Ein Blake's 7 - Rewatch
Als Blake's 7 nach einer gut achtmonatigen Pause am 9. Januar 1979 auf die britischen Fernsehschirme zurückkehrte, war klar, dass die Auflösung des Cliffhangers aus Orac einer der Aufhänger für die erste Episode der zweiten Staffel sein würde. Sollte die Liberator wirklich zerstört werden? Und wenn ja, was würde das Schicksal unserer Helden und Heldinnen sein? Wenn nein, wie würde es der Gang gelingen, der Prophezeiung ihres neuen Supercomputers zu entgehen?
Als Blake's 7 nach einer gut achtmonatigen Pause am 9. Januar 1979 auf die britischen Fernsehschirme zurückkehrte, war klar, dass die Auflösung des Cliffhangers aus Orac einer der Aufhänger für die erste Episode der zweiten Staffel sein würde. Sollte die Liberator wirklich zerstört werden? Und wenn ja, was würde das Schicksal unserer Helden und Heldinnen sein? Wenn nein, wie würde es der Gang gelingen, der Prophezeiung ihres neuen Supercomputers zu entgehen?
Nun ist es zwar so, dass dieses Dilemma in Redemption tatsächlich seine Auflösung findet, doch offenbar war weder Terry Nation noch Chris Boucher, der mittlerweile zum zweiten Haupt-Drehbuchschreiber der Serie aufgerückt war, ein grandioser Einfall gekommen, wie man dies auf elegante Weise bewerkstelligen könnte. So verwundert es nicht, dass man das Hauptgewicht der Folge anderswo plazierte. Man beschloss, das Geheimnis um die Herkunft der Liberator zu lüften. Eine gute Idee? Schaun wir mal ...
Die Episode startet stark.
Blake bemüht sich verbissen, herauszufinden, wie es zu der von Orac vorhergesagten Zerstörung der Liberator kommen wird und was man dagegen unternehmen könnte. Ohne Erfolg, zumal das Elektronenhirn jede Mithilfe verweigert. Nachdem er mehrere Stunden vergeblich über dem unheilsverkündenden Video gebrütet hat, gibt Avon ihm zu verstehen, dass er selbst längst die Lösung für ihr Problem gefunden habe. Im Hintergrund der Aufzeichnung sind Sternkonstellationen zu erkennen, und aus diesen lässt sich ohne größere Probleme errechnen, wo genau die Katastrophe sich abspielen soll – mehr oder weniger auf der anderen Seite der Milchstraße! Als Blake verärgert zu wissen verlangt, warum Avon diese Information so lange zurückgehalten habe, bekommt er eine Antwort, die ihm kaum gefallen kann:
Blake: How long have you known?Avon: Oh, several hours.Blake: And you just let the others go on worrying?Avon: Well, all they had to do was ask. Perhaps in future, they won't rely on you to provide all the answers.
Die Szene etabliert erneut das antagonistische Verhältnis, das zwischen den beiden prominentesten Figuren der Serie besteht. Sie unterstreicht Avons unbezweifelbare Intelligenz, zugleich jedoch seine maßlose Selbstverliebtheit. Zudem wird hier erstmals angedeutet, dass das arrogante Computergenie mit dem Gedanken spielt, eines Tages die Kontrolle über die Liberator und ihre Crew an sich zu reißen. Damit werden einige der wichtigsten Parameter für die zweite Staffel von Blake's 7 abgesteckt.
Zu einer offenen Konfrontation zwischen den beiden kommt es freilich noch nicht, denn im nächsten Augenblick wird die Liberator urplötzlich von zwei unbekannten Raumschiffen attackiert. Mit geradezu unheimlicher Effizienz legen die Angreifer die Waffen, den Energieschild und das Steuerungssystem des Schiffes lahm und zwingen es auf diese Weise, mit Höchstgeschwindigkeit auf einem unbekannten Kurs durchs All zu rasen.
