Outraged by the way his unambitious friend was being abused, Freda tricked Bava by hiring him to photograph Caltiki il mostro immortale [Caltiki the Immortal Monster, 1959] and once again abandoning the director's chair after only two days. The film's producer, Lionello Santi, rewarded Bava for completing the film by inviting him to select a property for his directorial debut.
So beschreibt Mario Bavas Biograph Tim Lucas, wie Riccardo Freda es einfädelte, seinem Freund den ersten eigenen Regieauftrag zu verschaffen, nachdem der wenig ehrgeizige Bava zuvor schon bei einer ganzen Reihe von Produktionen in die Bresche gesprungen war, nachdem sich die ursprünglichen Regisseure während des Drehs aus dem einen oder anderen Grund verdünnisiert hatten.
Wie groß der Bestandteil von Caltiki ist, der unter Bavas Leitung gefilmt wurde, scheint umstritten. Manche Kommentatoren gehen so weit, in dem Flick das eigentliche Regiedebüt des Maestros zu sehen, andere vergleichen die Situation eher mit der in I Vampiri (vgl. hier) und sehen in dem Streifen eine Art Gemeinschaftswerk. Doch wie auch immer es sich damit genau verhalten mag, schon allein die Rolle, die der Film in der Karriere von Mario Bava gespielt hat, war selbstverständlich Grund genug für mich, ihn unbedingt einmal sehen zu wollen. Vor einigen Tagen hatte ich nun endlich die Gelegenheit dazu.
Wie ich kürzlich hier schon einmal erwähnt habe, war I Vampiri kein großer finanzieller Erfolg beschieden, woraus die italienischen Studiobosse den Schluss zogen, der beste Weg, ein hausgemachtes Horrorkino zu etablieren, bestände darin, sich möglichst eng an den erfolgreichen amerikanischen und britischen Vorlagen zu orientieren und die eigenen Produktionen in gewisser Weise als Importfilme zu tarnen. Oft genug legten sich die beteiligten Regiseure zu diesem Zweck sogar englische Pseudonyme zu. Im Falle von Caltiki etwa versteckten sich Freda & Bava hinter der Maske eines gewissen "Robert Hamton".
Im "Gothic" Horror der 60er Jahre wurden die klassischen Hammer - Filme zum wichtigsten Vorbild für die Italiener, doch hier haben wir es mit der Pasta-Variante eines etwas älteren Formats des angelsächsischen phantastischen Films zu tun. Caltiki ist die italienische Antwort auf Fifties-Monsterstreifen im Stile von X - The Unknown (1956; vgl. hier) oder The Blob (1958). Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, wie wir noch sehen werden.
In der großartigen, sehr deutlich die Handschrift von Mario Bava verratenden Eröffnungssequenz entführt der Film uns in die Ruinenlandschaft einer alten Mayastadt. Eine Stimme aus dem Off erzählt uns von der einst so stolzen und fortgeschrittenen Zivilisation, die vor Jahrhunderten aus ungeklärten Gründen urplötzlich untergegangen sei, und von angeblichen Mythen, die in diesem Zusammenhang von der unheilbringenden Göttin Caltiki berichteten. Im nächsten Moment kommt es im Hintergrund der Szenerie, jenseits der halbzerfallenen Pyramiden zu einem gewaltigen Vulkanausbruch, und dann bekommen wir einen Mann zu sehen, der in wilder Panik aus den Ruinen und durch den Urwald flüchtet.
