So kurios dies im ersten Moment auch klingen mag, aber der Sword & Sorcery - Film der 80er Jahre nahm seinen Anfang genaugenommen nicht in den USA – und nicht einmal in Italien –, sondern im Vereinigten Königreich. Zwei Jahre bevor Conan und Kollegen schwertschwingend die Kinoleinwände stürmten, hatte Hawk the Slayer bereits das Magische Portal zu Filmfantasyland aufgestoßen.
Zu gegebener Zeit werde ich dem kultigen Klassiker des Fantasy - B-Movies ganz sicher einen angemessen ausführlichen Beitrag in unseren Barbarischen Expeditionen widmen, für den Moment jedoch geht es mir bloß um die interessante Beobachtung, dass England zwar als der legitime Vorreiter des Genres gelten darf, meines Wissens nach aber so gut wie keine weiteren S&S - Flicks hervorgebracht hat. An genuin britischen Fantasyfilmen der 80er Jahre war mir neben Hawk the Slayer bislang eigentlich nur noch Sword of the Valiant (1984) bekannt – Stephen Weeks' zweiter Versuch einer Adaption von Sir Gawain and the Green Knight. Doch dann stolperte ich über ein obskurses, für den Videomarkt produziertes Filmchen aus dem Jahr 1989 mit dem Titel Avalon, und es eröffnete sich mir ein erster Einblick in die wunderliche Welt des Michael J. Murphy.
Paul Higson schreibt in einem Artikel für The Zone über den weitgehend unbekannten Indie-Filmemacher:
Zu gegebener Zeit werde ich dem kultigen Klassiker des Fantasy - B-Movies ganz sicher einen angemessen ausführlichen Beitrag in unseren Barbarischen Expeditionen widmen, für den Moment jedoch geht es mir bloß um die interessante Beobachtung, dass England zwar als der legitime Vorreiter des Genres gelten darf, meines Wissens nach aber so gut wie keine weiteren S&S - Flicks hervorgebracht hat. An genuin britischen Fantasyfilmen der 80er Jahre war mir neben Hawk the Slayer bislang eigentlich nur noch Sword of the Valiant (1984) bekannt – Stephen Weeks' zweiter Versuch einer Adaption von Sir Gawain and the Green Knight. Doch dann stolperte ich über ein obskurses, für den Videomarkt produziertes Filmchen aus dem Jahr 1989 mit dem Titel Avalon, und es eröffnete sich mir ein erster Einblick in die wunderliche Welt des Michael J. Murphy.
Paul Higson schreibt in einem Artikel für The Zone über den weitgehend unbekannten Indie-Filmemacher:
There can be no story like it in British film history. The schoolboy who made feature films and the man he became who continues in his dedication to the process 38 years later – with 25 [inzwischen 29] films completed [...] Despite the output he is known of through few of his films in his home country, the two that went to video and several more that made it into homes on the cable Channel HVC. [...]Schon zu Schulzeiten machte Murphy mit erstaunlich ehrgeizigen Standard 8- und Super-8-Filmen auf sich aufmerksam. Offenbar ein großer Fan von Peplums und anderen phantastischen Antike-Streifen, drehte er mit gerade einmal fünfzehn Jahren einen "epischen" Flick mit dem Titel Atlantis, City of Sin (1966/67): "It was very bloody with lots of model volcanoes and fireworks going off." Dem folgten u.a. Boadicea (1968) und Theseus and The Minotaur (1968).
First and foremost a film fan, the amateur Super-8 filmmaking bug took him early with astonishing drive. The devotion continues, his anonymity kept largely because the budgets were so small with money raised not in industry circles but among family and friends, while those who capitalised on his films in their distribution saw no reason to promote the director, or solicit his career advancement within their own ranks.
The filmmaking is a labour of love that always threatens to financially cripple him and yet he perseveres, and succeeds, while others regret the collaps of greater budgets time and again. Who is the real winner?
Mit Hilfe seines Schuldirektors gelang es dem jugendlichen Enthusiasten schließlich, einen Posten als "inoffizieller Auszubildender" von Associated British an den berühmten Elstree Studios zu ergattern. Während seiner Zeit dort erhielt er u.a. Einblick in die Arbeit an einigen Hammer - Filmen und Episoden der Avengers, konnte bei gelegentlichen Abstechern in die benachbarten Borehamwood Studios von MGM aber auch Stanley Kubrick und Roman Polanski während des Drehs von 2001 bzw. The Fearless Vampire Killers beobachten. Nach der Übernahme von Elstree durch EMI (Electrical and Musical Industries) änderten sich die Verhältnisse in Murphys Augen merklich zum Schlechteren, und der junge Mann verließ die Studios – wild darauf, endlich wieder selbst Filme zu drehen.
