"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Montag, 15. Mai 2017

Willkommen an Bord der "Liberator" – S01/E09: "Project Avalon"

Ein Blake's 7 - Rewatch
 
Project Avalon ist eine der schwächeren Episoden der ersten Staffel von Blake's 7. Grund hierfür ist weniger die Story, die für sich genommen durchaus passabel erscheint, als vielmehr das eigenartige Pacing. Die Handlung entfaltet sich in einem reichlich zähen Tempo, bis es in den letzten zehn Minuten urplötzlich zu einem überhasteten und gänzlich unbefriedigenden Finale kommt. Die Bedrohung, die so umständlich aufgebaut wurde, verpufft auf ungeheuer ineffektive Weise, wenn simples Glück und ein ungeschickt plaziertes Kleidungsstück unsere Helden und Heldinnen vor dem sicheren Tod bewahren.

Dennoch besitzt auch diese Folge ihre interessanten Momente. Doch bevor ich auf sie eingehe, zuerst einmal eine kurze Inhaltszusammenfassung:

Auf einem unwirtlichen Eisplaneten bereiten sich die Rebellenführerin Avalon (Julia Vidler) und ihre Anhänger darauf vor, ihr unterirdisches Winterlager zu beziehen, bevor die monatelange "Große Kälte" über ihre Hemisphäre hereinbricht. Zugleich hat die äußerst rührige Dissidentin, die bereits auf einer ganzen Reihe von Welten Widerstandsbewegungen aufgebaut hat, Kontakt zu Blake aufgenommen, um gemeinsame Aktionen gegen die Föderation zu planen. Doch bevor die Liberator den Planeten erreicht, wird Avalon von einem ihrer Leute an das Regime verraten. Commander Travis lässt die Rebellengruppe auf bewährte Weise abmetzeln. Nur Avalon selbst wird verschont. Nicht nur ist sie im Besitz wertvoller Informationen, ihre Gefangennahme ist außerdem Teil eines Plans, mit dem der bislang recht erfolglose Space Commander hofft, endlich Blake zu eleminieren und zugleich die Liberator in seine Hände zu bekommen. Wenig später trifft Supreme Commander Servalan auf dem Planeten ein, um das "Projekt Avalon" persönlich zu überwachen. Als es Blake, Jenna und Vila zusammen mit dem Rebellen Chevner (David Bailie), der als einziger das Massaker in den Höhlen überlebt hat, gelingt, in den Gefängniskomplex einzudringen und Avalon zu befreien, scheint Travis erneut eine Niederlage erlitten zu haben. Doch ist die Person, die unsere Helden auf die Liberator mitbringen, tatsächlich die berühmte Revolutionärin?

Gar zu viel habe ich über Project Avalon nicht zu sagen. Die Rebellenführerin selbst bleibt eine äußerst blasse Figur. Im Grunde ist sie ein bloßes MacGuffin, und es verwundert darum nicht gar zu sehr, dass die Serie sie nie wieder erwähnen wird. Aber auch unsere Helden und Heldinnen hinterlassen keinen besonders starken Eindruck, wenn man von einigen kurzen Momenten absieht, in denen auf ebenso sympathische wie zurückhaltende Weise angedeutet wird, dass zwischen den Mitgliedern der Liberator-Crew inzwischen ein quasi-familiäres Verhältnis herrscht. Einmal mehr denke ich hier vor allem an eine kurze, wortlose Szene zwischen Cally und Avon.

Doch der stärkste Part der Episode ist ganz ohne Frage das erneute Zusammentreffen von Travis und Servalan. Das Zusammenspiel von Stephen Greif und Jacqueline Pearce ist einfach großartig. Wie wir bereits aus Seek-Locate-Destroy wissen, sieht sich Travis als der harte Frontsoldat, der tut, was getan werden muss. Für das ewige Intrigieren und Taktieren der höheren Ränge und der politischen Führung hat er nur Verachtung übrig. Gleichzeitig ist er sich bewusst, dass er auf Servalans Wohlwollen angewiesen ist. Die Oberste Befehlshaberin ihrerseits weiß sehr gut, dass sie am längeren Hebel sitzt, und lässt ihn das auch deutlich spüren. Zwischen den beiden herrscht eine permanente Spannung.
Wenn Servalan erwähnt, dass es kürzlich zwei Anschläge auf ihr Leben gegeben habe, und Travis darauf erwiedert "I have [heard]. I was very concerned", ist deutlich zu spüren, dass der Space Commander in Wahrheit nie auch nur einen Gedanken an das Wohlergehen seiner Vorgesetzten verschwendet hat. Doch diese macht ihm sehr schnell klar, dass er sich in einer Position befindet, in der er gänzlich von ihr abhängig ist: "I think you should know that there's been considerable criticism of your handling of the Blake affair. [...] [S]o far your operation has been very costly and there have been no worthwhile results." Anders als die Oberste Befehlshaberin, die ihr wahren Gefühle stets hinter einem charmanten Lächeln verbirgt, reagiert Travis auf diesen Vorwurf mit offener Wut. Er fühlt sich ungerecht behandelt und zeigt dies auch sehr deutlich: "That's not entirely just. There have been two occasions where I could have destroyed Blake. It was only the Administration's insistence that the Liberator be captured undamaged that stopped me." {Von einem derartigen Befehl hatten wir bislang noch nichts gehört. Vielmehr hatte Travis in Duel ganz klar versucht, die Liberator zu zerstören. Doch übergehen wir das für den Moment.} Servalan versichert ihm, dass er zumindest für den Moment immer noch ihr Vertrauen genießt, macht ihm jedoch im selben Atemzug deutlich, dass sie ihn jederzeit fallen lassen kann.
Travis: I think Project Avalon will silence the critics.
Servalan: It does seem an excellent plan. It should have every chance of success.
Travis: I'm glad you approve.
Servalan: Oh, Travis, you know better than that. In my position one never approves anything until it is an undisputed success.   
Alles in allem eine großartige Szene.

So, viel mehr will mir zu Project Avalon nicht einfallen. Außer vielleicht noch, dass ich es schade finde, dass es sich bei Travis' Mutoid-Adjutantin nicht um die Pilotin aus Duel handelt.
  

 <<<  >>>

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen