In dieser Woche hatten wir sowohl die Gelegenheit, Ingrid Pitts fünfundsiebzigsten Geburtstag zu feiern als auch ihres zweiten Todestages zu gedenken. Grund genug, einen kurzen Blick auf Leben und Werk der Schauspielerin zu werfen, die vor allem durch ihre Verkörperung der lesbischen Vampirin Marcilla/Carmilla von Karnstein in Hammers Le Fanu - Adaption The Vampire Lovers (1970) zu einer der Ikonen des Brit-Horrors wurde.
Die Tochter eines Deutschrussen und einer polnischen Jüdin erblickte am 21.November 1937 in Warschau als Inguschka Petrow das Licht der Welt. Ihre frühe Kindheit lag ganz unter dem Schatten von Zweitem Weltkrieg und Holocaust. Wie sie selbst es später einmal formulierte: "I was born into the biggest horror show of the century, the brutalities of the Nazi regime." Ihr Vater – ein angesehener Ingenieur – weigerte sich, für die Deutschen zu arbeiten, und so kam es 1943 zur Deportation der Familie. Die Eltern wurden getrennt, Inguschka und ihre Mutter in das KZ Stutthof bei Danzig gebracht. Dort musste das kleine Mädchen u.a. miterleben, wie die beste Freundin ihrer Mutter gehängt, und ihre eigene beste Freundin erst vergewaltigt und dann zu Tode geprügelt wurde. Als die Nazis mit der Evakuierung des Lagers und der Organiastion der Todesmärsche begannen, gelang es Mutter und Tochter zu entkommen. In einer ihrer Kolumnen für Den of Geek erzählt Pitt darüber:
My mother and I had been separated from my father in 1943 and sent to different camps. Two years later, with the Red Army closing in, the Nazis had decided that they didn't want to be caught in flagrante delicto. The guards rounded up the survivors and set out with the intention of taking us back to Germany. This idea was soon abandoned when Allied aircraft started strafing the roads whenever they saw anything which assembled a column of troops. During one attack we managed to escape into the forest - in the deep snow and freezing cold. Fortunately we fell in with a gang of fellow desperadoes eager to keep out of the hands of the vindictive Germans.
Our camp was formed around an old charcoal burner's cottage. It wasn't the most hospitable place in the world but at least there wasn't the constant threat of disappearing up the chimney in a puff of smoke. Unfortunately I wasn't out of the woods; literally and metaphorically. I had always been a sickly child, skinny, a constantly running nose, scabs around my mouth and a tendency to alopecia. Not a pretty sight. By the time a bit of welcome warmth began to creep into the atmosphere I was in a bad way. And my mother had contracted Typhus.Just when it looked as if, after all our tribulations, we weren't going to survive the war we were found by the American Red Cross. The war had been over for a couple of months and we didn't even know about it. They bunged us on the back of a truck along with others who weren't feeling too chirpy and took us to a field hospital. It was just a large tent but it was the most stable environment we had been in for nearly three years.
Was folgte war eine lange Odyssee durch die DP-Lager von Polen, immer auf der Suche nach dem Vater. Schließlich gelangten Mutter und Tochter nach Berlin, und dort kam es wider alles Erwarten tatsächlich zur Wiedervereinigung der Familie. Der Vater freilich war nach drei Jahren KZ ein körperlich gebrochener Mann und starb schon nach wenigen Jahren.
