"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Freitag, 9. März 2018

Willkommen an Bord der "Liberator" – S02/E07: "Killer"

Ein Blake's 7 - Rewatch
 
Nachdem wir mit Pressure Point und Trial zwei der bislang besten Episoden der zweiten Staffel und einen ersten dramatischen Höhepunkt präsentiert bekommen haben, ist es vielleicht nicht gar zu überraschend, dass wir uns diesmal mit schlichtem Mittelmaß begnügen müssen.  
Killer hat durchaus seine Momente, aber allein der Umstand, dass ein Gutteil des Plots auf einer nicht eben unbedeutenden Ergänzung zum Weltenbau von Blake's 7 beruht, auf die die Serie nie wieder zurückkommen wird, ist denke ich ein Problem.
Andererseits erfreut uns die Episode mit einigen der bizarrsten Kostüme, die wir bisher zu sehen bekommen haben. Und das will bei Blake's 7 schon einiges heißen. Dieser Auftritt des Michelin-Männchens ist da noch eines der harmloseren Beispiele.

Das Drehbuch für Killer war der erste Beitrag von Robert Holmes zu Blake's 7. Der Dr. Who - Veteran, der eine prägende Rolle in der Ära des vierten Doctors Tom Baker gespielt hatte, war die erste Wahl als Script Editor für die Serie gewesen, hatte dieses Angebot aber abgelehnt und stattdessen Chris Boucher ins Spiel gebracht. Während seiner Zeit bei Doctor Who hatte Holmes sich den besonderen Zorn von Mary Whitehouse, der christlich-reaktionären Führerin der NVAL (National Viewers' and Listeners' Association), zugezogen, da die Show unter seiner Leitung düsterer, surrealer und morbider geworden war. In seinen eigenen Worten: "[T]he secret of good Doctor Who was to walk the line between 'Grand Guignol gothic horror on one side and Monty Python on the other'" Etwas davon findet sich auch in seinen Beiträgen zu Blake's 7. Was natürlich bloß für sie spricht.

Der in Pressure Point und Trial begonnene Handlungsbogen wird vorerst nicht weitergeführt. Mit Ausnahme der von Avon entwickelten Tarnvorrichtung erinnert nichts in Killer an die unmittelbar vorangegangenen Ereignisse. Vielmehr ist die Crew der Liberator wieder einmal auf der Jagd nach einer Dechiffriermaschine, die es ihnen erlauben soll, die Kommunikation der Föderation abzuhören und ihren Verfolgern auszuweichen.
Da trifft es sich ausgezeichnet, dass der technische Leiter einer halb-militärischen, halb-wisenschaftlichen Basis auf dem Planeten Fosforon ein Bekannter von Avon ist, bei dem unser zynisches Computergenie noch eine alte Schuld aus den Tagen ihrer gemeinsamen kriminellen Machenschaften einzutreiben hat. Nicht dass Tynus besonders glücklich wäre, als sein alter Kumpel plötzlich zusammen mit Vila in seinem Büro auftaucht. Aber wenn das Beschwören früherer Freundschaftsbande nicht ausreicht, um die gewünschte Kooperation zu erreichen, hat der gute Avon selbstverständlich keine Skrupel, mit ein wenig Erpressung nachzuhelfen.
Zur selben Zeit entdeckt die Liberator ein uraltes Raumschiff von der Erde, das in der Nähe von Fosforon durchs All trudelt. Auch in siebenhundert Jahren sollte es das Ding eigentlich längst noch nicht bis hierher geschafft haben! Auch glaubt Cally, die Anwesenheit einer bösartigen Lebensform an Bord des Wracks spüren zu können. Als die Föderationsbasis ein Bergungsteam losschickt, fühlt sich Blake deshalb verpflichtet, eine anonyme Warnung zu übermitteln. Ohne Erfolg. Also beschließt er, sich selbst hinunter zu teloportieren. Schließlich gibt es genug Zeit, denn der Diebstahl der Deffrichiermaschine wird einige Stunden in Anspruch nehmen. {Und nein, es macht keinen Sinn, dass Blake sich einfach in die Basis teleportieren kann, während Vila und Avon den Umweg über die Abwasserkanäle nehmen mussten}.
Der wissenschaftliche Leiter der Station, Dr. Bellfriar, erweist sich als ein äußerst umgänglicher Zeitgenosse, was sich auch dann nicht ändert, als ihm bewusst wird, dass sein eigentümlicher Gast der meistgesuchte "politische Verbrecher" der Föderation ist. {Es wird angedeutet, dass der brillante Forscher sich absichtlich auf diese gottverlassene Station hat versetzen lassen, weil ihm das ewige Intrigenspiel auf der Erde über war.} Doch als der mumifizierte Leichnam aus der antiken Raumkapsel während seiner Obduktion plötzlich für ein paar Minuten zum Leben erwacht, und sich wenig später eine tödliche Seuche auf der Basis auszubreiten beginnt, sieht die Lage gar nicht mehr so nett aus. Und dass Tynus selbstverständlich die erste sich bietende Gelegenheit genutzt hat, um seinen "alten Freund" Avon zu verraten und Servalans Hauptquartier zu alarmieren, verbessert die Situation auch nicht gerade.

Ich weiß wirklich nicht viel über diese Episode zu sagen.
Der Auftritt der Monstermumie aus dem Weltall ist sehr nett, und dass die Seuche trotz aller Bemühungen Bellfriars und Blakes nicht eingedämmt oder kuriert werden kann, gibt Killer eine hübsch düstere Note. {Allerdings fragt man sich schon, warum Blake und Genossen scheinbar immun gegen die Krankheit sind.} Auch ist es immer wieder erfreulich, wenn die Serie uns zeigt, dass die Föderation nicht bloß aus Bösewichtern besteht.
Die Idee, dass es sich bei dem Virus um eine biologische Waffe handelt, die von irgendeiner geheimnisvollen Zivilisation entwickelt wurde, um zu verhindern, dass die Menschheit sich über ihren Heimatplaneten hinaus ausbreitet, ist an sich nicht uninteressant. {Freilich bleibt die Frage, warum die Schöpfer dieser Waffe keine anderen Versuche unternommen haben, um ihr Ziel zu erreichen, hat der Virus-Trick doch offensichtlich nicht wirklich funktioniert.} Leider jedoch hatten wir zuvor noch nie etwas von dem interstellaren Bermuda-Dreieck gehört, in dem besagte Zivilisation vermutlich beheimatet ist. Und natürlich werden wir auch später nie wieder etwas darüber zu hören bekommen.
Ich bin ja durchaus ein Freund der heute so gänzlich aus der Mode gekommenen Form des episodischen Fernsehens. Aber hier zeigt sich doch sehr deutlich einer der Schwachpunkte des Formats.

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