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Montag, 3. Juli 2017

Willkommen an Bord der "Liberator" – S01/E13: "Orac"

Ein Blake's 7 - Rewatch
 
Star Trek IV: The Voyage Home rekapituliert die zum Verständnis wichtigen Ereignisse seines Vorgängers, indem der Film ganz einfach den klingonischen Botschafter dem Föderationsrat einige Szenen aus The Search for Spock vorspielen lässt, die als Material einer "Sicherheitskamera" ausgegeben werden und als Beweisstücke für einen angestrebten Kriegsverbrecherprozess gegen Kirk dienen sollen.

Dieselbe – vielleicht nicht eben elegante, aber doch irgendwie charmante – Methode verwendet auch Orac. Blake und Avon betrachten sich eine Video-Aufzeichnung aus dem {zuvor nie erwähnten} Logbuch der Liberator, die uns zusammen mit dem Audiokommentar alles nötige mitteilt, was wir über den Inhalt von  Deliverance wissen müssen. Ein weiteres Indiz dafür, dass man die beiden Episoden nur bedingt als Zweiteiler bezeichnen kann.
Diese putzige "In Universe" - Version von "Last Time on Blake's 7" mündet allerdings schon recht bald in sehr viel düsterere Gefilde, als Cally die Nachricht überbringt, dass sich Jenna, Avon, Vila und Gan durch ihren längeren Aufenthalt auf Cephlon eine tödliche Dosis radioaktiver Strahlung zugezogen haben. Ein Grund mehr, möglichst schnell Aristo zu erreichen, den geheimen Zufluchtsort von Ensor, der hoffentlich über die nötigen Medikamente verfügt. Wie Avon sehr treffend bemerkt: "It's ironic isn't it we are racing to deliver medical supplies that will save a man's life in the hope that he will have medical supplies that will save ours."
Der alte Ensor (Derek Farr) ist ganz der eigenbrötlerische Exzentriker ist, als den wir ihn uns vorgestellt haben. Am innigsten verbunden fühlt er sich offenbar seinen Aquariumsfischen und seinen Topfpflanzen, und es fällt schwer, zu glauben, dass er seine unterirdische Eremitenklause bis vor kurzem mit seinem Sohn geteil haben soll.  Dennoch ist er vernünftig genug, sein von Orac gesteuertes Sicherheitssystem zu aktivieren, sobald Servalan und Travis auf dem Planeten landen.
Die beiden sind deshalb gezwungen, in ein Netzwerk alter Kanalstollen hinabzusteigen, die einen alternativen Zugang zu Ensors Labor bilden, allerdings auch von den recht unfreundlichen "Phibians" bevölkert werden – neckischen Gumminmonstern, deren Auftritt leider zu einer etwas unglücklichen Szene Anlass gibt, in der Servalan für kurze Zeit in einen halbhysterischen Panikzustand verfällt. Selbst wenn man gewillt wäre, den sexistischen Unterton außer Acht zu lassen, passt diese Reaktion einfach nicht zu dem Eindruck, den wir bislang von der Obersten Befehlshaberin hatten. Freilich fängt sie sich wieder sehr schnell und erlaubt es Travis nicht, sein momentanes Überlegenheitsgefühl länger als ein paar Minuten auszukosten.
Als die Liberator in den Orbit um Aristo einschwenkt, wird Bordcomputer Zen plötzlich von einer fremden Macht übernommen, bei der es sich augenscheinlich um Orac handelt – dabei hatte nicht einmal Funkkontakt zur Oberfläche des Planeten bestanden. Dennoch fällt der Empfang etwas freundlicher aus, als bei Servalan und Travis. Schließlich kann Blake auf die Energiezellen verweisen, die sie im Auftrag von Ensor Jr. seinem Vater bringen wollen. Als er zusammen mit Cally hinunterteleportiert, taucht denn auch schon bald eine von Orac gesteuerte "Drone" auf, die sie zum regulären Laboreingang geleitet.
Unglücklicherweise erfordert der Austausch der Energiezellen in Ensors künstlichem Herz eine technisch-medizinische Expertise, über die weder Cally noch Blake verfügen. Die einzige Chance für den grummeligen alten Mann besteht darin, mit auf die Liberator zu kommen, wo die Operation unter Zens Anleitung gefahrlos durchgeführt werden könnte. Leider verhindert der Schutzschirm, den Orac um das Labor errichtet hat, dass sich die drei einfach hinaufteleportieren lassen. Und zu allem Überfluss tauchen auch noch Servalan und Travis auf, kurz nachdem sich Ensor endlich von seinen Pflanzen und Fischen verabschiedet hat. 
Während es zu einer kleinen Verfolgungsjagd durch die Tunnel kommt, beschließt Avon auf der Liberator, dass er nicht länger gewillt ist, einfach zu warten, während die Strahlenkrankheit seinen Körper zerfrisst. Gemeinsam mit dem unwilligen Vila teleportiert er sich auf die Oberfläche.