Pitt hat später gesagt, es sei die Hölle von Strutthof gewesen, die in ihr den Wunsch geweckt habe, Schauspielerin zu werden. Umgeben von Bestialität, Elend und Tod habe sie davon geträumt, ein anderer Mensch werden zu können. Nachdem sie eine medizinische Ausbildung abgebrochen hatte, gelang es ihr, beim Berliner Ensemble aufgenommen zu werden, das nach Bert Brechts Tod von dessen Witwe Helene Weigel geleitet wurde. Allerdings geriet sie schon bald in Konflikt mit dem stalinistischen Regime. In ihrer Autobiographie Life's a Scream schreibt sie darüber: "I always had a big mouth and used to go on about the political schooling interrupting my quest for thespian glory. I used to think like that. Not good in a police state." Als man ihr hinterbrachte, die Volkspolizei sei auf dem Weg, um sie zu verhaften, floh sie in den Westen – am selben Abend, an dem sie eigentlich ihr Debüt als Karin in Mutter Courage hätte geben sollen. Kurioserweise lernte sie in dieser Nacht auch ihren ersten Ehemann, den GI Roland Pitt, kennen, mit dem sie bald darauf nach Colorado ging.
Der Ehe war kein dauerndes Glück beschieden, und so übersiedelte Ingrid Pitt nach ihrer Scheidung gemeinsam mit ihrer neugeborenen Tochter Steffanie nach Spanien. Dort begann sie ihre Filmkarriere.
Meist wird José Antonio Nieves Condes obksurer Horror-Streifen El sonido de la muerte (1964) als ihr Kinodebüt bezeichnet. Tatsächlich war dies wohl nicht der Fall, bloß fand kein anderer ihrer spanischen Filme seinen Weg auf den internationalen Markt. Und was Sound of Horror – so der englischsprachige Titel des Flicks – betrifft: Unglückliche Schatzsucher, versteinerte Eier, ein unsichtbarer Dino-Echsenmensch mit grauslicher Stimme, unglaubwürdige Dialoge – das Bemerkenswerteste an diesem Film ist, dass Soledad Miranda die zweite weibliche Hauptfigur spielt. Zu Beginn der 70er Jahre würde diese nämlich unter der Regie von Jesus Franco nicht nur neben Christopher Lee in einem Dracula-Streifen auftreten, sondern auch als Condesa Oskudar in Vampyros Lesbos ihren Beitrag zum Subgenre des sapphischen Vampirfilms leisten. Eine kuriose Parallele zu Pitts späterer Brit-Horror-Karriere.
Diese ergatterte sich als nächstes eine Nebenrolle in Orson Welles' großartiger Falstaff-Adaption Chimes at Midnight (1965). Wie klein ihr Part auch immer gewesen ist, ich kann mir nicht vorstellen, dass es folgenlos bleibt, wenn man die Gelegenheit hat, unter der Leitung eines der größten Genies der Filmkunst und an der Seite von so fantastischen Darstellerinnen & Darstellern wie Jeanne Moreau, Margaret Rutherford und John Gielgud zu spielen.
Es folgten kleine Rollen in David Leans kitschiger Pasternak-Verhunzung Doctor Zhivago (1965) und Richard Lesters netter Musical-Farce A Funny Thing Happened on the Way to the Forum / Toll trieben es die alten Römer (1966).
Nachdem diese ersten Schritte getan waren, schien es Pitt an der Zeit, sich nach Hollywood aufzumachen. In Kalifornien angekommen ließ der erhoffte Durchbruch jedoch erst einmal auf sich warten. Die Schauspielerin verdiente sich ihr Geld als Kellnerin, fand Zugang zum Pasadena Playhouse und landete schließlich erneut in einem phantastischen B-Movie, diesmal in Willie Wilders* in den Philippinen gedrehten Omegans (1968), über den ich mangels Bekanntschaft mit dem Streifen weiter nichts sagen kann, auch wenn mich diese Besprechung auf IMDB auf perverse Weise neugierig gemacht hat.
Daneben fand sie ab und an ein Engagement beim Fernsehen, so etwa für einen Gastauftritt in der Serie Ironside. Auf diesem Umweg gelangte sie schließlich auch zu ihrem größten amerikanischen Erfolg: der Rolle der Agentin Heidi in Brian G. Huttons Zweitem Weltkriegs - Film Where Eagles Dare (1968) mit Richard Burton und Clint Eastwood.
