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Montag, 20. November 2017

Willkommen an Bord der "Liberator" – S02/E05: "Pressure Point"

Ein Blake's 7 - Rewatch
 
Die beiden wichtigsten Entscheidungen, die während der Entwicklungsphase der zweiten Staffel von Blake's 7 getroffen worden waren, lauteten: 1.) Ein Mitglied der Crew wird sterben. 2.) Es wird einen längeren Handlungsbogen um Blakes Versuch geben, das Computerkontrollzentrum der Föderation zu zerstören. So gesehen ist Pressure Point eine äußerst wichtige Episode, wenn auch leider keine hundertprozentig gelungene. Wofür jedoch beinah ausschließlich eine äußerst unbeholfene "Deus ex machina" - Wendung kurz vor dem Ende verantwortlich ist.

Die Liberator hat sich erstmals ins Sonnensystem vorgewagt. Die meisten Crewmitglieder glauben, es gehe lediglich darum, den äußeren Verteidigungsperimeter der Erde auszukundschaften, doch dann eröffnet ihnen Blake, dass er vorhat, einen direkten Angriff auf das Nervenzentrum der Föderation zu starten – den zentralen Computerkomplex "Control", der alle Aktivitäten des Regimes koordiniert. Zwar ist solch ein Schlag schon von vielen versucht worden, doch in seiner egomanischen Art ist Blake überzeugt davon, dass ihm gelingen wird, woran alle anderen scheiterten: "I think I can destroy it." Zudem hat er sich die Unterstützung der Guerillaführerin Kasabi gesichert, mit der man sich in der Nähe der Verbotenen Zone treffen werde, in welcher sich "Control" befindet.
Cally ist die einzige, die diesem Plan ohne zu zögern zustimmt. Nicht das erste Mal, dass die ehemalige Partisanin eine übergroße Begeisterung für gewagte Aktionen an den Tag legt. Der Rest der Crew ist da schon deutlich weniger enthusiastisch. Jenna wird am deutlichsten: "Blake, are you crazy? We can't afford to take risks like that." Doch wieder einmal gelingt es dem charismatischen Führer, seine Kameraden schließlich rumzukriegen. Unter einer Bedingung: "We want your word that if the mission looks impossible, then we'll pull out." Blake stimmt dem zu, solange die Autorität für diese Entscheidung ganz allein bei ihm bleibt.
Selbst Avon erklärt sich bereit, mitzumachen. Seine Beweggründe, die er Blake ganz unverblümt darlegt, haben selbstverständlich nichts mit revolutionärem Heroismus oder persönlicher Loyalität zu tun. Sollte es tatsächlich gelingen, "Control" zu zerstören, würde es höchstwahrscheinlich zu heftigen Unruhen auf der Erde kommen. Dass Blake sofort versuchen würde, in die Rolle des großen Revolutionsführers zu schlüpfen, als der er sich immer schon gesehen hat, steht für Avon außer Frage. Und damit würde sich für ihn eine einmalige Gelegenheit eröffnen, endlich die Kontrolle über die Liberator zu übernehmen  Dass dies sein Ziel ist, wissen wir spätestens seit Redemption, der Eröffnungsepisode der zweiten Staffel.

Die Aktion steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Kaum haben sich Blake und Gan auf die Oberfläche teleportieren lassen, müssen sie auch schon entdecken, dass Kasabi und ihre Mitstreiter von Föderationstruppen in einen Hinterhalt gelockt und getötet wurden. Kasabis Tochter Veron (Yolande Palfrey) scheint die einzige Überlebende des Massakers zu sein. Blake verschweigt seinen Kameraden auf der Liberator, was vorgefallen ist, da er seinen Plan unbedingt durchziehen will, obwohl alles auf eine Falle hindeutet.
Tatsächlich ist das Ganze von Travis und Servalan in die Wege geleitet worden. Dabei ist die Gefangennahme Kasabis (Jane Sherwin) für die Oberste Befehlshaberin ein zusätzlicher Bonus, handelt es sich bei der Rebellenführerin doch um ihre ehemalige Ausbilderin aus der Militärakademie. In diesem Zusammenhang erhalten wir ein paar kurze Einblicke in Servalans Werdegang. Offenbar stammt sie aus extrem reichen und privilegierten Kreisen und verdankt ihren Aufstieg nicht allein ihrer Schläue und Rücksichtslosigkeit, sondern ebenso sehr dem Einfluss ihrer Familie. Dass Leute wie Kasabi vor nicht allzu langer Zeit noch offizielle Posten in der Föderation innehatten, weist außerdem einmal mehr darauf hin, dass das Regime nicht von Beginn an eine quasi-faschistische Diktatur war.
Von Veron verraten die glaubt, damit ihre Mutter retten zu können –, finden sich Blake, Gan, Avon und Vila schon bald in einer verlassenen Kirche gefangen gesetzt. {Die Serie hält ihrem Low Budget - Appeal standhaft die Treue}. Dank Gans Bärenkräften gelingt zwar die Flucht, aber natürlich ist Blake immer noch nicht bereit, den Rückzug anzutreten. Zumal der Kontakt zur Liberator abgebrochen und ein direktes Zurück-Teleportieren damit vorerst ohnehin unmöglich ist.
Avon gelingt es, der Gruppe einen {wenn auch sehr riskanten} Zugangsweg zum unterirdischen "Control" - Komplex zu öffnen, und für einen kurzen Moment scheinen die Dinge trotz allem gar nicht so schlecht für unsere Helden zu stehen. Bis sie ihr Ziel erreichen ...
Die Szene, in der Blake in den vermeintlichen "Control" - Bunker stürmt und dabei ekstatisch "We've done it! We've done it! We've done it! I've done it!" brüllt, ist ohne Frage der Höhepunkt von Pressure Point. Der Freiheitskämpfer ist ein Mann mit einem gewaltigen Ego, der den revolutionären Kampf als eine Art Duell zwischen ihm selbst und dem Regime betrachtet. Er glaubt an seine eigene Legende. Sieht sich  als der überlebensgroße "Befreier", der eigenhändig eine ganze Diktatur zum Einsturz bringen kann. Das wird an dieser Stelle überdeutlich.
Um so vernichtender ist die Wirkung auf ihn, als ihm bewusst wird, dass er in einer leeren Lagerhalle steht. "Control" befindet sich überhaupt nicht in der Verbotenen Zone! Der ganze Bunkerkomplex ist nichts als eine aufwendige Falle, die Gegner des Regimes ins Verderben locken soll!

Dass unsere Helden diesem Schicksal am Ende entgehen, verdanken sie einzig einem "Dea ex Machina" - Auftritt von Jenna. Dennoch müssen sie einen bitteren Preis für Blakes Größenwahn zahlen: Gan bleibt tot in dem leeren Bunker zurück. 

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