"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Mittwoch, 20. Juni 2012

Die Tragödie des Edward Upward

Fragt mich bloß nicht, warum das jetzt unter 'Mittwoch' erscheint. In Wirklichkeit wurde es jedenfalls  am Samstag, dem 23. Juni 2012, gepostet.


'Anubis' hat letzte Woche einige seiner Gedanken über Edward Upwards 1937 erschienenen Aufsatz Sketch of a Marxist Interpretation of Literature auf Lake Hermanstadt veröffentlicht. Meine erste Reaktion auf Upwards Text (in den Kommentaren zu 'Anubis'' Post) war übertrieben abfällig und etwas einseitig. Meine einzige Entschuldigung dafür ist, dass ich den Sozialistischen Realismus die von den Stalinisten 1934 zur Generallinie erklärte Kunstdoktrin leidenschaftlich hasse. Sie hat so unendlich viel Unheil im letzten Jahrhundert angerichtet, und ihr Schatten liegt bis heute über jeder Debatte über die Beziehung zwischen Kunst und revolutionärer Politik. Auch haben solche Karrikaturen des Marxismus, wie die von Upward vertretene, über Jahrzehnte den Zugang zum reichen Erbe der authentischen marxistischen Auseinandersetzung mit der Kunst versperrt. Das erklärt vielleicht ein wenig meine Wut.
Nachdem ich mich allerdings ein Bisschen näher mit der Person Upwards beschäftigt habe, ist meine Einstellung zu seinem Aufsatz eine etwas andere geworden. Er besitzt für mich auf einmal etwas tief tragisches. Er ist das Dokument eines Künstlers, der sich selbst Gewalt antut, weil er glaubt, dass er nur auf diesem Weg der Sache der Revolution dienen könne. Upward ist damit beispielhafter Vertreter einer ganzen Generation linker Intellektueller.

Als Sohn eines Arztes wuchs Edward Upward (1903-2009) im typisch britischen Mittelklassemilieu auf, empfand jedoch die Atmosphäre der ‘poshocracy’ – wie er sie nannte – schon früh als absolut unerträglich. Dabei fand er in seinem Schulkameraden Christopher Isherwood einen Gleichgesinnten. Isherwood beschrieb seinen Freund später als "a natural anarchist, a born romantic revolutionary." Die beiden gingen zusammen zum Studium nach Cambridge. Ersten literarischen Ausdruck fand ihre Rebellion gegen die konservative britische Gesellschaft interessanterweise in einer Reihe phantastischer Erzählungen. Paul Bond schreibt in seinem Nachruf auf den Schriftsteller: "Whilst in Cambridge, he and Isherwood produced a series of fantastic short stories set in the gothic-bucolic village of Mortmere. What Upward called the ‘surreal medievalism’ of the Mortmere stories offered both writers a literary outlet for their rebelliousness. ‘[A]ll accepted moral and social values were turned upside down and inside out, and every kind of extravagant behaviour was possible and usual. It was our private place of retreat from the rules and conventions of university life,’ wrote Isherwood of the stories. The Mortmere stories circulated in manuscript form amongst their friends, and their skill and invention became a landmark for the 'Auden generation.' Auden regularly read them to his poetry audiences." Wenn Upward in seinem Aufsatz die Phantastik als eine illegitime Flucht vor den Herausforderungen der Gegenwart abkanzelt, ist dies also zugleich eine Absage an seine eigene Vergangenheit.

