Ich würde ja wirklich gerne einmal berichten können, dass ich mich auf ein kommendes Kinoereignis freue, doch leider muss ich schon wieder den Miesmacher spielen. Via SF Signal erreichte mich heute eine Nachricht aus Hollywood, die einmal mehr wenig gutes erwarten lässt. Das Unternehmen Imagine Entertainment, zu dessen Eigentümern der Regisseur Ron Howard gehört, hat die Rechte für eine Neuverfilmung von 1984 erworben. Die Idee dazu soll von 'street artist', Grafiker und Werbedesigner Shepard Fairey gekommen sein.
An sich wäre eine neuerliche filmische Auseinandersetzung mit George Orwells Roman, von der man hoffen könnte, dass sie ein breiteres Publikum erreicht, durchaus begrüßenswert. Schließ-lich weist die heutige Realität genug Aspekte auf, die eine beunruhigende Ähnlichkeit mit der Welt des Großen Bruders besitzen. Am offensichtlichsten sind da wohl der permanente Kriegszustand als Legitimation für zunehmend autoritäre Herrschaftsformen sowie die newspeak-artigen Formulierungen der politischen Propaganda, in der Angriffs- zu Verteidigungskriegen, Invasionen zu Befreiungen, Folter zu 'enhanced interrogation' und die Verelendung der griechischen Bevölkerung zur Rettung Griechenlands werden. Auch ist doublethink – die Fähigkeit, zwei sich ausschließende Aussagen nebeneinander bestehen lassen und beide als wahr ansehen zu können – ein weit verbreitetes Phänomen im offiziellen 'Diskurs' unserer Tage. Zwei Beispiele:
Islamische Fundamentalisten sind ''Feinde der Demokratie' und 'Terroristen', wenn sie gegen das Besatzungsregime in Afghanistan kämpfen. – Islamische Fundamentalisten sind 'Demokraten' und 'Freiheitskämpfer', wenn sie in Libyen oder Syrien gegen die Regierungen von Gaddafi oder Assad kämpfen. /// Die Besetzung Afghanistans durch westliche Truppen dient der Ausbreitung und Verteidigung der Demokratie. – Die Besatzungsmächte besitzen das selbstverständliche Recht, sich über alle Forderungen der 'souveränen', 'legitimen', 'demokratisch gewählten' Regierung Afghanistans hinwegzusetzen.
Doch auch wenn ich jedem, der dies noch nicht getan hat, nur wärmstens empfehlen kann, 1984 zu lesen (und sich danach vielleicht einmal Michael Radfords Filmversion anzuschauen), erfüllt mich der Gedanke an eine Hollywood-Version der Geschichte von Winston Smith eher mit Unbehagen. Natürlich muss das Ergebnis nicht gleich so schlimm ausfallen wie die Animal Farm - Version von 1999 – eine Buchverfilmung, die hinsichtlich der Verdrehung der politischen Ansichten des Autors vielleicht nur noch von der ersten Filmadaption von Graham Greenes The Quiet American aus dem Jahre 1958 übertroffen wird. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass bei der Verwandlung von 1984 in einen marktgerechten Blockbuster irgendetwas anderes herauskommen kann als eine filmische Peinlichkeit.
All das ist freilich noch reine Zukunftsmusik. Niemand weiß, wann sich Imagine Entertainment an die Verwurstung von Orwell machen wird, und ebensowenig ist bekannt, wer dann die Regie übernehmen wird. Die Namen der bisher an dem Projekt beteiligten Personen flößen jedoch nicht gerade Vertrauen ein. Ron Howard (Splash, Cocoon, Willow, Apollo 13, How the Grinch Stole Christmas, A Beautiful Mind, Cinderella Man, The Da Vinci Code, Frost/Nixon) ist nicht unbedingt als übermäßig intelligenter, kritischer oder subversiver Filmemacher bekannt. Sein am deutlichsten 'politischer' Film Frost/Nixon stellte letztenendes die 'Humanisierung' eines der großen Kriegsverbrecher des 20. Jahrhunderts – und damit die Verharmlosung seiner Untaten – dar. Shepard Fairey mag eher im Rufe eines Rebellen stehen, aber wie Howard gehört auch er zu jener Schicht wohlhabender 'Liberaler', die in Barack Obama ihren Messias erblicken. Er kreierte für dessen Wahlkampagne das berühmte Hope-Plakat, während Howard einen Werbespot für den Präsidentschaftskandidaten drehte. Die Ironie besteht darin, dass kaum jemand die moderne Version von newspeak so perfekt beherrscht wie Obama und seine Apologeten. Man möge es mir deshalb verzeihen, dass ich aus diesen Kreisen keine interessante neue Orwell-Interpretation erwarte. Diese Leute leben gemäß dem Ingsoc-Slogan 'Unwissenheit ist Stärke'.
Doch auch wenn ich jedem, der dies noch nicht getan hat, nur wärmstens empfehlen kann, 1984 zu lesen (und sich danach vielleicht einmal Michael Radfords Filmversion anzuschauen), erfüllt mich der Gedanke an eine Hollywood-Version der Geschichte von Winston Smith eher mit Unbehagen. Natürlich muss das Ergebnis nicht gleich so schlimm ausfallen wie die Animal Farm - Version von 1999 – eine Buchverfilmung, die hinsichtlich der Verdrehung der politischen Ansichten des Autors vielleicht nur noch von der ersten Filmadaption von Graham Greenes The Quiet American aus dem Jahre 1958 übertroffen wird. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass bei der Verwandlung von 1984 in einen marktgerechten Blockbuster irgendetwas anderes herauskommen kann als eine filmische Peinlichkeit.
All das ist freilich noch reine Zukunftsmusik. Niemand weiß, wann sich Imagine Entertainment an die Verwurstung von Orwell machen wird, und ebensowenig ist bekannt, wer dann die Regie übernehmen wird. Die Namen der bisher an dem Projekt beteiligten Personen flößen jedoch nicht gerade Vertrauen ein. Ron Howard (Splash, Cocoon, Willow, Apollo 13, How the Grinch Stole Christmas, A Beautiful Mind, Cinderella Man, The Da Vinci Code, Frost/Nixon) ist nicht unbedingt als übermäßig intelligenter, kritischer oder subversiver Filmemacher bekannt. Sein am deutlichsten 'politischer' Film Frost/Nixon stellte letztenendes die 'Humanisierung' eines der großen Kriegsverbrecher des 20. Jahrhunderts – und damit die Verharmlosung seiner Untaten – dar. Shepard Fairey mag eher im Rufe eines Rebellen stehen, aber wie Howard gehört auch er zu jener Schicht wohlhabender 'Liberaler', die in Barack Obama ihren Messias erblicken. Er kreierte für dessen Wahlkampagne das berühmte Hope-Plakat, während Howard einen Werbespot für den Präsidentschaftskandidaten drehte. Die Ironie besteht darin, dass kaum jemand die moderne Version von newspeak so perfekt beherrscht wie Obama und seine Apologeten. Man möge es mir deshalb verzeihen, dass ich aus diesen Kreisen keine interessante neue Orwell-Interpretation erwarte. Diese Leute leben gemäß dem Ingsoc-Slogan 'Unwissenheit ist Stärke'.
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