Übel genug, doch sehen sich unsere Helden & Heldinnen schon bald vor noch sehr viel größere Probleme gestellt. Nicht nur haben sie die Kontrolle über ihr Schiff verloren, die Liberator wendet sich aktiv gegen ihre eigene Crew. Bordcomputer Zen hatte zwar schon in vergangenen Episoden wie The Web und Breakdown ein recht eigenwilliges Verhalten an den Tag gelegt, doch war es dabei nie zu offener Feindseligkeit gekommen. Die Idee, dass es sich bei der Liberator um eine Art denkendes Wesen handelt, war in Cygnus Alpha eingeführt worden, hatte danach aber kaum mehr eine Rolle gespielt. Nun erlebt sie eine höchst beunruhigende Wiederkehr. Alle Versuche, die entstandenen Schäden zu reparieren, werden von der Liberator sabotiert. Zen ist entweder unfähig oder unwillig, noch länger mit der Crew zu kommunizieren. Und schließlich werden Blake und Avon sogar von zu schlangengleichem Leben erwachten Elektrokabeln attackiert.
Was mir an dieser ersten Hälfte der Episode so gut gefällt, ist u.a. die absolute Hilflosigkeit der Crew. Zwar durchschaut Avon schon bald, was genau hier vor sich geht, und Blake stellt sogar die korrekte Vermutung auf, dass es sich bei den Angreifern um die Schöpfer der Liberator handelt, doch all das nützt unseren Helden & Heldinnen wenig. Als ihr Schiff schließlich geentert wird, bleibt ihnen trotzdem nichts anderes übrig, als kampflos zu kapitulieren und sich gefangennehmen zu lassen, derweil die Liberator zur Landung in einer gewaltigen Raumstation ansetzt. Und es ist pures Glück, dass Blake kurz zuvor wenigstens den unwilligen Orac reaktiviert hat, um ihm den Auftrag zu erteilen, die Kontrolle der Angreifer über Zen zu brechen.
Warum die Episode als Ganzes dennoch einen etwas schalen Nachgeschmack hinerlässt, lässt sich erahnen, wenn man einen kurzen Blick auf die Zeitanzeige wirft. Es sind nur noch zwanzig Minuten übrig!
Das Zusammentreffen mit den Schöpfern der Liberator hätte ein wichtiger Moment in der Serie sein müssen. Und aus eben diesem Grund, hatte man sich ja auch dazu entschieden, damit die zweite Staffel zu eröffnen. Leider jedoch ist das Ergebnis nicht besonders spannend.
Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Volk der Konstrukteure um eine Gesellschaft, die von einem Netzwerk allmächtiger Computer – genannt "The System" – kontrolliert wird. Geboren aus dem permanenten Wettrüsten zwischen drei Planeten, hat das "System" eine Ordnung geschaffen – "[where] there's no war, no famine ... and no freedom". Das" System" übermittelt seine Befehle durch menschliche "Dronen", bei denen es sich eigenartigerweise ausschließlich um Frauen handelt.
Zugegebermaßen kein besonders originelles Szenario, aber in Redemption wirkt es besonders banal. Natürlich erwarte ich von einer Blake's 7 - Episode kein Alphaville, aber wenn man zum Vergleich wieder einmal Star Trek heranzieht, so hatte die Originalserie, die eine übermäßig große Vorliebe für derartige Szenarien besaß, in Folgen wie The Return of the Archons oder A Taste of Armageddon bewiesen, dass man nicht Jean-Luc Godard sein muss, um diesem Klischee eine interessante Wendung abzugewinnen. In der Tat würde Blake's 7 selbst das Motiv später mit deutlich größerem Erfolg erneut aufgreifen. Hier jedoch erreicht es nicht einmal das Niveau einer grobschlächtigen "Kommunismus" - Allegorie. Selbst dafür bleibt es zu blass.
Dabei hätte das Szenario im gegebenen Kontext durchaus interessante Möglichkeiten eröffnen können. Dass die Liberator von einer Gesellschaft konstruiert wurde, die von Computern beherrscht wird, macht durchaus Sinn, besitzt in Wahrheit doch Zen die letztendliche Kontrolle über das Schiff. Und wie die Folge selbst uns sehr eindringlich vor Augen geführt hat, wäre die Crew absolut hilflos, wenn der Bordcomputer sich gegen sie wenden würde. In Cygnus Alpha kam es zu einer Art Gedankenverschmelzung zwischen Jenna und dem Schiff, die von der Pilotin erst als bedrohlich, dann als friedvoll-positiv empfunden wurde. Danach erklärte sich Zen bereit, den Befehlen seiner neuen Crew zu folgen. Man könnte sich vorstellen, dass die Beziehung zwischen dem "System" und seinen Schöpfern ursprünglich vielleicht ähnlich geartet war. Doch mit der Zeit wurde aus der wohlwollenden Aufsicht der Computer eine totalitäre Diktatur, aus der Symbiose zwischen Mensch und Maschine Herrschaft / Sklaverei, aus der Gedankenverschmelzung telepathische Kontrolle.