Wie viele der begabtesten Schriftsteller seiner Generation (Isherwood, W.H. Auden, Stephen Spender), versuchte auch Upward schließlich, seine instinktive Rebellion gegen die bürgerliche Gesellschaft, ihre Wertvorstellungen und ihre Moral, mit dem Kampf der sozialistischen Arbeiterbewegung zu verbinden. Das inspirierende Vorbild der Russischen Revolution führte ihn dazu, sich der Kommunistischen Partei zuzuwenden. Die Beweggründe Upwards hierfür waren verständlich und ehrenwert. Mit der Sensibilität des echten Künstlers erkannte er, dass der Kapitalismus zu einem Hindernis für die weitere Entwicklung der Kultur und der menschlichen Persönlichkeit geworden war. Es war nicht seine Schuld, dass das Sowjetregime und die KP zu dem Zeitpunkt, als er sich ihnen zuwandte, längst aufgehört hatten, die legitimen Vertreter des Kommunismus zu sein. Wie es
Leo Trotzki 1939 in seinem Aufsatz Kunst und Revolution beschrieben hat: "Aber gerade auf diesem Wege hat die Geschichte den Künstlern eine kolossale Falle gestellt. Eine ganze Generation der 'linken' Intelligenz hat während der letzten zehn oder fünfzehn Jahre ihre Augen nach Osten gewandt und ihr Schicksal mehr oder weniger eng, wenn nicht mit dem revolutionären Proletariat, so wenigstens mit der siegreichen Revolution verknüpft. Das ist nicht dasselbe. In der siegreichen Revolution gibt es nicht nur die Revolution, sondern auch jene neue privilegierte Schicht, die sich auf ihren Schultern erhoben hat. In Wirklichkeit hat die 'linke' Intelligenz versucht, ihren Herrn zu wechseln. Hat sie dabei viel gewonnen?" Wohl eher nicht.

