Im Frühjahr 1980 veröffentlichte Marvel die erste Nummer eines neuen Comicmagazins mit dem Titel Epic Illustrated. Als Vorbild diente Heavy Metal, und da Publikationen im Magazinformat nicht den Regeln der Comics Code Authority unterlagen, war es möglich, hier "erwachsenere" Inhalte und etwas explizitere Darstellungen von Sex und Gewalt zu präsentieren. Aus demselben Grund gab es ja z.B. seit 1974 The Savage Sword of Conan neben den normalen Conan - Heften.
Epic Illustrated enthielt hauptsächlich SF- und Fantasy-Stories, zu denen auch Adaptionen von Werken so bekannter Autoren & Autorinnen wie Michael Moorcock (The Dreaming
City; While The Gods Laugh), Robert E. Howard (Almuric), Harlan Ellison (Sleeping Dogs; Life Hutch; Run For The Stars), Elizabeth A. Lynn (The Woman Who Loved The Moon)*, Samuel R. Delany (Seven Moons' Light
Casts Complex Shadows)**, Roger Zelazny (The Game of Dust and Blood) und sogar Franz Kafka (An Imperial Message [Eine kaiserliche Botschaft]; Before The Law [Vor dem Gesetz]) gehörten. In ästhetischer Hinsicht zeichnete sich das Magazin durch eine große stilistische Vielfalt aus. Einige der Cover wurden von berühmtern Fantasykünstlern wie Frank Frazetta (No. 1), den Brüdern Hildebrandt (No. 5), Boris Vallejo (No. 15) und Clyde Caldwell (No. 27) gestaltet.
Zu Beginn der 80er Jahre war es noch eher ungewöhnlich, dass amerikanische Comicverlage europäische Künstler engagierten. Doch als Ralph Macchio ein Artikel über den britischen Zeichner John Bolton unter die Augen kam, beeindruckten ihn die darin enthaltenen Beispiele seines Könnens so stark, dass er beschloss, den Künstler für Marvel zu gewinnen. Bislang hatte Bolton u.a. für Warrior und Hammer House of Horror gearbeitet, für die er u.a. die Adaptionen von Dracula, Curse of the Werewolf und One Million Years B.C. angefertigt hatte. Sein erster amerikanischer Auftrag war die von Doug Moench geschriebene King Kull - Geschichte Demon In A Silvered Glass, die im Mai 1981 in Bizarre Adventures erschien.
Bald schon wurde Chris Claremont, vor allem bekannt für seine prägende Rolle in der Entwicklung der X-Men, auf Bolton aufmerksam. Er wollte eine Sword & Sorcery- Heldin für die Seiten von Epic Illustrated entwickeln und glaubte, in dem Briten den perfekten Kollaborateur gefunden zu haben. Er begab sich persönlich nach London, um das Projekt mit Bolton zu besprechen.
Scheinbar hatte Claremont ursprünglich vorgehabt, eine Red Sonja - Story für Bizarre Adventures zu schreiben. doch Copyright - Schwierigkeiten hatten dies verhindert. Wikipedia zufolge lag das Problem bei dem "then-in-production Red Sonja movie with Brigitte Nielsen." Was ich etwas seltsam finde, denn zu diesem Zeitpunkt kann noch nicht einmal John Milius' Conan the Barbarian (1982) im Kino gewesen sein. Ich habe keine Ahnung, wann Dino de Laurentiis die Rechte an einer Red Sonja - Verfilmung erwarb. Gut möglich, dass er sie zu diesem Zeitpunkt bereits besaß. In Produktion befand sich der 1985 in die Kinos gelangte Streifen jedoch ganz sicher noch nicht.
Wie dem auch sei, auf jedenfall erfuhr das ursprüngliche Konzept eine eingehende Überarbeitung, aus der die Figur von "Marada, the She-Wolf" geboren wurde. Das Setting wurde aus dem Hyborian Age in die Welt der römischen Antike verlegt.
In einer der einleitenden Artikel zu der 1985 herausgegebenen "Graphic Novel" - Ausgabe der Stories heißt es zwar, "one of Chris' founding principles was to ground Marada's mythology in history", aber ehrlich gesagt bleibt der historische Hintergrund in den tatsächlich veröffentlichten Geschichten ziemlich verschwommen. Die eigentliche Backstory unserer Heldin wird uns nicht innerhalb der Erzählung selbst vermittelt, sondern dieser als kurzer Text vorangestellt:
Wenn wir Marada zum ersten Mal begegnen, ist sie eine gebrochene Frau. Wir wissen anfangs nicht genau, was ihr zugestoßen ist, nur dass sie von Leuten entführt wurde, die offenbar irgendetwas mit Schwarzer Magie und ähnlichem Teufelszeug zu tun haben. Als der Krieger Donal MacLlanllwyr sie befreit und auf magische Weise in die sagenumwobene Feste Ashandriar an der britannischen Küste bringt, wo Donals Mutter Rhiannon als Magiermatriarchin herrscht, scheint nichts mehr von der einst so stolzen und grimmigen Kriegerin übrig zu sein. Sie wirkt zutiefst traumatisiert und angsterfüllt und sträubt sich heftigst dagegen, erneut ein Schwert zur Hand zu nehmen. Schließlich erklärt sie ihrem Gastgeber gegenüber sogar: "It is not a woman's place to fight, Lord Donal. Only ... to submit." Die geheimnisvollen Narben auf Maradas Rücken, die sich nur dem magischen Blick Rhiannons zeigen, bleiben vorerst das einzige Indiz für das, was ihr zugestoßen ist. Soweit überhaupt von einem beginnenden inneren Heilungsprozess die Rede sein kann, ist dafür in erster Linie die sich entfaltende Freundschaft zwischen Marada und Donals Tochter, der Zauberin Arianrhod, verantwortlich. Doch als das junge Mädchen eines Tages die Narben am Körper ihrer Freundin entdeckt und sie darauf anspricht, führt dies augenblicklich zu einem Ausbruch unkontrollierter Aggression. Schließlich ist Marada dann aber doch bereit, sich Donal anzuvertrauen.
Nachdem sie eine Karawane erfolgreich über die Seidenstraße {oder wohl eher einen Teil davon} eskortiert hatten, feierten Marada und ihre Krieger in Damaskus ihre glückliche Rückkehr {in einer Szene, die ganz klar an den Beginn von The Song of Red Sonja erinnert}. Dabei wurde ihr ein dem Wein untermischtes Betäubungsmittel verabreicht. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich hilflos und in Ketten gelegt im Turm des unsterblichen Magiers und Teufelsanbeters Simyon Karashnur wieder. Dieser brachte sie seinem höllischen Meister Ygaron dar, und Marada wurde von dem Dämonen vergewaltigt.
Sicher keine überraschende Wendung, aber ich musste doch erst einmal laut aufstöhnen. Claremont und Bolton ist also wirklich nichts besseres zur Einführung ihrer Sword & Sorcery - Heldin eingefallen, als sie zu einem Opfer sexueller Gewalt zu machen?!
Es geht mir nicht darum, den beiden Künstlern Misogynie zu unterstellen. Es ist die Einfallslosigkeit, die mich dabei so ärgert. Auch wenn Maradas Vergewaltigung anders als etwa bei Roy Thomas' Red Sonja nicht als der Auslöser für ihre Entwicklung zur Kriegerin erscheint, ist das trotzdem ein auch schon Anfang der 80er extrem denkfaules {und unangenehmes} Klischee.
Allerdings sind mir schon deutlich krudere Formen dieses Klischees untergekommen als hier, was zumindest einen kleinen Trost darstellt. Schließlich geht es in dieser ersten Hälfte der Geschichte weniger um die Vergewaltigung selbst, als vielmehr um die zutiefst traumatische Wirkung des ihr Angetanen auf Marada. Zu Beginn befindet sie sich in einer Art Schockstarre. Sie ist erfüllt von Scham und Angst, schreckt vor jeder Form von Intimität zurück. Wenn sie davon spricht, dass sie nicht länger eine Kriegerin sei und das Los der Frau in Unterwerfung bestehe, heißt das natürlich nicht, dass sie diesen "nonsense" tatsächlich glauben würde. Aus ihr spricht dabei vielmehr die alles andere verdrängende Angst, etwas derartiges noch einmal durchleben zu müssen. Als Dolan ihr mit den Worten zu helfen versucht, "You're too hard on yourself. No warrior is invincible. We all have foes whom we cannot defeat.", gibt sie ihm mit vollem Recht zurück, dass eine Niederlage für ihn {einen Mann} wohl keinen vergleichbar grausam-intimen Gewaltakt zur Folge hätte: "And after such a defeat, Donal, is your soul twisted inside-out?"
