Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Kenneth Johnson spielte mit Serien wie
The Bionic Woman (1976-78),
The Incredible Hulk (1978-82),
V (1983) und
Alien Nation (1989-90) eine führende Rolle in der amerikanischen TV - Science Fiction der 70er und 80er Jahre. Dabei war dies nie sein persönliches Ziel gewesen.
Zwar hatte er schon in Schulzeiten, inspiriert von Orson Welles' berühmter
Mercury Theatre On The Air - Produktion, eine eigene Hörspieladaption von
War of the Worlds kreiert, doch sein Studium an der privaten
Carnegie Mellon University (damals noch
Carnegie Institute of Technology) in Pittsburgh (Pennsylvania) stand ganz im Zeichen des klassischen Theaters. Das stark von der Theorie und den Methoden Konstantin Stanislawskis geprägte Uni-Milieu zeichnete sich durch einen ziemlich starken Snobismus gegenüber allen Formen der Populärkultur aus. Wie Johnson einmal in einem
Interview mit Ryan Harvey erzählt hat:
I was a
graduate in directing; there was no film or TV or anything like that.
It was strictly “theater!” you know. Everybody there, except me, sort of
looked down on TV and film. Everybody except me and a couple other
guys: Jamie Cromwell, a wonderful and well-known actor out here who
played the farmer in Babe and so many other things since then;
and my dear friend Steven Bochco
Man darf wohl annehmen, dass für diese Kreise Genrekram jeder Art gänzlich "unter ihrer Würde" war. Dennoch blieb Johnsons Herangehensweise an seine späteren Projekte immer von dieser Ausbildung geprägt. Was sicher auch seine guten Seiten hatte. So erklärte er auf die Frage, warum seine SciFi so "
very
character-driven" sei, gegenüber
Den of Geek:
I think it comes out of the sort of classical education that I had at
Carnegie Mellon, which was designed to help us understand the classical
underpinnings of any sort of drama, whether it was Sophocles or
Shakespeare or Ibsen or Tennessee Williams or whomever, and I was trying
to follow that credo as I was creating the work that I had done, so
that there was always something working underneath the surface, a
substantive layer underneath the commercial appeal.
Auch blieb klassische Literatur immer eine wichtige Inspirationsquelle für ihn.
Der Beginn seiner TV-Karriere lag freilich in gänzlich anderen Gefilden. Obwohl Johnsons Traum von Anfang an darin bestand, ein Kinoregisseur zu werden, überredete ihn Roger Ailes 1966 dazu, bei der
Mike Douglas Show mitzuarbeiten. Und nachdem Ailes 1968 nach Washington gegangen war, um Richard Nixons Medienberater zu werden ("
Mr. Nixon,
you can hire me because I can get you elected president"), übernahm er für einige Zeit selbst den Posten des "Executive Producers" dieser Daily Talk Show.
Doch schließlich beschloss er, dem wahren Ruf seines Herzens zu folgen, und übersiedelte von New York nach Kalifornien. Selbstredend warteten in Hollywood keine offenen Türen auf ihn. Zwar konnte er 1970 für AIPs TV-Abteilung bei
An Evening of Edgar Allan Poe mit Vincent Price die Regie übernehmen, doch der Zugang zu den großen Studios erwies sich als schwieriger. Zum Glück besaß Johnson in seinem ehemaligen Kommilitonen Steve Bochco einen Freund, der bereits im Business Fuß gefasst hatte. Die
erste Lektion, die dieser ihm beibrachte, bedeutete allerdings einen vorläufigen Verzicht auf den erträumten Regiestuhl: "
You know
Kenny, if you can write, you can get your foot in the door more easily." Also versuchte sich Johnson, anfangs etwas widerwillig, als Drehbuchschreiber. Rasch sammelte sich in seiner Wohnung ein Stapel abgelehnter Scripts an. Doch dann vermittelte ihm Bochco ein Treffen mit Harve Bennett, dem Produzenten der TV-Serie
The Six Million Dollar Man. Der suchte dringend nach neuen Autoren, und so machte Johnson 1975 mit dem Zweiteiler
The Bionic Woman seinen Einstand in der Fernseh-SciFi. Bennett war so angetan von seiner Arbeit, dass er ihn zum Mit-Produzenten machte. Die von Johnson geschaffene Figur der Jaime Sommers (gespielt von Lindsay Wagner) erwies sich zudem als so beliebt, dass sie ein Jahr später ihre eigene Spin-Off-Serie erhielt, deren Leitung ganz in seiner eigenen Hand lag.
Nun kenne ich
The Bionic Woman nicht aus eigener Anschauung, fand aber den folgenden Kommentar auf
Den of Geeks recht interessant:
The Bionic Woman stands out
amongst 70s feminist heroes as being perhaps the only one who didn¹t
need to get into a bikini to guarantee ratings, unlike Wonder Woman or Charlie’s Angels.
Und Johnson war scheinbar immer stolz darauf, dass das Publikumssegment, bei dem seine Shows am Besten ankamen, erwachsene Frauen waren.
