Immer klarer zeigte es sich, dass das Programm der proletarischen Kunst eine absolut falsche und unzureichende Lösung ist, eine unrichtige Antwort auf die Tatsachen der revolutionären Epoche. Die proletarische Kunst, wie sie Lunatscharski verkündet hatte, das erkannten wir, war eine unmarxistische Irrlehre und ästhetischer Unsinn. Es zeigte sich sogar, dass die Gedichte, die Agitation für die revolutionäre Bewegung sein wollten, nicht nur unzureichende Gedichte, sondern auch erzmiserable Agitation waren; weder Fisch noch Fleisch. Das Gedicht wäre eine unzureichende Waffe des Proletariats gegen die Mitrailleusen und Panzerwagen gewesen. [...] Ebenso waren alle Gedichte der sozialen und proletarischen Dichter, im wesentlichen rhetorische, odische, didaktische und ideologische Werke, nicht imstande, eine Mission zu erfüllen, die nicht zu den Funktionen des Gedichtes gehört. Denn es ist nicht nötig, Verse dort zu missbrauchen, wo klare Mitteilung und der direkte Aufruf des Zeitungsartikels, die Auffälligkeit des Plakats und die geschickt dirigierte Propaganda ergiebigere Wirkung erzielen.
In diesem Augenblick (1922) beginnt der bewundernswerte Zauberer und Akrobat Vítězslav Nezval zu sprechen. Dort, wo die anderen mehr oder minder feurig Rhetoren und Apostel der Revolution waren, ist Vítězslav Nezval Dichter. Er bringt das magische Märchen, voll von Wundern und wundertätiger Imagination. Dank seiner verzaubernden Blendung lebt die Poesie wieder auf und erinnert sich ihrer selbst. (2)Nezval erklärt dazu in seinen Memoiren:
Wenn man die sonderbare Schönheit der Erzählungen von E.T.A. Hoffmann oder von Poe kennt, lässt man sich schwerlich vor die Droschke des Realismus spannen, auch wenn man ihr oftmals winkt, auch wenn man gern zu ihr auf den Parkplatz läuft, auch wenn man nichts kennt, was stärker ist als die Wirklichkeit. (3)
In the spring of 1923, that unforgettable year I shall remember to my dying day, on an evening of which every word is engrained in my memory, I was walking through Prague with Teige and, feeling an atmosphere of joy, witnessed by the fragrances of spring, the stars, the rosary beads of streetlights, vomiting drunkards, old beggar-women, and the make-up of prostitutes leaning up against street corners, we found a way out from the disharmony of those mummified, poisonous, and wearisome views of the world — and we discovered poetism. (4)Wieviel retrospektive Mythenbildung in dieser Schilderung steckt, lässt sich nicht sagen, doch verdeutlicht sie auf jeden Fall sehr schön, dass der Poetismus dem Milieu der Großstadt und dem Leben der Bohème entwuchs. Nezval sollte sich schon bald den Ruf erwerben, der magische Sänger des modernen Prag zu sein.
Wie in die Höhe geworfene MützenWie die Mützen von Kindern Kokotten und KardinälenDie der Zauberer Žito verwunschen hatAm großen FestWie Mützen mit LampionsZur JohannisnachtWenn die Feuer brennenUnd auch als Stadt von Regenschirmen aufgespannt als RaketenschirmDas alles ist Prag (5)
Nezval's poetry collection Prague with Fingers of Rain depicts a far more rural landscape. City of Spires enumerates "fingers of a cemetery in May," "fingers of autumn crocuses," "fingers of gold," "fingers of asparagus," "fingers of cuckoos and Christmas trees," and juxtaposes "the sunburnt fingers of ripening barley and the Petřín Lookout Tower" with "the cut-off fingers of rain and the Týn Church on the glove of nightfall."