Die zweite Hälfte der Geschichte besteht wie zu erwarten in der Überwindung dieses Traumas und erzählt, wie Marada zu ihrem alten Selbstbewusstsein und ihrer alten Stärke zurückfindet. Interessanterweise ist dabei das Verlangen nach Rache nicht das eigentliche Motiv unserer Heldin, auch wenn Karashnur und Ygaron am Ende natürlich den Tod von ihrer Klinge finden. Was Marada antreibt ist vielmehr der unbedingte Wille, eine andere Frau vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, nachdem Arianrhod in die dämonische Welt der Mabdhara entführt wurde.
Bald schon wurde Chris Claremont, vor allem bekannt für seine prägende Rolle in der Entwicklung der X-Men, auf Bolton aufmerksam. Er wollte eine Sword & Sorcery- Heldin für die Seiten von Epic Illustrated entwickeln und glaubte, in dem Briten den perfekten Kollaborateur gefunden zu haben. Er begab sich persönlich nach London, um das Projekt mit Bolton zu besprechen.
Scheinbar hatte Claremont ursprünglich vorgehabt, eine Red Sonja - Story für Bizarre Adventures zu schreiben. doch Copyright - Schwierigkeiten hatten dies verhindert. Wikipedia zufolge lag das Problem bei dem "then-in-production Red Sonja movie with Brigitte Nielsen." Was ich etwas seltsam finde, denn zu diesem Zeitpunkt kann noch nicht einmal John Milius' Conan the Barbarian (1982) im Kino gewesen sein. Ich habe keine Ahnung, wann Dino de Laurentiis die Rechte an einer Red Sonja - Verfilmung erwarb. Gut möglich, dass er sie zu diesem Zeitpunkt bereits besaß. In Produktion befand sich der 1985 in die Kinos gelangte Streifen jedoch ganz sicher noch nicht.
Wie dem auch sei, auf jedenfall erfuhr das ursprüngliche Konzept eine eingehende Überarbeitung, aus der die Figur von "Marada, the She-Wolf" geboren wurde. Das Setting wurde aus dem Hyborian Age in die Welt der römischen Antike verlegt.
In einer der einleitenden Artikel zu der 1985 herausgegebenen "Graphic Novel" - Ausgabe der Stories heißt es zwar, "one of Chris' founding principles was to ground Marada's mythology in history", aber ehrlich gesagt bleibt der historische Hintergrund in den tatsächlich veröffentlichten Geschichten ziemlich verschwommen. Die eigentliche Backstory unserer Heldin wird uns nicht innerhalb der Erzählung selbst vermittelt, sondern dieser als kurzer Text vorangestellt:
Her mother was the first-born of Caesar. Her father, a prince in his own land, a slave in Rome. At the age of four, saw her father broken on the rack, disemboweled and, finally, drawn and quartered. It was a public execution and, though the prince was a long time dying, he uttered not a sound. That night, Marada's mother fled the Eternal City, taking her child to be raised free, far from the place that had claimed the life of her beloved. That was twenty years ago. The child is a woman now, and that woman a warrior known and respected throughout the Empire ...In der ersten Geschichte, die in zwei Teilen im Februar und April 1982 (No. 10 / No. 11) in Epic Illustrated erschien, erfahren wir zusätzlich, dass Maradas Mutter das Orakel von Cumae über ihr Kind mit dem Silberhaar befragte, und als Antwort zu hören bekam, sie "would hold the fate of the world in [her] hands". In den existierenden Stories erleben wir allerdings nichts, was diesem prophezeiten Auserwähltenstatus entsprechen würde.