Pitt hat später gesagt, es sei die Hölle von Strutthof gewesen, die in ihr den Wunsch geweckt habe, Schauspielerin zu werden. Umgeben von Bestialität, Elend und Tod habe sie davon geträumt, ein anderer Mensch werden zu können. Nachdem sie eine medizinische Ausbildung abgebrochen hatte, gelang es ihr, beim Berliner Ensemble aufgenommen zu werden, das nach Bert Brechts Tod von dessen Witwe Helene Weigel geleitet wurde. Allerdings geriet sie schon bald in Konflikt mit dem stalinistischen Regime. In ihrer Autobiographie Life's a Scream schreibt sie darüber: "I always had a big mouth and used to go on about the political schooling interrupting my quest for thespian glory. I used to think like that. Not good in a police state." Als man ihr hinterbrachte, die Volkspolizei sei auf dem Weg, um sie zu verhaften, floh sie in den Westen – am selben Abend, an dem sie eigentlich ihr Debüt als Karin in Mutter Courage hätte geben sollen. Kurioserweise lernte sie in dieser Nacht auch ihren ersten Ehemann, den GI Roland Pitt, kennen, mit dem sie bald darauf nach Colorado ging.
Der Ehe war kein dauerndes Glück beschieden, und so übersiedelte Ingrid Pitt nach ihrer Scheidung gemeinsam mit ihrer neugeborenen Tochter Steffanie nach Spanien. Dort begann sie ihre Filmkarriere.
Meist wird José Antonio Nieves Condes obksurer Horror-Streifen El sonido de la muerte (1964) als ihr Kinodebüt bezeichnet. Tatsächlich war dies wohl nicht der Fall, bloß fand kein anderer ihrer spanischen Filme seinen Weg auf den internationalen Markt. Und was Sound of Horror – so der englischsprachige Titel des Flicks – betrifft: Unglückliche Schatzsucher, versteinerte Eier, ein unsichtbarer Dino-Echsenmensch mit grauslicher Stimme, unglaubwürdige Dialoge – das Bemerkenswerteste an diesem Film ist, dass Soledad Miranda die zweite weibliche Hauptfigur spielt. Zu Beginn der 70er Jahre würde diese nämlich unter der Regie von Jesus Franco nicht nur neben Christopher Lee in einem Dracula-Streifen auftreten, sondern auch als Condesa Oskudar in Vampyros Lesbos ihren Beitrag zum Subgenre des sapphischen Vampirfilms leisten. Eine kuriose Parallele zu Pitts späterer Brit-Horror-Karriere.
Diese ergatterte sich als nächstes eine Nebenrolle in Orson Welles' großartiger Falstaff-Adaption Chimes at Midnight (1965). Wie klein ihr Part auch immer gewesen ist, ich kann mir nicht vorstellen, dass es folgenlos bleibt, wenn man die Gelegenheit hat, unter der Leitung eines der größten Genies der Filmkunst und an der Seite von so fantastischen Darstellerinnen & Darstellern wie Jeanne Moreau, Margaret Rutherford und John Gielgud zu spielen.
Es folgten kleine Rollen in David Leans kitschiger Pasternak-Verhunzung Doctor Zhivago (1965) und Richard Lesters netter Musical-Farce A Funny Thing Happened on the Way to the Forum / Toll trieben es die alten Römer (1966).
Nachdem diese ersten Schritte getan waren, schien es Pitt an der Zeit, sich nach Hollywood aufzumachen. In Kalifornien angekommen ließ der erhoffte Durchbruch jedoch erst einmal auf sich warten. Die Schauspielerin verdiente sich ihr Geld als Kellnerin, fand Zugang zum Pasadena Playhouse und landete schließlich erneut in einem phantastischen B-Movie, diesmal in Willie Wilders* in den Philippinen gedrehten Omegans (1968), über den ich mangels Bekanntschaft mit dem Streifen weiter nichts sagen kann, auch wenn mich diese Besprechung auf IMDB auf perverse Weise neugierig gemacht hat.
