"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Sonntag, 2. September 2018

Willkommen an Bord der "Liberator" – S02/E12: "The Keeper"

Ein Blake's 7 - Rewatch

Vor diesem Rewatch hatte ich keine besonders hohe Meinung von The Keeper. Die Episode erschien mir immer als ein kleiner Absacker zwischen Gambit und dem furiosen Finale der zweiten Staffel. Doch mit meinem letzten Besuch hat sich das etwas verändert. Alan Priors Drehbuch hat sicher seine Schwächen. So ist z.B. Servalans Anwesenheit in der Folge völlig überflüssig und führt bloß dazu, dass die ohnehin schon wirre Art, in der das letzte Drittel der Staffel die Beziehung zwischen der Obersten Befehlshaberin und Travis dargestellt hat, noch widersprüchlicher wird. Doch davon einmal abgesehen hat die Folge eigentlich viel Spaßiges zu bieten. Immerhin verschlägt es unsere Helden & Heldinnen diesmal auf einen Planeten, dessen Bewohner einem billigen Barbarenflick aus den 80er Jahren entsprungen zu sein scheinen. Als Prolog für das ziemlich düstere Finale vielleicht etwas unpassend, aber darum nicht weniger unterhaltsam.

Die Liberator erreicht den hübsch benamsten Planeten Goth. Hier soll sich Lurgen verkrochen haben, die einzige Person, der der Standort von "Star One" bekannt war. Und wenn die Information stimmt, die Blake von dem flüchtigen Cyber-Chirurgen Docholli erhalten hat, trägt ein Mitglied der örtlichen Königsfamilie die Kopie eines Hirn-Scans von Lurgen mit dem brisanten Wissen als Amulett um den Hals.
Unglücklicherweise haben Servalan und Travis den Planeten bereits vor unseren Heldinnen & Helden erreicht. Wie ihnen das gelungen sein soll, erscheint nicht ganz nachvollziehbar, da die Serie doch immer wieder betont, dass die Liberator schneller als alle Schiffe der Föderation ist. Aber genaugenommen ist das ohnehin das kleinere Problem. Sehr viel schwerer wiegt die Frage, wie die beiden überhaupt von Lurgens Zufluchtsort erfahren haben sollen. Eigentlich hatte Gambit keinen Zweifel daran gelassen, dass nur Blake diese Information erhält. Andernfalls wäre er wohl kaum bereit gewesen, Travis' Leben zu verschonen, um den Ex-Commander auf diese Weise noch mehr zu demütigen. Andererseits ist es für das Finale notwendig, dass der einäugige Psychopath die Lage von "Star One" kennt ...
Wie man sieht, gehört eine schlüssige Kontinuität nicht eben zu den Stärken von Blake's 7 ... Doch hey, lassen wir uns von solch banalen Details nicht weiter ablenken. Auf uns warten barbarische Schnauzbärte, mächtige Perücken, explosive Armbrustbolzen und eine "mittelalterliche" Zeltstadt unter der Erde!

Kurz nachdem Blake, Jenna und Vila auf die Oberflächer hinunter teleportiert wurden, ortet Zen einen kleinen Jagdkreuzer der Föderation, der den Planeten verlässt. Avon identifiziert ihn als Travis' Schiff {das dieser in Trial erhalten hatte} und will die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, den Ex-Commander ein für alle Mal loszuwerden. Dummerweise muss die Liberator für einen Angriff den stabilen Orbit kurzzeitig verlassen. Und auch wenn es nur ein paar Minuten braucht, den Kreuzer aus dem All zu pusten, reicht das für das Trio auf dem Planeten doch aus, um in einen Hinterhalt der Goths {ja, die heißen tatsächlich so!} zu tappen. Ihre Hilferufe erreichen die Liberator nicht, und so werden Vila und Jenna schon bald von den bärtigen und langhaarigen Barbarenkriegern in deren unterirdische Zeltstadt verschleppt. {Die Atmosphäre des Planeten ist auf Dauer für Menschen recht ungesund, aber unter der Erde scheint die Luft erstaunlicherweise von sehr viel besserer Qualität zu sein.}

