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Montag, 25. Februar 2013

Erinnerungen an Gert Fröbe

Heute vor einhundert Jahren, am 25. Februar 1913, wurde im sächsischen Oberplanitz (heute Zwickau-Planitz) der große Gert Fröbe geboren.
Eine fundiertere Einschätzung seiner Karriere und seines Lebenswerks würde voraussetzen, dass ich mir zuvor eine ganze Reihe seiner Filme wieder einmal anschauen müsste. Und so verführerisch mir ein derartiges Unternehmen auch erscheint, seine Umsetzung wäre momentan unmöglich. Und so beschränke ich mich darauf, einfach einige der Gedanken niederzuschreiben, die mir anlässlich dieses Jubiläums heute so gekommen sind.
Meine erste Begegnung mit Gert Fröbe muss sich in relativ jungen Jahren abgespielt haben. Vermutlich habe ich ihn damals in seiner Rolle als Räuber Hotzenplotz in Gustav Ehmcks Adaption von Otfried Preußlers Buch aus dem Jahre 1974 gesehen, möglicherweise auch als Friedshofswärter und Vampirjäger Geiermeier in der elf Jahre später entstandenen ersten Filmversion von Angela Sommer-Bodenburgs Der kleine Vampir.  Am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist er mir jedoch zweifelsohne als Oberst Manfred von Holstein aus Ken Annakins Klassiker Those Magnificent Men in their Flying Machines (Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten [1965]) – ein Film, den ich mir unbedingt wieder einmal anschauen sollte. Die Szene, in der der preußische Offizier mit seiner Pickelhaube einen Heißluftballon zum Absturz bringt, ist mir unvergessen geblieben.
Als nächstes dürfte mir Fröbe als zwielichtiger Millionär Abel Bellamy in Jürgen Rolands Der grüne Bogenschütze (1961) begegnet sein. Erstaunlich eigentlich, dass dies der einzige Edgar Wallace - Flick gewesen ist, in dem er mitgespielt hat. Wenig später dann lernte ich ihn in auch in jener Rolle kennen, die ihn zu einer internationalen Berühmtheit gemacht hatte: Als Superschurke Auric Goldfinger in Guy Hamiltons Bond-Klassiker aus dem Jahre 1964. Lange Zeit gehörte ich zu jenen, die Goldfinger für den letztlich unübertrefflichen 007-Film schlechthin halten. Inzwischen würde ich auf diesem zwar weitverbreiteten, aber eigentlich nur schwer mit Argumenten zu verteidigenden Vorurteil nicht länger beharren wollen. Aber da ich in den letzten Jahren ohnehin eine heftige, sicher leicht irrationale Abneigung gegen das gesamte Franchise entwickelt habe, ist diese Frage für mich sowieso kaum mehr von Belang.
Soweit meine Kindheit und Jugend. Als ich Jahre später begann, mich ernsthaft mit Film als Kunstform auseinanderzusetzen, realisierte ich nach und nach, dass Gert Fröbe nicht bloß die komische oder groteske Figur gewesen ist, als die ich ihn bisher wahrgenommen hatte. Er war ein wirklich großer Schauspieler. 
Da wäre z.B. seine beeindruckende Darstellung des psychopathischen Kindermörders Schrott in Ladislao Vajdas & Friedrich Dürrenmatts Es geschah am hellichten Tag (1958). Seine Leistung dürfte in erster Linie dafür verantwortlich sein, dass dies der einzige Heinz Rühmann - Film ist, den ich trotz der Irritationen, die der Ewige Kleinbürger des deutschen Kinos stets in mir hervorruft, rückhaltlos genießen kann.
In Paul Mays Adaption von Tygve Gulbranssens  Und ewig singen die Wälder (1959) {klingt vielleicht wie Der Förster vom Silberwald, ist aber alles andere als eine Heimatschnulze} beeindruckte er mich als tyrannischer Großbauer Dag Björndal, lebendige Verkörperung einer aufsteigenden bäuerlich-bürgerlichen Mittelschicht mit all ihrem Hochmut und all ihrem Hass auf die alte Aristokratie.
Als Pater Hoffmann in Ludwig II. (1972) brillierte er sogar unter der Regie eines meiner cineastischen Götter – Luchino Visconti.
Und auch wenn Terence Youngs Triple Cross (Spion zwischen zwei Fronten [1966]) sicher kein unsterbliches Meisterwerk der Filmkunst ist, beeindruckte mich Fröbe darin doch als Oberst Steinhäger, vor allem wenn der eigentlich durchweg primitiv und abstoßend wirkende Nazioffizier sehr klug bemerkt, er sei doch bloß der pflichtbewusste Polizist und Polizisten wie ihn werde man stets brauchen, ganz gleich welches System dem Dritten Reich folgen wird.
Seine Rolle als Kommissar Kras in Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) war sicher weniger spektakulär, aber immerhin leistete er damit seinen Beitrag zu dem einzigen späten Mabuse-Film, der noch von Fritz Lang gedreht wurde und der am ehesten an das Erbe von Dr. Mabuse, der Spieler (1922) und Das Testament des Dr. Mabuse (1933) anzuknüpfen verstand, indem er die Figur des genialen Verbrechers mit aktuellen gesellschaftlichen Themen verband.

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