"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Dienstag, 4. Oktober 2022

Expeditionen ins Reich der Eighties-Barbaren (XIX): "Hawk the Slayer"

I punched a bloke in the face once for saying Hawk the Slayer was rubbish ...
I was defending the fantasy genre with terminal intensity.
 
Bilbo Bagshot in Spaced
 
 
Meine ursprüngliche und nie wirklich abgeschlossene Reise durch die wüsten Gefilde des Sword & Sorcery - Films der 80er Jahre liegt inzwischen eine halbe Ewigkeit zurück. Darum ist es wohl angmessen, hier zu Beginn noch einmal auf ein wichtiges Faktum hinzuweisen: Der gewaltige Erfolg von John Milius' 1982 in die Kinos gelangtem Conan the Barbarian war zwar ohne Zweifel von immenser Bedeutung. Ohne ihn hätten wir wohl weder Joe D'Amatos Ator - Filme, noch die ultrabilligen von Roger Corman produzierten und mehrheitlich in Argentinien gedrehten Flicks à la Deathstalker. Matt Cimbers Hundra, einer der interessanteren S&S - Streifen der Zeit, scheint in mancherlei Hinsicht sogar eine direkte Antwort auf Milius' Werk zu sein. Aber Conan stand nicht am Anfang der Welle. Albert Pyuns The Sword and the Sorcerer z.B. tauchte beinahe zeitgleich mit Arnies Cimmerier in den amerikanischen Filmtheatern auf und war unbeeinflusst von ihm entstanden. Und selbst vor 1982 hatten bereits einige wenige Sword & Sorcery - Held*innen ihren Weg auf die Leinwand gefunden. Wenn überhaupt irgendjemand den Titel des Allerersten in Anspruch nehmen darf, dann ist das ein 1980 in sechs Wochen für lächerliche £600.000 in den Pinewood Studios gedrehter Streifen, dem es bestimmt war, Jahrzehnte später zum Kultklassiker zu werden -- the one and only Hawk the Slayer!
 
Der gute Hawk war das Geisteskind von Drehbuchautor Terry Marcel und Filmkomponist Harry Robertson. Letzterer dürfte Freund*innen des Brit-Horror vor allem durch seine Arbeiten für Hammer (u.a. The Vampire Lovers, Countess Dracula, Demons of the Mind und Twins of Evil) und Tyburn (The Ghoul und Legend of the Werewolf) bekannt sein. Die beiden lernten sich Ende der 70er Jahre bei der Arbeit an zwei Ray Coone - Adaptionen (Why Not Stay for Breakfast? und There Goes the Bride) kennen. Sie stellten fest, dass sie eine gemeinsame Liebe zur phantastischen Genre-Literatur verband. Wie Marcel später einmal erzählt hat: "I’d always been a sword-and-sorcery fan – I loved Fritz Leiber and Robert E. Howard, and I particularly loved Solomon Kane" und "Harry and I both loved sci-fi and fantasy: Harry Harrison novels, the Conan books, all the greats." Hinzu kam, dass vor allem Marcel die Art bewunderte, in der Sergio Leone Kurosawas Yojimbo in A Fistful of Dollars verwandelt hatte. Wie wir noch sehen werden, macht dieser Italo-Western-Einfluss einen nicht unbeträchtlichen Teil des Charmes von Hawk the Slayer aus. Eine erste Storyidee "about a medieval warrior set in the fourteenth century" existierte bereits, die Terry Marcel während eines zweiwöchigen Spanienurlaubs zu einem siebzigseitigen Script ausarbeitete. Anschließend setzten die beiden sich noch einmal gemeinsam dran. Mit dem fertigen Drehbuch in Händen gelang es ihnen dann, das Interesse von  ITC (Incorporated Television Company) zu wecken. Die Kontrolle über die Produktion blieb aber ganz in ihren eigenen Händen via der eigens gegründeten Firma Marcel/Robertson Productions Limited.* Die Finanzspritze von ITC kann im übrigen nicht besonders groß gewesen sein. Immerhin erlaubte sie es den beiden, nach L.A. zu fliegen und Jack Palance für die Rolle des Bösewichts Voltan zu gewinnen:     
He wanted to come to England, he thought he could do something with the part, he liked the fun of it [...] I believe he got $100,000. He stayed in a small hotel in Soho, but on the set he shared a caravan with everyone else. There were no airs about the man, though he put me to the test at times – asking me what Voltan’s motivation was for adopting two children and so on.