It is not in anything [...] That you are unique in this world that you cannot change even if they destroy you [...] It is not in anything / Not in anything that can be uttered by a glib tongue that can be described in a tourist guide / It is in your whole being in its mysterious disposition
What should live: the liberated word, fauvism, expressionism, cubism, pantheism, dramatism, orphism, paroxysm, dynamism, onomatopoetism [sic], the poetry of clamour, the civilisation of inventions and voyages of discovery! […] Machinism, the sportsground, the central abattoir, Laurin & Klement, the future cinematograph, the world exhibition, the railway station, art-advertisement, iron and concrete! […] Modernity, life flowing, and art civilised. (9)
We, wires telegraphic, telephonic, and electricalIm Dezember 1921 besuchte Marinetti dann selbst Prag. Nach einer Aufführung seiner Futuristischen Synthesen verbrachte er den Rest des Abends zusammen mit einer Reihe von Vertretern der jungen Avantgarde in Karel Teiges Wohnung. Jaroslaw Seifert erzählte später darüber:
are the metallic hands of modern connectivity,
faithful and reliable, fast and energetic,
indolently, we rank evil together with good, vice with virtue,
palaces alongside tenement-houses, cloisters next to brothels. (10)
It was in Teige’s flat that we met Marinetti during his Prague visit. He boasted of having inherited seven brothels in Cairo from some relative, all very lucrative businesses. From the profits he also allegedly financed the Futurist movement in Italy. He recited some of his Words in Freedom for us, pacing to and fro, waving his hands, jumping around, squatting. He was an immensely vivacious and amiable Italian. He admired the Czech language. It was the only language, to his mind, in which Marinetti had several names. Sometimes he caught “Marinettiho,” other times“ Marinettimu. (11)
Doch kann ich die unvergessliche Vorstellung nicht vergessen, die F.T. Marinetti im Švanda - Theater verantstaltete. [...] Seine futuristischen Synthesen, die wir später mit Honzl gleichfalls in Szene setzten, hatten Atmosphäre und sprühten dramatische Funken. Marinetti konnte vollkommenen Humbug veranstalten, und während er exzentrische Gedichte voller Interjektionen rezitierte, tanzte auf der Bühne, auf denen er seine Produktion vorführte, eine Tänzerin, auf einem verstimmten Klavier begleitet mit dem bekannten Walzer "Herkulesbad". Manche Leute pfiffen, andere verteidigten die futuristische Vorstellung, und im Publikum drohte eine Prügelei. Als es ernst wurde und die Stimmen gegen Marinetti das Übergewicht gewannen, brachte ich Hochrufe auf ihn aus, im Widerspruch zu denen, die die Vorstellung gern gesprengt hätten. (14)
Marinetti proklamiert die radikale Reorganisation der dichterischen Form, anulliert die Interpunktion, zerstört die Syntax; anstelle der Interpunktionsgliederung führt er dort, wo das Stiltempo und die Leseregeln es erfordern, mathematische und musikalische Zeichen ein. Er fordert das Gedicht der "drahtlosen Imagination" unzähliger Metaphern und Analogien, die visuelle mit auditiven, olfaktorischen und taktilen Valeurs verbinden. Die Befreiung des Verses vollendeten die Befreiten Worte, in denen die Lautmalerei und die typographische Gliederung der Seite ausgenützt wird. (15)Andererseits hatte Teige schon 1922 in Neue proletarische Kunst den Futurimus (und mit ihm auch den Zivilismus) für geistig tot erklärt. Denn er sah in ihnen das Produkt der
kulturelle(n) Atmosphäre der Zeit der letzten Vorkriegsjahre, die durch äußerste Expansion der amerikanischen kommerziellen Zivilisation, durch die Entladung in den Kolonien gekennzeichnet war; sie erzeugte eine Spannung, die sich in einem Kriegssturm entladen musste. Und so wie der Krieg, der durch die verbrecherische Gesellschaftsordnung und durch die Politik der kapitalistischen Expansion hervorgerufen worden war, dem gipfelnden und vollentwickelten Kapitalismus den tödlichen Schlag versetzen konnte, so war er imstande, auch seiner kulturellen Spiegelung den Boden zu entziehen: dem kubistisch-futuristischen Zivilismus, der die logische Frucht, der Stolz war (worin sich bereits der Fall ankündigte), Kulmination und Untergang der Sonne der bürgerlichen Kultur.
Der gute Geist Karel Teiges, eines glänzenden Malers, Journalisten, Karrikaturisten und des verrücktesten Tschechen, den die Geschichte von Ottokar Přemysl bis dato hervorgebracht hat, verlieh auch Poljanskis Worten Charme. (22)Doch Teige fungierte nicht nur als Vermittler.
