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Dienstag, 20. August 2013

Zu H.P. Lovecrafts Geburtstag

Da wir heute den 123. Geburtstag von Howard Phillips Lovecraft feiern können, dachte ich mir, dies sei vielleicht ein guter Anlass, um ein paar kurze Bemerkungen über meine Beziehung zum Gentleman von Providence loszuwerden.
In der Vergangenheit habe ich mich auf diesem Blog bereits mehrmals etwas ausführlicher zu einigen Aspekten seines Oeuvres geäußert, vor allem in
Was ich dort geschrieben habe, klingt alles in allem vermutlich nicht sehr freundlich. In der Tat stehe ich seinem Werk in vielen Punkten sehr kritisch gegenüber, und halte den in manchen Kreisen um ihn betriebenen Kult für etwas bedenklich. Der Grund hierfür sind weniger Lovecrafts rassistische Ansichten, von denen zumindest im englischsprachigen phantastischen Netz inzwischen recht häufig die Rede ist, sondern sehr viel allgemeiner der misanthrope und nihilistische Geist, von dem die allermeisten seiner Geschichten erfüllt sind. Dass ein Autor, dessen ganzes Werk von der Überzeugung getragen wird, der Mensch sei eine erbärmliche Kreatur, das Leben eigentlich widerwärtig und die Geschichte eine sinnlose Groteske, ein solches Maß an Begeisterung hervorrufen kann,  finde ich ziemlich beunruhigend. Beunruhigend, aber nicht unverständlich. Die Empfindung, einer von bedrohlichen und undurchschaubaren Mächten kontrollierten Wirklichkeit hilflos ausgeliefert zu sein, welche im Cthulhu-Mythos ihren phantastischen Ausdruck gefunden hat, ist heutzutage aus nachvollziehbaren Gründen sicher sehr weit verbreitet.  Doch gegen eben dieses Gefühl mit aller Macht anzukämpfen, ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Die Menschen müssen endlich wieder an ihre eigene Kraft glauben, an ihre Fähigkeit, den Lauf der Geschichte selbst bestimmen zu können. Sie sind nicht hilflos und ohnmächtig, wenn sie sich nicht länger dazu machen lassen. Und in diesem Ringen um ein neues menschliches Selbstbewusstsein gehört Lovecraft leider zum Lager des Feindes.
Doch bedeutet das nicht, dass ich den alten Gentleman nicht zugleich auch zu schätzen wüsste. Es gab einmal eine Zeit, da hätte ich wenig Gutes über ihn zu sagen gehabt. Doch selbst damals wäre ich nicht so weit gegangen wie Michael Moorcock, der ihn in Wizardry and Wild Romance als den Verfasser "of the most powerful infantile pathological imagery and some of the most astonishingly awful prose ever to gain popularity" abkanzelt. Zugegeben, auch heute noch bin ich mir angesichts seines berüchtigen Prosastils und des oft eher ungeschickt wirkenden Aufbaus vieler seiner Geschichten nicht sicher, ob ich ihn als einen wirklich "guten" Schriftsteller bezeichnen würde. Doch was für mich trotzdem völlig außer Frage steht ist, dass die phantastische Kunst ohne ihn unendlich viel ärmer wäre. Auch bin ich mir vollauf bewusst, das mir persönlich etwas sehr wertvolles fehlen würde, hätte ich niemals Bekanntschaft mit Lovecrafts bizarren Welten geschlossen. Mit aller nötigen Bescheidenheit möchte ich mich Clark Ashton Smith anschließen, der einmal geschrieben hat: "Leng and Lomar and witch-ridden Arkham and sea-cursed Innsmouth are part of my mental geography; and dreadful, cyclopean R'lyeh slumbers somewhere in time depths." Und auch wenn der gute Éch-Pi-El in so vielem mir genau entgegengesetzte Ansichten vertreten hat, glaube ich doch, dass er ein intelligenter, sensibler, ernsthafter und nicht unsympathischer Mensch gewesen ist, mit dem ich sehr gerne einmal einen Abend im Gespräch verbracht oder ein paar Briefe gewechselt hätte.
Leider fehlt mir im Moment die Zeit, um eine angemessene Würdigung über ihn zu schreiben. Und so möchte ich stattdessen lieber die Verse zitieren, die Clark Ashton Smith  sechzehn Tage nach dem Tod seines Freundes im März 1937 über ihn geschrieben hat::
Lover of hills and fields and towns antique,
How hast thou wandered hence
On ways not found before,
Beyond the dawnward spires of Providence?
Hast thou gone forth to seek#
Some older bourn than these—
Some Arkham of the prime and central wizardries?
Or, with familiar felidae,
Dost now some new and secret wood explore,
A little past the senses' farther wall—
Where spring and sunset charm the eternal path
From Earth to ether in dimensions nemoral?
Or has the Silver Key
Opened perchance for thee
Wonders and dreams and worlds ulterior?
Hast thou gone home to Ulthar or to Pnath?
Has the high king who reigns in dim Kadath
Called back his courtly, sage ambassador?
Or darkling Cthulhu sent
The sign which makes thee now a councilor
Within that foundered fortress of the deep
Where the Old Ones stir in sleep
Till mighty temblors shake their slumbering continent?

Lo! in this little interim of days
How far thy feet are sped
Upon the fabulous and mooted ways
Where walk the mythic dead!
For us the grief, for us the mystery. . . .
And yet thou art not gone
Nor given wholly unto dream and dust:
For, even upon
This lonely western hill of Averoigne
Thy flesh had never visited,
I meet some wise and sentient wraith of thee,
Some undeparting presence, gracious and august.
More luminous for thee the vernal grass,
More magically dark the Druid stone,
And in the mind thou art forever shown
As in a magic glass;
And from the spirit's page thy runes can never pass.
Auch möchte ich zum Abschluss noch eine meiner Lieblingsgeschichten aus Lovecrafts Oeuvre präsentieren: The Cats of Ulthar. Vorgetragen von der wundervollen Julia Morgan, auf deren Youtube-Seite man neben vielen weiteren Werken des Gentlemans von Providence auch solche von M.R. James, E.F. Benson, Edgar Allan Poe und anderen Meistern des Unheimlichen und Phantastischen finden kann:

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