Bei dem Mann, Nieto, handelt es sich um das Mitglied eines Archäologenteams, das die Ruinen erforscht. Als er das Lager seiner Expeditionskameraden erreicht, befindet er sich in einem dem Wahnsinn nahen Schockzustand, und ist weder in der Lage zu erklären, was geschehen, noch wo sein Begleiter Professor Ulmer abgeblieben ist. Unter unverständlichem Gebrabbel stößt er bloß immer wieder den Namen Caltiki hervor. Professor Fielding (John Marivale), sein Freund Max Gunther (Gérard Herter) und ihr Kollege Bob (Daniele Vargas) begeben sich auf eine kleine Erkundungstour und entdecken, dass der Vulkanausbruch den Zugang zu einer Art unterirdischem Tempel mit einem See und einer Statue Caltikis geöffnet hat. Dort entdecken sie auch Ulmers Kamera. Das Filmmaterial zeigt, dass Nieto und er am Ufer des Sees von irgendetwas attackiert wurden.
Derweil breitet sich unter den indianischen Helfern der Expedition {die bizarrerweise von Schwarzen gespielt werden} eine angstvolle Nervosität aus. Nächtens wird von ihnen ein Ritual zur Vertreibung der bösen Geister zelebriert. Zur selben Zeit kommt es zu heftigen Spannungen unter den Teammitgliedern. Erst erklärt die verängstigte und sich vernachlässigt fühlende Ehefrau von Fielding Ellen (Didi Perego), dass sie am nächsten Tag nach Mexico City zurückkehren werde. Dann macht sich Max, der den Streit belauscht hat, auf ziemlich plumpe und schleimige Weise an Ellen heran. Und als diese ihn eiskalt abblitzen lässt, lässt er seine Frustration an seiner Geliebten Linda (Daniela Rocca) aus, die er erniedrigt und demütigt.
Als Fielding, Max und Bob am nächsten Tag in die Heilige Kaverne zurückkehren, und Bob in einem Taucheranzug in den See hinabsteigt und dort haufenweise alten Maya-Goldschmuck entdeckt, spitzt sich die Lage sehr schnell dramatisch zu. Bob kehrt von seinem zweiten Tauchgang nurmehr als grauslich verätztes Halbskelett zurück, und im selben Moment entsteigt ein riesiges, schwarzes, amöbenartiges Monstrum dem See. Das Ungeheuer erwischt den Arm des goldgierigen Max, der sich rasch noch ein paar Juwelen schnappen wollte, doch schließlich entkommen Fielding und Max der Höhle, die der findige Professor gleich darauf mit einem dynamitgefüllten Jeep zur Explosion bringt.
Das könnte schon das unrühmliche Ende der "unsterblichen Gottheit" Caltiki gewesen sein, wenn Fielding nicht beschließen würde, mit den Überresten des Ungeheuers herumzuexperimentieren, die man in einem Hospital in Mexico City von Max' fast vollständig weggeätztem Arm entfernt. Keine besonders gute Idee, vor allem nicht, da sich gerade ein Komet auf den Vorbeiflug an der Erde vorbereitet, desssen radioaktive Strahlung eine höchst belebende Wirkung auf die Restsubstanz des einzelligen Monstrums hat.
In vielerlei Hinsicht ist Caltiki ein typischer Sprössling der Riesenmonster-Mode der 50er Jahre. Diese brachte bekanntlicherweise oft auf mehr oder weniger offensichtliche Weise etwas von der gesellschaftlichen Verunsicherung der Zeit und vor allem von der weitverbreiteten Angst vor einem drohenden Atomkrieg zum Ausdruck. Es fällt nicht schwer, den italienischen Film auf ähnliche Weise zu interpretieren. Caltiki wird sehr direkt sowohl mit Atomkraft und Radioaktivität {ulkigerweise schleppen die Archäologen einen Geigerzähler mit sich herum, der in dem unterirdischen Tempel natürlich prompt ausschlägt} als auch mit dem apokalyptischen Untergang einer Zivilisation in Verbindung gebracht. Subtil ist das nicht gerade, allerdings auch nicht sonderlich substanziell. Selbst ein nicht eben perfekter Streifen wie X - The Unkown ist in seiner sozialkritischen Dimension immer noch effektvoller als Caltiki, bei dem es sich letztenendes eben doch in erster Linie um ein großes Stück echten italienischen Monster-Schlocks handelt.
Daran können auch die möglichen Bezüge zu H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos oder der aztekischen Göttin Coatlicue nichts ändern, über die Rebecca Booth kürzlich in einem Artikel für Diabolique Magazine geschrieben hat. Recht ansprechend fand ich in diesem Zusammenhang allerdings den unterirdischen See und seine Erkundung durch Bob, bei denen es sich ohne Zweifel um Anspielungen auf die Cenote Sagrado von Chichén Itzá und deren Erforschung durch Edward Herbert Thompson zu Beginn des 20. Jahrhunderts handelt.
Nun bin ich zwar ein großer Connoisseur absurden Schlocks, dennoch hat mich Caltiki ein klein wenig enttäuscht. Um ehrlich zu sein, ich hatte mir ein Bisschen mehr von Mario Bavas "inoffiziellem Regiedebüt" erhofft. Doch wäre es wohl etwas unfair, den Film an meinen überzogenen Erwartungen zu messen. Denn für sich genommen ist er ein durchaus unterhaltsames Stückchen Monsterkino der alten Schule. Ohne Frage hauptsächlich Schlock, doch wird einem der auf alles in allem recht schmackhafte Weise serviert.
Obwohl die Version des Films, die ich aufzustöbern vermochte, von miserabler optischer Qualität war, ließ sich doch immer noch hier und da etwas vom Zauber der Bava'schen Cinematographie erahnen – vor allem in der Eröffnungssequenz und in Teilen des Finales. Der Maestro war übrigens auch für die Kreation des Monsters verantwortlich. Und insbesondere die Szenen am Ende des Films, wenn die Killeramöbe auf der Jagd nach Ellen und ihrer Tochter blubbernd in immer neue Teile eines neckischen Modellhauses vorstößt, sind ausgesprochen charmant.
Im "Gothic" Horror der 60er Jahre wurden die klassischen Hammer - Filme zum wichtigsten Vorbild für die Italiener, doch hier haben wir es mit der Pasta-Variante eines etwas älteren Formats des angelsächsischen phantastischen Films zu tun. Caltiki ist die italienische Antwort auf Fifties-Monsterstreifen im Stile von X - The Unknown (1956; vgl. hier) oder The Blob (1958). Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, wie wir noch sehen werden.
In der großartigen, sehr deutlich die Handschrift von Mario Bava verratenden Eröffnungssequenz entführt der Film uns in die Ruinenlandschaft einer alten Mayastadt. Eine Stimme aus dem Off erzählt uns von der einst so stolzen und fortgeschrittenen Zivilisation, die vor Jahrhunderten aus ungeklärten Gründen urplötzlich untergegangen sei, und von angeblichen Mythen, die in diesem Zusammenhang von der unheilbringenden Göttin Caltiki berichteten. Im nächsten Moment kommt es im Hintergrund der Szenerie, jenseits der halbzerfallenen Pyramiden zu einem gewaltigen Vulkanausbruch, und dann bekommen wir einen Mann zu sehen, der in wilder Panik aus den Ruinen und durch den Urwald flüchtet.
Bei dem Mann, Nieto, handelt es sich um das Mitglied eines Archäologenteams, das die Ruinen erforscht. Als er das Lager seiner Expeditionskameraden erreicht, befindet er sich in einem dem Wahnsinn nahen Schockzustand, und ist weder in der Lage zu erklären, was geschehen, noch wo sein Begleiter Professor Ulmer abgeblieben ist. Unter unverständlichem Gebrabbel stößt er bloß immer wieder den Namen Caltiki hervor. Professor Fielding (John Marivale), sein Freund Max Gunther (Gérard Herter) und ihr Kollege Bob (Daniele Vargas) begeben sich auf eine kleine Erkundungstour und entdecken, dass der Vulkanausbruch den Zugang zu einer Art unterirdischem Tempel mit einem See und einer Statue Caltikis geöffnet hat. Dort entdecken sie auch Ulmers Kamera. Das Filmmaterial zeigt, dass Nieto und er am Ufer des Sees von irgendetwas attackiert wurden.