Und so begann eine Karriere der etwas eigenen Art, in deren Verlauf Michael J. Murphy zwei Dutzend weiterer Filme schuf – in der Mehrheit Psychothriller, Horrorflicks, SciFi- und Fantasystreifen; zum Teil in Griechenland und Portugal gedreht; stets mit einem lächerlich kleinen Budget und häufig mit derselben Schar von Mitenthusiasten. IMDB zählt bezeichnenderweise nur eine Handvoll von ihnen auf, eine vollständige Liste findet sich am Ende von Higsons Artikel & Interview.
Am Anfang seines Wirkens als unabhängiger Filmemacher standen der erste von drei Versuchen, die Geschichte von Tristan und Isolde zu verfilmen (Tristan and Iseult [1970]), sowie ein weiterer Ausflug in die Welt der Peplums (Gods and Heroes [1971]). Sowohl Murphys Interesse am arthurischen Sagenkreis als auch seine Liebe zu italienischen Sandalenfilmen fand seinen Niederschlag anderthalb Jahrzehnte später erneut in Avalon.
Wahrlich düstere Zeiten sind angebrochen, seit König Arthur in der Schlacht auf der Ebene von Salisbury gefallen ist. Barbaren ziehen plündernd durch Britanniens Grafschaften, Seuchen verheeren das Land und blutdürstige Druiden amüsieren sich mit Jungfrauenopfern. Von Avalon aus herrscht Morgan le Fay (Debbie Stevens) über dieses Pandaemonium. Doch ihre Tage sind gezählt, als sich der Ritter Owein (Stephen Harris), die holde Maid Clotilde (Abigail Blackmore) und der Dieb Keiran (Rob Bartlett) zu der magischen Insel aufmachen, um mit Merlins (Patrick Oliver) Hilfe, Arthur noch einmal zum Leben zu erwecken und auf diese Weise die Mächte der Magie für immer aus unserer Welt zu verbannen.
Von der ersten Minute an besitzt der Film den unwiderstehlichen Charme des leidenschaftlichen Dilettantismus. Man hat fast den Eindruck, es mit einer Gruppe begeisterter D&D-Fans zu tun zu haben, die plötzlich auf die Idee verfallen sind, einen Fantasyfilm zu drehen. Da werden ein paar Kostüme genäht, eine Handvoll Requisiten besorgt, ein-zwei primitive Kulissen zusammengebastelt – und ab geht der Spaß. Das entspricht zwar nicht den Umständen, unter denen dieser Flick wirklich entstanden ist, ist aber aber dennoch nicht gar zu weit von der Wahrheit entfernt, denn offenbar ging Michael J. Murphy häufig genug ganz ähnlich an den Dreh seiner Filme heran.
Ich habe wahrlich schon einige Erfahrung mit miserablen schauspielerischen Leistungen – wer in der Welt des Grindhouse-Kinos heimisch werden will, darf in dieser Hinsicht nicht gar zu empfindlich sein –, aber der böse Druide, der in der Eröffnungsszene die arme Clotilde seinen Göttern opfern will, war wirklich noch einmal eine Klasse für sich. Der Streifen hätte nicht besser anheben können als mit diesem eichenlaubgekrönten Gesellen, der pathetische Reden schwingt und dabei mit einem "goldenen" Plastikdolch und einem ebensolchen Kelch herumfuchtelt. Sein Auftritt schien zu verkünden: Dich erwarten achtzig gloriose Minuten filmischen Irrsinns. Und für die meiste Zeit hielt der Film, was er in Gestalt des bärtigen Bastards in der weißen Robe versprochen hatte.
