Ein Blake's 7 - Rewatch
Bevor wir uns dem Inhalt der fünften Episode von Blake's 7 zuwenden, möchte ich ein paar kurze Bemerkungen über die Entwicklungsgeschichte der ersten Staffel vorausschicken.
Bevor wir uns dem Inhalt der fünften Episode von Blake's 7 zuwenden, möchte ich ein paar kurze Bemerkungen über die Entwicklungsgeschichte der ersten Staffel vorausschicken.
Als die BBC im November 1976 die Produktion der Serie offiziell in Auftrag gab, existierten bereits zwei von Terry Nation verfasste Drehbücher, die ungefähr den späteren Episoden The Way Back und Space Fall entsprachen. Man war übereingekommen, dass Nation die Mehrzahl der Scripts für die erste Staffel schreiben sollte, da sein Name mit einem gewissen Prestige verbunden war. Doch Anfang 1977 wurde dieser Auftrag auf sämtliche dreizehn Episoden ausgeweitet. Man kann sich leicht vorstellen, dass dies einige Probleme nach sich zog. Am Ende schuf der Autor für viele der Folgen nur einen ersten Drehbuchentwurf, der dann von Script Editor Chris Boucher, dessen Einfluss auf die Entwicklung von Blake's 7 in den späteren Staffeln deutlich zunehmen würde, mehr oder weniger stark überarbeitet wurde. Doch auch diese Teamarbeit konnte nicht verhindern, dass es sich als unmöglich erwies, über den Verlauf der gesamten ersten Staffel ein gleichmäßiges Qualitäts- und Originalitätsniveau zu halten. Rundherum miese Episoden gibt es meiner Ansicht nach zwar auch in der ersten Staffel von Blake's 7 nicht, aber wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir auf die eine oder andere Lückenbüßer-Folge stoßen.
Und zu diesen würde ich auch The Web zählen. Zwar besitzt die Episode einen gewissen Charme, doch weder in ihrer Thematik noch in der Darstellung der Charaktere trägt sie irgendetwas bedeutendes zur Serie als Ganzem bei. Entsprechend kurz wird diese Besprechung ausfallen.
Unter dem telepathischen Einfluss einer fremden Macht sabotiert Cally die "Liberator", was dazu führt, dass das Schiff seinen Kurs ändert, zu einem fremden Sonnensystem fliegt und sich dort in der Nähe eines unbekannten Planeten in einer Art riesigem Spinnennetz verfängt. Weder das mächtige Antriebssystem noch die gleichermaßen eindrucksvollen Strahlenkanonen der "Liberator" eröffnen eine Fluchtmöglichkeit, so dass sich die Crew schließlich gezwungen sieht, mit ihren Entführern zu verhandeln, welche Jennas Körper zur Kommunikation verwenden. Cally vermutet, dass es sich bei ihnen um "die Verlorenenen" handelt, eine Gruppe, die einst von ihrer Heimatwelt verbannt wurde -- "unfit to share the soul of Auronar". Klingt nicht eben vertrauenserweckend, aber als sich Blake auf den Planeten hinunterteleportiert, wird er dort von dem Geschwisterpaar Geela (Ania Marson) und Novara (Miles Fothergill) sehr höflich in Empfang genommen. Scheinbar geht es den beiden nur darum, ein paar neue Energiezellen im Austausch gegen die Befreiung der "Liberator" zu bekommen. Weniger freundlich wirken da auf den ersten Blick die zwergenhaften "Decimas", die in den Wäldern um die Forschungsstation herum hausen, Blake nach seiner Ankunft attackiert haben und offenbar einen großen Hass auf Geela & Novara hegen. Doch dieser erste Eindruck wandelt sich rasch, als unser Held erfährt, dass in der Station gentechnische Experimente durchgeführt werden, mit deren Hilfe "die Verlorenen" Unsterblichkeit zu erlangen hoffen, während sie nebenbei eine Sklavenrasse für sich heranzüchten. Die "Decimas" sind die unglücklichen Produkte dieser Experimente, denen von ihren Schöpfern ein baldiger Tod zugedacht ist. Ja, selbst Geela & Novara sind bloß künstlich kreierte Werkzeuge. Der wirkliche Herr des Labors entpuppt sich als eine in einem Tank mit Nährflüssigkeit schwimmende, verschrumpelt-embryonenhafte Kreatur, die in sich das Bewusstein der ursprünglichen "Verlorenenen" trägt..
The Web ist wie gesagt keine schlechte Folge. Das Waldsetting mit seinen überall herumhängenden monströsen Spinnenwebfäden, den großen weißen Ballons, die hier und da zwischen den Büschen liegen, sowie dem schlauchartigen Forschungslabor besitzt bei aller Primitivität doch eine nett bizarre Atmosphäre. Auch das abhängig von der Beleuchtung mal silbrig, mal golden schimmernde gentechnisch produzierte Geschwisterpaar hinterlässt in seiner roboterhaften Emotionslosigkeit einen gelungen gruseligen Eindruck. Und immer dann wenn der "Verlorene" (Richard Beale) durch einen weiblichen Körper {Jennas oder Geelas} spricht, ist die Wirkung in der Tat leicht verstörend.
Die Decimas allerdings wirken wie eine putzige Kreuzung zwischen Ewoks und Pilzmenschen, wobei die billigen Kostüme nicht zu verschleiern vermögen, dass es sich bei ihnen wohl um eine Schar kreischender Kinderdarsteller handelt. Was der Atmosphäre denn doch leicht abträglich ist, und der finalen Rache der gequälten Kreaturen etwas von der Ernsthaftigkeit und dem Pathos nimmt, über die die entsprechende Szene eigentlich hätte verfügen müssen.
Mehr habe ich über The Web nicht zu berichten. Höchstens noch, dass Avon Blake einmal mehr das Leben rettet {warum, versteht er selbst nicht so ganz}, und der fanatische Freiheitskämpfer seinerseits den zynischen Computerspezialisten später als einen "Freund" bezeichnet. Auch wenn die Episode alles in allem wenig zum Weltenbau von Blake's 7 beiträgt, verdeutlicht sie damit doch wenigstens noch einmal die komplizierte und vielschichtige Beziehung, die sich zwischen den beiden Charakteren zu entwickeln beginnt.
Wenn The Web nicht viel mehr als eine Lückenbüßer-Episode ist, so erwartet uns dafür nächstes Mal die Einführung der beiden wichtigsten Antagonisten der Serie.
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