Orac ist nicht die beste Episode der ersten Staffel, bildet aber dennoch einen würdigen Abschluss.

Der alte Ensor ist eine äußerst sympathische Gestalt, und dass er die Folge nicht überlebt, kommt als ein kleiner Schock. Zumal er nicht etwa von den Bösewichtern erschossen wird. Sein Tod ist vielmehr äußerst undramatisch. Er setzt sich kurz hin, um etwas zu verschnaufen, und steht einfach nicht mehr auf. Möglicherweise wäre er ebenso gestorben, wenn Servalan und Travis nicht aufgetaucht wären. Die Liberator ist ganz einfach zu spät gekommen, um sein Leben zu retten.
Freilich ist Ensors Tod in gewisser Hinsicht eine erzählerische Notwendigkeit.
Eine der kurioseren Entscheidungen, die Terry Nation und Chris Boucher im Laufe der Entwicklung von Blake's 7 fällten, war es, Zen  – den Bordcomputer der Liberator  – zu einem der eponymischen Sieben zu machen. Dieser ist zwar ohne Frage eine Künstliche Intelligenz, doch würde es schwerfallen, ihm eine echte Persönlichkeit zuzusprechen. Wenn er hin und wieder recht eigenwillig zu handeln scheint, so geschieht dies aufgrund seiner Programmierung, und weniger aus eigener Intitiative heraus. Mit Orac hingegen stößt nun ein wirklicher Computer-Charakter zu unserer Gang. Das Elektronengehirn besitzt nicht bloß die Fähigkeit, sich in sämtlche anderen Computer einzuloggen und auf die in ihnen gespeicherten Informationen zuzugreifen, es verfügt außerdem über eine recht markante Persönlichkeit, die es von seinem Schöpfer geerbt hat. Orac ist überheblich, ungeduldig und wenig kooperationsfreudig. Statt sich mit den unpräzise formulierten Befehlen seiner menschlichen "Herren" herumzuärgern, würde er lieber seine eigenen Projekte verfolgen. Ohne Zweifel eine interessante Ergänzung für die Liberator -Crew, weshalb man verstehen kann, dass Terry Nation ihn als dauerhaftes Mitglied etablieren wollte, was schwergefallen wäre, hätte Ensor die Folge überlebt.
Doch die Szene, die mich selbst am meisten berührt hat, hat überhaupt nichts mit Ensor, Orac und den Ereignissen auf Aristo zu tun. Sie dreht sich vielmehr um die auf der Liberator zurückgebliebenen, die sich aufgrund ihrer rasch fortschreitende Strahlenkrankheit dem baldigen Tod gegenübersehen:
Avon hält Wache im Transporterraum. Als Jenna auftaucht, reagiert er ungehalten: "You were told to stay in your cabin." Sie ignoriert seinen Einwand und fragt, ob Blake und Cally sich inzwischen gemeldet hätten, was er verneinen muss. Ein lautes Stöhnen offenbart den beiden, dass auch Gan sich hierher geschleppt hat und hinter einer der Computerkonsolen liegt.
Avon: Not you as well. What are you doing down there?
Gan:  I don't like being on my own. Especially if I'm about to die.
Jenna: That's cheerful.
Gan: Sorry.
Avon: Is Vila on his way as well? 
Gan: No, he's doing his best to convince himself that he feels fine. Says we'll just remind him that he doesn't.
Avon: Sometimes he shows distinct signs of intelligence. Why don't you return to your quarters. I'll let you know the moment I hear anything.
Jenna: I'll stay. I think it's better if there are two of us standing by.
Gan: Better still if there are three of us.
Avon: Better still if you ...
Avon beendet den Satz nicht. Keiner von ihnen will alleine sterben. Sie alle suchen die Gemeinschaft ihrer Kameraden. Ein Gefühl, das selbst der egozentrische Avon letztenends versteht und respektiert, ja das er vielleicht sogar teilt, auch wenn er das natürlich nie eingestehen würde.

Wie ich in meinem letzten Beitrag erwähnt habe, endet Orac mit einem Cliffhanger, der doch kein richtiger Cliffhanger ist: Als die Gang dem unwilligen Orac abverlangt, einen Beweis für seine angebliche Fähigkeit zu liefern, künftige Ereignisse exakt vorauszuberechnen, erscheint auf dem Teleschirm ein Bild der Liberator, die mitten im Flug durchj eine Explosion in Stücke gerissen wird ...

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