"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Mittwoch, 27. August 2014

Es klingt wie ein Traum

Ein Film inspiriert von Edgar Allan Poe, H.P. Lovecraft, viktorianischen Geistergeschichten, Mario Bavas gotischen Horrorfilmen, dem Brit-Horror des House of Hammer und Jim Hensons Dark Crystal ... Ein phantastischer Film (fast) ohne CGI-Effekte, aber auch ohne menschliche Schauspieler ... Ein Puppenfilm ... Ein Film, an dessen Design u.a. Mike Mignola mitgewirkt hat und dessen weibliche Hauptfigur von Barbara Steele gesprochen wird ... Gütige Götter von Pegana, das klingt wie ein Traum. Und doch: Unter der Leitung von Kevin McTurk wird zur Stunde an der Fertigstellung eben dieses Filmes gearbeitet. Sein Titel: The Mill at Calder's End.

Nachdem ich gestern dank Mr. Jim Moon auf dieses Projekt aufmerksam geworden war, begab ich mich natürlich allsogleich auf die Suche nach etwas genaueren Informationen.

Kevin McTurk ist ein echter Veteran im SFX-Bereich. Seine erste professionelle Arbeit leistete er 1990 bei der Produktion von Dario Argentos & George A. Romeros Due occhi diabolici (1990). Dem folgten Filme wie Batman Returns (1992), Jurassic Park (1993), Interview with a Vampire (1994), Galaxy Quest (1999), Hellboy (2004), Spider-Man 2 (2004), Hellboy 2: The Golden Army (2008), X-Men: First Class (2011), Hansel & Gretel: Witch Hunters (2013) und Pacific Rim (2013). Als er sich 2011/12 daranmachte, zum ersten Mal einen Film in eigener Regie zu drehen, verband er dabei seine jahrzehntelange Erfahrung als Modellschöpfer und Puppenspieler mit seiner Liebe zu klassischem "gotischem" Horror. Unterstützung wurde ihm dabei u.a. von Jim Hensons jüngster Tochter Heather zuteil. Heraus kam der Kurzfilm The Narrative of Victor Karloch {den man sich bei Vimeo on Demand für $15 herunterladen kann, was ich bisher aber noch nicht getan habe.}



Zur Finanzierung seines zweiten, weitaus ehrgeizigeren Projektes startete McTurk 2013 eine Kickstarter-Kampagne, die statt der angepeilten $30.000 schließlich $65.073 einbrachte. Für die Aktion wurde mit folgendem Clip geworben, bei dem zumindest mir als einem Liebhaber von Phantastik, gotischem Horror und klassischer Tricktechnik erst recht das Wasser im Munde zusammenläuft:



Vor kurzem ist nun ein erster Trailer veröffentlicht worden:



Über die bei der Produktion des Filmes verwendeten Techniken schreibt McTurk:
The Mill at Calder's End is a gothic tale that will be told with the traditional Japanese theater puppetry technique known as bunraku. Each puppet figure is controlled by three (or more) puppeteers dressed in black and hidden behind each character. It is my goal to make a film that celebrates practical effects and therefore there will be almost no computer generated imagery in the final film. In my first film, The Narrative of Victor Karloch, I utilized several silent film era camera techniques, such as a shot of a miniature ship on a stormswept ocean (which, in fact, was made up of painted flowing garbage bags). I plan to continue to use many more of these techniques to give a hand crafted look to The Mill at Calder's End
Zur Story des Films scheint noch nicht mehr bekannt zu sein, als was wir in diesen Videos erfahren. Dafür liest sich die Liste der an dem Projekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler ziemlich beeindruckend. Neben Barbara Steele und Jason Flemyng als Sprecher finden wir dort u.a. Kameraman Wyatt Garfield ("Oberbeleuchter"/"Gaffer" bei Beasts of the Southern Wild), Comic-Künstler Mike Mignola (Hellboy) und Guy Davis (The Marquis), Avantgarde-Cellistin Zoe Keating, E-Musik-Komponist Lustmord, Modelldesigner Arjen Tuiten (Schöpfer des "Bleichen Mannes" in Pan's Labyrinth) ...

Dem inzwischen ziemlich breit gewordenen Mainstream des phantastischen Kinos unserer Tage kann ich meist ja eher wenig abgewinnen. Um so erfreulicher zu erfahren, dass abseits davon Künstler und Künstlerinnen, deren Talent so oft von den großen Studios zur Produktion mediokrer Machwerke missbraucht wird, mit echter Leidenschaft und Liebe zum Genre an Projekten wie The Mill at Calder's End arbeiten. Ich hoffe bloß, dass ich nach Fertigstellung des Films auch die Möglichkeit erhalten werde, ihn zu sehen. In die Kinos wird er ja wohl kaum kommen ...

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