Daneben fand sie ab und an ein Engagement beim Fernsehen, so etwa für einen Gastauftritt in der Serie Ironside. Auf diesem Umweg gelangte sie schließlich auch zu ihrem größten amerikanischen Erfolg: der Rolle der Agentin Heidi in Brian G. Huttons Zweitem Weltkriegs - Film Where Eagles Dare (1968) mit Richard Burton und Clint Eastwood.
I was in Hollywood appearing in the television show Ironside with Raymond Burr, when I was asked to a poker party at the house of the stuntman Yakima Canutt, who at the end of the evening said, 'There's a part in a film I'm just starting. Why don't you go for that? Go see Brian Hutton and mention my name.' Well, some people's names are magic – I got to see Hutton at MGM in three seconds, and he sent me to England to do a screen test for his film ...
Die meisten Innenaufnahmen für den Where Eagles Dare wurden in Borehamwood, Hertforshire, gedreht; und spätestens nachdem Hutton sein ursprüngliches Angebot, sie auch für seinen nächsten Film zu engagieren, zurückgezogen hatte, beschloss Pitt, in England zu bleiben. Hier hatte sie endgültig eine neue Heimat gefunden. Wenig später lernte sie auf einer Londoner Party zufällig den Hammer-Produzenten James Carreras kennen, der sie Tags darauf für die Hauptrolle in The Vampire Lovers verpflichtete.
Da ich momentan nicht in der rechten Stimmung bin, um meine Bekanntschaft mit diesem Flick aufzufrischen, verzichte ich auf einen Kommentar. Ich habe allerdings vor, dies in absehbarer Zukunft nachzuholen und zu diesem Anlass auch Le Fanus Carmilla wieder einmal hervorzukramen. Vielleicht werde ich dann etwas mehr oder weniger intelligentes über The Vampire Lovers zu sagen haben. Ehrlich gesagt spiele ich sogar mit dem Gedanken, mich einmal etwas allgemeiner dem Phänomen des lesbischen Vampirfilms zu widmen – auch wenn ich befürchte, dass sich die meisten Vertreter dieser Gattung als übler Exploitation-Schund herausstellen werden. Was auf The Vampire Lovers nicht zutrifft (auch gibt es da ja zumindest noch The Hunger!) Wir werden sehen {oder auch nicht} ...
Für Ingrid Pitt jedenfalls war dies der Beginn ihrer kurzen, aber um so glanzvolleren Brit-Horror-Karriere. Zwar lehnte sie es ab, die Hauptrolle in Lust for a Vampire – dem zweiten Teil der sog. Karnstein-Trilogie – zu spielen, doch dafür parodierte sie auf höchst amüsante Weise ihr neugewonnenes Vampirlady-Image ein Jahr später in Amicus' Portmanteau-Streifen The House That Dripped Blood, und bewies damit, dass sie nicht nur talentiert und sexy, sondern auch intelligent und humorvoll war. Als nächstes folgte mit Countess Dracula ein weiterer Hammer-Film.
Nicht nur unter Filmsnobs, sondern auch unter Horror-Fans gibt es manche, die diesen Streifen für einen Fehlschlag halten. Ich sehe das anders. Zugegeben, der Film geizt mit übernatürlichen Schrecken und die Story entbehrt weitgehend der üblichen Spannung, da alles, was zu einem Geheimnis hätte aufgebaut werden können, schon nach der ersten Viertel Stunde offen zutage liegt. Dies mag im ersten Moment etwas irritierend wirken, aber die besondere Qualität von Countess Dracula liegt anderswo.
Zuerst einmal handelt es sich trotz des Titels nicht um einen Vampirfilm. In Anlehnung an die Legenden um die historische Gräfin Elisabeth Báthory erzählt Countess Dracula vielmehr die Geschichte der Gräfin Elisabeth Nádasdy, die durch regelmäßige Waschungen mit dem Blut ermordeter Jungfrauen auf unnatürliche Weise ihre Jugend wiederherstellt. In so verjüngter Gestalt, und die Identität ihrer eigenen Tochter annehmend, beginnt sie eine Beziehung mit dem jungen Offizier Imre Toth. Zugleich bedient sie sich ihres ehemaligen Geliebten Kapitän Dobi, der ihr nach wie vor ergeben ist, um immer neue Opfer in die Finger zu bekommen.