Sicher, unsere drei Helden sind allesamt Klischees auf Beinen. Da haben wir Owein den edlen Recken, der nicht zögert, sich selbst zu opfern; Keiran den geschwätzigen Schurken mit einem Herz aus Gold; und Clotilde, die unschuldige Maid, die es nur auf diese Queste verschlagen hat, weil sie ihren verschollenen Geliebten wiederfinden will. Doch wer könnte sich an solchen blassen Stereotypen groß stören, wenn er oder sie daneben u.a. folgendes zu sehen bekommt: Einen Merlin, der sich für den Großteil des Streifens in einen muskulösen Krieger nach dem Vorbild alter Peplumheroen wie Reg Park verwandelt; eine Horde mies geschminkter Zombies in zerlumpten Pyjamas; das Schlafgemach der Herrin vom See mit riesigen Plastikmuschelschalen am Bettende; zwei Eunuchen mit einer Vorliebe für grelle Schminke und sadistische Folterungen; sieben hübsche Hexen und ihre exotischen Haustiere; ein putziges Sumpfmonster, das mit absurden Rätseln und übermäßigem Speichelfluss zu kämpfen hat usw. usf.
So viele Verbrechen gegen die Filmkunst Avalon auch begeht, ich kann sie ihm nicht wirklich übelnehmen, denn der Streifen ist zugleich erfüllt von einer Art naiven Unschuld, die ihn zutiefst sympathisch macht. Selbst dann, wenn er ein paar Schritte in Exploitation-Gefilde zu machen wagt, ändert sich das nur unwesentlich. So ist z.B. der Versuch, ein bisschen "kinky" zu wirken, wenn uns gezeigt wirkt, wie sexy Morgana den unwilligen Owein mit magischen Ketten an ihr Bett fesselt, eher putzig als irgend etwas anderes. Wirklich geschmacklos wird es nur, wenn wir einmal mehr eine angedeutete Vergewaltigung zu sehen bekommen. Eine Szene, die so gar nicht in diesen Film passen will. Aber selbst dieser Misston ist bald wieder vergessen, und wirklich entäuschen tut der Streifen nur noch einmal, dann nämlich, wenn Murphy im großen Finale auf einmal der Ehrgeiz packt, einen leibhaftigen Drachen {ich glaube zumindest, das sollte es darstellen} auf die Leinwand zu zaubern. Es gibt eine schwer zu definierende Grenze zwischen "sympathisch mies" und "so inkompetent gemacht, dass es einem den Spaß verdirbt", und an diesem Punkt überschreitet Avalon leider dieselbige.
Doch was soll's!? – Als ich am Ende des Films miterleben durfte, wie sich Owein und Kieran am Strand wiederfinden und gemeinsam aufmachen, um neue Abenteuer zu erleben – wozu der edle Ritter erklärt: "There must be other maidens who need rescuing from druids" –, da lag ein breites Lächeln auf meinem Gesicht. Und ich denke, das reicht als Empfehlung für diesen grandios trashigen kleinen Film.
Am Anfang seines Wirkens als unabhängiger Filmemacher standen der erste von drei Versuchen, die Geschichte von Tristan und Isolde zu verfilmen (Tristan and Iseult [1970]), sowie ein weiterer Ausflug in die Welt der Peplums (Gods and Heroes [1971]). Sowohl Murphys Interesse am arthurischen Sagenkreis als auch seine Liebe zu italienischen Sandalenfilmen fand seinen Niederschlag anderthalb Jahrzehnte später erneut in Avalon.
Wahrlich düstere Zeiten sind angebrochen, seit König Arthur in der Schlacht auf der Ebene von Salisbury gefallen ist. Barbaren ziehen plündernd durch Britanniens Grafschaften, Seuchen verheeren das Land und blutdürstige Druiden amüsieren sich mit Jungfrauenopfern. Von Avalon aus herrscht Morgan le Fay (Debbie Stevens) über dieses Pandaemonium. Doch ihre Tage sind gezählt, als sich der Ritter Owein (Stephen Harris), die holde Maid Clotilde (Abigail Blackmore) und der Dieb Keiran (Rob Bartlett) zu der magischen Insel aufmachen, um mit Merlins (Patrick Oliver) Hilfe, Arthur noch einmal zum Leben zu erwecken und auf diese Weise die Mächte der Magie für immer aus unserer Welt zu verbannen.
