"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Mittwoch, 22. Mai 2019

Willkommen an Bord der "Liberator" – S03/E02: "Powerplay"

Ein Blake's 7 - Rewatch

Vom Regen in die Traufe. Nachdem Avon und Dayna am Ende von Aftermath von Bordcomputer Zen auf die Liberator teleportiert wurden, müssen sie feststellen, dass das Schiff in der Zwischenzeit von einem Trupp Föderationssoldaten geentert wurde. Allerdings ist es diesen bislang nicht gelungen, die Steuerung zu übernehmen, und sie sind vorerst gezwungen, tatenlos mit anzusehen, wie Zen die Suche nach den übrigen Mitgliedern der Crew fortsetzt und dabei einem von Vila abgesetzten Signal folgt. Auch herrscht eine offensichtlich angespannte Atmosphäre zwischen dem brutalen Section Leader Klegg (Michael Sheard) und dem arroganten Captain Del Tarrant (Steven Pacey), der die Liberator zwar erst nach Kleggs Männern erreicht hat, aber über den höheren Rang verfügt. Avon versucht um jeden Preis, seine Identität geheim zu halten, was ihm mit der {unwissentlichen?} Hilfe Tarrants auch gelingt. Dennoch landen er und Dayna zuerst einmal in einer Zelle. Doch das hält ihn selbstverständlich nicht davon ab, sogleich mit der Rückeroberung der Liberator zu beginnen, die er in gewohnter Arroganz bereits für sein "Eigentum" hält: "This is my ship." Die Situation wird etwas verworrener, als die Leichen einiger Föderationssoldaten auftauchen, für deren gewaltsames Ableben nicht unser Heldenpaar verantwortlich ist.
Derweil glaubt sich der in einem Dschungel abgestürzte Vila von Scharen blutrünstiger Barbaren umzingelt. Doch als die "Wilden" Lom (John Hollis) und Mall (Michael Crane) tatsächlich auftauchen, erweisen sie sich als erstaunlich freundlich und hilfsbereit. Allerdings bestätigen sie zugleich, dass sich in diesen Wäldern in der Tat Leute herumtreiben, die es zu fürchten gilt: Die hoch technisierten "Jäger", die nur zu erpicht darauf sind, sich eine fette Prämie zu verdienen. 
Vila: You mean they get paid for killing you? 
Lom: Killing? No, it is far worse than that.
Klingt reichlich ominös, doch bevor Vila genaueres in Erfahrung bringen kann, kommt es auch schon zu einer Attacke der "Jäger". Und als diese sich als zwei attraktive Frauen -- Zee (Primi Townsend) und Barr (Julia Vidler) -- entpuppen, vergisst unser sympathisch feige Dieb sehr schnell alles, was man ihm erzählt hat. Dabei wirkt deren Begründung für die Jagd nicht wirklich beruhigender:
Zee: We try to catch the primitives so they can be taken back to a more civilized way of life, so they can be of use to the whole community.
Offenbar spalteten sich die Kolonisten auf dem Planeten Changa vor langer Zeit in zwei Gruppen, von denen die eine weiterhin auf die Segnungen der "High Tech" - Zivilisation setzte, während die andere sich gänzlich von ihr abwandte, um ein einfaches, naturverbundenes Leben in den Wäldern zu führen.
Cally ist in der Zwischenzeit von einem Hospital-Schiff aufgelesen worden, dass  ebenfalls von dem Planeten Changa kommt, und dessen Besatzung sich auf scheinbar selbstloseste Weise um allerlei Kriegsversehrte kümmert. Wie der Zufall es will, entpuppt sich die letzte Gestrandete, die an Bord genommen wird, bevor man den Heimflug antritt, ausgerechnet als Servalan. Allerdings hat die Oberste Befehlshaberin mit ihrer arrogant vorgetragenen Forderung, umgehend zum Captain des Schiffes gebracht zu werden, um Kontakt mit der Föderation {oder ihren Resten} aufnehmen zu können, vorerst keinen Erfolg. Und so ist Callys Lage zwar sicher etwas heikel, aber nicht unmittelbar bedrohlich.

Die größte Schwäche von Powerplay ist, dass die Episode einfach zu viele Geschichten zu erzählen versucht. Offenbar wollte man den Rest der Gang möglichst schnell wieder zusammenführen, um in den üblichen episodischen Erzählrhythmus zurückfallen zu können, dabei wäre es sicher sinnvoller gewesen, den Ereignissen auf der Liberator und den Abenteuern von Cally und Vila je eine eigene Folge zu widmen.
Vor allem die letzteren hätten deutlich mehr Raum gebraucht, um sich voll entfalten zu können. Und die bloß skizzenhaft entworfene Gesellschaftsstruktur Changas hätte sicher genug interessanten Stoff für eine etwas eingehendere Beschäftigung hergegeben. Ich hätte zum Beispiel sehr gerne noch etwas mehr Zeit mit Lom und Mall, den beiden "Wilden", verbracht, um deren Kultur etwas näher kennenzulernen. Selbst wenn die vermutlich bloß aus irgendwelchen Öko-Pseudo-Indianer-Klischees bestanden hätte. Glücklicherweise besitzt die Story wenigstens eine so wunderhübsch makabre finale Wendung, dass sie selbst in ihrer unterentwickelten Gestalt noch ihren Reiz besitzt. Die Bewohner Changas sind nämlich keineswegs selbstlose Samariter, wenn sie die Verletzten der intergalaktischen Schlacht einsammeln, wieder aufpäppeln und zu ihrem Planeten bringen. Wenn die Jägerinnen von "use to the whole community" reden, dann verbirgt sich dahinter, dass die Körper der von ihnen geretteten {ganz wie die der gefangenen "Wilden"} als lebendige Organbanken genutzt und alsbald ausgeweidet werden sollen!
Für den weiteren Verlauf der Serie sind die Ereignisse auf der Liberator allerdings von weitaus größerer Bedeutung. Denn der vermeintliche Föderationsoffizier Del Tarrant entpuppt sich nach einigem hin und her als Söldner und Schmuggler, der sich am Ende mit Avon und Dayna zusammen tut, um mit Klegg und seinen Jungs fertigzuwerden.
I've been on the Federation wanted list for quite a while. I had my own ship. I was running contraband, getting myself mixed up in other people's wars -- you know the sort of thing.
Über den Charakter dieses zweiten Neuzugangs für die Liberator - Crew verrät uns die Episode freilich noch nicht sehr viel. Sein ursprünglicher Plan, Kleggs Männer einen nach dem anderen abzumurksen, lässt jedoch auf ein gehöriges Maß an Kaltblütigkeit schließen. Er ist sicher kein idealistischer Ersatz-Blake, auch wenn Steven Pacey dank seines Lockenkopfes eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit Gareth Thomas besitzt.   

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