At first we visited a number of editor offices, but the social democrats threatened us with a beating since we’re communists, and at the Prager Tagblatt they were so kind as to pull out a revolver and menace us with using it against us as instigators. Shortly before our soirée Baader disappeared and, while looking for him, I found – in the cupboard beneath my clothes – a letter from him. He’d decided to return to Berlin and in order to screw up our show he’d taken all the manuscripts with him. The public, 1,200 people approx., were livid. Huelsenbeck & I together read a simultaneous poem improvised from two newspaper articles, talking complete gobbledygook. When the tumult became too much, Huelsenbeck announced I would now dance the “Sixty-One Step.” Whenever the public was too outraged, I had to dance something in order to calm everyone down. In the end it was a sweeping success. The next evening we presented another show to a relatively calm audience, having meanwhile quickly written new texts. Then we went to Karlovy Vary, where the soirée got cancelled following threats of violence. (25)
der mensch freilich ist ein tier, das lacht. ohne zweifel deshalb, weil er ein vernuftbegabtes tier ist. selbst auf ruinen und trümmern keimt frohsinn, den das unendliche geistige bedürfnis nach freude und glück hier gesät hat. es ist sogar ein immenses bedürfnis, in den tragischsten stunden zu lachen. [...] wir wissen, was für neue, wilde, stachlige und schlagfertige blüten der humor im weltkrieg trieb und wie in dessen feuerwirbel ganz neue formen von humor entstanden. dass hier die figur des modernen sancho pansa, hašeks braver soldat schwejk, entstand. im übrigen ist auch der galgenhumor ein munteres blümchen.
es ist an den modernen dichtern, den kolporteuren der freude, aus der poesie eine bunte und lustige harlekinade der gefühle und aus dem leben einen wundervollen karneval zu machen. (26)
![]() |
| Fotos vom Ersten Exzentrischen Karneval der Künstler aus Salon 3, Nr. 10 (1925) Quelle |
Dies ist der eigentliche Ausgangspunkt des Poetismus, der sich nicht als eine neue Stilrichtung oder künstlerische Bewegung verstand, sondern als eine "Kunst des Lebens", als ein "modus vivendi". Dabei ließ die Bejahung des Spielerischen, Anarchischen, Übermütigen, Irrationalen und Absurden eine deutliche Verwandtschaft zum Dadaismus erkennen:
Man braucht dazu einen freien und jonglierenden Geist, der nicht beabsichtigt, die Poesie auf rationale Belehrungen anzuwenden und sie mit Ideologie zu infizieren; eher als die Philosophen und Pädagogen sind Clowns, Tänzerinnen, Akrobaten und Touristen die modernen Dichter. (27)
The specific lesson of Dada, the lesson of a living poetry, emancipated from the refuse of academic prejudice, as Tzara himself speaks of it, played its role even at home [in Czechoslovakia], around 1922, with the inception of Poetism. (28)
dadaisten sind möbelträger. sie haben das zimmer des modernen bourgeois gründlich auseinandergenommen. simse stürzen und zerschellen. auf der ottomane liegt eine uhr neben federbetten und einem bild von monet. scherben von kaffeetöpfen und vasen bedecken den boden des möbelwagens. spitzen lugen aus dem staub gleich neben etlichen paar schuhen. nachdem die dadaisten diese reizende unordnung angerichtet haben, sind sie in alle winde zerstoben.(...) wir können sie lieben. aus hass auf die sorgsam aufgeräumte tradition machten sie sich daran, auf alles einzuschlagen. sie warfen den hausherrn hinaus. hier und da hatte ihr wüten einen wundervollen zufall zur folge. eine kaputte vase, ein fußball und ein sonnenschirm ergaben ein schönes stilleben. daraus haben wir lehren gezogen.wir stehen in dem zertrümmerten zimmer. eine neue ordnung muss her. wer die halbzerschlagenen gegenstände an den alten ort stellen möchte, wird enttäuscht sein. was soll die kaputte vase auf dem nachttisch? wir benutzen ihre scherben zum wegkratzen von kot. ein erwachsener mensch, ein möbelträger oder eine putzfrau werden sich keinen rat wissen. man muss viel kindliche vorstellungskraft haben, die aus splittern und steinchen alles, was nötig ist, zu bauen vermag. weshalb uns die polizei im auge hat! (31)
I have to confirm that Czech artists & sculptors wanted to have nothing to do with me in 1937-38, especially Mr Teige. I’d like to mention that Teige knew about my person & work quite a lot, having collaborated with the G review, edited in 1921-4 by Hans Richter.
When I was in Prague in 1937-38, Karel Teige – who had known me well – not only ignored me but since (in that period) he was a Surrealist, actively campaigned against me.