Die Kommunistische Partei, der sich Upward nach einem kurzen Besuch in der Sowjetunion 1932 anschloss, war bereits durch und durch stalinisiert. Und damit begann die wirkliche Tragödie des Edward Upward.
Stephen Spender erzählte später, er habe seinem Freund gegenüber einmal einige kritische Bemerkungen über die Parteisäuberungen in der UdSSR gemacht und als Antwort darauf zu hören bekommen, diese seien neben dem 'glorreichen Aufbau des Sozialismus' vernachlässigbare Randerscheinungen. Upward wurde zu einem linientreuen Stalinisten, den weder die wilden politischen Zickzacks, die die KPGB auf Order aus Moskau vollführte,  noch der Große Terror von 1936-38, als Stalin eine ganze Generation von Revolutionären und linken Intellektuellen (darunter so große Künstler wie Boris Pilnjak, Isaak Babel und Wsewolod Meyerhold) ermorden oder moralisch brechen ließ, in seiner Loyalität erschütterten. Und auch wenn er über das Ausmaß der Verfolgungen in der Sowjetunion sicher nicht Bescheid wusste, präsentierten die Moskauer Prozesse, in denen die alte Garde der Bolschewiki als eine Bande 'tollwütiger Hunde' und faschistischer Verräter diffamiert und dem Henker überantwortet wurde, doch aller Welt ein ziemlich deutliches Bild der stalinschen Despotie. Von den britischen Stalinisten wurden sie mit einer begeisterten Medienkampagne und einer blindwütigen Trotzkistenhatz begleitet. Vor all dem verschloss Upward die Augen. Offenbar wollte er es bis zu seinem Tod nicht wahrhaben, dass sein ehemaliges Idol Stalin mehr Kommunisten hatte umbringen lassen als Hitler und Mussolini zusammen.
Mit dieser Einstellung stand er natürlich nicht allein dar. Um nur einige deutsche Namen zu nennen: Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, Theodor W. Adorno, Ernst Bloch. Wenn sie auch nicht alle zu hundertprozentigen Stalinisten wurden, so bewahrten sie in den 30er Jahren doch ganz bewusst Stillschweigen über die blutigen Verbrechen der Kremlbürokratie.
Vergegenwärtigt man sich die historische Situation, so wird die Kapitulation so vieler hervor-ragender Intellektueller vor Stalin vielleicht etwas verständlicher. Angesichts von Hitlers Triumph und dem bedrohlichen Vormarsch des Faschismus in einer Reihe europäischer Nationen erschien die Sowjetunion vielen Linken wie das letzte Bollwerk gegen die hereinbrechende Barbarei. Aber auch wenn das Verhalten dieser Männer und Frauen unter den gegebenen Umständen nachvollziehbar erscheinen mag, ändert das doch nichts an den verheerenden Konsequenzen ihrer Hinwendung zum Stalinismus.
Eine der unverzichtbaren Voraussetzungen für künstlerisches Schaffen ist Aufrichtigkeit – sich selbst und der Welt gegenüber. Große Kunst verträgt sich nicht mit Heuchelei, Konformismus, bewusster Lüge, Liebedienerei oder moralischer und intellektueller Feigheit. Wie also sollten Künstler oder Künstlerinnen ihre Integrität bewahren können, wenn sie sich einer Macht unterordneten, die das monströseste Lügengebäude der Menschheitsgeschichte errichtet hatte? Wie hätten sie nicht verkümmern sollen in der Atmosphäre von Servilität, Byzantinismus und blindem Gehorsam, die in den stalinistischen Parteien und unter ihren Verbündeten herrschte? Um noch einmal Trotzkis Aufsatz zu zitieren: "Die Kunst kann nur insoweit ein großer Bundesgenosse der Revolution sein, als sie sich selbst treu bleibt. Dichter, Maler, Bildhauer, Musiker werden selbst ihren Weg und ihre Methode finden, wenn die emanzipatorische Bewegung der unterdrückten Klassen und Völker die Wolken der Skepsis und des Pessimismus verjagt, die heute den Horizont der Menschheit verdunkeln. Die erste Bedingung für ein solche Regenerierung ist die Abschüttelung der erstickenden Vormundschaft der Kremlbürokratie."
Spätestens seit Anfang der 30er Jahre rang Edward Upward mit dem Problem, wie er sein politisches Engagement mit seinem künstlerischen Schaffen vereinigen könne. Er wollte als Künstler seinen Beitrag im Kampf für eine menschlichere Gesellschaft leisten. Ein Verlangen, das zu kritisieren mir nicht in den Sinn kommen würde. Die Fragen, die sich ihm dabei stellten, sind keineswegs leicht zu beantworten. Sein ernsthaftes Bemühen, sie anzugehen, ist durchaus anerkennenswert. Doch leider begnügte er sich letztenendes weitgehend damit, die Antworten zu übernehmen, die ihm von den stalinistischen Kulturfunktionären vorgegeben worden waren.
Er schreibt: "For the Marxist a good book is one that is true to life. This does not mean that he prefers a photographic naturalism to all other styles of writing: on the contrary [...] For the Marxist critic [...] a good book is one that is true not merely to a temporarily existing situation but also to the future conditions which are developing within that situation. The greatest books are those which, sensing the forces of the future beneath the surface of the past or present reality, remain true to reality for the longest period of time" (S. 5f.). Damit wiederholt er im Grunde nur die Definition des Sozialistischen Realismus, die Stalins Chefhandlanger in Sachen Kultur Andrej Schdanow 1934 auf dem 1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller gegeben hatte: "Genosse Stalin hat unsere Schriftsteller die Ingenieure der menschlichen Seele genannt. Was heißt das? Welche Verpflichtung legt Ihnen dieser Name auf? Das heißt erstens, das Leben kennen, um es in den künstlerischen Werken wahrheitsgetreu darstellen zu können, nicht scholastisch, nicht tot, nicht einfach als 'objektive Wirklichkeit', sondern als die Wirklichkeit in  ihrer revolutionären Entwicklung."*
Zumindest in Upwards Formulierung steckt eigentlich ein ganz richtiger Gedanke. Ein Kunstwerk wird stets die Art und Weise widerspiegeln, in der sein Schöpfer oder seine Schöpferin die Welt wahrnimmt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich bei dem Werk selbst um realistische oder phantastische Kunst handelt. Sehr viel wichtiger als die gewählte Form ist die Weltsicht, die dem Werk zugrundeliegt (obwohl zwischen den beiden natürlich eine wie auch immer geartete Verbindung bestehen wird). Wendet man sich nun der Weltsicht zu, so wäre es in der Tat wünschenswert, wenn sich Künstler und Künstlerinnen der Veränderlichkeit der Welt und der sich in ihr vollziehenden Entwicklungen bewusst wären. Ein Gutteil der heutigen Kunst krankt meiner Meinung nach gerade daran, dass ihre Schöpfer und Schöpferinnen ein mehr oder weniger statisches Bild von der Welt haben, meist verbunden mit einem ebenso statischen Bild der 'menschlichen Natur'. Geschichte scheint ihnen oft eine bloße Aneinanderreihung meist wenig erfreulicher Episoden, der Mensch ein unveränderliches und ebenfalls wenig sympathisches Wesen zu sein. Dem gegenüber hat Upward ohne Zweifel recht, wenn er betont: "life is not static [...] movement is the only absolute fact in the material world" (S. 5).
Doch leider meint er, wenn er von den Entwicklungen spricht, die sich unter der Oberfläche der Gegenwart abspielen und deren sich der Schriftsteller bewusst sein müsste, letztenendes bloß den politischen Kampf, den er zudem in stalinistischem Sinne als ein Ringen zwischen der von Moskau angeführten 'kommunistischen' Arbeiterbewegung und den finsteren Mächten des Faschismus interpretiert. Unmissverständlich erklärt er: "For the Marxist the fundamental forces of to-day are those which are working to destroy capitalism and to establish socialism. Consequently he considers that no book can be true to life unless it recognises, more or less clearly, both the decadence of present-day society and the inevitability of revolution." Besagte 'fundamentalen Kräfte' identifiziert er ausdrücklich mit "Soviet Russia" und der "international working-class movement" (S. 8). Selbst wenn man außen vorlässt, dass das Sowjetregime und die von ihm kontrollierten KPs zu diesem Zeitpunkt längst konterrevolutionäre Kräfte geworden waren**, läuft eine solche Argumentation nicht auf die Ausbildung eines tieferen Verständnisses für die Widersprüche und Entwicklungen in der Gesellschaft bei Künstler oder Künstlerin hinaus, sondern auf deren bewusste Unterordnung unter ein politisches Programm. Ganz konsequent verkündet Upward denn auch: "No book written at the present time can be 'good' unless it is written from a Marxist or near-Marxist view-point" (S. 1) und "A writer to-day who wishes to produce the best work that he is capable of producing, must first of all become a socialist in his practical life, must go over to the progressive side of the class conflict" (S. 10f.).
Solche Statements stellen nicht nur eine Vergewaltigung der Kunst, sondern auch des Marxismus dar. Letzterer ist eine Methode zur Analyse der Gesellschaft und ihrer Bewegungsgesetze, mit dem Ziel, Prognosen zu entwerfen und Methoden zu entwickeln, mithilfe derer die Menschen bewusst in ihre Entwicklung eingreifen können. 'Marxistische' Kunst oder eine 'marxistische' Kunstdoktrin kann es im Grunde überhaupt nicht geben, denn wie Leo Trotzki ganz unumwunden erklärt hat: "Die Methoden des Marxismus sind nicht die Methoden der Kunst."***
Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin sich mit dem Marxismus und marxistischer Gesellschaftsanalyse beschäftigt, kann das von Vorteil sein, insoweit dies bei ihm oder ihr zu einem tieferen Verständnis der gesellschaftlichen Realität beiträgt. Auf gar keinen Fall jedoch ist eine solche Aktivität die Voraussetzung für 'gute' Literatur oder muss zum Verfassen explizit politischer, 'marxistischer' Bücher führen. Und erst recht lässt sich daraus nicht die Forderung ableiten, dass Künstler und Künstlerinnen parteipolitisch aktiv werden müssten.