Ingrid Pitt hätte die Mordtaten der Gräfin gerne auf sehr viel drastischere Weise dargestellt gesehen: "In one scene, I wanted to cut a whore's throat and hang her up by the feet and have the blood rush over me. You can't do that in a Hammer film!" Ein bisschen mehr Blut und offene Brutalität hätte dem Film sicher nicht geschadet, dem eigentlichen Thema {so wie ich es verstehe} wäre damit jedoch nichts hinzugefügt worden. Im Zentrum des Films steht die Person der Gräfin, und Pitt versteht es wirklich meisterlich, das Hin und Her zwischen dem gedankenverlorenen Vergnügen an der wiedergewonnenen Jugend und der Verzweifelung über das stets zurückkehrende Alter zum Ausdruck zu bringen. Gräfin Elisabeth verhält sich exakt wie eine Drogenabhängige, und ihre Droge heißt Jugend und Schönheit. Um diese zu bekommen, ist ihr jedes Mittel recht, doch sobald der sinnliche Rausch verflogen, die grauen Haare und die Runzeln zurückgekehrt sind, bricht sie in sich zusammen, wird zu einer erbärmlichen Jammergestalt. Totz ihrer blutigen Taten wirkt sie deshalb bemitleidenswert, und die Schlussszene, in der wir sie in Erwartung ihrer Hinrichtung als alte Frau im Kerker sehen, hat mir gerade deshalb einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt. Ihre Gier nach ewiger Jugend, so egoistisch sie natürlich auch ist, erscheint in gewisser Weise verständlich, da wir immer wieder demonstriert bekommen, wie Männer Frauen nach ihrem Äußeren und nach ihrem "Wert" als "Sexobjekt" beurteilen. Dies gilt auch für den "offiziellen" Helden der Geschichte, Imre Toth, der als ein zwar im Grunde gutmütiger und nicht unsympathischer, aber auch schrecklich oberflächlicher Kerl erscheint. Das vielleicht unheimlichste an Countess Dracula aber ist die Beziehung zwischen Elisabeth und Dobi. Die Gräfin nutzt die Verliebtheit des alten Kapitäns rücksichtslos aus, um ihre künstliche Jugend zu erhalten und damit den jungen Imre gewinnen zu können. Ihre Grausamkeit ist dabei jedoch die Grausamkeit einer Süchtigen, die angesichts der ersehnten Droge keine Gedanken mehr daran verschwenden kann, welche Auswirkungen ihr Handeln auf andere Menschen hat. Dobi hingegen rächt sich dafür auf bewusst sadistische Weise, indem er sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit quält und demütigt.
Als Ingrid Pitt ihren Einstieg in den britischen Horrorfilm schaffte, befand sich dieser bereits seit einigen Jahren im Niedergang. Sowohl The Vampire Lovers als auch Countess Dracula sind Beispiele dafür, wie Hammer die sinkenden Zuschauerzahlen durch verstärkte Erotik und ein bisschen nackte Haut aufzufangen versuchte. Dass spricht nicht gegen die beiden Filme, aber es lässt einen verstehen, warum sich auf dieser Basis keine bleibende Karriere aufbauen ließ.
Bevor das Ende erreicht war, übernahm Pitt mit der Rolle der Bibliothekarin allerdings noch einen – wenn schon nicht zentralen, so doch auch nicht unbedeutenden – Part in The Wicker Man (1973) – dem unbestrittenen Kronjuwel des Brit-Horrors. Einem Film, der meiner bescheidenen Ansicht nach einen festen Platz im ewigen Pantheon des phantastischen Kinos verdient hat, und mit dem ich mich auf jedenfall noch einmal ausführlicher werde beschäftigen müssen.