Von der ersten Minute an besitzt der Film den unwiderstehlichen Charme des leidenschaftlichen Dilettantismus. Man hat fast den Eindruck, es mit einer Gruppe begeisterter D&D-Fans zu tun zu haben, die plötzlich auf die Idee verfallen sind, einen Fantasyfilm zu drehen. Da werden ein paar Kostüme genäht, eine Handvoll Requisiten besorgt, ein-zwei primitive Kulissen zusammengebastelt – und ab geht der Spaß. Das entspricht zwar nicht den Umständen, unter denen dieser Flick wirklich entstanden ist, ist aber aber dennoch nicht gar zu weit von der Wahrheit entfernt, denn offenbar ging Michael J. Murphy häufig genug ganz ähnlich an den Dreh seiner Filme heran.
Ich habe wahrlich schon einige Erfahrung mit miserablen schauspielerischen Leistungen – wer in der Welt des Grindhouse-Kinos heimisch werden will, darf in dieser Hinsicht nicht gar zu empfindlich sein –, aber der böse Druide, der in der Eröffnungsszene die arme Clotilde seinen Göttern opfern will, war wirklich noch einmal eine Klasse für sich. Der Streifen hätte nicht besser anheben können als mit diesem eichenlaubgekrönten Gesellen, der pathetische Reden schwingt und dabei mit einem "goldenen" Plastikdolch und einem ebensolchen Kelch herumfuchtelt. Sein Auftritt schien zu verkünden: Dich erwarten achtzig gloriose Minuten filmischen Irrsinns. Und für die meiste Zeit hielt der Film, was er in Gestalt des bärtigen Bastards in der weißen Robe versprochen hatte.
Sicher, unsere drei Helden sind allesamt Klischees auf Beinen. Da haben wir Owein den edlen Recken, der nicht zögert, sich selbst zu opfern; Keiran den geschwätzigen Schurken mit einem Herz aus Gold; und Clotilde, die unschuldige Maid, die es nur auf diese Queste verschlagen hat, weil sie ihren verschollenen Geliebten wiederfinden will. Doch wer könnte sich an solchen blassen Stereotypen groß stören, wenn er oder sie daneben u.a. folgendes zu sehen bekommt: Einen Merlin, der sich für den Großteil des Streifens in einen muskulösen Krieger nach dem Vorbild alter Peplumheroen wie Reg Park verwandelt; eine Horde mies geschminkter Zombies in zerlumpten Pyjamas; das Schlafgemach der Herrin vom See mit riesigen Plastikmuschelschalen am Bettende; zwei Eunuchen mit einer Vorliebe für grelle Schminke und sadistische Folterungen; sieben hübsche Hexen und ihre exotischen Haustiere; ein putziges Sumpfmonster, das mit absurden Rätseln und übermäßigem Speichelfluss zu kämpfen hat usw. usf.
So viele Verbrechen gegen die Filmkunst Avalon auch begeht, ich kann sie ihm nicht wirklich übelnehmen, denn der Streifen ist zugleich erfüllt von einer Art naiven Unschuld, die ihn zutiefst sympathisch macht. Selbst dann, wenn er ein paar Schritte in Exploitation-Gefilde zu machen wagt, ändert sich das nur unwesentlich. So ist z.B. der Versuch, ein bisschen "kinky" zu wirken, wenn uns gezeigt wirkt, wie sexy Morgana den unwilligen Owein mit magischen Ketten an ihr Bett fesselt, eher putzig als irgend etwas anderes. Wirklich geschmacklos wird es nur, wenn wir einmal mehr eine angedeutete Vergewaltigung zu sehen bekommen. Eine Szene, die so gar nicht in diesen Film passen will. Aber selbst dieser Misston ist bald wieder vergessen, und wirklich entäuschen tut der Streifen nur noch einmal, dann nämlich, wenn Murphy im großen Finale auf einmal der Ehrgeiz packt, einen leibhaftigen Drachen {ich glaube zumindest, das sollte es darstellen} auf die Leinwand zu zaubern. Es gibt eine schwer zu definierende Grenze zwischen "sympathisch mies" und "so inkompetent gemacht, dass es einem den Spaß verdirbt", und an diesem Punkt überschreitet Avalon leider dieselbige.
Doch was soll's!? – Als ich am Ende des Films miterleben durfte, wie sich Owein und Kieran am Strand wiederfinden und gemeinsam aufmachen, um neue Abenteuer zu erleben – wozu der edle Ritter erklärt: "There must be other maidens who need rescuing from druids" –, da lag ein breites Lächeln auf meinem Gesicht. Und ich denke, das reicht als Empfehlung für diesen grandios trashigen kleinen Film.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen