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Sonntag, 30. April 2023

Doctor Who & "Red" Hulke

Als ich mich vor dreieinhalb Jahren im Rahmen einer Besprechung der Blake's 7 - Episode Rumours of Death etwas ausführlicher mit Leben & Werk von Drehbuchautor & Script Editor Chris Boucher beschäftigte, ging ich dabei natürlich auch auf dessen Beitrag zu Doctor Who ein. Und erklärte in diesem Zusammenhang, dass meine Kenntnis des Franchises sehr beschränkt sei und ich wohl nie zu einem "echten Whovianer" werden würde. Tatsächlich habe ich mich auch in der Zwischenzeit nicht bemüßigt gefühlt, meine Bekanntschaft mit "New Who" (ab 2005) großartig auszubauen. Doch vor allem frühen Teilen der "klassischen" Serie (1963-89) statte ich immer mal wieder recht gerne einen Besuch ab. Und würde mich inzwischen durchaus als Fan bezeichnen. Erweisen sich viele der alten Serials bei unvoreingenommener Betrachtung doch als erstaunlich intelligent und sympathisch. In den letzten Wochen habe ich mich vor allem in der Ära des Dritten Doctors (1970-73) herumgetrieben. Dabei stolperte ich im Wikipedia-Eintrag zu Colony in Space über die Bemerkung, dass Autor Malcolm Hulke ein "former Communist Party of Great Britain member" gewesen sei. Was selbstredend sofort mein Interesse weckte. Erfreulicherweise fand ich wenig später Michael Herberts ausführlichen Artikel Doctor Who and the Communist: The work and politics of Malcolm Hulke. Diesem habe ich die meisten der im Folgenden angeführten Details über die Beziehung zwischen dem Autor und der Partei entnommen.(1) Allerdings identifiziert Herbert in seinem Essay ganz selbstverständlich die KP und ihre Politik mit "Kommunismus". Leider immer noch eine weit verbreitete Gewohnheit, wenn es um stalinistische Organisationen, Regime oder Strömungen geht. Weshalb ich es für angebracht hielt, meinen eigenen Abriss von Hulkes Leben mit einem etwas kritischeren Blick auf die Geschichte der britischen KP zu verknüpfen. Im Anschluss daran betrachten wir uns dann aber auch die von ihm (mit)geschriebenen Doctor Who - Serials ...
 
Geboren 1924 wuchs Malcolm "Mac" Hulke offenbar unter Verhältnissen von Armut und ökonomischer Unsicherheit auf. Wie er vierzig Jahre später in einem Radio-Interview mit Tony Parks erzählte: "[I was] being brought up rather oddly, with countless moves to avoid creditors and bailiffs". Erst nach dem Tod seiner alleinerziehenden Mutter Marian 1945 erfuhr er auf etwas peinliche Weise, dass er ein uneheliches Kind war -- zu dieser Zeit immer noch ein sehr ernstes soziales Stigma. 1973 erzählte er davon in einem Artikel für den Observer:
One day when I was 21 I decided to track down my father’s relatives to find out why my recently dead mother always told me never to go near them. This well-to-do couple I found in a vast St John’s Wood flat offered me afternoon tea. As she poured, the lady I thought was my aunt said, ‘Well, where do you think you fit into our family?’. I explained I was the son of her long-dead brother and mentioned when I was born. “That’s quite impossible”, she said, because my brother died two years before then. Do you take sugar? I never called again. It isn’t nice to go round shocking innocent house-holders. When you’re illegitimate you feel completely alone…We are the totally silent minority.
Wenn er bereit war, über diesen Aspekt seines Privatlebens in der Öffentlichkeit zu sprechen, so weil er damit einen Beitrag zur Destigmatisierung leisten wollte. Abgesehen davon hielt er sich in dieser Hinsicht stets stark zurück. Weshalb insgesamt wenig über seine Jugend bekannt zu sein scheint.
 
Als Hulke 1943 seinen Gestellungsbefehl erhielt, ersuchte er darum, als Kriegsdienstverweigerer ("Conscientious Objector") anerkannt zu werden. Was jedoch abgelehnt wurde. Ein interessantes Detail, ist Antimilitarismus doch eines der durchgehenden Themen seiner Doctor Who - Serials. Leider wissen wir nicht, welche politischen Überzeugungen er zu dieser Zeit hegte. Auf jedenfall verbrachte Hulke die nächsten Jahre in der Royal Navy. Erst nach dem Ende des Krieges schloss er sich dann der Kommunistischen Partei an.  Wie er in einem Brief an die Parteiführung später erklärte, geschah dies nicht, weil er deren Programm studiert oder sich eingehender mit dem Marxismus beschäftigt hätte. Grund war vielmehr, dass er "just met lot of Russian POWs in Norway, [and] because the Soviet army had just then rolled back the Germans."
 
Die führende Rolle, die die Rote Armee bei der Niederwerfung des Dritten Reiches gespielt hatte, steigerte naturgemäß das Ansehen, das die Sowjetunion und die ihr untergebenen KPs in der unmittelbaren Nachkriegszeit bei vielen genossen.  Hulke war sicher nicht der einzige, dessen Beitritt hierdurch motiviert wurde. Doch halte ich es für wichtig, sich klar zu machen, dass die Organisation, der er sich anschloss, schon seit langem nicht mehr die legitime Verteterin des revolutionären Marxismus war.
 
Im Unterschied zu den meisten anderen der Dritten Internationale angehörigen Parteien hatte sich bei der britischen KP die völlige Unterwerfung unter die Direktiven Stalins und der sowjetischen Führung Mitte der 20er Jahre ohne größere innerparteiliche Kämpfe vollzogen. Seitdem folgte sie in servilem Gehorsam der von Moskau diktierten politischen Linie, deren wilde Zick-Zacks hauptsächlich von den außenpolitischen Interessen der sowjetischen Bürokratie bestimmt wurden. Die intellektuell und moralisch verrottete Atmosphäre, die sich dadurch in ihr ausbreitete, zeigte sich überdeutlich in der Reaktion auf die Moskauer Schauprozesse (1936/37). Die KP und ihr intellektueller Anhang bejubelten das Blutbad, das Stalin unter den Alten Bolschewiken anrichtete, als glanzvolles Beispiel sowjetischer Rechtsprechung und plapperten auch die absurdesten Lügen nach, die im Zuge der Hetzkampagne gegen Leo Trotzki in Umlauf gebracht wurden. Das erbärmliche Schauspiel dürfte George Orwell mit manch Inspirationen für seinen ein Jahrzehnt später entstandenen Roman Nineteen Eighty-Four versorgt haben. (2)
Nach dem Überfall Nazideutschlands auf die UdSSR 1941 wurden die Stalinisten zu begeisterten Unterstützern der Kriegskoalition und nutzten ihren Einfluss in der Arbeiterbewegung dazu, den Klassenkampf um jeden Preis zu unterdrücken. (3) Wann immer es dennoch zu Streiks kam, diffamierten sie diese als Machenschaften faschistischer Agenten, wobei sich ihre wüstesten Verleumdungen erneut gegen die Trotzkisten richteten, obwohl deren Rolle in den Arbeitskämpfen eher marginal war. 
Trotzdem konnte die KP von der allgemeinen Radikalisierung der arbeitenden Bevölkerung gegen Ende des Krieges in bescheidenem Maße profitieren. Die Wahlen von 1945 bescherten ihr zum ersten und einzigen Mal zwei Parlamentssitze. Ihre politische Linie aber war von nun an völlig national-reformistisch. Und das war selbstverständlich kein Zufall. Stalin hatte keinerlei Interesse an revolutionären Umwälzungen in Europa. Der Diktator und die bürokratische Kaste, an deren Spitze er stand, fürchteten vielmehr alle selbstständigen Regungen der Arbeiterklasse. Und so erhielten die KPs in Westeuropa die Order, dabei zu helfen, die durch Faschismus und Krieg zerrüttete bürgerliche Ordnung zu restabilisieren. Am offensten geschah dies in Italien und Frankreich, wo die Kommunistischen Parteien (auch dank der Rolle, die sie im antifaschistischen Widerstand gespielt hatten) über eine echte Massenbasis verfügten und 1945 in bürgerliche Koalitionsregierungen eintraten. Für ein solches Manöver war die britische Partei nicht bedeutend genug, aber im Inhalt war die von ihr vertretene Politik dieselbe. Das änderte sich auch nicht mit Anbruch des Kalten Krieges. Das 1951 verabschiedete Parteiprogramm The British Road to Socialism verband eine Liste von mehr oder minder radikalen Reformforderungen mit einem nachgerade grotesk wirkenden Nationalismus. (4) Eines seiner Hauptpunkte war der "Kampf für nationale Unabhängigkeit" -- so als sei Großbritannien eine unterdrückte Nation oder Halb-Kolonie geworden. Ganz wie bei den glühenden Friedensparolen, die am Anfang des Programmes standen, ging es dabei letztlich nur um eine außenpolitische Reorientierung, die England aus dem Orbit der USA lösen sollte. Doch war diese Perspektive durchaus geeignet, verbitterte Vertreter*innen der bürgerlichen Mittelschicht (oder sogar der Elite) anzusprechen, die den Niedergang des britischen Imperialismus und die wachsende Abhängigkeit von Amerika als nationale Schmach empfanden.
 
All das führte freilich nicht dazu, dass die KP nun in den Klub der "respektablen" Parteien aufgenommen worden wäre. Wie weit sie sich auch von ihren revolutionären Ursprüngen entfernt haben mochte, in den Augen des Establishments verkörperte sie immer noch eine Herausforderung gegen die bürgerliche Ordnung. Und wurde entsprechend behandelt.
 
Ebenso gab es unter denen, die sich ihr anschlossen, fraglos viele, die ehrlich überzeugt davon waren, mit ihr für eine bessere Welt zu kämpfen. Malcolm Hulke war sicher einer von diesen. Wenn ich etwas ausführlicher auf die stalinistische Degeneration der KP eingegangen bin, dann nicht um den Idealismus des künftigen Autors in Frage zu stellen. Aber ich denke, zum Verständnis seiner alles andere als konfliktfreien Beziehungen zur KP, ist es notwendig, sich über den tatsächlichen politischen Chartakter der Partei im Klaren zu sein.
 
Die ersten Jahre nach dem Krieg lebte Hulke in London. Eigenen Aussagen zufolge war er u.a. an Hausbesetzungen ("squatting") und dem großen Savoy-Streik von 1946 beteiligt. Schließlich arbeitete er sogar eine Zeit lang als Schreibkraft im Hauptquartier der KP in King Street. Diesen Posten verlor er allerdings bald wieder, nachdem er den Fehler begangen hatte, von dort aus das Innenministerium ("Home Office") anzurufen. Dabei waren seine Beweggründe völlig harmlos gewesen. Aufgrund seiner unehelichen Herkunft und des Fehlens einer Geburtsurkunde war er nämlich gezwungen, allerlei bürokratische Hürden zu überwinden, um an eine offiziell verbriefte britische Staatsbürgerschaft zu gelangen. Doch den Parteifunktionären reichte dies offenbar nicht als "Entschuldigung". Ironischerweise begann der Inlandsgeheimdienst MI5 um die selbe Zeit herum, den "gefährlichen Kommunisten" Hulke unter Beobachtung zu stellen. Was wir über seinen politischen Werdegang wissen, stammt größtenteils aus der über ihn geführten Akte beim Spitzeldienst Ihrer Majestät.
Wenig später zog Hulke für einige Jahre in den Lake District. Ob sich darin auch eine beginnende politische Desillusionierung niederschlug, muss Spekulation bleiben. In seiner Korrespondenz mit Parteiführern wie Emile Burns begann er jedenfalls vermehrt Zweifel zu äußern. 1951 erklärte er dann schließlich seinen Austritt. Sein Schreiben an die Bezirksleistung legt nahe, dass er sich vor allem von der in der Partei herrschenden Atmosphäre abgestoßen fühlte:      

Once a man starts wanting to believe in a thing, it’s just about time he really set about some deep thinking…Could it be that Communism is a wonderful idea but that its philosophy is inherited with some not easily definable something that, at least, in present, day society, ,tends rather to gather to itself mentalities of a not wholly desirable type?…And if that is the case, and if Communism, managed to gain control in this country, just what sort of people would we expect to find governing us?

Das verwundert nicht, hatte die oben skizzierte politische Evolution der KP doch ein Umfeld geschaffen, in dem brutal-autoritäres Gehabe, bürokratische Willkür, Zynismus, Opportunismus, Kriecherei, intellektuelle Unehrlichkeit und Rückgratlosigkeit gediehen, derweil kritisches Denken, persönliche Unabhängigkeit und Würde erstickt oder niedergeknüppelt wurden. (5) Der byzantinistische Stalin-Kult war nur ein besonders krasser Ausdruck dafür.    
Hulke lag sicher nicht falsch damit, wenn er sich Gedanken darüber machte, ob ein Zusammenhang zwischen dem politischen Charakter der Partei und dem Typ Mensch, der in ihrer Atmosphäre florierte, bestand. Doch leider gelangte er dabei offenbar nie zu einem wirklich kritischen Verständnis des Stalinismus. Und solange er in der KP immer noch die legitime Vertreterin der revolutionären Arbeiterbewegung sah, konnte das Ganze letztlich nur demoralisierend wirken. 
Es mag auch nicht geholfen haben, dass der unmittelbare Anlass für seinen Austritt der Bruch zwischen Stalin und Tito gewesen war. Die "antititoistischen Säuberungen" und vor allem die sie begleitenden Schauprozesse wie der gegen László Rajk in Ungarn (1949), Traicho Kostov in Bulgarien (1949) oder Rudolf Slánský in der Tschechoslowakai (1952) waren zwar sicher ein eindrücklicher Beleg für den wahren Charakter des Moskauer Regimes. Aber Tito verkörperte keine sozialistische Alternative zur Kremlbürokratie und ihren internationalen Handlangern. Anders als die meisten stalinistischen Regime Osteuropas verdankte die jugoslawische Volksrepublik ihre Existenz zwar nicht in erster Linie der militärischen Intervention der Roten Armee, sondern einer wirklichen Massenbewegung (der der antifaschistischen Partisanen), aber in ihrem politischen Charakter unterschied sie sich kaum von der UdSSR. In letzter Konsequenz handelte es sich um ein Zerwürfnis zwischen zwei wesensgleichen  bürokratisch-totalitären Regimen. (6)
 
Offenbar wurde Hulkes Korrespondenz ständig von den Regierungsspitzeln mitgelesen. Denn schon wenige Tage nach seinem Austritt aus der Partei, leitete Sir Percy Sillitoe, General-Director von MI5, die entsprechende Information an die örtlichen Behörden weiter. Superintendent Baum, der Polizeichef von Cumberland, erwiederte, er halte das ganze für einen Trick. Die Überwachung müsse fortgesetzt werden: "[H]e should continue to receive every attention, as in my view he is a dangeros man and without scruples.
Tatsächlich bemühte sich Hulke schon im September 1951  um eine Wiederaufnahme in die Partei, nachdem er nach London zurückgekehrt war. Eine Bestätigung für den Verdacht des Superintendent sollte man darin allerdings nicht sehen. Doch seine wahren Beweggründe wären einem Polizistengehirn möglicherweise unverständlich gewesen. 
In seinem Schreiben an Parteifunktionärin Betty Reid erkärte er, es sei ihm "impossible to think other than as a Communist". Und als Konsequenz dessen halte er es für unabdingbar "to wear a party card". Ich sehe hierin etwas zutiefst tragisches. Hulkes temporärer Bruch mit der Partei scheint ein eher impulsiver Akt gewesen zu sein, und sein "deep thinking" war offenbar nicht tief genug gegangen, um ihn erkennen zu lassen, was der Stalinismus in Wahrheit repräsentierte. Da er die KP weiterhin mit den Idealen des Kommunismus identifizierte, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als zu ihr zurückzukehren, wenn er nicht seine tiefsten persönlichen Überzeugungen verraten wollte. Sein politisches Gewissen zwang ihn dazu. Der Ton, den er dabei den Parteibürokraten gegenüber anschlug, beweist allerdings, dass er nicht zurückgekrochen kam. Als man ihm die Wiederaufnahme erst einmal verweigerte, protestierte er energisch und schrieb an Reid: "I cannot accept your attitude as correct. justified, fair or constructive.
Wenn ich recht mit meiner Vermutung habe, dass seine Rückkehr zur KP von einer Art Pflichtgefühl motiviert worden war, kann ich mir dennoch gut vorstellen, dass er sich nach seiner Wiederaufnahme in einer Lage befand, in der es ihm psychologisch besonders schwer fallen musste, einen erneuten Bruch in Erwägung zu ziehen. Offenbar stürzte er sich mit vermehrten Feuereifer in den Parteiaktivismus. So wandte er sich 1953 mit der ausdrücklichen Bitte um zusätzliche Aufgaben an Sam Aaronovitch, den damaligen Sekretär des Kulturkomitees. (7) Ich halte es für nicht so unwahrscheinlich, dass er sogar eine Art "My Country, Right or Wrong" - Mentalität in Bezug auf die KP entwickelte. Das würde jedenfalls erklären, warum er, trotz seines nie spannungsfreien Verhältnisses zur Führung, der Partei  anscheinend auch 1956 ohne zu zögern die Treue hielt -- als ihr ein gutes Viertel ihrer Mitglieder den Rücken kehrte.
 
Das Jahr sah die bis dato größte Krise des britischen Stalinismus. Nikita Chruschtschows "Geheimrede" auf dem XX. Parteitag der KPdSU, in der der alte Handlanger Stalins und neue Generalsekretär eine Reihe der blutigsten Verbrechen des drei Jahre zuvor verstorbenen Diktators eingestand und den um ihn getriebenen Personenkult verurteilte, musste zu immenser Verwirrung unter den Mitgliedern der britischen KP führen. Schließlich hatte man den Schlächter und Despoten gestern noch wie einen unfehlbaren Halbgott verehrt. Doch das war nur der erste Schlag, Wenig später folgten der antistalinistische Arbeiteraufstand im polnischen Poznan und die Revolution in Ungarn. Peter Fryer, der als Korrespondent des Parteiblattes Daily Worker in Budapest weilte, begann über den wahren Charakter des Aufstands und dessen brutale Unterdrückung durch die Rote Armee zu berichten. Als die Führung seine Artikel zensierte und ihn selbst aus der KP ausschloss, veröffentlichte er seinen Bericht in Buchform unter dem Titel Hungarian Tragedy.
Aus dem Aufruhr unter den Parteimitgliedern, der von diesen Ereignissen ausgelöst wurde, gingen zwei Hauptströmungen hervor. 
Die zahlenmäßig deutlich stärkere fand ihren wohl bekanntesten Repräsentanten in dem Historiker E.P. Thompson. Ihre Rebellion gegen die KP trug merklich nationalistische Züge. Ausgehend von der Überzeugung, dass die blinde Unterwerfung unter die Moskauer Linie (unabhängig von deren politischem Inhalt) eines der Hauptprobleme der bisherigen Entwicklung dargestellt habe, suchten sie, einen genuin "britischen" Sozialismus zu begründen. Das fand seinen Niederschlag auch in Thompsons Opus Magnum The Making of the English Working Class. Ironischerweise trieben sie damit eine der im Stalinismus selbst angelegten Tendenzen auf die Spitze. Daneben rückten sie immer stärker von dem ab, was sie als "doktrinären Marxismus" bezeichneten, zugunsten eines reichlich amorphen "sozialistischen Humanismus". Die von Thompson und John Saville (einem weiteren Ex-Mitglied der "Communist Party Historians Group") gegründete Zeitschrift New Reasoner wurde schon bald zu einem wichtigen Sammelpunkt für die sog. "Neue Linke".
Die zweite Strömung verdankte ihre Existenz hauptsächlich dem energischen Eingreifen der kleinen, als "The Club" bekannten Gruppe von britischen Trotzkisten in die Krise der KP. Indem er sie mit Leo Trotzkis Kritik des Stalinismus bekannt machte, gelang es deren Führer Gerry Healy eine Reihe von Parteiintellektuellen für die politische Perspektive seiner Organisation (und der späteren Socialist Labour League) zu gewinnen. Zu diesen gehörten u.a. Peter Fryer, Brian Pearce, Cliff Slaughter und Tom Kemp. Von der ersten Strömung unterschieden sie sich vor allem durch ihr Festhalten am "orthodoxen" Marxismus und (zumindest anfangs) durch ihren klaren Internationalismus. (8)
 
Keine der beiden Strömungen scheint Hulke irgendwie beeinflusst zu haben. Vielmehr blieb er in seinem politischen Aktivismus auch nach 1956 ganz der brave Parteisoldat. Ungefähr um diese Zeit mietete er eine Wohnung im Haus von Betty Tate, die selbst sehr stark in der Parteiarbeit in Hampstead engagiert war. Er unterstützte sie, indem er Pamphlete für ihre "Socialist Sunday School" schrieb, Fundraising-Basare mitorganisierte oder den Daily Worker auf der Straße verkaufte. Nichts spricht dafür, dass er an den leidenschaftlichen Debatten und Auseinandersetzungen teilgenommen hätte, die das Leben so vieler anderer Kommunisten zu dieser Zeit beherrschten. 
 
Allerdings hatte er schon 1951 im Zusammenhang mit seinem Wiedereintritt in die Partei ziemlich klar zu verstehen gegeben, dass seine Prioritäten in Zukunft ohnehin anderswo liegen würden: "I intend to make a published writer of myself – until that goal is reached I do not see my way clear to becoming an active Party member again". Das wirkt zwar etwas widersinnig, denn er wollte ja zurück in die Partei, macht aber doch deutlich, dass sein Hauptinteresse von nun an in künstlerischen Tätigkeiten bestehen würde.
Sein Weg führte ihn zuerst zum Notting Hill Progressive and Cultural Club, der der KP zwar nahe stand, von vielen Parteioberen aber dennoch misstrauisch beäugt wurde. Vermutlich war er ihnen zu sehr "Bohème". Sein dortiges Engagement könnte Hulkes Wiederaufnahme in die Partei verzögert haben und auch dafür verantwortlich gewesen sein, dass Betty Reid dem "Kulturfunktionär" Aaronovitch riet, ihn möglichst "abzuwimmeln" ("hold off"), wenn er sich an ihn wenden sollte. 
Für Hulkes künstlerische Laufbahn sehr viel wichtiger war aber sowieso seine Arbeit am Unity Theatre. Aus der Workers' Theatre Movement hervorgegangen, hatte die 1936 gegründete Bühne anfangs vor allem die typisch "proletarischen" Theaterformen wie Agitprop, "Lebende Zeitung" etc., die sich zuvor v.a. in Sowjetrussland und der Weimarer Republik entwickelt hatten, auf englischen Boden verpflanzt. Dabei hatte sie enge Beziehungen zum Left Book Club und der Kommunistischen Partei unterhalten. Das Repertoire hatte sich in der Zwischenzeit sicher stark gewandelt, doch galt sie auch in den 50er und 60er Jahren immer noch als Hochburg eines radikalen, sozialkritischen Theaters, das sich vornehmlich an ein Working Class - Publikum wandte. (9)
Erstaunlicherweise scheint Hulke keine eigenen Stücke für das Unity Theatre geschrieben zu haben, trotz seiner erklärten Absicht, Schriftsteller werden zu wollen. 1954 wurde er zum Production Manager und verfasste 1961 anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Bühne die Broschüre Here is Drama: Behind the Scenes at Unity Theatre. Doch vor allem freundete er sich mit Eric Paice an, der seit 1953 regelmäßig Stücke wie The Rosenbergs, Turn It Up und World On Edge zum Repertoire des Theaters beisteuerte. Die beiden schlossen sich zu einem Team zusammen und in dieser Formation begann Hulkes Karriere als Drehbuchautor.
 
Ihr erstes gemeinsames Script verkauften sie 1958 an die BBC. Der Film This Day in Fear, der im Rahmen der Television Playwright - Serie ausgestrahlt wurde, drehte sich um einen ehemaligen IRA - Kämpfer auf der Flucht und erhielt sehr positive Kritiken. Es folgten vier Stücke für ABCs Armchair Theatre (The Criminals, The Big Client, The Great Bullion Robbery, The Girl in the Market Square). Daneben steuerten sie Episoden zu Serien wie Gert and Daisy und Tell it to the Marines bei. Außerdem schrieben sie die Drehbücher für zwei B-Movies: Life in Danger (1959) und The Man in the Back Seat (1961), von denen vor allem ersterer Beachtung verdient: 
 
Als einem der Insassen einer geschlossenen Anstalt für "kriminelle Geisteskranke" die Flucht gelingt, beginnen sich die Einwohner einer benachbarten Ortschaft in einen Vigilante-Mob zu verwandeln, dem beinahe ein "verdächtiger" (aber völlig unbeteiligter) Vagabund zum Opfer fällt. Besonders interessant fand ich dabei die Figur des Mobanführers. Der "Major" (Howard Marion-Crawford), ein Ex-Offizier mit kolonialem Hintergrund, zeigt zwar deutlich faschistoide Tendenzen, ist aber kein klischeehaftes "Ungeheuer". Vor allem in einigen Szenen mit seiner Freundin (Verlobten in spe?) erhält seine Fassade Risse und wir bekommen einen verletzlichen und im Kern sehr unsicheren Menschen zu sehen.            
 
Schon diese frühen Arbeiten zeigten, dass Hulke sich auf Genrestoffe verstand, wobei er diesen jedoch nicht selten ein sozialkritisches Element beifügte. Der Einstieg in die Science Fiction kam, als Sidney Newman, der zuvor Produzent des Armchair Theatre gewesen war, eine TV-Miniserie in Auftrag gab, die Kindern Wissenschaft und Raumfahrt näher bringen sollte, und sich dafür an Hulke und Paice wandte. Im April 1960 wurden die sechs Episoden von Target Luna ausgestrahlt. Der Erfolg war so groß, dass drei weitere Miniserien folgten: Pathfinders in Space (September 1960), Pathfinders to Mars (Dezember 1960 / Januar 1961) und Pathfinders to Venus (März 1961), alle von Hulke und Paice geschrieben. Die Figur des Professors Norman Wedgwood, der in den ersten beiden Miniserien zwei Expeditionen zum Mond anführt, verdankt sicher einiges dem Vorbild von Nigel Kneales ikonischem Bernard Quatermass. (10) Doch in ihrer Mischung aus SciFi-Abenteuer und pädagogischem Anspruch war die Pathfinders - Serie zugleich ein direkter Vorläufer zum ursprünglichen Konzept von Doctor Who. Interessanterweise erging es ihr dabei ähnlich wie später dem guten Doctor: Verzichtete man anfangs noch auf gar zu phantastische Elemente und betonte stattdessen den belehrenden Inhalt, finden wir uns in der letzten Miniserie dann unter Dinosauriern und Höhlenmenschen wieder. (11) Und natürlich fügte Hulke dem Ganzen das eine oder andere politische Motiv bei. So finden Professor Wedgwood und seine Begleiter in Pathfinders in Space ein äonenaltes Raumschiff auf dem Mond, das von einer prähistorischen Erdzivilisation hierher geschossen wurde, die sich durch einen weltweiten Atomkrieg selbst auslöschte. Und am Ende von Pathfinders to Venus werden unsere auf dem Nachbarplaneten gestrandeten Held*innen im Geiste der Völkerfreundschaft von einem sowjetischen Raumschiff gerettet.
 
In wenigen Jahren war Malcolm Hulke zu einem etablierten TV-Drehbuchautor geworden. 
Als 1959 die Television and Screen Writers' Guild gegründet wurde, schloss er sich nicht nur umgehend der neuen Gewerkschaft an, sondern engagierte sich auch sofort aktiv. Zusammen mit Peter Yeldham war er Herausgeber der ersten drei Ausgaben der Guild News. 1966 stellte er einen Bericht über die Lage im Radiobereich zusammen. Und schließlich schrieb er auch den 1969 von der Gewerkschaft herausgegebenen Writer's Guide für angehende Drehbuchautoren.
 
Derartige Gewerkschaftsarbeit stellte nach der großen Krise von 1956 das einzige, einigermaßen feste Standbein dar, über das die Kommunistische Partei noch verfügte. Doch leider wissen wir nichts genaueres darüber, wie sich die Beziehung zwischen Hulke und der KP im Laufe der 60er Jahre weiterentwickelte. Der Teil seiner MI5 - Akte, der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, endet 1962. Die Spitzelberichte aus späteren Jahren befinden sich nachwievor unter Verschluss. Michael Herbert schreibt: "He seems to have  either left or lapsed from the party in the late 1960s". Als möglichen Anlass nennt er die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Tatsächlich löste diese erneute sowjetische Invasion eines "sozialistischen Bruderstaates" einmal mehr heftige Unruhen in der KP aus, wobei diesmal auch innerhalb der Partei offen Kritik am brutalen Vorgehen der UdSSR formuliert wurde. Gut möglich, dass ihr Hulke im Zuge dessen endgültig den Rücken kehrte. Dennoch handelt es sich letztlich um eine bloße Spekulation Herberts, die sich anscheinend durch nichts untermauern (oder widerlegen) lässt.
 
Ein Aspekt von Hulkes Gewerkschaftstätigkeit, der ihm offenbar besonders am Herzen lag, war die rat- und tatkräftige Unterstützung junger und angehender Autor*innen. Eine Aufgabe, der er sich auch außerhalb der Guild stets verpflichtet fühlte. Woraus neben anderem auch  seine lebenslange Freundschaft und Kooperation mit Terrance Dicks erwuchs. 
Irgendwann Anfang der 60er Jahre zog Winifred Boon, die die wohl engste Freundin von Hulkes Mutter gewesen war, nach London. Da ihm die Arbeit beim Fernsehen inzwischen etwas Geld eingebracht hatte, kaufte Hulke zusammen mit ihr ein Haus, in dem sie einige Zimmer vermieteten. Dicks war einer ihrer Mieter. Und als Hulke erfuhr, dass dieser es nach einiger Arbeit fürs Radio einmal mit dem Schreiben von TV-Scripts versuchen wollte, sprang er ihm sogleich hilfreich zur Seite. Am Ende schrieben sie das Drehbuch gemeinsam.
The Mauritius Penny war das erste von vier Scripts, die die beiden zu The Avengers beisteuerten. Hulke schrieb außerdem noch fünf weitere solo für die Serie, deren Produzent einmal mehr Sidney Newman war. Mit Ausnahme von Homicide and Black Lace gehörten sie alle der Honor Blackman - Ära der Avengers an, die ich leider nicht aus eigener Anschauung kenne. Allerdings geht es in The Mauritius Penny (1962) offenbar um eine quasi-faschistische Verschwörergruppe von Möchtegern-Übermenschen (New Rule), die frappierende Ähnlichkeiten mit der Scientific Reform Society aus dem Doctor Who - Serial Robot aufweist. Was kein Zufall ist, wurde das Drehbuch für Tom Bakers Einstand als Vierter Doctor doch ebenfalls von Dicks geschrieben. Der hat das einmal wie folgt kommentiert:
I was genuinely unaware of the similarities between "Robot" and "Penny". They're undoubtedly there, but the whole process was unconscious at the time. My old friend Mac Hulke used to say that to write science fiction, or any kind of fiction, you needed a strong original idea. It didn't have to be your strong original idea. On this case, curiously enough, it was my idea - or rather ours. Still, I don't suppose Mac would have minded.
Im Januar 1963 wechselte Sidney Newman von ITV zur BBC, wo man ihm dem Posten des "Head of Drama" angeboten hatte. Hugh Carlton Greene -- Bruder des großen Schriftstellers Graham Greene --, der drei Jahre zuvor "General Director" geworden war, hatte es sich zur Aufgabe gemacht den Sender, der sich bis dahin immer noch vornehmlich an Geschmack und Moral der konservativen Mittelklasse orientiert hatte, radikal umzugestalten. Und da Newman schon während seiner Zeit bei ITV bewiesen hatte, dass er denkbar wenig für verstaubt-bildungsbürgerliche Traditionen übrig hatte ("Damn the upper classes: they don't even own televisions!"), schien er dafür ein geeigneter Mitstreiter.
Als sich ihm wenig später ein leergewordenes Zeitfenster im Samstagnachmittagsprogramm anbot, beschloss er, dort eine SciFi-Serie zu etablieren. Einige der ersten Entwürfe klangen recht bizarr (12), aber schließlich kristallisierte sich das Grundgerüst für Doctor Who heraus. Newman wollte dabei die alte Pathfinders - Idee wieder aufgreifen und SciFi mit kindgerechter Wissensvermittlung verknüpfen: "Drama based upon and stemming from factual material and scientific phenomena and actual social history of past and future." Es überrascht darum auch nicht, dass er alsbald den bewährten Malcolm Hulke um ein Drehbuch für die erste Staffel (1963/64) anging.
 
Allerdings wurde das The Hidden Planet betitelte Script am Ende abgelehnt. Hulke machte dafür die Richtungsänderung verantwortlich, die durch den überwältigenden Erfolg von Terry Nations The Daleks ausgelöst wurde. 
Eigentlich hatte Sidney Newman dekretiert, es dürfe keine "tin robots" oder "bug-eyed monsters" in der Serie geben. Und war entsprechend wütend, als er das zweite Serial der ersten Staffel zu Gesicht bekam. Aber das Publikum liebte die Daleks, und gegen hohe Einschaltquoten lässt sich als TV-Produzent nur schlecht argumentieren. Weshalb neben den "historischen" und "belehrenden" Episoden klassische SciFi-Abenteuer in der Folge rasch zum festen Bestandteil von Doctor Who wurden.
Hulke zufolge, sollte The Hidden Planet auf einer Art Parallelerde spielen. Das Serial   
was about a planet which is the same size as Earth, but on the other side of the sun, and therefore we have never seen it. The Doctor goes to the planet and for obvious reasons the Tardis crew think they are on Earth. But they find things are different. They landed in a field and Susan notices a four-leaf clover, and then they see they are all four leaf clovers. And then other mysterious things happen like birds flying backwards or having double wings, and things of that sort.
Offenbar sollte das Ganze außerdem eine Art "Reversed Sexism" - Szenario sein:
Most notably, women are the dominant sex while men struggle for equality. The leader of the planet is Barbara's double, and Barbara is kidnapped by rebels. Meanwhile, the Doctor, Susan and Ian are embroiled in the struggle for male suffrage. 
Wie gut das funktioniert hätte, muss dahingestellt bleiben. Solche Szenarien sind -- unabhängig von den Intentionen der Macher -- nicht selten ziemlich cringe-worthy. Man denke z.B. an die TNG-Episode Angel One. (13)

Erstaunlicherweise würde es ein paar Jahre dauern, bis tatsächlich einmal ein Doctor Who - Script von Hulke verfilmt werden sollte. Sein Vorschlag für die zweite Staffel (1964/65) Britain 408 A.D., wurde gleichfalls abgelehnt. Ebenso erging es The People Who Couldn't Remember für Staffel 4 (1966/67), das er zusammen mit David Ellis schrieb, den er über die Gewerkschaftsarbeit kennengelernt hatte. Allerdings führte letzteres dann doch noch dazu, dass Hulke & Ellis ein weiteres Drehbuch einreichen konnten, das nach einigem Hin und Her schließlich zur Grundlage für das im April 1967 ausgestrahlte Serial The Faceless Ones werden würde.
 
Unglücklicherweise gehört The Faceless Ones zu den weitgehend verloren gegangenen Doctor Who - Serials. Von den sechs Episoden haben sich nur die erste und die dritte erhalten. Die BBC hat die fehlenden Teile inzwischen zwar in Gestalt von CGI-Animationen veröffentlicht, aber so nett ich diesen Versuch, die Lücken zu schließen, im Prinzip auch finde, die an billige Video-Spiele gemahnende Ästhetik zerstört für mich leider völlig die Atmosphäre. Weshalb ich mir das Serial nicht vollständig angeguckt habe und darum auch nicht wirklich etwas dazu sagen kann. Es geht wohl um eine Gruppe von gestaltswandlerischen Aliens, die "Bodysnatcher" - mäßig die Identität von Menschen klauen, da ihre Heimatwelt zerstört wurde.
 
Im darauffolgenden Jahr erlebte Hulke zuerst einmal eine weitere Zurückweisung mit seinem Script The Impersonators, doch dann holte ihn Terrance Dicks, der inzwischen Script Editor für Doctor Who geworden war, für Patrick Troughtons letzten Auftritt als Zweiter Doctor an Bord zurück. Das zehn Episoden umfassende Finale der sechsten Staffel (1968/69) wurde in großer Hast geschrieben. Teile des Drehbuchs waren noch gar nicht fertiggestellt, als man schon mit dem Dreh der ersten Episoden begann. Was einige der Schwächen von The War Games erklären könnte. Dennoch ist das von Hulke und Dicks gemeinsam geschriebene Serial, das im April/Juni 1969 ausgestrahlt wurde, gleich in zweifacher Hinsicht beachtenswert.
Zum einen stellt es eine immens wichtige Stufe in der Entwicklung der Doctor Who - Lore dar. The War Games führt die Time Lords ein und eröffnet damit einen ersten Blick auf die Herkunftsgeschichte des Doctors. Wir erfahren, dass er die Tardis gestohlen hat, um sich der Kontrolle seines Volkes, das ihm zu autoritär und selbstzufrieden ist, zu entziehen und die Galaxis zu durchstreifen.
Zum anderen ist das erste Drittel der Story eine recht eindringliche Darstellung der Unmenschlichkeit und Absurdität von Krieg und Militarismus.  
Zu Beginn finden sich der Doctor und seine Companions Zoe (Wendy Padbury) und Jamie (Frazer Hines) im zerbombten Niemandsland zwischen den Fronten des Ersten Welkriegs wieder. So hat es zumindest den Anschein. Es dauert nicht lange und die drei werden von britischen Truppen in Gewahrsam genommen und zu einem Château gebracht, in dem General Smythe (Noel Coleman) sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Der General beschließt umgehend, sie als Spione hinrichten zu lassen, nachdem er die offensichtliche Scharade eines Feldgerichts abgehalten hat. Zwar gelingt ihnen unter Mithilfe von Krankenschwester Lady Jennifer Buckingham (Jane Sherwin) und Lt. Carstairs (David Savile) die Flucht, doch als sie den Deutschen unter Kapitän Von Weich (David Garfield) in die Hände fallen, wiederholt sich das ganze absurde Prozedere. Erneut auf der Flucht geraten sie schließlich in eine merkwürdige Nebelbank, nur um auf der anderen Seite erst römische Legionäre und dann Truppen aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg anzutreffen ...
Der Erste Weltkriegs - Part ist fraglos der stärkste Teil des Serials. In jüngerer Vergangenheit ist verschiedentlich der Versuch unternommen worden, dem großen Gemetzel wieder etwas "heroisches" zu verleihen oder ihn von Seiten der Entente als einen "gerechten Krieg" darzustellen. Nicht so hier. Der Doctor zitiert an einer Stelle zwar die (von H.G. Wells geprägte) Propagandaformel vom "War to End All Wars", aber das ist offensichtlich sarkastisch gemeint. Herbert stellt die Vermutung an, dass Joan Littlewoods satirisches Musical Oh, What a Lovely War! eine der Inspirationen für Hulke gewesen sein könnte. Ich fühlte mich mehr an Stanley Kubricks Meisterwerk Paths of Glory (1957) erinnert. Unter anderem in der Darstellung des Klassengegensatzes, der sich im Gegenüber von Château und Schützengraben, Generälen und Gemeinen zeigt. 
Selbst die Momente, die darauf hindeuten, dass sich etwas SciFi-Mysteriöses hinter dem Szenario verbirgt, können zugleich als Kommentar auf Militarismus und Krieg gelesen werden. Immer dann wenn Smythe seine Brille oder Von Weich sein Monokel aufsetzt, üben sie eine hypnotische Kontrolle über ihre Untergebenen aus. Was im Kontext der Geschichte aber bloß wie eine extremere Form des allgemeinen Kadavergehorsams wirkt. Und wenn Lady Jennifer und Carstairs einander erzählen, dass sie sich beide kaum mehr an ihre Heimat und die Zeit vor dem Krieg erinnern können, weist das zwar darauf voraus, dass sie (und alle übrigen Soldaten) von Aliens entführt und hierher geschafft wurden, vermittelt aber auch ein Gefühl für die Verlorenheit dieser Menschen, nachdem man sie aus ihrem alten Leben herausgerissen und in die Hölle des Krieges geworfen hat.  
Nachdem klar geworden ist, dass dies nicht die Erde, sondern eine Art Trainingsfeld ist, auf dem Aliens Soldaten, die sie aus allen möglichen Epochen und Kriegen hierhergebracht haben, gegeneinander kämpfen lassen, um so am Ende die kampfgestähltesten Truppen für ihre irren intergalaktischen Eroberungspläne zu erhalten, verliert das Serial leider etwas an Schwung und wird streckenweise ziemlich repetetiv. Auch gibt es ein paar Elemente, mit denen ich nicht ganz glücklich war. 
Wenn die Message der Geschichte sein soll: Krieg ist eine blutige Absurdität, die bloß der Machtgier der Führer dient, dann frage ich mich, ob es klug war, den Amerikanischen Bürgerkrieg zu einem der "Beispielszenarien" zu machen. Denn der war zwar furchtbar blutig und brutal, von Seiten der Nordstaaten aber zugleich ein historisch fortschrittlicher, revolutionärer Kampf. Nett ist freilich, dass unsere Held*innen in diesem Szenario von dem schwarzen Soldaten Harper (Rudolph Walker) aus den Händen einer konföderierten Patrouille gerettet werden. Und dieser sicher dann auch noch als Teil einer Widerstandsbewegung entpuppt, bei deren Mitgliedern die außerirdische Gehirnwäsche nicht funktioniert hat und die sich deshalb einigermaßen im Klaren über ihre wirkliche Lage sind. Weniger nett ist allerdings, dass derselbe Harper eine Episode später auch schon tot ist.
Wirklich cringe-worthy ist Michael Napier Browns Auftritt als karrikaturenhafter Mexikanischer Bandido / Pancho Villa - Verschnitt gegen Ende des Serials. Allerdings gibt seine Figur Anlass für eine amüsante kleine Szene, in der die clevere und selbstbewusste Zoe dem chauvinstischen Dickschädel zeigt, dass sie sich besser auf strategisches Denken versteht als er.
Die Außerirdischen, die hinter dem Ganzen stecken, genießen die Unterstützung des War Chief (Edward Brayhshaw), eines abtrünnigen Time Lords, der sie u.a. mit Tardis-artigen Apparaturen versorgt hat. Als der Doctor schließlich einsehen muss, dass es ihm trotz Unterstützung durch die rebellierenden Soldaten nicht gelingen wird, die Situation auf eigene Faust zu bewältigen, entschließt er sich zähneknirschend, die übrigen Time Lords zur Hilfe zu rufen. Obwohl er weiß, dass das vermutlich auch für ihn unangenehme Konsequenzen haben wird. Sein Versuch, sich vor deren Ankunft mit der Tardis aus dem Staub zu machen, scheitert und er wird von seinem Volk vor Gericht gestellt. Er verteidigt seine Entscheidung, hilfreich in die Geschicke anderer Völker eingegriffen zu haben, obwohl er damit gegen die Gesetze der Time Lords verstoßen hat. Und lässt allgemein keinen Zweifel daran, dass er sein Volk für einen Haufen eingebildeter Spießer hält. Am Ende wird er zum Exil auf der Erde und zu einer erzwungenen Regeneration (14) verurteilt.
Diese Schlusspassage ist für sich genommen zwar recht interessant, steht aber nur in sehr lockerer Beziehung zur eigentlichen Story. Motivisch am stärksten verbindet die beiden die offensichtlich sehr tiefe Abneigung des Doctors gegen jede Art von Autorität.

Mit Staffel 7 (1970) begann die Ära von Jon Pertwee als dem Dritten Doctor. Um Kosten zu sparen, hatte Produzent Derrick Sherwin beschlossen, dass es in Zukunft keine Abenteuer auf fremden Planeten oder in historischen Epochen mehr geben würde. Daher die Idee des Exils. Der Doctor arbeitet von nun an als wissenschaftlicher Berater der militärischen Organisation UNIT (United Nations Intelligence Taskcforce), die außerirdische Bedrohungen abwehren soll und den Vereinten Nationen unterstellt ist. Ihr Kommandant in Großbritannien ist Brigadier Lethbridge-Stewart (Nicholas Courtney).
Allerdings verließ Sherwin Doctor Who bereits nach dem Dreh des ersten Serials Spearhead from Space. Zwischen seinem Nachfolger Barry Letts und Terrance Dicks, der nachwievor Script Editor war, entwickelte sich rasch eine enge Zusammenarbeit. Gemeinsam waren sie es, die die Ära des Dritten Doctors prägten. Dicks mochte die Idee eines auf die Erde verbannten Doctors nicht besonders und begann diese so früh wie möglich aufzuweichen. Auch holte er umgehend seinen alten Kumpel Malcolm Hulke an Bord, um das zweite Serial Doctor Who and the Silurians zu schreiben, noch bevor Letts so richtig auf dem Produzentenposten angekommen war. Von allen beteiligten Autoren würde Hulke die meisten Scripts für die Abenteuer des Dritten Doctors schreiben. Wie zu erwarten enthielten seine Drehbücher stets ein politisches Element, aber das war kein Problem -- im Gegenteil. Wie Barry Letts einmal gesagt hat: "You could be pretty certain that anything that he wrote would have an underlying political message which we didn’t mind because we liked stories to have a reason." In der Tat hatten viele der Geschichten in dieser Ära von Doctor Who ein mehr oder minder offenes sozialkritisches Moment. Ohne deshalb zu platter Message-Fic zu werden. Und dazu passten Hulkes Arbeiten sehr gut. Um Terrance Dicks zu zitieren: "What we never did was commission a Doctor Who with a political message but nonetheless if you look at it there is a streak of anti-authoritarianism in all Mac’s work: he doesn’t trust the establishment." Natürlich wurde Doctor Who nicht "radikal". Schließlich war die Serie immer noch in erster Linie als Kindersendung konzipiert. Dennoch spiegelte sich in dieser Herangehensweise etwas von der politisch äußerst unruhigen Atmosphäre der frühen 70er Jahre wider. (15)
All das beeinflusste selbstverständlich auch die Art, in der die Beziehung zwischen dem Dritten Doctor und UNIT dargestellt wird. Liest man das bloße Konzept, könnte man ja befürchten, dass das Ganze auf eine Verherrlichung des Militärs als Weltenretter hinausläuft. Doch so einfach sieht die Sache nicht aus. Zuerst einmal nimmt der Doctor den Posten des "wissenschaftlichen Beraters" ohnehin nur notgedrungen an. Was bleibt ihm schon anderes übrig, nun da er auf der Erde gestrandet ist? Immerhin erhält er auf diese Weise Zugang zu einem wissenschaftlichen Labor. Aber wenn er nicht gerade an seinem geliebten Oldtimer "Bessie" herumbastelt, verbringt er die meiste Zeit damit, zu versuchen, die von den Time Lords lahmgelegte Tardis wieder startklar zu bekommen, um erneut seine alten Reisen durch Zeit und Raum aufnehmen zu können. Er verspürt nicht die geringste Loyalität gegenüber UNIT als Institution, sondern nur gegenüber einzelnen Menschen, die ihm nahestehen, wie seinen Companions Liz Shaw, Jo Grant und Sarah Jane Smith. Seine Bindung an die Organisation ist ihm vielmehr ausgesprochen lästig. Er mag es überhaupt nicht, wenn andere denken, dass sie ihm Befehle erteilen könnten, und bringt wiederholt sehr deutlich seine Verachtung für Hierarchien und militärische Disziplin zum Ausdruck. Der Doctor ist nicht frei von Arroganz, aber das ist nicht der einzige Grund für sein Verhalten. Er macht keinen Hehl daraus, wie wenig er von  "militärischem Denken", politischer Kleingeistigkeit und nationaler Borniertheit hält. Und allen dreien begegnet er im Zusammenhang mit UNIT öfter als ihm lieb ist. Lethbridge-Stewart und seine Truppe gehören zwar sicher zu "den Guten", aber auch der Brigadier neigt dazu, Probleme auf die "soldatische" Art (d.h. mit Waffengewalt) anzugehen, oder versteift sich auf die Unantastbarkeit der "Befehlskette", selbst wenn seine Vorgesetzten offensichtlich im Unrecht (oder schlicht dumm) sind. Malcolm Hulkes Doctor Who and the Silurians demonstriert eindrücklich, was für Konsequenzen das haben kann.
 
Eine nukleare Forschungseinrichtung, die in ein Höhlensystem unter einer englischen Moorlandschaft gebaut wurde, leidet seit einiger Zeit unter unerklärlichen Fehlfunktionen. Zudem hat einer der Mitarbeiter bei einem Abstecher in die tiefergelegenen (und unerforschten) Kavernen offenbar den Verstand verloren und bemalt seitdem die Wände seiner "Zelle" mit perfekten Repliken prähistorischer Felszeichnungen. UNIT soll die Sache aufklären. Sehr zum Ärger des Direktors Dr. Lawrence (Peter Miles), der befürchtet, dass die Anwesenheit der "Eindringlinge" den Fortgang des Projektes behindern könnte, an dem seine Karriere hängt. Nach einigem hin und her (sowie dem Auftritt eines leibhaftigen Dinosauriers) erweist es sich, dass durch den Bau des Komplexes Vertreter einer uralten reptilischen Spezies aus einem äonenlangen Schlaf geweckt wurden. Diese "Silurians", deren hochentwickelte Zivilisation einst die Erde beherrschte, sehen in den Menschen bloß hochmütig gewordene Affen und planen, den Planeten erneut in Besitz zu nehmen. Der Doctor bemüht sich, eine friedliche Übereinkunft zwischen den beiden Rassen zu erreichen, stößt jedoch auf beiden Seiten auf gar zu viel Misstrauen, Xenophobie, Aggressivität und Arroganz.
"Klassischer" Doctor Who verfügte grundsätzlich nur über ein extrem kleines Budget, was sich selbstredend auch in der Gestaltung von Sets, Spezieleffekten sowie Monsterkostümen und -miniaturen zeigt. Im allgemeine habe ich damit selten ein Problem. Für mich trägt das sogar zum besonderen Charme der Serie bei. Doch ab und an fühle selbst ich mich dadurch etwas irritiert. Und beim Design der Silurians war das leider der Fall. Es dauert recht lange, bis wir sie in voller Pracht zu sehen bekommen. Anfang zeigt man uns bloß Schatten, Silhouetten oder mal eine vereinzelte Klauenhand, die sich über eine Mauer schiebt. Eine Reihe von Szenen sind sogar aus der Monster-POV eines verletzten Siluarians gedreht. All das ist recht geschickt gemacht, doch steigert es zugleich die Erwartung der Zuschauenenden. Und am Ende schauen die Kerle dann halt eher wie Discounter-Versionen des Gillman aus Creature From the Black Lagoon aus. Was mich schon kurz rausgerissen hat. Freilich nicht auf Dauer, denn dazu ist Hulkes Drehbuch zu gut.
Die Hauptantagonisten des Serials sind der karriereversessene Dr. Lawrence, der am Ende schier zum Berserker mutiert; Security Chief Major Baker (Norman Jones), der es gar nicht abwarten kann, das unterirdische Habitat der Silurians zu stürmen und dort ein Blutbad anzurichten; sowie ein besonders xenophober Verrtreter der reptilischen Spezies, der den kompromissbereiten Anführer seines Volkes ermordet und die Menschheit mit einem genmanipulierten Virus ausrotten will. Doch für den wirklich niederschmetternden Schlusspunkt der Geschichte ist niemand anderes als Lethbridge-Stewart verantwortlich. Der Doctor setzt bis zum Ende auf die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz, selbst nachdem es zu einer gewaltsamen Eskalation gekommen ist. Doch der Brigadier schätzt die Lage anders ein. Als sich der Doctor und Liz auf den Rückweg nach London machen, werden sie plötzlich Zeuge einer Reihe gewaltiger Explosionen im Moor. Lethbridge Stewart hat das Höhlensystem sprengen lassen! Die subtile schauspielerische Leistung von Jon Pertwee ist grandios: Das Gesicht des Doctors wirkt wie versteinert, als er realisiert, dass der Brigadier soeben Völkermord an einer ganzen Spezies vernunftbegabter Wesen begangen hat. Einer der düstersten Doctor Who - Momente, die mir bislang untergekommen sind. Und dabei völlig frei von überzogenem oder lautem Pathos.
 
Hauptautor von The Ambassadors of Death war David Whitaker, aber auch wenn sein Name nicht in den Credits genannt wird, hatte Malcolm Hulke doch an den Drehbüchern für die Episoden 2-7 mitgeschrieben. Wie  groß sein Anteil war und welche Ideen auf ihn zurückgehen, weiß ich zwar nicht, könnte mir aber vorstellen, dass die antimilitaristische Wendung, die die Story am Ende erhält, einer seiner Beiträge war.
Bei der Rückkehr einer bemannten britischen Marsmission zur Erde kommt es zu Komplikationen, als eine zweite Raumkapsel im Orbit an Mars Probe Seven andocken soll. UNIT wird zur Hilfe gerufen, doch der Doctor muss schon bald feststellen, dass er einer weitverzweigten Verschwörung gegenüber steht, an der mächtige Vertreter aus Regierung und Militär beteiligt zu sein scheinen, und die um jeden Preis zu verhindern versucht, dass die Wahrheit über die Marsmission und das Schicksal der drei Astronauten ans Tageslicht kommt. Am Ende stellt sich heraus, dass das Oberhaupt der Konspiration, General Carrington (John Abinari), die militärische Konfrontation mit einer außerirdischen Rasse zu provozieren versucht, weil er diese trotz aller gegenteiligen Beweise für eine Bedrohung hält, die unbedingt ausgemerzt werden muss. Und trotz seines offenbar monomanen Geisteszustandes kann er dabei auf den blinden Gehorsam der meisten seiner Untergebenen rechnen.
Wie viele alte Doctor Who - Serials besitzt auch Ambassadors of Death einige Längen, doch insgesamt finde ich das Szenario einer Verschwörung, deren Umfang von Episode zu Episode immer weiter anzuwachsen scheint, ziemlich gelungen. Und dass Carrington jede einzelne seiner Schandtaten mit der Floskel "It's our moral duty" rechtfertigt, ist ein großartiges Detail.
 
Als sie die achte Staffel (1971) konzipierten, entschieden sich Terrance Dicks und Barry Letts dazu, dem Doctor einen wiederkehrenden Erzwidersacher gegenüberzustellen: Den Master, der in einem ersten Memo so charakterisiert wurde:
A lapsed Time Lord of equal, perhaps even senior, rank to the Doctor. Now on the run from the Time Lords. Sinister, polished, charming. A manipulator of others for evil ends, with a vested interest in chaos and misrule, which he turns to his own profit.     
Der Master ist ohne Frage eine echte Bereicherung für die Serie. Roger Delgado spielt den Bösewicht mit viel Verve und Charme. Und es ist stets ein Vergnügen, ihn und Pertwee interagieren zu sehen. Dennoch war es vielleicht nicht die beste Idee, den abtrünnigen Time Lord gleich in allen fünf Serials der Staffel zum Oberschurken zu machen. Denn manchmal hat man dabei das Gefühl, er sei nachträglich in ein Script hineingeschrieben worden, das ihn eigentlich nicht gebraucht hätte. Malcolm Hulkes Colony in Space ist dafür ein ganz gutes Beispiel.
Freilich gibt er die Begründung dafür ab, warum die Time Lords dem Doctor erstmals wieder die Nutzung der Tardis erlauben. Denn er soll (wie schon im Staffelauftakt The Terror of the Autons) in ihrem Auftrag die diabolischen Pläne des Erzschurken durchkreuzen. Und dazu muss er auf einen fernen Planeten und in die Zukunft reisen. Doch nachdem er und seine Begleiterin Jo Grant (Katy Manning) dort angekommen sind, spielt der Master für die eigentliche Handlung lange Zeit gar keine oder nur eine periphere Rolle.
Im Kern geht es in dem Serial um eine Gruppe von menschlichen Auswanderern, die im Jahr 2472 auf dem ziemlich unwirtlichen Planeten Uxarieus eine Kolonie zu gründen und damit den von Überbevölkerung, Umweltzerstörung und einem repressiven Regime geprägten Verhältnissen auf der Erde zu entkommen versuchen. Doch unglücklicherweise hat das Bergbauunternhmen IMC ("Interplanetary Mining Corporation") reiche Erzvorkommen auf dem Planeten entdeckt. Und IMC-Captain Dent (Morris Perry) ist kein Trick zu schmutzig, um die lästigen Kolonisten zu vertreiben, die der wirtschaftlichen Ausbeutung von Uxarieus im Wege stehen.
Dent ist ein wunderbar schmieriger und skrupelloser Bösewicht, aber nicht alle seiner Untergebenen erweisen sich als bloße kapitalistisch-imerialistische Dronen. Als Bergbauingenieur Caldwell (Bernard Kay) realisiert, dass sein Vorgesetzter auch vor Mord nicht zurückschreckt, erwachen erste Skrupel in ihm. Dents Drohung, er werde bei Befehlsverweigerung Caldwells Karriere restlos zerstören, hält ihn zwar eine Zeit lang in Schach. Doch als es schließlich hart auf hart kommt, stellt er sich auf die Seite der Kolonisten. 
Die Kolonie selbst wirkt wie eine Mischung aus Hippie-Aussteiger-Kommune und amerikanischer Frontiersiedlung. Als ihre Mitglieder zwischendurch diskutieren, ob sie sich von der Erde lossagen sollen, falls deren Regierung die Partei von IMC ergreifen sollte, fühlt man sich sogar ganz leicht an die Amerikanische Revolution erinnert.
Da das Szenario einen unverkennbaren Western-Vibe besitzt, wird man die stummen und mysteriösen Ureinwohner, die immer mal wieder Speere schwingend auftauchen, spontan mit amerikanischen Ureinwohnern vergleichen. Doch in Wirklichkeit sind die Parallelen nicht gar so groß. Handelt es sich bei ihnen doch um die Nachfahren einer einst hochentwickelten Zivilisation, die in ihrer unterirdischen Hauptstadt immer noch die technischen Relikte ihrer Vergangenheit hüten. Und erst an dieser Stelle kommt auch der Master ins Spiel. Bei einem dieser Relikte handelt es sich nämlich um eine "Doomsday Weapon" von schier unvorstellbarer Zerstörungskraft, die der Schurke unbedingt in die Finger bekommen will.
Die beiden Plothälften wirken etwas willkürlich zusammengefügt und die Haupthandlung dabei deutlich stärker als das "Doomsday Weapon" - Anhängsel. Sehenswert bleibt das Ganze aber auf jedenfall.   
 
Offenbar hielten es Dicks und Letts für eine gute Idee, in der neunten Staffel (1972) noch einmal die Silurians auftreten zu lassen. In meinen Augen war das keine glückliche Entscheidung. The Sea Devils scheint zwar bei vielen Fans und Kritiker*innen recht beliebt zu sein, doch ich halte das Serial für Malcolm Hulkes schwächsten Beitrag zu Doctor Who.
Der beste Teil ist der Auftakt, wenn der Doctor gemeinsam mit Jo dem Master einen Besuch abstattet, der seit den Ereignissen von The Dæmons in einem Hochsicherheitsgefängnis auf einer Insel vor der britischen Küste sitzt. Man spürt deutlich etwas von der besonderen Beziehung, die zwischen den beiden besteht und in der sich Feindseligkeit und gegenseitiger Respekt vermischen. An einer Stelle erzählt der Doctor Jo sogar, dass die beiden vor langer Zeit einmal beinahe so etwas wie Freunde gewesen wären. Und man bekommt den Eindruck, dass er Mitleid für den eingekerkerten Time Lord empfindet.
Doch die eigentliche Handlung, in der es um die aquatischen Verwandten der Silurians geht, hat auf mich leider wie eine "Painted by numbers" - Malcolm Hulke - Geschichte gewirkt. Im Grunde ist sie eine bloße Wiederholung der Ereignisse von Doctor Who and the Silurians, bloß aufgepeppt mit allerlei Navy - Gedöns und Stock Footage - Aufnahmen von Kriegsschiffen und Seemanövern. Das britische Verteidigungsministerium war direkt an der Produktion beteiligt und viele der Matrosen, die wir zu sehen bekommen, waren echte Navy-Angehörige. Aber entschuldigt das die Tatsache, dass The Sea Devils der kritische Stachel seines Vorgängers fast völlig fehlt? Das dass Serial am Ende sogar beinahe wie eine Revision von Doctor Who and the Silurians wirkt? Sicher, die Geschichte enthält eine Art Lippenbekenntnis zum Antimilitarismus, wenn ein aufgeblasener Politiker den Beschuss der Basis der Sea Devils befiehlt. Trotz allem ist es halt doch ein Hulke - Script. Aber am Ende ist es der Doctor höchstpersönlich, der eben diese Basis in die Luft jagt! Zwar bringt er damit nicht gleich das ganze Volk der Sea Devils um, dennoch hatte ich das Gefühl, dass damit rückwirkebnd das extrem finstere Ende von Doctor Who and the Silurians entschärft wird.
Nett ist freilich, dass Jo eine ziemlich aktive Rolle in der Geschichte spielt und zwischendurch auch einmal den in die Bredouille geratenen Doctor retten darf. Außerdem gibt's ein Fechtduell zwischen Pertwee und Delgado.

Mit dem Auftakt der zehnten Staffel (1972/73) The Three Doctors wird das Exil auf der Erde auch offiziell endgültig beendet. Allerdings sind die Zeit- und Raumsprünge der wiederhergestellten Tardis mitunter noch genau so unvorhersehbar wie eh und je. Und so landen der Doctor und Jo in Frontier in Space unverhofft im 26. Jahrhundert, einer Zeit heftiger Spanungen zwischen der Erde und dem Drakonischen Imperium. Gegen ihren Willen in die Ereignisse hineingezogen, sehen sie sich schon bald vor die Aufgabe gestellt, den Ausbruch eines interstellaren Krieges zwischen den Machtblöcken zu verhindern. Denn niemand anderes als der Master versucht das gegenseitige Misstrauen der beiden Völker auszunutzen, um einen wahren Weltenbrand zu entfachen, indem er Überfälle auf Raumfrachter beider Seiten organisiert, die er als Attacken des jeweiligen "Erbfeinds" erscheinen lässt.
Frontier in Space ist meines Erachtens einer der Höhepunkte von Malcolm Hulkes Doctor Who - Arbeit und steckt voller bemerkenswerter Elemente. An der Spitze der Erdregierung steht eine Präsidentin (Vera Fusek), die zwar bemüht ist, den Frieden zu wahren, doch immer stärker unter den Druck ihres Stabschefs General Williams (Michael Hawkins) gerät, derweil immer größere Teile der Öffentlichkeit von einem xenophoben Kriegsfieber erfasst werden. Die Drakonier ihrerseits sind eine von einem starren Ehrenkodex beherrschte Feudalgesellschaft. Ihr Botschafter auf der Erde ist ein imperialer Prinz (Peter Birrel), der in Williams einen unversöhnlichen Todfeind seines Volkes sieht, da dieser im letzten Krieg zwischen den beiden Mächten das Oberkommando innehatte und in seinen Augen auch für den Ausbruch der Kampfhandlungen verantwortlich war. 
Keines der beiden Staatsgebilde wirkt sonderlich ansprechend. Die Erdregierung scheint der Form nach zwar eine Demokratie zu sein, doch wie wir später erfahren unterhält sie auf dem Mond eine Art Gulag für die Dissidenten der "Peace Party". Das drakonische Imperium wiederum wird ganz von einer Handvoll aristokratischer "Häuser" dominiert und ist außerdem eine extrem männlich-chauvinistisch Kultur. Und doch wirken die drei zentralen politischen Figuren allesamt nicht unsympathisch. Die Präsidentin verteidigt standhaft ihre Position, den Frieden so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und die Drakonier nicht unnötig zu provozieren. Der Prinz-Botschafter fühlt sich ehrlich seinem feudalen Ehrenkodex verpflichtet. Und selbst General Williams, der lange Zeit wie der typische hulke'sche Militarist und War Hawk wirkt, kommt am Ende überraschend schnell zu einem Einsehen, nachdem ihm klar geworden ist, dass er aufgrund eines Missverständnisses tatsächlich für den Ausbruch des letzten Krieges zwischen Menschen und Drakoniern verantwortlich war. (16)
Malcolm Hulke hat in einem Interview einmal ganz offen erklärt, dass Frontier in Space als eine Art Parabel auf die USA und die UdSSR im Kalten Krieg gedacht war: "The two sides as far as I was concerned were the Soviet Union and America, and somebody else trying to tickle them up and get them at war with each other when they were quite capable of living in peace." Offenbar war er zu diesem Zeitpunkt innerlich schon weit von jedweder Idealisierung des sowjetischen Regimes abgerückt. Denn ganz gleich welche Seite des Konfliktes man mit der UdSSR identifizieren wollte, das Ergebnis wäre nicht unbedingt schmeichelhaft. Woran er hingegen weiterhin unerschütterlich festhielt, war seine unbedingte Antikriegshaltung. Und seine Überzeugung, dass Menschen zu komplex sind, um sie in ein simplistisches Gut-Böse-Schema zu pressen.
 
Die elfte Staffel (1973/74) bildete den Abschluss der Ära des Dritten Doctors und enthielt mit Invasion of the Dinosaurs zugleich den letzten Beitrag Malcolm Hulkes zu Doctor Who.
Das Serial genießt einen etwas berüchtigten Ruf aufgrund der wirklich alles andere als überzeugenden Dinos, die darin die Straßen von London terrorisieren. Für mich stellten diese eigentlich doch recht putzigen Kameraden kein so großes Problem dar. Einzig der Kampf zwischen einem Tyrannosaurus Rex und einem Brontosaurus in der letzten Episode hinterließ selbst bei mir einen leicht peinlichen Nachgeschmack. Für die Handlung ist er nämlich ohne jede Bedeutung und wurde offensichtlich nur eingefügt, weil solche Kämpfe spätestens seit The Lost World (1925) zum Standardrepertoire eines jeden Dino-Flicks gehören. Doch wenn man nun einmal nicht über das dafür nötige Budget verfügt (was ja keine Schande ist), sollte man auf derartige Shenanigans lieber verzichten.
Inhaltlich jedoch ist Invasion of the Dinosaurs ein würdiger Abschied für Malcolm Hulke.
Als der Doctor und Sarah Jane Smith (Elisabeth Sladen) nach den Abenteuern von The Time Warrior in die Gegenwart zurückkehren, treffen sie ein beinah völlig menschenleeres London an. Nach einem unfreundlichen Zusammenstoß mit einer Gruppe von Plünderern werden sie von einer Militärpatrouille aufgegriffen. Die Stadt wurde offenbar evakuiert und unter Kriegsrecht gestellt. Und wie unsere Held*innen schon bald am eigenen Leib zu spüren bekommen, heißt das vor allem schrankenlose bürokratisch-militärische Willkür. Zu ihrem Glück ist UNIT Teil der "Besatzungstruppe" und nach einigem hin und her befreit Lethbridge-Stewart die beiden aus den Klauen seiner übereifrigen Kollegen. Das Kommando führt allerdings General Finch (John Bennett), so dass die Handlungsmöglichkeiten des Brigadiers eingeschränkt sind. Der einzige Vertreter der Zivilregierung, der noch in der Hauptstadt weilt, ist der für sein Umweltschutz-Engagement bekannte Sir Charles Grover (Noel Johnson). Der Grund für dieses ganze Szenario? Ich hatte die Dinos erwähnt, oder?
Der Doctor kombiniert natürlich sofort, dass hier irgendwer mit Zeitreisen herumspielt. Doch da er in seiner Arroganz anfangs viele der durchaus klugen Ideen Sarah Janes ignoriert, dauert es eine Weile, bis er dahinter kommt, was hier wirklich gespielt wird. Grover und eine Gruppe gleichgesinnter Öko-Idealisten (zu denen auch Finch gehört) haben vor, die gesamte Erde in das vermeintlich "Goldene Zeitalter" vor dem Beginn der menschlichen Zivilisation zurückzuversetzen. Nur eine kleine Schar Auserwählter sollen von den Auswirkungen dieses Zeitsprungs, der de facto die Ausrottung der gesamten Erdbevölkerung bedeuten würde, verschont bleiben, um zu Begründern und Lehrmeistern einer neuen, besseren Menschheit zu werden.
Als humanistische und intelligente Kritik an der in bedeutenden Teilen der Öko-Bewegung immer schon virulenten Misanthropie, die die gesamte menschliche Zivilisation und Kultur für einen verdammenswerten Irrweg hält, hat mir Invasion of the Dinosaurs ausnehmend gut gefallen. Nicht zuletzt, weil dabei schonungslos der elitäre Überlegenheitsdünkel jener Öko-Idealisten bloßgestellt wird, die die Mehrheit der Menschen für einen "dummen Pöbel" halten, der es im Grunde verdient hat, unterzugehen. Zugleich wird das schon damals erschreckende Ausmaß der ökologischen Krise keineswegs geleugnet. Nur erklärt Hulke völlig zurecht, dass die Lösung nicht in einer Rückkehr zu der erträumten Idylle einer vorindustriellen Zeit bestehen kann. Wie er dem Doctor in den Mund legt: "Take the world that you’ve got and try and make something of it. It’s not too late." (17)
 
Wenn es ein durchgehendes Motiv in Malcolm Hulkes Doctor Who - Serials gibt, so ist es die tiefempfundene Feindschaft gegen Militarismus und Krieg. Angesichts der aktuellen Lage in der Welt eine mehr als zeitgemäße Botschaft. Wie sein Versuch, im 2. Weltkrieg den Dienst an der Waffe zu verweigern, belegt, entsprach dies wohl schon von früh an seinen persönlichen Überzeugungen. Doch die Zeit in der Kommunistischen Partei dürfte diese Haltung noch verstärkt haben. Hulkes politisch formative Jahre waren die späten 40er und die 50er. Und in dieser Zeit fand die national-reformistische Linie der KP ihren vielleicht stärksten Ausdruck in der Unterstützung der klassenübergreifenden "Friedensbewegung" und der Proteste gegen die atomare Aufrüstung.
 
Hulkes Abschied als Drehbuchautor bedeutete nicht das Ende seiner Verbindung zu Doctor Who. Schon 1972 hatte er zusammen mit Terrance Dicks das Buch The Making of Doctor Who geschrieben. Zwischen 1974 und '76 würde er dann noch einmal sechs Novelizations zu Papier bringen. Fünf für seine eigenen Jon Pertwee - Serials, eine für Robert Slomans Green Death. Außerdem erschien 1974 sein Buch Writing for Television, mit dem er einmal mehr eine Hilfestellung für angehende Drehbuchautor*innen zu liefern versuchte. 

Malcolm Hulke starb am 6. Juli 1979. Als überzeugter Atheist hatte er verfügt, dass seine Beisetzung frei von allem Zeremoniell sein sollte. Terrance Dicks erzählt, dass die am Sarg versammelten Freunde zuerst nicht recht gewusst hätten, wie sie sich verhalten sollten.
Finally Eric Paice stood up, slapped the coffin and said "well cheerio, Mac" and wandered out. We all followed him.



(1) Herbert bezieht sich seinerseits auf einen Artikel ("Red Hulke") von John Williams, der in Nr. 489 (September 2015) des Doctor Who Magazines erschienen ist, mir aber leider nicht zugänglich war. Alle Zitate in diesem Blogpost, die nicht mit anderweitigen Links verknüpft sind, stammen aus Doctor Who and the Communist.  

(2) Ich bin überzeugt davon, dass Orwell vor allem die Figur des Syme nach dem Vorbild der zynischen stalinistischen Intellektuellen gezeichnet hat, von denen es in Großbritanniens "linken" Kreisen nicht wenige gab: Zu schlau, um die monströsen Lügen der Führung nicht zu durchschauen, doch stets bereit, Stalin und die Parteilinie rückhaltlos zu verteidigen. Stolz darauf, zur "revolutionären Avantgarde" zu gehören, doch zugleich voller Verachtung für die "Massen".

(3) Diese politische Wende wurde übrigens nicht nur in der imperialen Metropole, sondern auch in den Kolonien vollzogen. So erklärte die indische KP, der Überfall auf die Sowjetunion habe den bis dahin imperialistischen Krieg in einen "Peoples' War" verwandelt. Der Kampf gegen die kolonialen Unterdrücker müsse deshalb vorerst den Kriegsanstrengungen der Alliierten untergeordnet werden. In dem Pamphlet The Indian Communist Party: Its policy and work in the war of liberation ging man so weit, offen zu erklären: "Today Britain's war is our war."

(4) Das Programm enthält u.a. den erstaunlichen Absatz: "The enemies of Communism accuse the Communist Party of aiming to introduce Soviet Power in Britain and abolish Parliament. This is a slanderous misrepresentation of our policy." In seinem Artikel Blimps With Little Red Flags bemerkt Peter Fryer dazu: "The party’s 1935 programme had been entitled For Soviet Britain!, but this did not prevent Stalin’s personally insisting -- as I was informed in 1956 by a then member of the CP’s Political Committee -- on the insertion of this oblique repudiation into the draft of the 1951 programme."

(5) Teilweise wortwörtlich. Die britische KP war berüchtigt dafür, Schlägertrupps gegen Vertrer*innen anderer sozialistischer Organisationen einzusetzen.

(6) Welche Rolle Tito persönlich während des Großen Terrors (1936-38) gespielt hatte, dem praktisch alle namhaften, nach Moskau geflohenen jugoslawischen Kommunisten zum Opfer fielen, scheint umstritten zu sein. Fakt ist, dass er aus dem Blutbad als unbestrittener Führer seiner Partei hervorging und politisch während dieser Zeit nie etwas anderes als ein linientreuer Anhänger Stalins gewesen war.

(7) Yep, das ist der Vater von Fantasyautor Ben Aaronovitch. Später wurde er einer der führenden Ökonomen der britischen Stalinisten und spielte als solcher in den 80er Jahren eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der Ideologie, die dann dem krassen Rechtsruck der Labour Party in den frühen 90ern (Tony Blairs "New Labour") als Legitimation dienen sollte.    

(8) Allerdings verließen Fryer und Pearce die SLL später wieder, abgestoßen vom autoritären und erratischen Führungsstil Healys.

(9) Das Unity Theatre schloss 1983 endgültig seine Pforten. Witzigerweise beschreibt ein in der New York Times erschienener Artikel die angeblichen Gründe dafür wohl wie folgt: "It represented a spirit of old-fashioned opposition and could not find its place in a more strident and increasingly prosperous age." Nun ja, ich schätze, für Mitglieder jener wohlhabenden Mittelklasse, deren Sprachrohr die NYT ist, waren die frühen Thatcher-Jahre tatsächlich ein "prosperous age" ...   

(10) Die ersten drei Quatermass - Miniserien habe ich vor Urzeiten mal hier besprochen: The Quatermass Experiment (1953), Quatermass II (1955) und Quatermass and the Pit (1958/59).

(11) Auf der stets lesenswerten Website The Reprobate findet man einen Artikel von David Flint über die Pathfinders - Serie sowie die Unterwasser-SciFi-Miniserien City / Secret Beneath the Sea.

(12) Einige der Original-Memos kann man sich hier durchlesen.

(13) Interessanterweise gab es für die zweite Staffel noch einmal ein ähnliches unverfilmtes Script, diesmal von Dick Sharples, das in der Planungsphase u.a. solch bizarre Titel wie The Female of the Species, The Lady Killers, More Deadly Than The Male und The Strange Suffragettes (!?!) trug.

(14) Die hier allerdings noch nicht so genannt wird. Das ganze Konzept der regelmäßigen Regenerationen, mit denen der Wechsel der Schauspieler erklärt wird, entwickelte sich erst allmählich. 

(15) Da ich den Blogpost nicht noch weiter anschwellen lassen will, verweise ich an dieser Stelle lieber auf einen meiner alten Beiträge über M. John Harrisons Viriconium - Zyklus, in dem ich die politischen Umbrüche dieser Zeit bereits einmal kurz skizziert habe.

(16) Ich kann das zwar nicht konkret belegen, aber wirkt das folgende Szenario nicht tatsächlich ein bisschen so, als könnte es die Inspiration für den Ausbruch des Kriegs zwischen der Erde und den Minbari in Babylon 5 gewesen sein? Drakonier und Erdstreitkräfte vereinbaren ein Treffen, bei dem beide Seiten unbewaffnet erscheinen sollen. Als stattdessen ein scheinbar feuerbereiter drakonischer Schlachtkreuzer am Treffpunkt erscheint, glaubt General Williams sich verraten und befiehlt den Angriff. Doch die Drakonier hatten in Wahrheit nur deshalb ein Kriegsschiff geschickt, weil kein anderes Gefährt der Würde eines Mitglieds der imperialen Familie angemessen gewesen wäre. Dabei waren die Torpedoschächte des Kreuzers ungeladen.

(17) Interessanterweise taucht schon in Pathfinders to Venus eine Figur auf, die eine ähnlich zivilisationsfeindliche Misanthropie vertritt und deshalb zu verhindern versucht, dass unsere Held*innen zur Erde zurückkehren, damit es nicht zu weiteren menschlichen Erkundungsflügen kommt, die am Ende unweigerlich das primitive "Paradies" des Nachbarplaneten zerstören würden.