Unter den gegebenen Umständen war das Ergebnis der Abstimmungen zum diesjährigen Hugo Award, das gestern Abend auf der Worldcon in Spokane/Washington offiziell verkündet wurde, mit Sicherheit das Beste, was man sich erhoffen konnte. Den Sad & Rabid Puppies wurde eine vernichtende Niederlage beigebracht, die selbsternannten Vertreter der "schweigenden Mehrheit" als das entlarvt, was sie tatsächlich sind: eine weinerliche Clique Ewiggestriger, die es einfach nicht ertragen können, dass sich die Welt weitergedreht hat.
Ich stehe der Ideologie, die in weiten Teilen der "linken" SFF-Gemeinde zur Zeit vorherrscht, äußerst kritisch gegenüber, aber das ändert nichts daran, dass ich einen gemeinsamen Feind erkenne, wenn ich ihn zu Gesicht bekomme. Und die Puppies sind ein solcher Feind. Zu sehen, wie Vox Day, Brad Torgersen, Larry Correia, Sarah Hoyt, John C. Wright, Tom Kratman & Kumpanei eine Abfuhr erteilt bekommen, erfüllt auch mich mit Freude, verkörpern sie doch alles, was in unserer Gesellschaft und Kultur rückständig, verrottet und inhuman ist.
Dass zugleich Laura J. Mixon für ihren Bericht über die Umtriebe von Requires Hate / Benjanun Sriduangkaew geehrt wurde {vgl. hier & hier}, macht mich erst recht glücklich, denn die Angehörige eines thailändischen Oligarchen-Clans hat sich nicht nur über Jahre als eine besonders bösartige und sadistische Trollin und Cyber-Stalkerin betätigt, ihr Fall ist zugleich ein besonders prägnantes Beispiel für all das, was an der Ideologie der Identitätspolitik nicht stimmt.
Und doch sollten wir vielleicht nicht gar zu laut jubeln. Die Puppies werden es nicht hinnehmen, dass sie geschlagen wurden. Die jammernden Hündchen werden sich nicht mit eingezogenem Schwanz in ihren staubigen Winkel der Küche verkriechen. Vorgestern noch verkündete Torgersen, die größte Leistung der Sad Puppies sei es gewesen, den Kreis der Hugo - Wählerschaft vergrößert zu haben:
This year there were a record number of memberships, and a record number of ballots cast. This is very, very good. A democracy (any democracy) is only as worthwhile as those who keep their end up by actively participating. Past Hugo voting has tended to be remarkably anemic. Sad Puppies has changed this significantly — for two years running.
Doch dass eben diese Wählerschaft nun ihn und seine Clique zum Teufel geschickt hat, ist in der verdrehten Weltsicht der Puppies selbstverständlich kein Ausdruck von Demokratie, sondern bloß ein weiterer Beweis für die zensurwütige Diktatur der "kulturmarxistischen" Social Justice Warriors (SJWs). Puppies wie Sarah Hoyt wittern sogar bereits Wahlbetrug. Mit anderen Worten: Die Puppies werden auch im nächsten Jahr wieder zur Stelle sein, um der überwältigenden Mehrheit der SFF-Gemeinde in die Suppe zu spucken {oder ins Wohnzimmer zu kacken, um eine angemessenere Metapher zu verwenden}. Und das bedeutet nicht bloß, dass wir uns vermutlich auch 2016 mit den endlosen Pöbeleien dieser rechtsextremen Kumpanei werden herumschlagen müssen, es könnte auch dazu führen, dass einmal mehr ganz großartige Schriftstellerinnen & Schriftsteller um die öffentliche Anerkennung gebracht werden, die ihnen zustehen würde. Ganz so, wie es dieses Jahr geschehen ist.
Die beste Reaktion auf die Hugocalypse von 2015 wäre es deshalb vielleicht, wenn alle, die sich über die Niederlage der Puppies freuen, die Werke jener Autoren & Autorinnen lesen würden, die durch Vox Day, Torgersen und ihre Gefolgschaft aus der Nominiertenliste verdrängt wurden. Um die Titel in Erfahrung zu bringen, braucht man bloß hier kurz nachzuschlagen. In der Kategorie "Best Short Story", deren Vertreter im Netz frei verfügbar sind, wären das zum Beispiel:
Jackalope Wives von Ursula Vernon
The Breath of War von Aliette de Bodard
The Truth About Owls von Amal El-Mohtar
When It Ends, He Catches Her von Eugie Foster
A Kiss With Teeth von Max Gladstone
(P.S.: Ich weiß, es gibt Leute, die glauben, Annie Bellett [Goodnight Stars] und Kary English [Totaled] wären möglicherweise auch ohne die Hilfe der Puppies auf die Liste gekommen, aber was soll's ...)
Das neue Wahlverfahren soll ab 2017 (hmm, Helsinki, cool) so ein Debakel verhindern. Nächstes Jahr kann nochmal hässlich werden.
AntwortenLöschenOligarchen-Clan? Was habe ich verpasst?
Hallo, Placet!
AntwortenLöschenJa, mit den abgeänderten Regeln wird sich das Puppies-Problem 2017 wohl wirklich erledigt haben, zumindest was den Hugo Award betrifft. Hoffen wir das Beste.
Was RH betrifft: Dass die Gute extrem reich sein muss, wurde von vielen ja schon seit langem vermutet. Ihre Schulzeit in Großbritannien, prahlerisches Gelaber über Shopping-Flüge nach Hongkong usw. Vor einiger Zeit wurde dann bekannt, *wie* reich sie tatsächlich ist. Offenbar gehört sie zu einer Familie von Millionären und Milliardären. Einer ihrer Onkel ist die zwölfreichste Person Thailands, ein anderer Chef eines Hotel-Imperiums. Auch politisch scheint die Familie (als Bürgermeister etc.) ihre Heimatstadt zu dominieren.
Obwohl diese Informationen von einer wenig sympathischen Person (RHs Cyber-Stalker) bekannt gemacht wurden, scheint ihr Wahrheitsgehalt von niemandem in Frage gestellt zu werden, auch von RH selbst nicht.
Alles Gute!
Oh, danke Info...kann man sich gar nicht ausdenken sowas. Gruß!
AntwortenLöschenOh super, die "Bösen" aussperren, das macht den Award gleich viel besser. Sauberer. Wieso man da nicht gleich noch mehr säubert... oh wait, das klingt doch gar etwas nationalsozialistisch...
AntwortenLöschen"Säuberungen"? "Nationalsozialistisch"? -- Ich weiß, solche absurden Vergleiche gehören zur Standardrhetorik der Puppies. Scheinbar kapieren sie nicht, wie lächerlich das für jeden klingen muss, der nicht zu ihrer Anhängerschaft gehört.
AntwortenLöschenWie dem auch sei, meines Wissens nach wurde niemand von der Worldcon oder dem Hugo-Award "ausgesperrt". Die große Mehrheit der Wählerschaft hat lediglich den Versuch einer relativ kleinen Clique, den Award zu "kapern", aufs deutlichste zurückgewiesen.
Da diese Clique zugleich eine Ideologie vertritt, die zu bekämpfen ich in der Tat für wichtig halte, bereitet mir ihre Niederlage doppelte Freude.