Derweil breitet sich unter den indianischen Helfern der Expedition {die bizarrerweise von Schwarzen gespielt werden} eine angstvolle Nervosität aus. Nächtens wird von ihnen ein Ritual zur Vertreibung der bösen Geister zelebriert. Zur selben Zeit kommt es zu heftigen Spannungen unter den Teammitgliedern. Erst erklärt die verängstigte und sich vernachlässigt fühlende Ehefrau von Fielding Ellen (Didi Perego), dass sie am nächsten Tag nach Mexico City zurückkehren werde. Dann macht sich Max, der den Streit belauscht hat, auf ziemlich plumpe und schleimige Weise an Ellen heran. Und als diese ihn eiskalt abblitzen lässt, lässt er seine Frustration an seiner Geliebten Linda (Daniela Rocca) aus, die er erniedrigt und demütigt.
Als Fielding, Max und Bob am nächsten Tag in die Heilige Kaverne zurückkehren, und Bob in einem Taucheranzug in den See hinabsteigt und dort haufenweise alten Maya-Goldschmuck entdeckt, spitzt sich die Lage sehr schnell dramatisch zu. Bob kehrt von seinem zweiten Tauchgang nurmehr als grauslich verätztes Halbskelett zurück, und im selben Moment entsteigt ein riesiges, schwarzes, amöbenartiges Monstrum dem See. Das Ungeheuer erwischt den Arm des goldgierigen Max, der sich rasch noch ein paar Juwelen schnappen wollte, doch schließlich entkommen Fielding und Max der Höhle, die der findige Professor gleich darauf mit einem dynamitgefüllten Jeep zur Explosion bringt.
Das könnte schon das unrühmliche Ende der "unsterblichen Gottheit" Caltiki gewesen sein, wenn Fielding nicht beschließen würde, mit den Überresten des Ungeheuers herumzuexperimentieren, die man in einem Hospital in Mexico City von Max' fast vollständig weggeätztem Arm entfernt. Keine besonders gute Idee, vor allem nicht, da sich gerade ein Komet auf den Vorbeiflug an der Erde vorbereitet, desssen radioaktive Strahlung eine höchst belebende Wirkung auf die Restsubstanz des einzelligen Monstrums hat.
In vielerlei Hinsicht ist Caltiki ein typischer Sprössling der Riesenmonster-Mode der 50er Jahre. Diese brachte bekanntlicherweise oft auf mehr oder weniger offensichtliche Weise etwas von der gesellschaftlichen Verunsicherung der Zeit und vor allem von der weitverbreiteten Angst vor einem drohenden Atomkrieg zum Ausdruck. Es fällt nicht schwer, den italienischen Film auf ähnliche Weise zu interpretieren. Caltiki wird sehr direkt sowohl mit Atomkraft und Radioaktivität {ulkigerweise schleppen die Archäologen einen Geigerzähler mit sich herum, der in dem unterirdischen Tempel natürlich prompt ausschlägt} als auch mit dem apokalyptischen Untergang einer Zivilisation in Verbindung gebracht. Subtil ist das nicht gerade, allerdings auch nicht sonderlich substanziell. Selbst ein nicht eben perfekter Streifen wie X - The Unkown ist in seiner sozialkritischen Dimension immer noch effektvoller als Caltiki, bei dem es sich letztenendes eben doch in erster Linie um ein großes Stück echten italienischen Monster-Schlocks handelt.
Daran können auch die möglichen Bezüge zu H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos oder der aztekischen Göttin Coatlicue nichts ändern, über die Rebecca Booth kürzlich in einem Artikel für Diabolique Magazine geschrieben hat. Recht ansprechend fand ich in diesem Zusammenhang allerdings den unterirdischen See und seine Erkundung durch Bob, bei denen es sich ohne Zweifel um Anspielungen auf die Cenote Sagrado von Chichén Itzá und deren Erforschung durch Edward Herbert Thompson zu Beginn des 20. Jahrhunderts handelt.