Davon abgesehen, musste man sich aber wohl in erster Linie auf Marcels Connections in der britischen Film- und Fernsehindustrie stützen.

We were so lucky in Hawk because we had people like Roy Kinnear, who came in to do a few lines as the Innkeeper and Graham Stark, who I’d worked with on the Pink Panther films, playing Sparrow; you always get extra from those sorts of people because they’re such distinctive character actors. 
Für die Hauptrolle engagierte man den Neuling John Terry, der auch in There Goes the Bride mitgespielt hatte. Zu seinen Mitstreiter*innen gehörten aber auch bekanntere Namen wie Patricia "Magenta" Quinn als "Zauberin", Carry On - Regular Bernard Bresslaw als "Gort, der Riese" und Theater- und TV-Veteran William Morgan Sheppard als "Ranulf".
Erwähnenswert ist außerdem Kameraman Paul Beeson. Der war nämlich zwei Jahre zuvor einer der Directors of Photography bei Luigi Cozzis Trash-SciFi-Klassiker Starcrash gewesen und würde in der Folgezeit u.a. bei den Indiana Jones - Filmen und George Lucas' Willow mitarbeiten.
Gedreht wurde in den Pinewood Studios und den angrenzenden Wäldern von Buckinghamshire. Marcels langjährige Verbindung zu dem Studio dürfte beim Abschluss des Deals geholfen haben:
I’m a Pinewood boy – and they were very kind to me, they did an all-in deal for butkus; told us we could help ourselves to anything we could find, so we went around looking at props and pieces of set and whatever we could use!

Das erklärt so manches, was den Look des Filmes angeht. Als man mit dem Dreh begann, nahm Terry Marcel auf dem Regiestuhl Platz. Robertson fungierte offiziell als Produzent, kompomierte aber natürlich auch den Soundtrack.

                           

 

Mit diesen wunderbaren Worten beginnt das Abenteuer. 
 
In einer Art Prolog bekommen wir zu sehen, wie der finstere Voltan (Jack Palance) nächtens zur Burg seines königlichen Vaters reitet und in die gar güldenen Gemächer eindringt. Er verlangt die Preisgabe irgendeines magischen Geheimnisses, dessen Besitz ihm qua Erstgeburtrechts zusteht. Doch der alte König weigert sich standhaft, da die mystische Macht nicht in die Hände eines Dieners des Bösen fallen dürfe. Was er selbstredend mit dem Leben bezhalen muss. Voltans (deutlich) jüngerer Bruder Hawk (John Terry) kommt zu spät, um seinen Vater noch zu retten, aber immerhin bleibt dem Sterbenden noch genug Zeit, um nunmehr unseren Helden in das Geheimnis des magischen "Mindswords" einzuweihen und außerdem etwas kryptische Bemerkungen über die Erfüllung einer alten Prophezeiung von sich zu geben.
Jahre später: Der schwer verletzte Ranulf (William Morgan Sheppard), letzter Überlebender eines fürchterlichen Massakers, flüchtet sich in das kleine Nonnenkloster von Caddenbury. Er berichtet davon, wie Voltans wilde Schar sein Heimatdorf überfallen und sämtliche Einwohner abgeschlachtet habe. Seine Hand kann die heilkundige Äbtissin (Annette Crosbie) zwar nicht mehr retten, aber davon abgesehen gelingt es den Schwestern, den Unglücklichen wieder aufzupäppeln. Doch kaum ist er auf den Beinen, da kreuzen auch schon Voltan, sein Adoptivsohn Drogo (Shane Briant) und ein paar ihrer Halunken in dem friedlichen Refugium auf. Der "Dark One" bringt die Äbtissin in seine Gewalt und fordert ein Lösegeld von 2.000 Goldstücken.
Ranulf begibt sich zur "Holy Fortress" von Danefort, um Hilfe zu organisieren. Der "High Abbot" (Harry Andrews) gibt ihm den Rat, einen umherwandernden Krieger namens Hawk zu suchen, der in der Vergangenheit schon mehrfach gegen die Mächte der Finsternis gekämpft habe.
Als nächstes bekommen wir zu sehen, wie derselbige eine blinde Zauberin (Patricia Quinn) vor einem frühzeitigen Tod auf dem Scheiterhaufen bewahrt. Zum Dank wirft die Gerettete mit ihrem magischen "Dritten Auge" einen kurzen Blick in Hawks Zukunft und Bestimmung. Was dazu führt, dass unser Held sehr rasch den erneut in die Bredouille geratenen Ranulf findet und rettet, woraufhin man sich daran machen kann, eine Heldengruppe zum Kampf gegen Voltan zusammenzustellen. Mit Hilfe eines Teleportationszaubers werden drei alte Kumpels von Hawk -- Gort der Riese (Bernard Bresslaw), Crow der Elf (Ray Charleson) und Baldin der Zwerg (Peter O'Farrell) -- eingesammelt. Das Lösegeld organisiert man sich durch einen Überfall auf den Sklavenhändler Sped (Declan Mulholland). Doch Hawk bezweifelt, dass Voltan sich mit dem Gold abspeisen lassen wird, was immer auch die naive Schwester Monica (Cheryl Campbell) glauben mag. Also bereiten sich unsere Gefährten auf einen blutigen Showdown im Nonnenkloster vor.
 
