. Der Plot ist denkbar einfach und alles andere als originell: Eine Gruppe von Leuten auf einem Raumschiff fechtet einen Kampf ums Überleben mit einem mörderischen Monster aus. Der unvergleichliche Mr. Jim Moon hat in seinem Podcast Hypnobobs kürzlich sehr überzeugend dargelegt, dass es eine ganze Reihe von – höflich ausgedrückt – 'Inspirationsquellen' für Scotts Klassiker gibt. Was diesen dennoch zu einem wirklich großen Film macht, ist der dreckige 'Alltagsrealismus'. Unsere Heldinnen und Helden sind keine strahlenden Weltraumrecken oder mutigen Pioniere, sondern simple Malocherinnen und Malocher, die sich auf einmal mit einer Situation konfrontiert sehen, auf die sie absolut nicht vorbereitet sind. Und auch wenn die Crewmitglieder der Nostromo eher mit grobem Pinselstrich gezeichnet sind, besitzen sie alle doch eine spontane Lebendigkeit. Erst aufgrund des Erfolgs von Alien wurden diese Weltallproleten zu Klischees, in Scotts Film sind sie noch lebendige Individuen. Und es ist spannend mit anzusehen, wie sie mit der tödlichen Bedrohung umgehen, wie sie trotz aller Animositäten zusammenzuarbeiten versuchen, wie sie auf einmal nicht nur an ihre 'Prozente' denken, sondern sich für das Wohlergehen ihrer Kameradinnen und Kameraden zu interessieren beginnen. Obwohl Ripley als einzige das Massaker überlebt, ist die Grundstimmung des Filmes nicht pessimistisch oder zynisch.*
Die Antwort auf die Frage, woher das Alien ursprünglich stammt, würde dem nichts hinzufügen. Aber leider vergessen viele Geeks, dass die Welt, in der eine Geschichte spielt, einzig und allein im Interesse dieser Geschichte existiert. Über diese Funktion hinaus besitzt sie keinerlei Daseinsberechtigung. In Alien dienen der Spacejockey und sein Raumschiff in ihrer gigerschen Bizarrerie nur dazu, das Gefühl der unmenschlichen Fremdheit des Universums zu vermitteln. Würde man ihr Geheimnis lüften, dann würde man zerstören, wofür sie künstlerisch stehen.
Ich weiß nicht, wer für diese verquere Sicht auf imaginierte Welten in Büchern oder Filmen verantwortlich zu machen ist: J.R.R. Tolkien? Gene Rodenberry? Gary Gygax?
Auf jedenfall ist das der Grund, warum ich alle Diskussionen darüber, ob Prometheus möglicherweise eine negative Auswirkung auf Alien haben könnte, für ausgemachten Bullshit halte. Jeder einigermaßen reife Freund der cineastischen Kunst sollte einen Film als ein abgeschlossenes Kunstwerk, nicht als Teil eines 'Universums' betrachten. Solange Ridley Scott nicht anfängt, wie George Lucas seine alten Werke zu 'überarbeiten' und gleichzeitig die Originalversion vom Markt nimmt, kann nichts, was er tut, die Qualität seines genialen Jugendwerks verändern.

Und so schaue ich der deutschen Premiere von Promethetus zwar nicht mit Begeisterung, aber dafür mit absoluter Gelassenheit entgegen. Ganz gleich wie schlecht sein neuer Film auch sein mag, Ridley Scott hat vor zweinunddreißig dreiunddreißig Jahren einen unzerstörbaren Beitrag zur Geschichte des Scifi-Films geleistet, für den ihm alle Freundinnen und Freunde des Phantastischen auf ewig dankbar sein sollten. Ganz gleich, was der ergraute Sir Ridley heute und in Zukunft auf die Leinwand bringen wird.


PS: Der eigentliche Grund dafür, warum Prometheus  keine guten Karten bei mir hat, ist natürlich, dass Scotts Film offenbar der finale Todesstoß für Guillermo del Toros At the Mountains of Madness gewesen ist. Ich hätte zu gern gesehen, was der mexikanische Erzphantast aus Lovecrafts Kurzroman gemacht hätte.
PPS: Warum ich keine Probleme mit Spoilern habe? Ein Film, der es nicht wert ist, gesehen zu werden, nachdem er gespoilert wurde, ist es nicht wert, gesehen zu werden.

* Alien besitzt daneben noch eine zweite, sozusagen symbolische Ebene. Das Giger-Monstrum verkörpert sehr deutlich männliche sexuelle Gewalt. Im gegebenen Zusammenhang spielt dies jedoch keine Rolle.

8 Kommentare:

  1. Ich kann mich dem Gesagten soweit anschließen. Ich denke aber, dass es nicht einfach nur eine Marotte von Ridley Scott ist, dass ein erfolgreicher Sci-Film einen derart esoterischen Mist verarbeitet. Ich glaube da drückt sich schon eine gewisse ideologische Tendenz aus, die man auch in anderen Speculative-Fiction-Filmen der letzten Jahre beobachten konnte, die meinten, sich unbedingt den "großen Fragen" des Lebens widmen zu müssen.

    Man denke an die schreckliche Küchentischphilosophie von Joss Whedons "Serenity" (2005), in dem permanent über Sünde, Unschuld und Glauben sinniert wurde oder an die christliche Esoterik in postapokalyptischen Filmen, wie "I am Legend" (2007) oder "Book of Eli" (2010).