Nun bin ich zwar ein großer Connoisseur absurden Schlocks, dennoch hat mich Caltiki ein klein wenig enttäuscht. Um ehrlich zu sein, ich hatte mir ein Bisschen mehr von Mario Bavas "inoffiziellem Regiedebüt" erhofft. Doch wäre es wohl etwas unfair, den Film an meinen überzogenen Erwartungen zu messen. Denn für sich genommen ist er ein durchaus unterhaltsames Stückchen Monsterkino der alten Schule. Ohne Frage hauptsächlich Schlock, doch wird einem der auf alles in allem recht schmackhafte Weise serviert.
Obwohl die Version des Films, die ich aufzustöbern vermochte, von miserabler optischer Qualität war, ließ sich doch immer noch hier und da etwas vom Zauber der Bava'schen Cinematographie erahnen – vor allem in der Eröffnungssequenz und in Teilen des Finales. Der Maestro war übrigens auch für die Kreation des Monsters verantwortlich. Und insbesondere die Szenen am Ende des Films, wenn die Killeramöbe auf der Jagd nach Ellen und ihrer Tochter blubbernd in immer neue Teile eines neckischen Modellhauses vorstößt, sind ausgesprochen charmant.
Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dass die "Found Footage" - Einspielungen, in denen wir Nietos und Ulmers fatale Begegnung mit Caltiki – nicht jedoch das Ungeheuer selbst – zu sehen bekommen, zumindest in filmhistorischer Hinsicht recht interessant sind. Schließlich gilt Ruggero Deodatos zwei Jahrzehnte später entstandener, berühmt-berüchtigter Streifen Cannibal Holocaust (1980) allgemein als die Geburtsstunde des "Found Footage" - Horrors. Die nur wenige Minuten andauernde Sequenz in Caltiki wird kaum ausreichen, um diesen Anspruch ernsthaft zu untergraben, zeigt aber doch, dass es auch im Genre Vorläufer zu Deodatos Herangehensweise gegeben hat.
Für mich überraschend war außerdem der für die Zeit relativ hohe Gorefaktor. Caltikis verätzte Opfer geben ein ziemlich unappetitliches Bild ab, und ich bin den Verdacht nicht losgeworden, dass die entsprechenden Szenen von den gleichfalls ziemlich drastischen Darstellungen in X - The Unknown beeinflusst wurden.
Filippo Sanjusts Drehbuch ist sicher nicht besonders tiefgründig oder originell, stellt dafür jedoch ein prachtvolles Potpourri verrückter Pulpideen dar. Ohne jede Hemmung werden hier unzählige Motive zu einem wilden Mix verrührt. Das Mysterium der Mayas, apokalyptische Prophezeiungen "weiße Entdecker / Schatzsucher" im Dschungel, abergläubische "Eingeborene" und ihre voodoomäßigen Rituale, abstruses pseudowissenschaftliches "Techno-Gebrabbel", ein waschechtes "Elektronengehirn"*, ein radioaktiver Komet im Vorbeiflug, Flammenwerfer im Großeinsatz, und – last but not least – ein großartig psychopathischer Killer.
Vor allem das letzte Motiv verleiht Caltiki im Vergleich zu anderen Riesenmonster-Flicks der Zeit ein etwas eigenes Flair.