Doch selbst wenn Terry Nation ähnliche Gedanken gekommen sein sollten, bot der kümmerliche Rest der Episode nicht mehr genug Raum, um derartige Ideen erzählerisch umzusetzen. Redemption hätte der erste Teil eines Zweiteilers sein müssen. Aber obwohl man im Laufe dieser Staffel ein wenig mehr mit größeren Handlungsbögen und verstärkter Serialisierung herumexperimentieren wollte, war man zu so etwas offenbar noch nicht bereit. Ein fataler Fehler.
Selbst die Rätsel um das ursprüngliche Auftauchen der Liberator in Space Fall werden von der Episode nicht gelöst. Wie ist das Schiff in den Tausende von Lichtjahren entfernten Raum der Föderation gelangt? Was hat es mit dem Gefecht auf sich, in das es dort verwickelt war? Das "System" hat keine Antworten auf diese Fragen.
Dass Blake & Co ihre erfolgreiche Flucht am Ende mehr Oracs Eingreifen als ihrem eigenen Geschick verdanken, verleiht der Folge zwar eine hübsche motivische Symmetrie {der Computer als Bedrohung – der Computer als Retter}, doch dafür findet der Cliffhanger um die Zerstörung der Liberator am Ende eine Auflösung, die die bedrohliche Prophezeiung in einen billigen Witz verwandelt.
Aufgrund der etwas missglückten zweiten Hälfte, nicht eben der großartigste Auftakt für die zweite Staffel.
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Zu einer offenen Konfrontation zwischen den beiden kommt es freilich noch nicht, denn im nächsten Augenblick wird die Liberator urplötzlich von zwei unbekannten Raumschiffen attackiert. Mit geradezu unheimlicher Effizienz legen die Angreifer die Waffen, den Energieschild und das Steuerungssystem des Schiffes lahm und zwingen es auf diese Weise, mit Höchstgeschwindigkeit auf einem unbekannten Kurs durchs All zu rasen.
Übel genug, doch sehen sich unsere Helden & Heldinnen schon bald vor noch sehr viel größere Probleme gestellt. Nicht nur haben sie die Kontrolle über ihr Schiff verloren, die Liberator wendet sich aktiv gegen ihre eigene Crew. Bordcomputer Zen hatte zwar schon in vergangenen Episoden wie The Web und Breakdown ein recht eigenwilliges Verhalten an den Tag gelegt, doch war es dabei nie zu offener Feindseligkeit gekommen. Die Idee, dass es sich bei der Liberator um eine Art denkendes Wesen handelt, war in Cygnus Alpha eingeführt worden, hatte danach aber kaum mehr eine Rolle gespielt. Nun erlebt sie eine höchst beunruhigende Wiederkehr. Alle Versuche, die entstandenen Schäden zu reparieren, werden von der Liberator sabotiert. Zen ist entweder unfähig oder unwillig, noch länger mit der Crew zu kommunizieren. Und schließlich werden Blake und Avon sogar von zu schlangengleichem Leben erwachten Elektrokabeln attackiert.
Was mir an dieser ersten Hälfte der Episode so gut gefällt, ist u.a. die absolute Hilflosigkeit der Crew. Zwar durchschaut Avon schon bald, was genau hier vor sich geht, und Blake stellt sogar die korrekte Vermutung auf, dass es sich bei den Angreifern um die Schöpfer der Liberator handelt, doch all das nützt unseren Helden & Heldinnen wenig. Als ihr Schiff schließlich geentert wird, bleibt ihnen trotzdem nichts anderes übrig, als kampflos zu kapitulieren und sich gefangennehmen zu lassen, derweil die Liberator zur Landung in einer gewaltigen Raumstation ansetzt. Und es ist pures Glück, dass Blake kurz zuvor wenigstens den unwilligen Orac reaktiviert hat, um ihm den Auftrag zu erteilen, die Kontrolle der Angreifer über Zen zu brechen.
Warum die Episode als Ganzes dennoch einen etwas schalen Nachgeschmack hinerlässt, lässt sich erahnen, wenn man einen kurzen Blick auf die Zeitanzeige wirft. Es sind nur noch zwanzig Minuten übrig!