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    1. Sei gegrüßt,sad!

      Ich sehe mich nicht in der Lage, ein Urteil darüber abgeben zu können, ob es da wirklich einen allgemeinen ideologischen Trend gibt. Dazu fehlt mir ganz einfach die nötige Übersicht. Allerdings habe auch ich das Gefühl, dass mystizistische und religiöse Ideen vermehrt Einzug halten in SF-Filme und -TV-Serien.

      Ich wollte keineswegs zum Ausdruck bringen, dass der Fall "Prometheus" bloß das Produkt eines persönlichen Spleens von Ridley Scott sei. Allerdings denke ich, dass man jedes Kunstwerk zuerst einmal als die Schöpfung eines individuellen Künstlers oder einer Künstlerin betrachten sollte. Die Verallgemeinerung ist der nächste Schritt.

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    2. Es ist auch eher ein persönlicher Eindruck, ich habe mich damit jetzt nicht systematisch beschäftigt, aber diese Beobachtung schon häufiger gemacht. Es sollte dir auch gar nicht widersprechen, sondern war nur ergänzend gemeint.

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    3. Schon klar, hab das auch nicht als 'Angriff' oder so verstanden.
      Als hübsches Beispiel für den 'Trend', falls es ihn denn tatsächlich geben sollte, würde mir da noch "Battlestar Galactica" einfallen.

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    4. Die große Sinnsuche im Weltraum ist an sich ja nichts neues und war wohl auch nie so richtig weg, wenn man z.B. an Contact denkt. Allerdings habe ich schon das Gefühl, dass es im phantastischen Film schon seit Beginn der 2000er tatsächlich eine verstärkte Hinwendung zu New-Age-Schmalz gibt: Rupert Wainwrights Stigmata, M. Night Shyamalans Signs und Lady in the Water ... Sogar ein normaler SF-Horrorfilm wie Pitch Black wartet mit jeder Menge Theodizee-Gequatsche auf.

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  2. Es ist ja nicht so, dass ich 'metaphysische' SciFi-Filme grundsätzlich und immer ablehnen würde. Bei "Prometheus" bin ich halt bloß der Meinung, dass Scott ein viel zu mittelmäßiger Künstler und Denker ist, als dass dabei was Gutes rauskommen könnte.
    Es gibt aber auch Gegenbeispiele. Ich habe zwar so meine Probleme mit "2001", aber es ist halt schon ein beeindruckender Streifen. Und einem meiner ganz großen Lieblinge, Tarkowskis "Solaris", könnte man, wenn man wollte, wohl auch 'Mystizismus' vorwerfen. Mit "Contact" ist das so eine Sache. Eigentlich fand ich den Film streckenweise ganz ansprechend (obwohl das Buch sehr viel besser ist). Zumindest war ein Bisschen von Carl Sagans Begeisterung für die Wissenschaft zu spüren. Peinlich war allerdings, dass man den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft in eine Liebesgeschichte verpackt hat. Das zumindest bleibt uns im Roman erspart. Dafür zeigt uns Sagan am Ende 'die Handschrift des Schöpfers' in der Mathematik, was mich doch sehr enttäuscht hat. Vor allem von einem Mann, den man beim besten Willen nicht als 'gläubig' hätte bezeichnen können. Ich kann mir bis heute nicht erklären, was Sagan sich dabei gedacht hat.

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  3. Ich denke, Carl Sagan wollte damit die einzigen Umstände zeigen, die ihn dazu bewegen könnten die Existenz eines Gottes zu akzeptieren. Einen eindeutigen klaren Beweis innerhalb der physikalischen Struktur des Kosmos, wobei die Frage zu stellen ist, inwiefern die Zahl PI überhaupt von einer spezifischen Raum-Zeit Konfiguration abhängig ist. Neal Stephenson hat da in "Anathem" schönes zu diesem Thema geschrieben.
    Den Film an sich, fand ich von der Dramaturgie wesentlich besser als das Buch, welches über große Strecken doch als sehr schleppend daherkommt.

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  4. Was Sagans Absichten angeht, wirst du wohl recht haben. Dass in der Realität des Romans dieser "naturwissenschaftliche Gottesbeweis" tatsächlich gefunden wird, finde ich dennoch problematisch. Vielleicht kann ich das ganze Pi-Motiv aufgrund meiner sehr bescheidenen mathematischen & naturwissenschaftlichen Kenntnisse aber auch einfach nicht recht würdigen.
    Weder das Buch noch der Film hat mich vom Hocker gerissen. Beide gehören für mich in die Kategorie "Kann man, muss man aber nicht". Zäh fand ich den Roman allerdings nicht. Was mich an dem Film am meisten gestört hat, war einmal wie erwähnt die Vermischung des weltanschaulichen Konfliktes mit einer Liebesgeschichte, was dem ganzen meiner Meinung nach einen sentimental-kitschigen Anstrich verleiht. Dann das fast vollständige Fehlen des im Buch doch sehr wichtigen Motivs, dass der Erste Kontakt bei den Menschen ein globales Bewusstsein fördert. Und schließlich die Figur des spendablen Mutilmilliardärs, in der ich eine völlig unkritische Bejahung der keineswegs positiven Entwicklung sehe, dass nicht nur in den USA Wissenschaft & Kultur in immer höherem Maße von reichen Mäzenen abhängig sind.

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