Zeit für den Auftritt des echten Stars dieser Episode: Gola, den Charl der Goths! Bruce Purchase, der Fans britischer TV-Phantastik aus der vierten und letzten Quatermass - Serie (1979) bekannt sein könnte, hatte offensichtlich einen Riesenspaß mit der Rolle. Sein Barbarenkönig hinterlässt weniger den Eindruck eines stolzen Kriegers {auch wenn er gerne entsprechende Sprüche reißt und sich seine Zeit mit Ringkämpfen vertreibt}, sondern vielmehr den eines quengeligen, verwöhnten Kindes, das erwartet, dass stets alles nach seinem Willen läuft. Kein Wunder, dass seine Schwester Tara (Freda Jackson), Hexe und Wahrsagerin mit einer Vorliebe für das Inhalieren stimulierender Dämpfe, ihn mit kaum verhüllter Verachtung behandelt.

Als Jenna und Vila in das königliche Zelt geschleppt werden, treffen sie dort auf Travis, der den Charl gegen sie aufzuhetzen versucht, was für den weiteren Verlauf der Handlung aber nicht wirklich von Bedeutung ist. {Und zu fragen, wer sich denn dann auf dem von der Liberator zerstörten Schiff befunden hat und warum das da oben rumgeflogen ist, wäre einfach bloß unhöflich.}
Gola verguckt sich augenblicklich in Jenna und spielt mit dem Gedanken, "to take her to pair-bond". Schließlich gehört das Zeugen von Erben zu den vornehmsten Pflichten eines großen Königs.  Unsere toughe Ex-Schmugglerin hat zwar keinerlei Ambitionen, Gattin eines ziemlich tumben Barbarenherrschers zu werden, weiß die Lage jedoch geschickt auszunutzen. Vila seinerseits gelingt es, mit ein paar simplen Zaubertricks in den Rang des neuen Hofnarren aufzusteigen. Was dem bisherigen königlichen Spaßmacher (Cengiz Saner) verständlicherweise überhaupt nicht gefällt.

Blake ist inzwischen kurz auf die Liberator zurückgekehrt und hat Avon zusammengeschissen, um sich danch wieder auf den Planeten zu begeben, wo es ihm eher zufällig gelingt, den prachtvoll schnauzbärtigen Rod (Shaun Curry) zu befreien, bei dem es sich um Golas Bruder und Rivalen handelt.
Als wenig später erneut ein Föderationsschiff von der Oberfläche abhebt, verhindert Cally, dass Avon sein riskantes Manöver wiederholt. Was man ihr wirklich nicht zum Vorwurf machen kann. Dummerweise hat sich diesmal jedoch wirklich Travis an Bord befunden.

Man könnte vermuten, der Rest der Episode werde sich ungefähr nach diesem Schema abspielen: Rod ist der "edle Barbar", während Gola eher den "Prince John" - Typus verkörpert. Mit Blakes Hilfe wird der "rechtmäßige König" seinen Thron zurückerobern und unseren Helden im Gegenzug die gewünschte Information zugänglich machen.
Tatsächlich jedoch nimmt diese ohnehin schon recht überdrehte Geschichte am Ende eine etwas unerwartete Wendung. Die beiden Brüder sind tot. Tara sitzt lachend auf dem Thron. Und ein graubärtiger Kerkerinsasse, der mich irgendwie an den Einsiedler aus The Life of Brian erinnert hat, verrät Blake & Genossen, wo sie "Star One" zu suchen haben. Und das macht er nicht einmal selbst, sondern durch den Mund seines Narren. {Die Anwesenheit Servalans hat die Folge zu disem Zeitpunkt bereits vergessen.}

Und so kann Jenna zum Abschluss von The Keeper am Steuerpult der Liberator verkünden:
One eight nine, standard by ten - and on, with luck, to Star One.

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