Die ganze Schlusspassage von Upwards Aufsatz, in der er dazulegen versucht, warum der Schriftsteller sich unbedingt der Kommunistischen Partei anschließen müsse****, atmet den Geist freiwilliger Selbsterniedrigung. Auf mich zumindest macht der Text den Eindruck, als sträube sich der Künstler in Upward instinktiv dagegen, sich der stalinistischen Parteidisziplin zu unterwerfen. Im Grunde weiß er, dass die Kunst ihre eigenen Methoden besitzt, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Methoden, die nicht mit denen des parteipolitischen Kampfes gleichgesetzt werden können. Aber sein Gewissen, sein Wunsch, einen Beitrag zum Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse und die Bedrohung durch Krieg und Faschismus zu leisten, zwingen ihn dazu, sich den Forderungen der KP und ihrer Moskauer Meister zu unterwerfen. Er sieht ganz einfach keine Alternative, auch wenn er sehr deutlich spürt, dass diese Entscheidung seiner künstlerischen Entwicklung hinderlich sein wird, trotz all seiner gegenteiligen Behauptungen. Spätestens an diesem Punkt scheint mir der Aufsatz gar nicht so sehr an andere Künstlerinnen und Künstler gerichtet zu sein; er ist vielmehr ein Versuch Upwards, sich selbst von der Richtigkeit seiner Entscheidung zu überzeugen. Und darin liegt für mich das, was ich die Tragödie von Edward Upward genannt habe.
Aus marxistischer Sicht kann es nämlich ganz und gar nicht die Aufgabe des Künstlers oder der Künstlerin sein, Parteisoldat zu werden. Was für ein Sinn sollte darin bestehen, ihn oder sie mit Arbeit zu überhäufen, die genausogut auch jemand leisten könnte, der über kein ausgeprägtes künstlerisches Talent verfügt? Wozu diese Verschwendung?
Die Kunst spielt eine wichtige Rolle in der Vorbereitung einer revolutionären Umwälzung, aber nicht, indem sie zu politischer Propaganda wird. Ihre Aufgabe ist vielmehr eine kulturelle, emotionale und ethische. Diese kann sie in vielerlei Gestalt erfüllen: Indem sie den Horizont der Menschen erweitert, ihnen neue Perspektiven auf sich selbst und die Welt eröffnet; indem sie ein unbarmherziges, aber nicht zynisches Bild der Realität entwirft; indem sie das Verlangen nach einer besseren, dem Menschen wirklich angemessenen Welt befeuert; indem sie den Menschen einen Eindruck davon vermittelt, welch ungeheures Potential in ihnen steckt; indem sie den Abscheu vor den herrschenden Verhältnissen, vor Ungerechtigkeit, Grausamkeit und engstirniger Bigotterie zum Ausdruck bringt. Die Liste ließe sich fortsetzen, und kein Punkt auf ihr hätte unmittelbar etwas mit politischer Ideologie zu tun. Denn wie Rosa Luxemburg so schön in der Einleitung zu ihrer Übersetzung von Korolenkos Geschichte meines Zeitgenossen geschrieben hat: "[B]eim wahren Künstler ist das soziale Rezept, das er empfiehlt, Nebensache: die Quelle seiner Kunst, ihr belebender Geist, nicht das Ziel, das er sich bewußt steckt, ist das Ausschlaggebende."