Mein Twitter-Kumpel Ian hat einmal folgenden, sehr treffenden Kommentar über Hawk the Slayer gemacht: "It's so bad and so good all at once!
 
Ich habe eine große Schwäche für diesen Streifen. In meiner persönlichen Rangliste der Sword & Sorcery - Flicks der 80er Jahre rangiert er ziemlich weit oben. Und ähnlich wie bei Starcrash ist meine Liebe auch hier nicht ausschließlich -- oder auch nur hauptsächlich -- ironischer Natur. Hawk ist für mich nicht einfach ein Beispiel von "so bad it's good". Auch wenn er ohne Zweifel Szenen enthält, bei denen es schwerfällt, ein leises Kichern (oder auch ein lautes Auflachen) zu unterdrücken. Das gilt nicht nur für das zügellose "Scenery Chewing" von Jack Palance, sondern vor allem für beinahe jeden Einsatz von Magie. Die umeinander rotierenden Neonlicht-Reifen des Teleportationszaubers sind da ja bloß der Anfang. So setzt die Zauberin zwischendurch einen von Voltans Männern mit einem Spruch außer Gefecht, der bei mir jedesmal Erinnerungen an Killer Klowns from Outer Space wachruft. Und im großen Schlusskampf kommen dann massenhaft Kunstschnee und hüsch buntisch leuchtende, herumspringende Kügelchen zum Einsatz. Grandios! Doch so wichtig all das für den trashigen B-Movie-Charme von Hawk auch ist, der Streifen hat sehr viel mehr als das zu bieten.
 
 
Selbstverständlich standen Marcel, Robertson & Crew nur äußerst beschränkte Mittel zur Verfügung, wenn es darum ging, der phantastischen Welt ihrer Geschichte Gestalt zu verleihen. Aber gerade das gibt ihr miutunter einen eigenartig surrealen Charakter, den ich ziemlich ansprechend und faszinierend finde. So wirkt z.B. das hübsche Matte Painting der "Heiligen Festung" so, als habe der Künstler gar nicht erst versucht, den Eindruck von Realität zu erwecken. Grund dafür kann natürlich der Mangel an Geld und Zeit gewesen sein. Das Ergebnis aber ist, dass man in der entsprechenden Szene das bizarre Gefühl hat, als reite Ranulf in ein Gemälde hinein. Was ziemlich cool ist. 
 
 
Ein Gutteil der Handlung besteht aus wildem Herumgaloppiere durch die Wälder von Buckinghamshire. Aber mit Hilfe einiger ganz simpler Techniken, wird diesen eine bizarr-phantastische Atmosphäre verliehen. Zuerst einmal ist die Szenerie grundsätzlich immer nebelverhangen. Kaum eine Einstellung, in der im Hintergrund nicht irgendwelche Dunstschleier durchs Bild ziehen würden. Im krassen Gegensatz zu der eher nördlich-europäisch anmutenden Landschaft sieht man hie und da eine tropische Schlange im Baum hängen oder einen Gecko über einen Ast marschieren. Ganz nebenbei erhascht man außerdem immer wieder einen Blick auf irgendwelche Skelette, die wie zufällig am Wegrand liegen oder von Bäumen baumeln.  Der verfluchte "Forest of Weird" wartet zusätzlich noch mit grüner Beleuchtung, massig Halloween-Spinnenweben und ein-zwei putzigen Monsterpuppen auf, die hinter Steinen und Gestrüpp hervorlugen.
Besonders gut gefallen haben mir die vignettartigen Szenen, in denen die einzelnen Mitglieder der Heldengruppe eingeführt werden. Stets dient dabei irgendeine Waldlichtung als Setting, wobei man irgendwie das Gefühl hat, diese existierten unabhängig vom Rest der Welt. Selbst wenn da das Fuhrwerk eines Händler oder der Amboss eines Hufschmieds herumstehen. Die Lichtungen wirken wie kleine Theaterbühnen, auf denen die Akteure ihr kurzes Stück aufführen.
Diese Vignetten vermitteln zudem das Bild einer ziemlich heruntergekommenen Welt, die größtenteils von Halunken, Bullies und Halsabschneidern bevölkert zu sein scheint. Jeder der Gefährten befindet sich in einer etwas prekären Situation, als Hawk auftaucht, um ihn mitzunehmen: Gort ist dabei, sich mit irgendwelchen Soldaten herrumzuprügeln, die kaum mehr als bessere Wegelagerer zu sein scheinen; Crow wäre beinah von zwei Gaunern um Geld und Leben gebracht worden; und Baldin sollte von irgendwelchen durchgeknallten Priestern dem "Heiligen See" zum Opfer gebracht werden.
Und es ist auch nicht so, als bestehe unsere Heldengruppe selbst aus strahlenden Recken. Wir erfahren zwar nichts konkretes über ihre vergangenen gemeinsamen Abenteuer, aber die fünf machen doch eher den Eindruck etwas zwielichtiger Outsider und Underdogs. Hawks Hauptmotivation ist sein Verlangen nach Rache an Voltan, der nicht nur seinen Vater, sondern auch seine geliebte Eliane (Catriona MacColl) auf dem Gewissen hat**; Gort ist zwar ein gutmütiger Kerl, aber in erster Linie an Essen und gutem Bier interessiert; Crow lässt sich durch die Aussicht auf ein paar rasch verdiente Goldstücke auf einen ziemlich fragwürdigen Bogenschützenwettbewerb ein; und Baldin ist ein reichlich heruntergekommener Geselle mit fürchterlichen Manieren und einem etwas krausen Sinn für Humor. 
Hawk bezeichnet seine alten Kampfgefährten ausdrücklich als "the last of their kind". Von Crows Heimat, dem "Silver Forest", stehen nur noch verkohlte Baumstümpfe, und auch Baldins "Iron Hills" existieren nicht mehr. Vor allem das Schicksal der Elfen als einer "schwindenden Rasse" könnte einen an gewisse tolkieneske High Fantasy - Motive erinnern. Aber im Ganzen besitzt die Welt von Hawk the Slayer nichts von dieser mythischen Grandeur. Zwar befindet sie sich fraglos im Niedergang, das Leben der allermeisten wird von Anarchie und Gewalt beherrscht, während einige "fette Barone" (und wohl auch die Kirchenoberen) sicher auf ihren Zwingburgen hocken. Doch die Atmosphäre, die dabei vorherrscht ist erdig-dreckig, nicht mythisch-tragisch. Selbst Voltan, der als der "Dark One" in den Diensten irgendwelcher dämonischen Zauberer steht, ist eigentlich nicht viel mehr als der Anführer einer besonders rücksichtslosen Räuberbande, die kaum den Namen "Legions of Darkness" verdient hat. Wenn uns vorgeführt werden soll, wie brutal er ist, bekommen wir zu sehen, wie er sich in einem heruntergekommenen Wirthaus mit ein paar zerlumpten Handlangern des Sklavenhändlers Sed herumstreitet. Nicht unbedingt echtes Dark Lord - Niveau.   
 

Hier zeigt sich denn auch besonders stark der Italo-Western-Einfluss. Hawk ähnelt dem Archetyp des einsam herumziehenden Pistoleros. Seine Konfrontationen mit all den Halunken und Bullies sind oft haargenau so in Szene gesetzt wie klassische Westernduelle, nur dass hier halt keine Schießeisen, sondern Schwerter gezogen werden. Und wenn sich unsere fünf Gefährten am Ende in der Kapelle verschanzen und auf den Angriff von Voltans Leuten warten -- überzeugt davon, dass kaum alle von ihnen den nächsten Tag überleben werden -- hat das gleichfalls deutliche Spaghetti-Western-Vibes.
Verstärkt wird dies noch durch Harry Robertsons eigenwillige Musik, die teilweise ad hoc auf dem Set entstand, wie der Kompomnist einmal erzählt hat:
I wrote some of the score whilst on location. I would see how the scenes were coming out and then do a bit of writing or just jot down some ideas as and when I got them. It was an interesting experience because I had most of the score ready before the cameras had stopped rolling.
In Rezensionen wird oft die für einen Fantasystreifen tatsächlich recht bizarre "Disco-Qualität" des Soundtracks hervorgehoben. Doch wenn man sich etwas genauer auf die Musik einlässt, wird man außerdem einige recht deutliche Anklänge an Ennio Morricone heraushören können. Und das ist selbstverständlich kein Zufall:

Hawk was a fantasy western if you like. That’s why the score has little trills and motifs on it when we see the hero or the villain of the piece; it was my homage to Morricone and also the spaghetti western score.

Trotz des dreckigen Ambientes ist Hawk the Slayer übrigens erfreulich frei von all den eher unappetitlichen Elementen, denen man sonst so oft im Sword & Sorcery - Kino der 80er Jahre begegnet. So enthält der Film auch nicht einen Hauch von Sexploitation. Das steht vor allem in krassem Gegensatz zu den S&S-Flicks von Roger Corman, wo nackte Brüste (und nicht selten auch die Darstellung sexueller Gewalt) fester Bestandteil des Programms sind. Marcel und Robertson wollten mit Hawk einen Film "für die ganze Familie" drehen. Mit Kampfszenen wird zwar nicht gegeizt, und wenn Ranulf seine "Schnellfeuer-Armbrust" oder Crow seinen Bogen zückt, werden die Bösewichter gleich in Scharen umgemäht. Aber Blut und Gore bekommt man nicht zu sehen. Und auch wenn ich ja kein grundsätzlicher Verächter von Exploitation bin, steigert das in diesem Fall noch einmal die Sympathie, die ich für diesen Streifen empfinde.

Interessanterweise weicht der (im übrigen nicht übermäßig interessante) Hawk the Slayer - Comic von Garth Ennis und Henry Flint, der vor nicht allzulanger Zeit auf den Seiten von Judge Dredd: The Megazine erschienen ist, in diesem Punkt sehr deutlich von seiner Inspirationsquelle ab. Da geht's nämlich verdammt gory zu. Auch hat es sich Garth Ennis nicht nehmen lassen, seinen manchmal schon etwas obsessiv wirkenden Hass auf Religion in die Geschichte einfließen zu lassen. Leider wird dieser Comic vermutlich für immer das einzige Sequel zu Hawk bleiben, das wir zu sehen bekommen werden Auch wenn die Gerüchte über einen möglichen zweiten Film wohl erst mit Terry Marcels Tod ganz verstummen werden. Aber vielleicht ist das sogar ganz gut so. Fast nie gelingt es, die Magie alter B-Movies, Trash-Klassiker und Kultfilme wiederzubeleben, wenn man Jahrzehnte später irgendwelche Fortsetzungen zu ihnen dreht. Und ganz ehrlich: Braucht die Welt einen zweiten Hawk - Film? Ich denke nicht. Es reicht, dass es den einen gibt. Den aber werde ich mir sicher immer mal wieder mit großer Freude anschauen. "The one and only" halt ...

 

 

* Die Firma produzierte später noch Prisoners of the Lost Universe (1983) und Jane and the Lost City (1987), hielt also dem Pulp-Phantastischen die Treue.

** Die einzigen Parts von Hawk the Slayer, mit denen ich wirklich gar nichts anfangen kann, sind ein paar Flashback-Szenen, in denen wir diese Hintergrundsgeschichte erzählt bekommen. Nicht nur finde ich das Motiv der beiden Brüder, die sich um eine Frau streiten, reichlich abgeschmackt. Der Versuch, den Szenen ein "idyllisch-romantisches" Ambiente zu verleihen, macht sie zu irgendwie süßlich anmutenden Fremdkörpern in der Gesamtheit des Films. Einzig das dort eingeführte Motiv eines silbernen Kruzifixes, das Hawk von seiner Holden geschenkt bekommt und das er seitdem um den Hals trägt, rechtfertigt in meinen Augen die Existenz dieser Flashbacks. Das Schmuckstück rettet unserem Helden nämlich am Ende das Leben. Und zwar in sehr unerwarteter Weise: Während der finalen Konfrontation mit Voltan entpuppt es sich als getarntes Wurfmesser! Das ist so absurd, dass es Bühnenapplaus verdient.



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