Wenn wir Marada zum ersten Mal begegnen, ist sie eine gebrochene Frau. Wir wissen anfangs nicht genau, was ihr zugestoßen ist, nur dass sie von Leuten entführt wurde, die offenbar irgendetwas mit Schwarzer Magie und ähnlichem Teufelszeug zu tun haben. Als der Krieger Donal MacLlanllwyr sie befreit und auf magische Weise in die sagenumwobene Feste Ashandriar an der britannischen Küste bringt, wo Donals Mutter Rhiannon als Magiermatriarchin herrscht, scheint nichts mehr von der einst so stolzen und grimmigen Kriegerin übrig zu sein. Sie wirkt zutiefst traumatisiert und angsterfüllt und sträubt sich heftigst dagegen, erneut ein Schwert zur Hand zu nehmen. Schließlich erklärt sie ihrem Gastgeber gegenüber sogar: "It is not a woman's place to fight, Lord Donal. Only ... to submit." Die geheimnisvollen Narben auf Maradas Rücken, die sich nur dem magischen Blick Rhiannons zeigen, bleiben vorerst das einzige Indiz für das, was ihr zugestoßen ist. Soweit überhaupt von einem beginnenden inneren Heilungsprozess die Rede sein kann, ist dafür in erster Linie die sich entfaltende Freundschaft zwischen Marada und Donals Tochter, der Zauberin Arianrhod, verantwortlich. Doch als das junge Mädchen eines Tages die Narben am Körper ihrer Freundin entdeckt und sie darauf anspricht, führt dies augenblicklich zu einem Ausbruch unkontrollierter Aggression. Schließlich ist Marada dann aber doch bereit, sich Donal anzuvertrauen.
Nachdem sie eine Karawane erfolgreich über die Seidenstraße {oder wohl eher einen Teil davon} eskortiert hatten, feierten Marada und ihre Krieger in Damaskus ihre glückliche Rückkehr {in einer Szene, die ganz klar an den Beginn von The Song of Red Sonja erinnert}. Dabei wurde ihr ein dem Wein untermischtes Betäubungsmittel verabreicht. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich hilflos und in Ketten gelegt im Turm des unsterblichen Magiers und Teufelsanbeters Simyon Karashnur wieder. Dieser brachte sie seinem höllischen Meister Ygaron dar, und Marada wurde von dem Dämonen vergewaltigt.
Sicher keine überraschende Wendung, aber ich musste doch erst einmal laut aufstöhnen. Claremont und Bolton ist also wirklich nichts besseres zur Einführung ihrer Sword & Sorcery - Heldin eingefallen, als sie zu einem Opfer sexueller Gewalt zu machen?!
Es geht mir nicht darum, den beiden Künstlern Misogynie zu unterstellen. Es ist die Einfallslosigkeit, die mich dabei so ärgert. Auch wenn Maradas Vergewaltigung anders als etwa bei Roy Thomas' Red Sonja nicht als der Auslöser für ihre Entwicklung zur Kriegerin erscheint, ist das trotzdem ein auch schon Anfang der 80er extrem denkfaules {und unangenehmes} Klischee.
Allerdings sind mir schon deutlich krudere Formen dieses Klischees untergekommen als hier, was zumindest einen kleinen Trost darstellt. Schließlich geht es in dieser ersten Hälfte der Geschichte weniger um die Vergewaltigung selbst, als vielmehr um die zutiefst traumatische Wirkung des ihr Angetanen auf Marada. Zu Beginn befindet sie sich in einer Art Schockstarre. Sie ist erfüllt von Scham und Angst, schreckt vor jeder Form von Intimität zurück. Wenn sie davon spricht, dass sie nicht länger eine Kriegerin sei und das Los der Frau in Unterwerfung bestehe, heißt das natürlich nicht, dass sie diesen "nonsense" tatsächlich glauben würde. Aus ihr spricht dabei vielmehr die alles andere verdrängende Angst, etwas derartiges noch einmal durchleben zu müssen. Als Dolan ihr mit den Worten zu helfen versucht, "You're too hard on yourself. No warrior is invincible. We all have foes whom we cannot defeat.", gibt sie ihm mit vollem Recht zurück, dass eine Niederlage für ihn {einen Mann} wohl keinen vergleichbar grausam-intimen Gewaltakt zur Folge hätte: "And after such a defeat, Donal, is your soul twisted inside-out?"