                                                                     * * *

PS: Ich hoffe, dass ich es morgen schaffe, noch ein paar kritische Anmerkungen zu 'Anubis'' Artikel über Sketch for a Marxist Interpretation of Literature auszuformulieren. Aber nagelt mich nicht darauf fest.

* A. Schdanow: Die Sowjetliteratur, die ideenreichste und fortschrittlichste Literatur der Welt. In: Hans-Jürgen Schmitt & Godehard Schramm (Hg.): Sozialistische Realismuskonzeptionen. Dokumente zum 1. Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller. S. 47.
** Zur Illustration lese man z.B. George Orwells Bericht über seine Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg Homage to Catalonia oder schaue sich Ken Loachs Land and Freedom an.
*** Leo Trotzki: Die Parteipolitik in der Kunst. In: Ders.: Literatur und Revolution. S. 184.
**** Er spricht zwar an keiner Stelle von der KP, doch diese Abstinenz ist vermutlich einzig dem Umstand geschuldet, dass die stalinistischen Parteien 1937 die Volksfrontstrategie, d.h. die Politik prinzipienloser Bündnisse mit sozialdemokratischen und 'antifaschistischen' bürgerlichen Parteien, verfolgten. Aus dem Kontext geht jedoch eindeutig hervor, dass mit der 'sozialistischen Bewegung', in die der Künstler eintreten müsse, die KP bzw. eine ihrer Frontorganisationen gemeint ist.

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