Das Zusammentreffen mit den Schöpfern der Liberator hätte ein wichtiger Moment in der Serie sein müssen. Und aus eben diesem Grund, hatte man sich ja auch dazu entschieden, damit die zweite Staffel zu eröffnen. Leider jedoch ist das Ergebnis nicht besonders spannend.
Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Volk der Konstrukteure um eine Gesellschaft, die von einem Netzwerk allmächtiger Computer – genannt "The System" – kontrolliert wird. Geboren aus dem permanenten Wettrüsten zwischen drei Planeten, hat das "System" eine Ordnung geschaffen – "[where] there's no war, no famine ... and no freedom". Das" System" übermittelt seine Befehle durch menschliche "Dronen", bei denen es sich eigenartigerweise ausschließlich um Frauen handelt.
Zugegebermaßen kein besonders originelles Szenario, aber in Redemption wirkt es besonders banal. Natürlich erwarte ich von einer Blake's 7 - Episode kein Alphaville, aber wenn man zum Vergleich wieder einmal Star Trek heranzieht, so hatte die Originalserie, die eine übermäßig große Vorliebe für derartige Szenarien besaß, in Folgen wie The Return of the Archons oder A Taste of Armageddon bewiesen, dass man nicht Jean-Luc Godard sein muss, um diesem Klischee eine interessante Wendung abzugewinnen. In der Tat würde Blake's 7 selbst das Motiv später mit deutlich größerem Erfolg erneut aufgreifen. Hier jedoch erreicht es nicht einmal das Niveau einer grobschlächtigen "Kommunismus" - Allegorie. Selbst dafür bleibt es zu blass.
Dabei hätte das Szenario im gegebenen Kontext durchaus interessante Möglichkeiten eröffnen können. Dass die Liberator von einer Gesellschaft konstruiert wurde, die von Computern beherrscht wird, macht durchaus Sinn, besitzt in Wahrheit doch Zen die letztendliche Kontrolle über das Schiff. Und wie die Folge selbst uns sehr eindringlich vor Augen geführt hat, wäre die Crew absolut hilflos, wenn der Bordcomputer sich gegen sie wenden würde. In Cygnus Alpha kam es zu einer Art Gedankenverschmelzung zwischen Jenna und dem Schiff, die von der Pilotin erst als bedrohlich, dann als friedvoll-positiv empfunden wurde. Danach erklärte sich Zen bereit, den Befehlen seiner neuen Crew zu folgen. Man könnte sich vorstellen, dass die Beziehung zwischen dem "System" und seinen Schöpfern ursprünglich vielleicht ähnlich geartet war. Doch mit der Zeit wurde aus der wohlwollenden Aufsicht der Computer eine totalitäre Diktatur, aus der Symbiose zwischen Mensch und Maschine Herrschaft / Sklaverei, aus der Gedankenverschmelzung telepathische Kontrolle.
Doch selbst wenn Terry Nation ähnliche Gedanken gekommen sein sollten, bot der kümmerliche Rest der Episode nicht mehr genug Raum, um derartige Ideen erzählerisch umzusetzen. Redemption hätte der erste Teil eines Zweiteilers sein müssen. Aber obwohl man im Laufe dieser Staffel ein wenig mehr mit größeren Handlungsbögen und verstärkter Serialisierung herumexperimentieren wollte, war man zu so etwas offenbar noch nicht bereit. Ein fataler Fehler.
Selbst die Rätsel um das ursprüngliche Auftauchen der Liberator in Space Fall werden von der Episode nicht gelöst. Wie ist das Schiff in den Tausende von Lichtjahren entfernten Raum der Föderation gelangt? Was hat es mit dem Gefecht auf sich, in das es dort verwickelt war? Das "System" hat keine Antworten auf diese Fragen.
Dass Blake & Co ihre erfolgreiche Flucht am Ende mehr Oracs Eingreifen als ihrem eigenen Geschick verdanken, verleiht der Folge zwar eine hübsche motivische Symmetrie {der Computer als Bedrohung – der Computer als Retter}, doch dafür findet der Cliffhanger um die Zerstörung der Liberator am Ende eine Auflösung, die die bedrohliche Prophezeiung in einen billigen Witz verwandelt.
Aufgrund der etwas missglückten zweiten Hälfte, nicht eben der großartigste Auftakt für die zweite Staffel.
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