Wie dem auch sei, jedenfalls besaß Kenneth Johnson nun eine einigermaßen gesicherte Position in der Industrie und verfügte über eine gewisse Reputation. Letztere war allerdings eine zweischneidige Angelegenheit. Denn für die Studios war er von nun an der "
science-fiction guy", was ihm eigentlich überhaupt nicht behagte. Als
Universal die Verfilmungsrechte für eine Reihe von
Marvel - Figuren erwarb, wandte man sich an ihn mit der Frage, an welcher er Interesse hätte. Seine spontane
Antwort war: "
Eh,
none of them, thanks." Doch dann kam ihm eine
Idee:
I was reading at the time Victor Hugo’s great novel
Les Miserables, which my wife Susie had given me. And so I had the idea
of the fugitive concept in my head, and Jean Valjean, the hero, fleeing
from Inspector Javert, who was relentlessly pursuing him, and I
realised there was a way to take a little bit of Victor Hugo, a little
bit of Robert Louis Stevenson, and this ludicrous comic book I’d never
heard of before called The Incredible Hulk, and turn it into a really
gripping, human drama.
Er ließ sich von
Universal die volle Kontrolle über das Projekt zusichern, holte sich Bill Bixby als Hauptdarsteller an Bord und machte sich an die Arbeit. Wie gering seine Achtung vor dem Quellenmaterial war, zeigt sich u.a. daran, dass er dem Hulk
ursprünglich eine rote, nicht grüne Hautfarbe verleihen wollte:
I called Stan Lee and I said, man, what's the logic of green? Is he the
envious Hulk? Is he green with envy or jealousy? The color of rage is
red, which I was also pushing for because it's a real human color - you
know, when people get flushed with anger.
Einen derart heftigen Eingriff verbot sich Lee dann aber doch. Nichtsdestotrotz entwickelte sich in der Folge eine
respektvolle Beziehung zwischen den beiden:
Ryan Harvey: I know that Stan Lee has always said, “They made choices that
were different from the comic books, but every choice was the right
choice.”
Kenneth Johnson: Bless his heart, Stan was a champion from the beginning. He let me
run with it and has had such nice things to say over the years.
Mit dem Erfolg von
The Incredible Hulk glaubte sich Johnson endlich in einer Position, dem Studio eigene Ideen unterbreiten zu können. Sein Vorschlag war ebenso mutig wie ehrgeizig: Er hatte auf der Grundlage von Sinclair Lewis' Roman
It Can't Happen Here ein Script mit dem vorläufigen Titel
Storm Warnings geschrieben, in dem es um die Entstehung eines faschistischen Regimes in den USA ging.
NBC - Präsident Brandon Tartikoff lehnte das Drehbuch in dieser ursprünglichen Form ab. Der
Eintrag zu
V auf
Wikipedia behauptet, der Grund dafür sei gewesen, dass ein solcher Film in seinen Augen
"too 'cerebral' for the average American viewer" gewesen wäre. Doch was Johnson in seinem Interview mit Harvey erzählt, wirft ein etwas anderes Licht auf die Entscheidung des TV-Bosses:
[H]e
didn’t know if Americans would really “get” fascism. I tried to convince
him that it was not a complicated project: you shave your head and put
on a black shirt and beat somebody up. He was hoping it could be an
outside source like the Soviets or the Chinese. I didn’t buy it.
Das klingt sehr viel mehr danach, dass Tartikoff aus politischen Gründen keinen Film auf seinem Kanal haben wollte, der den Aufstieg eines hauseigenen amerikanischen Faschismus zum Thema haben würde. Er versuchte Johnsons Konzept offenbar sogar in eine Richtung umzubiegen, die sie in Linie mit der antikommunistischen Propaganda von Ronald Reagans Zweitem Kalten Krieg gebracht hätte. Quasi ein
Red Dawn vor
Red Dawn. Es ist Johnson hoch anzurechnen, dass er sich dem nicht beugte. Die Einigung, zu der die beiden schließlich gelangten, bedeutete dennoch eine merkliche Entschärfung des ursprünglichen Konzeptes.
Irgendwer kam auf die Ideee, man könnte doch Außerirdische zu den Drahtziehern des totalitären Regimes machen. Johnson, der ja eigentlich sein Image als "sci-fi guy" loswerden wollte, war davon anfangs wenig begeistert. Doch dann schienen sich ihm damit interessante Möglichkeiten zu eröffnen. Und so entstand das Konzept für die Miniserie
V.
Er selbst stellte diese Umwandlung in eine Art Alien-Invasion-Story in späteren Jahren nie als einen Kompromiss dar. Vielmehr
pries er Tartikoff für die Unterstützung, die dieser ihm in der Folge angedeihen ließ. Immerhin stattete ihn der
NBC-Präsident mit einem nie dagewesenen Budget von $13 Millionen aus und ließ ihm bei der Produktion freie Hand. "
[H]e said ‘Here’s a cheque –
come back when you’re done’." Dennoch sollte klar sein, dass mit der Umarbeitung in
V einige der provokantesten Elemente von
Storm Warnings verloren gingen.
