"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Dienstag, 28. April 2015

"You have opened the door to hell and invited the devil into England"

Wie ich vor über zwei Jahren hier schon einmal ausführlich beschrieben habe, hat mich Susanna Clarkes Roman Jonathan Strange & Mr. Norrell seinerzeit eher etwas entäuscht. Was mich besonders stark an dem Buch irritierte, war das in meinen Augen falsche oder zumindest sehr undifferenzierte Verständnis der geschichtlichen Entwicklung Englands im beginnenden 19. Jahrhundert, das sich in ihm ausdrückte. Während die Ära, in der die Geschichte von den beiden rivalisierenden Magiern angesiedelt ist, in Wirklichkeit von heftigen gesellschaftlichen Kämpfen geprägt war, zeichnet Susanna Clarke das Bild einer weitgehend statischen Gesellschaft, in die Unruhe und Chaos von außen (durch den " Gentleman with the thistle-down hair") hineingetragen werden. Doch auch wenn ich nicht in den Chor der Bewunderer, die das Buch zu einem der bedeutensten Werke der phantastischen Literatur unserer Zeit erklärt hatten, einzustimmen vermochte, war es doch ohne Frage auch für mich eine angenehme, unterhaltsame und interessante Lektüre gewesen.

Als mir zum ersten Mal zu Ohren kam, dass die BBC dabei sei, aus Jonathan Strange & Mr. Norrell eine TV-Serie zu machen, ließ mich diese Nachricht ziemlich kalt. Zum einen wegen der Probleme, die ich mit dem Buch gehabt hatte. Zum anderen, weil eines der reizvollsten Elemente des Romans in Susanna Clarkes sehr gelungenem, zugleich liebevollem und subversivem Spiel mit sprachlichen, stilistischen und motivischen Eigenheiten der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts besteht -- etwas, was in einer filmischen Adaption notwendigerweise ganz oder doch größtenteils verloren gehen muss, selbst wenn das Drehbuch von einem so talentierten Autor wie Peter Harness geschrieben wird.

Der neueste Trailer für die siebenteilige Serie, die meines Wissens nächsten Monat auf BBC1 anlaufen wird, hat zwar keine meiner Bedenken beseitigt, dennoch stehe ich dem Projekt auf einmal etwas anders gegenüber. Susanna Clarkes Roman mag seine Schwächen besitzen und eine filmische Umsetzung mag ihm nie gerecht werden können, aber wenn die Serie hält, was der Trailer verspricht, dann könnten wir es mit einem visuell sehr schönen, coolen und unterhaltsamen Stück Filmphantastik zu tun bekommen. Ich bin gespannt ...  
 


3 Kommentare:

  1. Das Buch war für mich eines der langweiligsten das ich je zur Hand genommen habe und ein echter Kampf. Deswegen hat die Nachricht von einer Verfilmung bei mir auch nicht wirklich Begeisterung wecken können.
    Nachdem ich den Trailer gesehen habe bin ich aber immerhin neugierig genug mal in die Serie einzuschalten. Denn ich könnte mir vorstellen, dass vieles von der - für mich drögen - Erzählung des Romans auf der Leinwand einfach mehr Atmosphäre aufzubauen vermag. Der visuelle Input könnte es in dem Fall interessant machen, insofern bin ich dann nun doch gespannt auf den Start!

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  2. Warst du es nicht, die einen regelrechten (und fotografisch dokumentierten) Buchmord an dem armen Schmöker begangen hat? ;)

    Meine Probleme mit "Jonathan Strange & Mr. Norrell" waren ja eher etwas anders gelagert, aber ich gebe zu, dass es da schon einige eher dröge Passagen gibt. Auch hat der ganze Handlungsstrang um Stranges Einsätze in den Napoleonischen Kriegen für mich nicht wirklich funktioniert.

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  3. Dein Gedächtnis trügt dich nicht. Der Buchmord war das einzig Positve, was ich daraus gewonnen habe. ^^

    Ja, die Passagen zum Napoleonischen Krieg kamen mir da auch sehr seltsam vor. Insgesamt fehlte mir irgendwie der Biss in dem Buch, aber ich kann das nach der langen Zeit nicht mehr an bestimmten Punkten festmachen.

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