Die zweite Hälfte der Geschichte besteht wie zu erwarten in der Überwindung dieses Traumas und erzählt, wie Marada zu ihrem alten Selbstbewusstsein und ihrer alten Stärke zurückfindet. Interessanterweise ist dabei das Verlangen nach Rache nicht das eigentliche Motiv unserer Heldin, auch wenn Karashnur und Ygaron am Ende natürlich den Tod von ihrer Klinge finden. Was Marada antreibt ist vielmehr der unbedingte Wille, eine andere Frau vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren, nachdem Arianrhod in die dämonische Welt der Mabdhara entführt wurde.
Maradas zweites Abenteuer The Royal Hunt erschien im Juni 1982 in No. 12 von Epic Illustrated. Für mich bildet diese Story den Höhepunkt in der kurzen Karriere der "Wölfin", auch wenn sie sehr viel simpler und geradliniger ist als die sie flankierenden.
Am Ende der ersten Geschichte hatte die unversehrt gerettete Arianrhod unsere beiden Heldinnen aus Ygarons Höllenwelt hinausteleportiert. Doch das junge Mädchen ist noch recht unerfahren in der Anwendung ihrer magischen Kräfte, und so waren sie nicht im britannischen Ashandriar gelandet, sondern irgendwo in Afrika. Auf ihrem langen Marsch in Richtung Mittelmeer wird das Paar in einen Bürgerkrieg verwickelt, der im Reich der schwarzen Königin Ashake tobt. Unglücklicherweise lassen sie sich von der falschen Seite anheuern und enden als Gefangene der stolzen Monarchin. Maradas Ruf als große Kriegerin ist selbst bis in das entlegene Reich von Meroe gedrungen, und so fordert Ashake die beiden zu einer makabren Form von Wettstreit heraus. Sie erhalten einen gewissen Vorsprung und werden dann von der Königin {und nur von ihr allein} gejagt. Sollte es ihnen gelingen, einen zwanzig Meilen entfernten Gebirgspass zu erreichen, erwartet sie die Freiheit, andernfalls der Tod.
Auf den Leserin oder den Leser warten hier keine plötzlichen Wendungen. Selbst dass sich Marada, Arianrhod und Ashake am Ende zusammentun müssen, um gemeinsam gegen den verräterischen Captain Keos zu kämpfen, und sich schließlich in gegenseitigem Respekt und Freundschaft voneinander trennen, wird kaum als eine Überraschung kommen. Was mir an The Royal Hunt so gut gefallen hat ist zum einen die Figur der schwarzen Kriegerkönigin, zum anderen die Beziehung zwischen Marada und Ari. Die Kriegerin schlüpft mehr und mehr in die Rolle einer Adoptivmutter für die verwaiste junge Zauberin. Sie beginnt sie liebevoll "cub" zu nennen, da sie selbst ja nun wieder "the she-wolf" ist.*** Ein wenig hat mich das Paar an Xena und Gabrielle erinnert, wenn auch sicher ohne irgendwelche etwaigen homoerotischen Untertöne.
Man kann deshalb vielleicht meine Enttäuschung verstehen, als sich die dritte Geschichte Wizard's Masque, die in No. 22 & 23 (Februar/April 1984) veröffentlicht wurde, als ein Marada-Solo-Abenteuer entpuppte, bei dem die Kriegerin schon auf der fünften Seite von ihrem "cub" getrennt wird. Ein erneuter magischer Schnitzer der guten Ari versetzt Marada in die Welt eines Sinbad - Films von Ray Harryhausen. So hat es zumindest den Anschein. Dabei ist die Begegnung mit dem geradezu selbstmörderisch selbstbewussten und draufgängerischen Korsaren Taric Redhand ja noch recht nett, aber dann sucht unsere Heldin den Schwarzmagier Jaffar ibn Haroun al-Rashid auf, um einen Weg zurück zu Ari zu finden. Und allein schon der Name des Kerls hat bei mir heftige Zahnschmerzen verursacht. Welch peinliche Mixtur aus dem berühmten abbasidischen Kalifen Harun ar-Rashid und Conrad Veidts bösem Zauberer Jaffar aus The Thief of Bagdad (1940).**** Da hilft es auch nicht mehr, dass der eine zumindest ansatzweise "komplexe" Figur ist. Ich hatte mir neue spannende Abenteuer von Marada und Ari erhofft und kein "Liebesdrama" um einen gutaussehenden und phantastisch reichen "Prinzen", der ein hinterhältiger Bösewicht sein könnte {oder doch nicht?}.
Es verwundert mich nach dieser Geschichte nicht wirklich, dass Maradas Karriere damit ihr Ende erreicht hatte. Zumal Epic Illustrated zwei Jahre später eingestellt wurde. Chris Claremont bemühte sich noch recht lange, seiner Heldin zu einer Wiederauferstehung zu verhelfen. Und was er sich für ihre Zukunft vorgestellt hatte, klingt zugegebermaßen sogar recht interessant:
He envisioned her returning to Rome to confront the growing power of the Imperium and finding herself embroiled in the high-stakes politicking and in-fighting.Marada und Ari gegen einen Haufen intriganter, machthungriger Politiker? Sounds like fun!
Doch es sollte nicht sein.
Was bleibt mir zum Abschluss zu sagen? Marada the She-Wolf ist sicher kein revolutionärer Beitrag zum Sword & Sorcery - Comic. Dazu sind die Geschichten zu unoriginell und klischeebelastet. Ich habe das Gefühl, dass Epic Illustrated sehr viel interessanteres enthält, worüber ich vielleicht in zukünftigen Blogposts einmal berichten werde. Doch wer klassische schwertschwingende Heldinnen wie Red Sonja mag, wird einen kurzen Besuch sicher nicht bereuen. Zumal das wirklich bemerkenswerte an diesen Comics ohnehin nicht die Stories sind, sondern John Boltons Zeichnungen. Zwar entpricht dessen äußerst genauer, diffiziler, manchmal schon beinah in Richtung Fotorealismus tendierende Stil nicht unbedingt meinem persönlichen ästhetischen Geschmack, doch beeindruckend ist er allemal. In der "Graphic Novel" - Ausgabe wurden alle drei Geschichten koloriert, bei ihrem ersten Erscheinen galt dies nur für Wizard's Masque. Und ich muss sagen, dass ich die Schwarz-Weiß-Originale alles in allem ansprechender finde.
* Lynns Kurzgeschichte erschien erstmals 1979 in Jessica Amanda Salmonsons Amazons! – einer für die Geschichte der Sword & Sorcery sehr bedeutenden Anthologie, mit der wir uns bei Gelegenheit auch einmal eingehender beschäftigen sollten. Die Adaption wurde von der bekannten feministischen Underground Comix - Künstlerin Trina Robbins gezeichnet.
** Genau genommen keine Adaption, sondern eine originäre Story.
*** She-wolf and cub... Könnte das eine Anspielung auf Lone Wolf and Cub sein? Nicht dass die Geschichten sich irgendwie ähneln würden ... Der Manga Kozure Ōkami von Kazuo Koike & Goseki Kojima erschien zwar scheinbar erst 1987 in einer US-amerikanischen Übersetzung. Aber zumindest einige der sechs Filme mit Tomisaburo Wakayama in der Hauptrolle – dem Bruder von "Zatoichi" Shintaro Katsu, der auch Produzent der ersten drei Flicks war – waren auch schon in den 70ern in den USA gezeigt worden. Vor allem aber hatte der 1980 von Roger Cormans New World Pictures herausgebrachte Shogun Assassin – ein bizarres, synchronisiertes und umgeschnittenes Amalgam aus den ersten zwei Streifen – schon bald Kultstatus in der Grindhouse- und Midnight Movies - Szene erlangt. Gut möglich also, dass Chris Claremont mit ihm bekannt war.
**** Dessen Name wiederum wurde vermutlich von Harun ar-Rashids Großwesir Jafar al-Barmaki inspiriert, der wie sein Herr mehrfach in den Geschichten von Tausendundeiner Nacht auftaucht, dort aber nie ein Bösewicht ist.
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