Mit den "Visitors" gab es nun ja tatsächlich eine "
outside source", die für die Verwandlung Amerikas in eine faschistische Dikatur verantwortlich ist. Und auch wenn es sich bei denen nicht um die "kommunistischen" Schreckgespenster reagan'scher Propaganda handelte, wurde das Bild eines hausgemachten US-Faschismus damit doch stark verwässert. Johnson verglich die Lage, in der sich die amerikanische Bevölkerung in
V befindet, denn auch häufiger mit der von Vichy-Frankreich. Es geht also mehr um Kollaboration und Widerstand angesichts eines Besatzungsregimes.
Ganz allgemein denke ich, dass viele der Schwachpunkte von
V auf diesen anfänglichen Kompromiss zurückzuführen sind. Nicht dass die Verwandlung der Geschichte in eine SciFi-Parabel notwendigerweise zu einem Problem hätte werden müssen, aber das Konzept wurde meiner Ansicht nach nicht konsequent durchgedacht. An einer Reihe von Stellen hat man das Gefühl, hier seien zwei Stories, die eigentlich nicht wirklich zusammengehören, zu einem Amalgam verschmolzen worden.
Doch warten wir noch ein wenig mit einer allgemeinen Kritik von
V und versuchen wir zuerst einmal, den Inhalt der zweiteiligen Miniserie zusammenzufassen, die das amerikanische Fernsehpublikum erstmals am 1. und 2. Mai 1983 zu sehen bekam.
Was allerdings gar nicht so einfach ist, da das gut dreistündige Opus über ein ziemlich gr0oßes Figurenensemble verfügt. Johnsons Intention war es ganz offensichtlich, eine Art Querschnitt durch die amerikanische Bevölkerung zu präsentieren, und exemplarisch die unterschiedlichen Formen vorzuführen, in denen diese auf das sich allmählich entfaltende totalitäre Regime reagiert. Beginnen wir also besser mit einem allgemeinen Überblick.
Eines schönen Tages erreicht eine Flotte gewaltiger Fliegender Untertassen die Erde. Die riesigen Mutterschiffe positionieren sich über den Weltmetropolen. Doch statt der gefürchteten Invasion kommt es zu einem friedlichen Treffen zwischen dem Generalsekretär der Vereinten Nationen und dem Kommandanten der Außerirdischen, der sich "John" (Richard Herd) nennt. Die humanoiden "Visitors" schlagen ein Übereinkommen vor: Im Austausch gegen bestimmte chemische Produkte, die unter ihrer Anleitung in irdischen Fabriken hergestellt werden könnten, wären sie bereit, ihre überlegene Technologie mit der Menschheit zu teilen.
Schon bald landen die ersten Kontingente der uniformierten "Visitors" auf der Erde und beginnen ihre Arbeit. Findige Unternehmer haben schnell erkannt, dass die Kollaboration mit den Außerirdischen fette Profite verspricht. Parallel dazu wird eine Jugendorganisation – die
Visitor Friends – gegründet, um das Bündnis zu festigen. Allenthalben tauchen Propagandaplakate auf, die die neue Freundschaft zwischen den "Visitors" und der Menschheit anpreisen und eine wunderbare Zukunft verheißen.
Doch es dauert nicht lange und die neue Realität bekommt zunehmend finstere Züge. Nachdem eine angebliche weltweite Verschwörung führender Wissenschaftler gegen die "Visitors" "aufgedeckt" wurde, werden alle Wissenschaftler als potentielle "Subversive" unter Generalverdacht gestellt und zu einer marginalisierten Bevölkerungsgruppe, gegen die Hass und Intoleranz geschürt werden. Die
Vistor Friends verwandeln sich zusehends in eine Art Mischung aus HJ und SA. Unter Anleitung der "Visitors" gehen Polizei und Nationalgarde immer brutaler gegen vermeintliche "Staatsfeinde" vor. Straßenblockaden werden errichtet, Ausgangssperren verhängt.
Aber ebenso rasch beginnt sich auch eine Widerstandsbewegung zu organisieren. Deren Mitgliedern wird schließlich bekannt, dass die humanoide Erscheinungsform der "Visitors" eine bloße Tarnung ist. In Wahrheit handelt es sich bei den Außerirdischen um reptilische Kreaturen, die vorhaben, die Wasservorräte der Erde zu plündern und die Menschen als Kanonenfutter in ihren interstellaren Kriegen und als Nahrungsquelle zu benutzen.
Die Ankunft der "Visitors"
ist ganz offensichtlich von der einleitenden Passage aus Arthur C. Clarkes Roman
Childhood's End inspiriert worden, wobei das Bild der gewaltigen, über den amerikanischen Metropolen schwebenden Mutterschiffe zugleich auf Roland Emmerichs unsäglichen
Independence Day (1996) vorausdeutet.
Daneben stellt
V in gewisser Hinsicht einen Rückgriff auf Motive aus der filmischen SciFi der 50er Jahre dar. Dort war es ja häufiger vorgekommen, das Alien-Invasion-Thema mehr oder weniger offen mit der Bedrohung
durch den Totalitarismus zu verknüpfen – von
Klassikern wie
William Cameron Menzies' Invaders from Mars (1953) und Don Siegels Invasion of the Body Snatchers (1956) bis zu ausgemachtem Schlock wie The Brain from Planet Arous (1957) und The Brain Eaters (1958).
Die landläufige Meinung sieht darin eine Wiederspiegelung der
antikommunistischen Red Scare -. Hysterie des Kalten Krieges, auch
wenn ich selbst dazu neige, dieses Phänomen als etwas komplexer und
widersprüchlicher zu interpretieren. In den späten 70ern und den 80ern tauchen dann eine Handvoll Filme auf, die sehr deutlich an diese Tradition anknüpfen. Das beginnt 1978 mit Philip Kaufmans Remake von Invasion of the Body Snatchers. Es folgen u.a. Tobe Hoopers & Dan O'Bannons Remake von Invaders from Mars (1986) und John Carpenters They Live (1988). Lässt man Hoopers eher uninspirierten Streifen bei Seite, so wird deutlich, dass die außerirdische Bedrohung nun sehr viel eindeutiger als in den 50ern für Entwicklungen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft steht. V ließe sich gleichfalls zu dieser Gruppe zählen, auch wenn die Miniserie, wie wir noch sehen werden, eigentlich keinen wirklich starken Bezug zu den realen Entwicklungen der Zeit herstellt.
Im Zentrum der Handlung stehen zwei exponierte Hauptfiguren – die junge Wissenschaftlerin Juliet Parrish (Faye Grant) und der Reporter Mike Donovan (Marc Singer) – sowie drei Familien
– die Taylors, die Maxwells und die Bernsteins. Hinzu kommen eine Reihe mehr oder weniger wichtiger Nebenfiguren. Sie alle sind auf irgendeine Weise – durch Familie, Wohnort oder Arbeitsplatz – miteinander verbunden. Diese Vernetzung mag etwas konstruiert wirken, entspricht aber dem lehrstückartigen Charakter von
V.
Juliet ist die wohl einnehmendste Figur der Miniserie. Obwohl sehr talentiert steht sie doch noch ganz am Anfang ihrer Karriere und ist in keiner Weise in die Ereignisse um die Ankunft der "Visitors" involviert. Als die Anti-Wissenschaftler-Hetze einsetzt, hat das für sie zuerst einmal sehr persönliche Folgen. Sie ist zu Beginn der Serie mit dem Wall Street - Broker Dennis Lowell (Ron Hajak) liiert, und als sie erkennen muss, dass ihre Beziehung ihm gesellschaftlich und karrieremäßig zu schaden beginnt, trennt sie sich von ihm. Die Szene ist eindeutig von einer der Szenen aus Bert Brechts
Furcht und Elend des Dritten Reiches (in Amerika unter dem großartigen Titel
The Private Life of the Master Race bekannt) inspiriert, in der eine jüdische Frau ihren "arischen" Ehemann verlässt. Bei Brecht ist das Ganze allerdings deutlich vielschichtiger. Als Kollegen von Juliet zu verschwinden beginnen, gelangt sie zu dem Entschluss, dass man aktiv werden müsse. Und schon bald ist sie die anerkannte Führerin des Widerstands in Los Angeles. Obwohl nicht gerade zur Revolutionärin geboren, beweist sie in dieser Rolle ein außergewöhnliches Maß an Entschlossenheit, Klugheit und Tapferkeit.
Mike ist eher der Typ des "manly man" - Action - Helden. Als Krisen- und Kriegskorrespondent ist er es gewohnt, mit gefahrvollen Situationen umzugehen. Und so schleicht er sich im Alleingang in das Mutterschiff, lange bevor er Kontakt zum Widerstand aufgenommen hat. Allerdings ist es in erster Linie seine journalistische Integrität, sein Beharren auf der objektiven Wahrheit, die ihn in Opposition zu den "Visitors" bringt. Erst recht, nachdem seine ehrgeizige Kollegin und Ex-Geliebte Kristine Walsh (Jenny Sullivan) den Job der "Pressesprecherin" (sprich: Chefpropagandistin) für die Außerirdischen angenommen hat. Was für einen Helden dieses Typs ja schon ein eher ungewöhnlicher Antrieb ist. Als er das erste Mal Juliet begegnet, behandelt er sie anfangs spöttisch und herablassend ("kleines Mädchen"), lernt jedoch schnell, sie zu repektieren.
Dr. Benjamin Taylor (Richard Lawson) ist ein Kollege Juliets und frühes Mitglied des Widerstandes. Sein Vater Caleb (Jason Bernard) arbeitet in einer der Fabriken, die mit den "Visitors" kooperieren. Sein Bruder Elias (MichaelWright) ist ein Gelegenheits-Gauner mit Kontakten zu Straßengangs. Bens Tod wird der Auslöser für den Eintritt der übrigen Familienmitglieder in die Resistance.
Das Porträt der schwarzen Familie enthält einige leicht fragwürdige Elemente. Der Vater ist ein "blue collar" - Arbeiter, seine beiden Söhne haben diametral entgegengesetzte gesellschaftliche Laufbahnen eingeschlagen. Ben hat studiert und ist ein angesehener Wissenschaftler geworden. Elias ist quasi ins Lumpenproletariat abgesunken. Sollen wir darin eine Art Kommentar auf die sozialen Entwicklungen in der afroamerikanischen Bevölkerung der Zeit sehen? Ben würde dann die aufsteigende Mittelklasse, Elias jenen Teil verkörpern, der weiterhin im Ghetto feststeckt. Doch falls dies tatsächlich Johnsons Absicht gewesen sein sollte, hat er offenbar nichts erhellendes über dieses Thema zu sagen. Da Elias in Sprache und Gestus beinah wie eine Karrikatur wirkt, drängt einen der Film in gewisser Weise dazu, Bens Position zu übernehmen, der seinem Bruder vorwirft, dass sich hinter dessen Gerede über die Unterdrückung durch "The Man" bloß die eigene Apathie verberge. Wenn Elias auf sein aufgesetztes Gehabe verzichten und sich etwas anstrengen würde, könnte er eine Karriere ganz wie er selbst machen. Und das wäre sicher keine besonders begrüßenswerte Message.
Die Maxwells sollen offensichtlich die unpolitische "Durchschnittsfamilie" verkörpern, die ohne ihr Zutun in das Visier des faschistischen Regimes gerät und so schließlich zu Flucht und Widerstand gezwungen wird. Vater Robert (Michael Durrell) ist Anthropologe, Mutter Kathleen (Penelope Windust) Botanikerin.
Von den drei Töchtern Robin (Blair Tefkin), Polly (Viveka Davis) und der kleinen Katie (Marin May) ist Polly die kämpferischste. Als man beginnt, sie in der Schule als "Wissenschaftlertochter" zu schikanieren, reagiert sie nicht etwa eingeschüchtert, sondern mit stolzem Zorn. Lange bevor ihre Eltern bereit sind, der Wirklichkeit offen ins Auge zu sehen, fordert sie diese auf, sich zu wehren und zu rebellieren.
Die Älteste Robin ist das genaue Gegenteil ihrer Schwester. Sie ignoriert die bedrohlichen Dinge, die um sie herum vorgehen, und als die Familie schließlich gezwungen ist, in den Untergrund zu gehen, reagiert sie so, als handele es sich dabei um eine ärgerliche Unterbrechung ihres Lebens, für die ihre Eltern verantwortlich sind. Hauptgrund für ihr Verhalten ist, dass sie sich in den schmucken "Visitor" Brian (Peter Nelson) verguckt hat, den Führer der örtlichen
Friends - Brigade.
Die jüdische Familie Bernstein gibt Anlass für einige der am deutlichsten lehrstückhaften Szenen der Miniserie.
Stanley (George Morfogen) und Lynn (Bonnie Bartlett) führen ein angenehmes und ruhiges Mittelklasseleben in Suburbia. Wie die meisten, versuchen auch sie die schleichende Faschisierung so gut es geht zu ignorieren. Selbst als ihre Nachbarn, die Maxwells, zu Flüchtlingen werden, verweigert Stanley ihnen jede Hilfe, aus Angst, dann selbst in das Visier der "Visitors" und der Staatsgewalt zu geraten. Erst als ihm sein Vater Abraham (Leonardo Cimono), ein Holocaust-Überlebender, der schon früh die Parallelen zwischen den aktuellen Ereignissen in Amerika und dem Deutschland der 30er Jahre erkannt hat, ins Gewissen redet und dabei den Tod der Mutter im KZ heraufbeschwört, hat er ein Einsehen, ohne deshalb gleich zu einem erklärten Widerstandskämpfer zu werden.
Derweil erliegt Sohn Daniel (David Packer) immer stärker den Versuchungen des autoritären Regimes. Der unsichere und etwas ziellos vor sich hin lebende Jugendliche tritt den
Visitor Friends bei und berauscht sich schnell an der Macht, die ihm die Uniform zu verleihen scheint. Gestern noch der mitleidig-spöttisch beäugte "Versager", genießt er es, nun seinerseits andere herumschubsen und einschüchtern zu können. In einer weiteren nach dem Vorbild von
Furcht und Elend des Dritten Reiches gezeichneten Szene bekommen wir zu sehen, wie Stanley und Lynn Angst vor ihrem eigenen Sohn bekommen, von dem sie befürchten müssen, dass er sie denunziert, nachdem sein Vater unbedachterweise seiner Frustration über die gleichgeschalteten Medien Ausdruck verliehen hat. (1) Später versucht Daniel dann sogar, Robin Maxwell dazu zu zwingen, ihn zu heiraten. Eine Szene, bei der es sich sehr deutlich um eine für das Fernsehen abgeschwächte Darstellung einer versuchten Vergewaltigung handelt.
Abraham Bernsteins beschwörende Monologe haben leider oft etwas leicht gestelztes an sich. Gar zu offen wird hier Kenneth Johnsons Botschaft ausgesprochen, dass wir uns stets die grauenerregenden Verbrechen des Nationalsozialismus im Gedächtnis bewahren müssen, wenn wir verhindern wollen, dass sie sich eines Tages wiederholen. Dennoch ist der alte Jude sicher eine der berührendsten Figuren der Miniserie. Mehr noch gilt das vielleicht für seine resolute Freundin Ruby Engels (Camilla Ashland). Die alte Dame ist nicht nur ebenso hellsichtig wie Abraham, sondern wird schließlich zu einem aktiven Mitglied des Widerstandes und einer wichtigen moralischen Stütze für Juliet.
Kenneth Johnson wuchs in einem familiären Umfeld auf, das tief von Rassismus und Bigotterie
durchtränkt war:
I had been raised in a very anti-Semitic, bigoted
household and heard hate-words and racial slurs all the time; every day
of my life, as I was a kid growing up.
Als er im Alter von 12/13 Jahren in der Schule die Filmdokumente zu sehen bekam, die während der Nürnberger Prozesse verwendet worden waren, schockierte ihn dies zutiefst:
[I]t
was an eye-opening, shocking experience for me to see what those
death-camps had been like in World War II. I had never heard of the word
‘holocaust’
Der bleibende Eindruck, den diese erste Konfrontation mit der Barbarei des Naziregimes bei ihm hinterlassen hatte, ist in
V deutlich zu spüren. Nicht nur wird mit der Figur des alten Abraham eine direkte Verbindung zum Holocaust hergestellt, Johnson immitiert in einigen Szenen auch ganz bewusst den Stil von Leni Riefenstahls berüchtigtem
Triumph des Willens. Ebenso orientieren sich die Propagandaplakate der "Visitors" sehr deutlich an der faschistischen Ästhetik. Im Gegenzug benutzt der Widerstand das aus dem 2. Weltkrieg bekannte "V" (=Victory) - Symbol. (2)
Allerdings scheint mir Johnsons ohne Zweifel ehrlicher und tief empfundener Antifaschismus kaum je über diesen menschlich-moralischen Abscheu hinauszugehen. Wie ich vor längerer Zeit schon einmal in einem
Blogpost über seine TV-Serie
Alien Nation (1989/90) angemerkt habe, macht er auf mich den Eindruck eines wohlmeinenden Liberalen. Obwohl er seine künstlerische Laufbahn in den 60er/70er Jahren begann, spricht nichts dafür, dass er irgendwie von den radikaleren Strömungen dieser Zeit beeinflusst worden wäre.
Diese politische Weltsicht scheint mir auch mit dafür verantwortlich zu sein, warum
V streckenweise etwas blass und gekünstelt wirkt. Trotz des großen Ensembles und der zahlreichen vignettartigen Szenen, die den Eindruck eines exemplarischen Querschnitts durch die US-Bevölkerung erwecken sollen, mangelt es der Miniserie etwas an konkreter sozialer Lebendigkeit. Und einer der Gründe dafür liegt meiner Ansicht nach darin, dass das große Thema Faschismus kaum mit der gesellschaftlichen Realität der frühen 80er Jahre verknüpft wird.
Dem hatte natürlich bereits die Verwandlung von
Storm Warnings in eine SciFi-Parabel Vorschub geleistet. Da der Faschismus hier eine von außen kommende – ja sogar außerirdische –
Bedrohung ist, kann die Frage nach den Gründen seiner Entstehung
weitgehend ignoriert werden. Aber ich glaube nicht, dass das als Erklärung ausreicht. So gibt an einer Stelle "Martin" (Frank Ashmore), einer der Dissidenten unter den "Visitors", einen kurzen Kommentar darüber ab, wie es unter den Aliens selbst zur Entstehung eines totalitären Regimes kommen konnte. Und dabei bekommen wir nicht mehr zu hören als die geläufige Platitüde vom "charismatischen Führer", dem halt plötzlich alle
hinterhergelaufen seien. Was mich jedesmal an den Beginn von Leo
Trotzkis Essay
Porträt des Nationalsozialismus denken lässt:
[J]eder Führer ist immer ein Verhältnis zwischen Menschen, ein
individuelles Angebot auf eine kollektive Nachfrage. Die Erörterungen
über die Persönlichkeit Hitlers sind um so hitziger, je mehr man das
Geheimnis seines Erfolges in ihm selbst sucht. Doch ist es schwer, eine
andere politische Gestalt zu finden, die in einem solchen Maße Knoten
unpersönlicher geschichtlicher Kräfte wäre.
Ebenso unsinnig wäre es ja zum Beispiel auch, wollte man die beunruhigenden Entwicklungen im Amerika unserer Tage einfach auf die persönlichen Eigenheiten des
ebenso großmäuligen wie geistig beschränkten Möchtegernautokraten im
Weißen Haus zurückführen.
Jedenfalls denke ich, dass es auch im Rahmen von
V durchaus möglich gewesen wäre, auf einige der Entwicklungen in der gesellschaftlichen Wirklichkeit der Zeit anzuspielen, die eine faschistische Bedrohung Anfang der 80er Jahre durchaus realistisch erscheinen lassen mussten. So fällt es z.B. auf, dass
V auch nicht die kleinste Anspielung auf die sehr heftigen Klassenkämpfe der Zeit enthält. Auch wenn das bei einer großen TV-Produktion vielleicht nicht anders zu erwarten ist. Immerhin hatte in den späten 70er Jahren eine Welle militanter Streiks das Land erschüttert und Reagans brutale Zerschlagung der Fluglotsengewerkschaft PATCO lag gerade einmal anderthalb Jahre zurück. Das ganze Ausmaß der sozialen Konterrevolution des "Reaganismus" war zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht klar erkennbar, aber die Tendenz war doch ohne Frage schon 1983 sehr deutlich spürbar. In
V jedoch erscheint Amerika weitgehend als eine "gesunde" Gesellschaft, die sich quasi über Nacht auf unerklärliche Weise in eine faschistische Despotie verwandelt. Zwar haben wir mit der Kollaborateurin Eleanor Dupres (Neva Patterson), der Mutter Donovans, den Typ der cleveren Kapitalistin, die um des lieben Profites willen auch mit dem Teufel paktieren würde. Aber alles in allem gleicht sie mehr einer holzschnittartigen Figur aus einem sub-brechtschen Lehrstück, und weniger einem aus der Realität der frühen Reagan-Ära gegriffenen menschlichen Charakter. Interessanterweise wirkt Wall Street - Broker Dennis Lowell, Vertreter jener sozialen Schicht, die in den 80ern einen meteorischen Aufstieg erleben sollte, im Vergleich zu ihr gar nicht einmal so unsympathisch, höchstens etwas rückgratlos.
Der schärfste politische Kommentar der Miniserie findet sich wohl nicht zufällig überhaupt nicht in der Handlung selbst, sondern in der visuellen Verknüpfung zweier Szenen. Ganz am Anfang von
V befindet sich Donovan in El Salvador und interviewt dort einen Guerillaführer. Als das Camp von Helikoptern attackiert wird, steht der Guerillero seelenruhig aufrecht im Kugelhagel und schießt mit seiner Pistole auf einen der Angreifer. Genau dasselbe Szenario bekommen wir späer noch einmal zu sehen, wenn die "Visitors" mit ihren Kampffliegern ein Lager des Widerstandes überfallen, wobei Juliet Parrish die Rolle des heroischen Partisanen übernimmt. Nun bin ich mir nicht sicher, was das durchschnittliche amerikanische Fernsehpublikum 1983 mit El Salvador assoziiert hätte. Wäre ihm der Hintergrund des dort tobenden Bürgerkrieges bekannt gewesen? Hätte es gewusst, dass die Militärjunta, gegen die die Guerilla der
Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN) kämpfte, massivst von den USA unterstützt wurde? Vermutlich wohl eher nicht, aber auch dann war es von Kenneth Johnsons Seite wohl kaum unbeabsichtigt, dass auf diese Weise eine Parallele zwischen dem Widerstand gegen die "Visitors" und einer "sozialistischen" Bewegung gezogen wird, die gegen einen Handlanger Washingtons kämpfte.
Ein weiteres interessantes Detail ist der mexikanischstämmige Arbeiter Sancho Gomez (Rafael Campos). Als er versucht, die Maxwells in seinem LKW durch eine Straßensperre zu schmuggeln, lässt er die Bemerkung fallen, dass er mit solchen Aktionen bereits Erfahrung habe. Was wohl darauf hindeuten soll, dass er in der Vergangenheit "illegalen" Immigranten über die Grenze geholfen hat, vielleicht sogar selbst auf diesem Weg in die USA gelangt ist. Was eine unausgesprochene Verbindung zwischen dem Faschismus der "Visitors" und dem unmenschlichen Grenzregime der Vereinigten Staaten herstellt. Wenn der in der Zwischenzeit verhaftete Gomez später von Donovan auf dem Mutterschiff befreit wird, erklärt er, dass er unter der Folter nicht zusammengebrochen sei, und erwähnt stolz, dass sein Großvater noch an der Seite Zapatas gekämpft habe.
Doch solche Momente bleiben vereinzelt und werden durch andere aufgewogen, die in eine eher konservative Richtung gehen. So erscheint die Resistance mitunter als ein patriotisches Unternehmen, zur ersten Widerstandszelle gehört ein Polizeioffizier und vor einem koordinierten Überfall auf ein Waffenlager der Nationalgarde wird erst mal gebetet.