Die Riesenamöbe aus dem Mayatempel ist genaugenommen nicht das einzige Ungeheur in diesem Film. Neben der in Caltiki verkörperten zerstörerischen Naturgewalt steht Max als der Vertreter einer sehr viel menschlicheren Monstrosität. Sein zunehmend irres und mörderisches Verhalten wird zwar mit einer Art "Infektion" erklärt, die er sich bei seiner schmerzhaften Begegnung mit Caltiki eingefangen hat und die nun sein Gehirn angreift, aber im Grunde handelt es sich bloß um eine Verschärfung von Tendenzen, die von Anfang an in ihm angelegt waren. Interessanterweise spielen sexuelle Motive dabei eine zentrale Rolle. Zwar wird Max als Fieldings Freund eingeführt, doch nicht der gute Professor, sondern seine Ehefrau Ellen und die bermitleidenswerte Linda sind die wirklich wichtigen Bezugspunkte für seinen Charakter. Seine Zurückweisung durch Ellen lässt einen mörderischen Hass in ihm heranwachsen. Auf gänzlich irrationale Weise macht er sie für all das Unglück verantwortlich, das ihn nach der Entdeckung des Tempels befällt. Linda gegenüber erklärt er, dass er sie dafür bezahlen lassen wird, doch als er schließlich zum Finale tatsächlich im Fielding-Haus auftaucht, macht es weniger den Eindruck, dass er sie töten als vielmehr das er sie vergewaltigen will. Max' Wahnsinn ist durchtränkt von sexueller Gewalttätigkeit und extremer Misogynie. Das zeigt sich auch in seiner Beziehung zu Linda, die er beständig herabsetzt, quält und benutzt. Dabei kommt noch ein klassenmäßiges Element hinzu. Linda gehört offensichtlich zu einer anderen sozialen Schicht als die wohlhabenden Fieldings und wohl auch Max. An einer Stelle bezeichnet sie sich selbst außerdem als "half-breed". Es ist offensichtlich, dass Max sie niemals heiraten würde, was es besonders schmerzlich macht, wenn wir einen der Ärzte über sie sagen hören: "She is married to him I guess". Wenn Max sie auf herablassende Weise daran erinnert, dass er nicht der erste Mann gewesen sei, mit dem sie geschlafen hat, erklärt er sie im Rahmen der Gesellschaftsmoral der Zeit quasi zur "Hure" und macht ihr deutlich, dass sie in seinen Augen nie etwas anderes gewesen ist als ein amüsantes Sexobjekt, das er wegwerfen kann, sobald es ihm kein Vergnügen mehr bereitet.
Der von Gérard Herter mit viel manischer Energie gespielte Max ist ohne Frage die interessanteste Figur des Films, doch leider besteht keine tiefergehende Verbindung zwischen seinem Handlungsstrang und dem um die Monsteramöbe. Auf der Plotebene sind die beiden natürlich miteinander verwoben, doch in motivischer Hinsicht wirken sie wie zwei völlig distinkte Stories, die nur zufällig in ein und den selben Film gelangt sind.
Alles in allem ist Caltiki mehr eine Kuriosität als ein Klassiker. Freundinnen & Freunde des SciFi-Horrors der 50er Jahre werden sicher genug unterhaltsames in ihm vorfinden, und für Fans von Mario Bava gehört er natürlich sowieso zum Pflichtprogramm. Doch verglichen mit den echten Juwelen des Riesenmonster-Genres spielt er trotz dem vereinzelten Aufblitzen von Bavas cinematographischem Genie, der charmanten Modell- und Monsterarbeit im großen Finale und dem faszinierend widerlichen Max in meinen Augen in der zweiten Liga.
Filippo Sanjusts Drehbuch ist sicher nicht besonders tiefgründig oder originell, stellt dafür jedoch ein prachtvolles Potpourri verrückter Pulpideen dar. Ohne jede Hemmung werden hier unzählige Motive zu einem wilden Mix verrührt. Das Mysterium der Mayas, apokalyptische Prophezeiungen "weiße Entdecker / Schatzsucher" im Dschungel, abergläubische "Eingeborene" und ihre voodoomäßigen Rituale, abstruses pseudowissenschaftliches "Techno-Gebrabbel", ein waschechtes "Elektronengehirn"*, ein radioaktiver Komet im Vorbeiflug, Flammenwerfer im Großeinsatz, und – last but not least – ein großartig psychopathischer Killer.