Danach jedoch war Schluss. Ingrid Pitt sollte nie wieder die Hauptrolle in einem Film spielen. Sie übernahm Parts in so grausigen Streifen wie Wild Geese II und hatte Gastauftritte u.a. in The Zoo Gang, der Le Carré - Adaption Smiley's People sowie Doctor Who. 1981 trat sie kurz als "Hitchcock Blonde" in Alastair Reids ebenso faszinierendem wie irritierendem Phantastik-Streifen Artemis 81 auf {einem Film, den ich mir wohl noch ein paar mal anschauen muss, bevor ich mir ein endgültiges Urteil über ihn erlauben werde}. Daneben betätigte sie sich als Schriftstellerin und war ein gerngesehener Gast auf zahlreichen Horror-Conventions. In ihrem unverkrampften und positiven Verhältnis zur Fangemeinde stellte sie noch einmal ihre liebenswertesten Eigenschaften unter Beweis: Humor, Intelligenz und Lebensfreude. Leider war es ihr nicht vergönnt, einhundert Jahre alt zu werden, wie sie in ihrem selbst verfassten {und nicht ganz ernstzunehmendem} Nachruf angenommen hatte. Vielmehr starb sie am 23. November 2010 im Alter von 73 Jahren. Ihre Tochter Steffanie erklärte, man möge sie in Erinnerung bewahren "as the Countess Dracula with the wonderful teeth and the wonderful bosom." Das war sie, und noch so viel mehr.
Zuerst einmal handelt es sich trotz des Titels nicht um einen Vampirfilm. In Anlehnung an die Legenden um die historische Gräfin Elisabeth Báthory erzählt Countess Dracula vielmehr die Geschichte der Gräfin Elisabeth Nádasdy, die durch regelmäßige Waschungen mit dem Blut ermordeter Jungfrauen auf unnatürliche Weise ihre Jugend wiederherstellt. In so verjüngter Gestalt, und die Identität ihrer eigenen Tochter annehmend, beginnt sie eine Beziehung mit dem jungen Offizier Imre Toth. Zugleich bedient sie sich ihres ehemaligen Geliebten Kapitän Dobi, der ihr nach wie vor ergeben ist, um immer neue Opfer in die Finger zu bekommen.
Ingrid Pitt hätte die Mordtaten der Gräfin gerne auf sehr viel drastischere Weise dargestellt gesehen: "In one scene, I wanted to cut a whore's throat and hang her up by the feet and have the blood rush over me. You can't do that in a Hammer film!" Ein bisschen mehr Blut und offene Brutalität hätte dem Film sicher nicht geschadet, dem eigentlichen Thema {so wie ich es verstehe} wäre damit jedoch nichts hinzugefügt worden. Im Zentrum des Films steht die Person der Gräfin, und Pitt versteht es wirklich meisterlich, das Hin und Her zwischen dem gedankenverlorenen Vergnügen an der wiedergewonnenen Jugend und der Verzweifelung über das stets zurückkehrende Alter zum Ausdruck zu bringen. Gräfin Elisabeth verhält sich exakt wie eine Drogenabhängige, und ihre Droge heißt Jugend und Schönheit. Um diese zu bekommen, ist ihr jedes Mittel recht, doch sobald der sinnliche Rausch verflogen, die grauen Haare und die Runzeln zurückgekehrt sind, bricht sie in sich zusammen, wird zu einer erbärmlichen Jammergestalt. Totz ihrer blutigen Taten wirkt sie deshalb bemitleidenswert, und die Schlussszene, in der wir sie in Erwartung ihrer Hinrichtung als alte Frau im Kerker sehen, hat mir gerade deshalb einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt. Ihre Gier nach ewiger Jugend, so egoistisch sie natürlich auch ist, erscheint in gewisser Weise verständlich, da wir immer wieder demonstriert bekommen, wie Männer Frauen nach ihrem Äußeren und nach ihrem "Wert" als "Sexobjekt" beurteilen. Dies gilt auch für den "offiziellen" Helden der Geschichte, Imre Toth, der als ein zwar im Grunde gutmütiger und nicht unsympathischer, aber auch schrecklich oberflächlicher Kerl erscheint. Das vielleicht unheimlichste an Countess Dracula aber ist die Beziehung zwischen Elisabeth und Dobi. Die Gräfin nutzt die Verliebtheit des alten Kapitäns rücksichtslos aus, um ihre künstliche Jugend zu erhalten und damit den jungen Imre gewinnen zu können. Ihre Grausamkeit ist dabei jedoch die Grausamkeit einer Süchtigen, die angesichts der ersehnten Droge keine Gedanken mehr daran verschwenden kann, welche Auswirkungen ihr Handeln auf andere Menschen hat. Dobi hingegen rächt sich dafür auf bewusst sadistische Weise, indem er sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit quält und demütigt.
Als Ingrid Pitt ihren Einstieg in den britischen Horrorfilm schaffte, befand sich dieser bereits seit einigen Jahren im Niedergang. Sowohl The Vampire Lovers als auch Countess Dracula sind Beispiele dafür, wie Hammer die sinkenden Zuschauerzahlen durch verstärkte Erotik und ein bisschen nackte Haut aufzufangen versuchte. Dass spricht nicht gegen die beiden Filme, aber es lässt einen verstehen, warum sich auf dieser Basis keine bleibende Karriere aufbauen ließ.
Bevor das Ende erreicht war, übernahm Pitt mit der Rolle der Bibliothekarin allerdings noch einen – wenn schon nicht zentralen, so doch auch nicht unbedeutenden – Part in The Wicker Man (1973) – dem unbestrittenen Kronjuwel des Brit-Horrors. Einem Film, der meiner bescheidenen Ansicht nach einen festen Platz im ewigen Pantheon des phantastischen Kinos verdient hat, und mit dem ich mich auf jedenfall noch einmal ausführlicher werde beschäftigen müssen.
Danach jedoch war Schluss. Ingrid Pitt sollte nie wieder die Hauptrolle in einem Film spielen. Sie übernahm Parts in so grausigen Streifen wie Wild Geese II und hatte Gastauftritte u.a. in The Zoo Gang, der Le Carré - Adaption Smiley's People sowie Doctor Who. 1981 trat sie kurz als "Hitchcock Blonde" in Alastair Reids ebenso faszinierendem wie irritierendem Phantastik-Streifen Artemis 81 auf {einem Film, den ich mir wohl noch ein paar mal anschauen muss, bevor ich mir ein endgültiges Urteil über ihn erlauben werde}. Daneben betätigte sie sich als Schriftstellerin und war ein gerngesehener Gast auf zahlreichen Horror-Conventions. In ihrem unverkrampften und positiven Verhältnis zur Fangemeinde stellte sie noch einmal ihre liebenswertesten Eigenschaften unter Beweis: Humor, Intelligenz und Lebensfreude. Leider war es ihr nicht vergönnt, einhundert Jahre alt zu werden, wie sie in ihrem selbst verfassten {und nicht ganz ernstzunehmendem} Nachruf angenommen hatte. Vielmehr starb sie am 23. November 2010 im Alter von 73 Jahren. Ihre Tochter Steffanie erklärte, man möge sie in Erinnerung bewahren "as the Countess Dracula with the wonderful teeth and the wonderful bosom." Das war sie, und noch so viel mehr.
* Ja, Schlock-Regisseur Willie Wilder war tatsächlich der Bruder von Billy Wilder!
Thank you! I'm glad that my little scribblings about Ms. Pitt were of use to you.
AntwortenLöschennice i like this blog posts thanks for sharing hope you will be post more informative information here.
AntwortenLöschenhttp://www.expressoomug.com/p/world-news