Wie jede antretende Avantgarde verschlossen wir uns in unserem Zauberkreis, in den niemand eingelassen wurde. Wir waren intolerant, auf Debatten und Polemiken ließen wir uns in den Kaffeehäusern nur mit Leuten ein, die wir mochten, auch wenn wir sie nicht akzeptierten. (32)
(1) Zit. nach: Meghan Forbes: Devětsil and Dada. A Poetics of Play in the Interwar Czech Avant-Garde. S. 14/15
(2) Karel Teige: Manifest des Poetismus. In: Ders.: Liquidierung der >Kunst<. Analysen, Manifeste. S. 72/73.
(3) Vítězslav Nezval: Aus meinem Leben. S. 68.
(4) Vítězslav Nezval: Návěstí o poetismu (Promulgation of Poetism; 1927). Zit. nach: Peter Zusi: The Integrity of the Avant-Garde. Karel Teige and the Biography of an Ambition. S. 31.
(5) Vítězslav Nezval: Gesamtansicht von Prag. In: Ders.: Auf Trapezen. Gedichte. Nachdichtung von Franz Fühmann. S. 124.
(6) Vgl.: P. Demetz: T.G. Masaryk's Prague. A Modernized City and a Literature of Ghosts. S. 13.
(7) Zit. nach: David Vichnar: Towards a Psychogeography of Poetism.
(8) Vítězslav Nezval: Der Papagei auf dem Motorrad. In: Vítězslav Nezval / Karel Teige: Depesche auf Rädern. Theatertexte 1922-1927. S. 59.
(9) Zit. nach: David Vichnar: "Long Live Futurist Prague!". S. 90/91.
(10) Zit. nach: Ebd. S. 92.
(11) Jaroslav Seifert: Všecky krásy světa. Zit. nach: Ebd. S. 99.
(12) Karel Teige: F.T. Marinetti a futurismus. Zit. nach: Ebd. S. 94.
(13) Freilich sollte ich wohl darauf hinweisen, dass Marinettis Pragbesuch in eine Zeit fiel, in der dieser sich nicht in einer offenen Allianz mit den Faschisten befand. Zwar hatte er seine Partito Politico Futurista 1919 mit Mussolinis Fasci di Combattimento vereint und gemeinsam mit dem Syndikalisten Alceste de Ambris deren erstes Manifest geschrieben, doch war es schon 1920 zum Bruch gekommen, als Marinetti erkennen musste, dass die Faschisten trotz ihres "rebellischen" Gehabes auf eine Kooperation mit dem traditionellen Establishment zusteuerten. Erst nach dem sog. "Marsch auf Rom" im Oktober 1922 würde er den Faschismus erneut offen umarmen und seine Bewegung in die Diktatur des Duce zu integrieren versuchen.
(14) Vítězslav Nezval: Aus meinem Leben. S. 91/92.
(15) Karel Teige: Manifest des Poetismus. In: Ders.: Liquidierung der >Kunst<. Analysen, Manifeste. S. 81/82.
(16) Karel Teige: Neue proletarische Kunst. In: Ders.: Liquidierung der >Kunst<. Analysen, Manifeste. S. 27 & 26.
(17) "3. Wie die Literatur bisher die nachdenkliche Unbeweglichkeit, die Ekstase, den Schlummer gepriesen hat, so wollen wir die aggressive Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den gymnastischen Schritt, den gefahrvollen Sprung, die Ohrfeige und den Faustschlag preisen. 4. Wir erklären, dass der Glanz der Welt sich um eine neue Schönheit bereichert hat: um die Schönheit der Schnelligkeit. Ein Rennautomobil, dessen Wagenkasten mit großen Rohren bepackt sind, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen, ein heulendes Automobil, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. [...] 7. Nur im Kampf ist Schönheit. Kein Meisterwerk ohne aggressives Moment [...] 9. Wir wollen den Krieg preisen -- diese einzige Hygiene der Welt -- den Militarismus, den Patriotismus, die zerstörende Geste der Anarchisten, die schönen Gedanken, die töten, und die Verachtung des Weibes." (F.T. Marinetti: Manifest des Futurismus [1909]. In: Peter Demetz: Worte in Freiheit. Der italienische Futurismus und die deutsche literarische Avantgarde 1912-1934. S. 174/75.)
(18) Karel Teige: F.T. Marinetti + italská moderna + světový Futurismus. In: ReD 6 (Februar 1929). Zit. nach: David Vichnar: "Long Live Futurist Prague!". S. 103.
(19) Auch wenn sie die Wirkung ihrer dahingehenden Proklamationen und Proteste im Rückblick wohl mächtig übertrieben haben, gehörten die Futuristen doch zweifelsohne zu den lautstärksten Befürwortern eines Kriegseintritts Italiens. Nachdem ihr Wunsch in Erfüllung gegangen war, stellten sie sich der Militärmaschinerie als Soldaten und Propagandisten zur Verfügung. Vgl.: Selena Daly: Italian Futurism and the First World War.
(20) Dennoch hielten sich auf der radikalen Linken recht lange Illusionen über eine mögliche Allianz zwischen Futurismus und Kommunismus. So erwähnt z.B. Antonio Gramsci in einem 1921 veröffentlichten Artikel, der bolschewistische Volkskommissar für Kultur Anatoli Lunatscharski habe auf dem zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale Marinetti als einen "revolutionären Intellektuellen" bezeichnet, und vertritt selbst die Ansicht, der Futurismus sei so etwas wie eine Vorform einer künftigen "proletarischen Kultur". (Vgl.: Antonio Gramsci: Marinetti the Revolutionary?. In: David Forgacs (Hg.): A Gramsci Reader. S. 73-75 / Katia Pizzi: Italian Futurism and the Machine. S. 28-30).
(21) Der Zenitismus war eine eigentümliche serbische Kunstbewegung, die in Reaktion auf das monströse Verbrechen des Weltkriegs eine Mischung aus internationaler Revolte und "balkanischem Barbarentum" predigte. Trotz der reichlich idiosynkratischen Weltanschauung seines Herausgebers versammelte das Magazin Zenit Vertreter der unterschiedlichsten Strömungen der europäischen Avantgarde auf seinen Seiten. Auch Beiträge von Teige erschienen dort. Anfangs kooperierten Aleksić und Micić miteinander, doch wurden sie schon bald heftige Rivalen.
(22) Dragan Aleksić: Anführer des Dadaistenhaufens (1931). In: Holger Siegel (Hg.): In unseren Seelen flattern schwarze Fahnen. Serbische Avantgarde 1918-1939. S. 250.
(23) Bedřich Václavek, marxistischer Literaturkritiker und Mitglied des Devětsil, veröffentlichte im Juli 1925 einen Artikel, den David Vichnar als "the first sustained critical piece on the life and work of Walter Serner" bezeichnet hat.
(24) Richard Huelsenbeck: En avant Dada. Eine Geschichte des Dadaismus. Zit. nach: Louis Armand: Prague Dada and the Revisionist Politics of Interwar Avant-Gardism.
(25) Brief an Ludvik Kundera (1965). Zit. nach: Ebd.
(26) Karel Teige: Über Humor, Clowns und Dadaisten. In: Vítězslav Nezval / Karel Teige: Depesche auf Rädern. Theatertexte 1922-1927. S. 72 u. 80. Teiges Essay ist sehr deutlich von Tzara und/oder Serner beeinflusst.
(27) Karel Teige: Poetismus. In: Ders.: Liquidierung der >Kunst<. Analysen, Manifeste. S. 44; 50; 48.
(28) Karel Teige: O dadaistech (1927/30). Zit. nach: Meghan Forbes: Devětsil and Dada. A Poetics of Play in the Interwar Czech Avant-Garde. S. 12.
(29) Siehe hier. Leider konnte ich mir selbst keinen Zugriff auf František Šmejkals Artikel Kurt Schwitters and Prague verschaffen.
(30) Karel Teige: Dada (1926). Zit. nach: Peter Zusi: The Integrity of the Avant-Garde. Karel Teige and the Biography of an Ambition. S. 57.
(31) Vítězslav Nezval: dada und surrealismus. In: Vítězslav Nezval / Karel Teige: Depesche auf Rädern. Theatertexte 1922-1927. S. 7.
(32) Karel Teige: Estetika filmu a kinografie (1924). Zit. nach: Meghan Forbes: Devětsil and Dada. A Poetics of Play in the Interwar Czech Avant-Garde. S. 16.
(33) Vítězslav Nezval: Aus meinem Leben. S. 123.
(34) Was ihn freilich nicht davor bewahrte, immer mal wieder als "Formalist" attackiert zu werden. So schon 1932 von Eugen Kronmann in Marxistisch-leninistische Kunstwissenschaft 5/6, wobei dieser u.a. erklärte, "die gemeinsamen Jahre mit den Dadaisten" seien wohl nicht "spurlos" an Heartfield vorbeigegangen. Zit. nach: Michael Töteberg: Heartfield. S. 106.