Dieser verschwommene und etwas widersprüchliche Charakter der Miniserie wird durch das SciFi-Element noch verstärkt. Insoweit es sich dabei ursprünglich um einen Kompromiss zwischen Johnson und der
NBC handelte, muss man zwar zugestehen, dass der Filmemacher das ihm aufgezwungene Format alles in allem recht geschickt zu nutzen verstand. Dennoch stellen die "Visitors" für mich einen der größten Schwachpunkte von
V dar.
Von Beginn an wird immer wieder die "Andersartigkeit" der Außerirdischen hervorgehoben. Tiere reagieren in ihrer Gegenwart nervös und verängstigt, sie scheinen keinerlei menschliche Nahrung zu sich zu nehmen, sie reagieren empfindlich auf irdisches Sonnenlicht usw. All das soll offensichtlich unser Misstrauen wecken, was in der berühmten Szene gipfelt, in der Fanfavoritin "Diana" (Jane Badler), die Chef-Wissenschaftlerin der Aliens und Hauptantagonistin der Miniserie, ein lebendiges Meerschweinchen verschlingt und die reptilische Natur der "Visitors" enthüllt wird.
Dieser motivische Fokus verträgt sich nur schlecht mit der antifaschistischen Botschaft der Miniserie. Das wird besonders deutlich, wenn Caleb Taylor auf die Ankunft der "Visistors" in "seiner" Fabrik äußerst feindselig und mit einem Kommentar à la "erst die Mexikaner und jetzt diese da" reagiert, erweist sich sein Rassismus im weiteren Verlauf der Geschichte doch eigentlich als völlig berechtigt. Der Widerstand plant schließlich sogar, die wahre Natur der "Visitors" zu einem zentralen Punkt seiner Propaganda zu machen. Denn wenn die Bevölkerung erst einmal sehe, wie "anders" diese Aliens in Wirklichkeit sind, werde sie sich gegen sie erheben. Angesichts der Parallelen zu Vichy-Frankreich könnte man darin zwar ein Pendant zum antideutschen Nationalismus sehen, der sowohl vom bürgerlichen als auch vom stalinistischen Flügel der Resistance gepredigt wurde. Aber das würde es nicht wirklich besser machen, gibt es doch keinerlei Anzeichen dafür, dass wir das kritisch sehen sollen.
Sicher, Kenneth Johnson bemüht sich, kein gar zu einseitiges Bild der "Visitors" zu zeichnen. Neben der eiskalten, intriganten "Dragonlady" "Diana" mit ihrer Mengele-haften Obsession für "medizinische Experimente" gibt es schließlich auch Dissidenten wie "Michael". Zudem bekommen wir am Rande der Geschichte den Beginn einer romantischen Beziehung zwischen der Arbeiterin Harmony Moore (Diane Cary) und dem etwas orientierungslosen "Visitor" "Willie" (Robert Englund) zu sehen, die durchweg in einem sympathischen Licht erscheint. Doch solche Nuancen beißen sich mit dem Motiv der menschenfressenden Schlangenmenschen aus dem All.
Man könnte sich sogar fragen, ob nicht eine Verbindung zwischen
V und den bizarren Ideen eines David Icke mit seiner "reptiloiden Weltverschwörung" besteht. Nicht dass Kenneth Johnson mit seiner Miniserie derartigen Blödsinn hätte propagieren wollen. Zumal Icke seine abstrusen Vorstellungen erst sehr viel später entwickelte. Doch das Motiv der unmenschlichen "Anderen", die als Strippenzieher hinter den Kulissen eine totalitäre Herrschaft über die Menschheit errichten, weist leider frappierende Ähnlichkeiten mit allen möglichen rechten Verschwörungstheorien auf.
Kenneth Johnson bemüht sich schon seit geraumer Zeit darum, ein Remake von
V als Kinofilm auf die Beine zu stellen. Und wie er u.a. 2017 in seinem Gespräch mit Ryan Harvey erklärt hat, hält er dieses Projekt für aktuell besonders "relevant". Was angesichts des weltweiten Anwachsens rechtsradikaler und faschistischer Strömungen natürlich durchaus nachvollziehbar ist Dennoch glaube ich, dass eine simple Neuverfilmung des alten Scripts kein besonders befriedigendes Ergebnis zeitigen würde. Nach all den Erfahrungen, die wir in den bald vierzig Jahren seit der Erstausstrahlung von
V sammeln konnten, würde der abstrakt-lehrstückhafte Charakter und das politisch Amorphe der Geschichte nur noch deutlicher ins Auge stechen. Mehr denn je brauchen wir ein kläres Verständnis dafür, wie und warum sich faschistische Bewegungen aus dem Nährboden des krisengeschüttelten Kapitalismus entwickeln.
V kann dies auch nicht ansatzweise leisten. Selbst ein in mancherlei Hinsicht etwas altbacken-naiver Film wie
Seven Days in May (1964) von John Frankenheimer & Rod Serling scheint mir darum in der jetzigen Situation "relevanter" als eine mögliche Wiederbelebung der Fascist Reptiles from Outer Space.