Vor allem das letzte Motiv verleiht Caltiki im Vergleich zu anderen Riesenmonster-Flicks der Zeit ein etwas eigenes Flair.
Die Riesenamöbe aus dem Mayatempel ist genaugenommen nicht das einzige Ungeheur in diesem Film. Neben der in Caltiki verkörperten zerstörerischen Naturgewalt steht Max als der Vertreter einer sehr viel menschlicheren Monstrosität. Sein zunehmend irres und mörderisches Verhalten wird zwar mit einer Art "Infektion" erklärt, die er sich bei seiner schmerzhaften Begegnung mit Caltiki eingefangen hat und die nun sein Gehirn angreift, aber im Grunde handelt es sich bloß um eine Verschärfung von Tendenzen, die von Anfang an in ihm angelegt waren. Interessanterweise spielen sexuelle Motive dabei eine zentrale Rolle. Zwar wird Max als Fieldings Freund eingeführt, doch nicht der gute Professor, sondern seine Ehefrau Ellen und die bermitleidenswerte Linda sind die wirklich wichtigen Bezugspunkte für seinen Charakter. Seine Zurückweisung durch Ellen lässt einen mörderischen Hass in ihm heranwachsen. Auf gänzlich irrationale Weise macht er sie für all das Unglück verantwortlich, das ihn nach der Entdeckung des Tempels befällt. Linda gegenüber erklärt er, dass er sie dafür bezahlen lassen wird, doch als er schließlich zum Finale tatsächlich im Fielding-Haus auftaucht, macht es weniger den Eindruck, dass er sie töten als vielmehr das er sie vergewaltigen will. Max' Wahnsinn ist durchtränkt von sexueller Gewalttätigkeit und extremer Misogynie. Das zeigt sich auch in seiner Beziehung zu Linda, die er beständig herabsetzt, quält und benutzt. Dabei kommt noch ein klassenmäßiges Element hinzu. Linda gehört offensichtlich zu einer anderen sozialen Schicht als die wohlhabenden Fieldings und wohl auch Max. An einer Stelle bezeichnet sie sich selbst außerdem als "half-breed". Es ist offensichtlich, dass Max sie niemals heiraten würde, was es besonders schmerzlich macht, wenn wir einen der Ärzte über sie sagen hören: "She is married to him I guess". Wenn Max sie auf herablassende Weise daran erinnert, dass er nicht der erste Mann gewesen sei, mit dem sie geschlafen hat, erklärt er sie im Rahmen der Gesellschaftsmoral der Zeit quasi zur "Hure" und macht ihr deutlich, dass sie in seinen Augen nie etwas anderes gewesen ist als ein amüsantes Sexobjekt, das er wegwerfen kann, sobald es ihm kein Vergnügen mehr bereitet.
Der von Gérard Herter mit viel manischer Energie gespielte Max ist ohne Frage die interessanteste Figur des Films, doch leider besteht keine tiefergehende Verbindung zwischen seinem Handlungsstrang und dem um die Monsteramöbe. Auf der Plotebene sind die beiden natürlich miteinander verwoben, doch in motivischer Hinsicht wirken sie wie zwei völlig distinkte Stories, die nur zufällig in ein und den selben Film gelangt sind.
Alles in allem ist Caltiki mehr eine Kuriosität als ein Klassiker. Freundinnen & Freunde des SciFi-Horrors der 50er Jahre werden sicher genug unterhaltsames in ihm vorfinden, und für Fans von Mario Bava gehört er natürlich sowieso zum Pflichtprogramm. Doch verglichen mit den echten Juwelen des Riesenmonster-Genres spielt er trotz dem vereinzelten Aufblitzen von Bavas cinematographischem Genie, der charmanten Modell- und Monsterarbeit im großen Finale und dem faszinierend widerlichen Max in meinen Augen in der zweiten Liga.
* Schade eigentlich, dass dieser Begriff völlig aus der Mode gekommen zu sein scheint.
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