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Mittwoch, 3. Juni 2015

"Galaxy Quest" oder Der Sinn und Unsinn von Sequels

Ohne Frage, Dean Parisots Galaxy Quest  aus dem Jahre 1999 ist ein wunderbarer Film, eine grandiose Parodie auf Star Trek und zugleich eine warmherzige Liebeserklärung an das Franchise und die Fangemeinde der Trekkies. Ich hätte wirklich große Lust, ihn mir wieder einmal anzuschauen. 

Weniger sicher bin ich mir, was ich von der Ende April in Umlauf gebrachten Nachricht halten soll, Paramount Pictures spiele mit dem Gedanken, Galaxy Quest im Rahmen des vor zwei Jahren gestarteten Versuchs, ihre TV-Sektion wiederzubeleben, als Fernsehserie zurückkehren zu lassen. An dem Projekt sollen sowohl Parisot als auch Robert Gordon, der Co-Autor des Films, beteiligt sein.

Ein solches Unternehmen würde ohne Zweifel sehr gut zu Paramounts bisheriger Strategie passen, die Rückkehr ins TV-Geschäft über das Anknüpfen an vergangene Kinoerfolge zu erreichen. Zwar war der erste Versuch dieser Art, eine zusammen mit Sony Pictures geplante Beverly Hills Cop - Serie, nicht von Erfolg gekrönt, doch arbeitet man zur Zeit u.a. an einer School of Rock - und {zusammen mit Fox} an einer Minority Report - Serie. Wie beinah alles, was man im Moment von den großen Studios zu hören bekommt, klingen diese Projekte wie zynische Marketing-Tricks. Schon das allein dämpft bei mir all zu große Erwartungen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Ideenlosigkeit, die sich in ihnen widerspiegelt, einmal mehr ein grelles Licht auf den traurigen Zustand wirft, in dem sich Hollywood nachwievor befindet. Doch darüber hinaus gibt es für mich einen weiteren Grund, warum ich die Idee einer Wiederaufwärmung von Galaxy Quest wenig ansprechend finde.

Wie Remakes sind auch Sequels nichts von Natur aus schlechtes. Allerdings denke ich, dass nicht jeder Film für eine Fortsetzung gleich gut geeignet ist. 

Es gibt Filme, die eine Geschichte erzählen, welche am Ende nicht wirklich zu einem Abschluss gekommen ist. Sie sind im Grunde darauf angelegt, fortgesetzt zu werden, und ein Sequel zu ihnen erscheint deshalb als das natürlichste von der Welt. Ohne ein solches würden sie unvollendet wirken. Als Star Wars aka A New Hope gedreht wurde, war es alles andere als sicher, dass es je zu einer Fortsetzung kommen würde. Doch ohne The Empire Strikes Back und Return of the Jedi besäße der Film ein wenig den Charakter eines Torso. Auch wenn die Vorstellung, George Lucas habe von Anfang ganz genau gewusst, wie die Geschichte nach der Zerstörung des Todessterns weitergehen sollte, ins Reich der Mythen gehört, handelt es sich doch um eine Trilogie im eigentlichen Sinne. 
Andere Filme wiederum erzählen eine Geschichte von sozusagen episodischem Charakter. Der Held erlebt ein Abenteuer, das zu einem zufriedenstellenden Abschluss gebracht wird, doch spricht nichts dagegen, dass er in Zukunft ein weiteres Abenteuer erleben könnte. Am besten funktioniert das natürlich, wenn es besagter Held von seinem Beruf oder seiner Veranlagung her wahrscheinlich macht, dass er erneut in irgendwelche spannenden Ereignisse verwickelt wird. Wir wissen, dass James Bond nicht nur auf eine Mission geschickt wird, dass Sherlock Holmes eine Vielzahl von Kriminalfällen zu lösen hat, und auch wenn die Sache mit der Bundeslade Indiana Jones' größtes Abenteuer gewesen sein mag, war sie ganz sicher nicht sein einziges. Auch hier erscheint die Produktion eines Sequels wenig problematisch.

Galaxy Quest allerdings gehört zu keiner dieser beiden Kategorien. Parisots Film ist nicht nur erzählerisch, sondern auch motivisch in sich abgeschlossen. In seinen 102 Minuten Spielzeit erreicht er, was er erreichen will – das Trek-Phänomen auf warmherzige Weise zu parodieren. Das Potential der ihm zugrundeliegenden Idee ist damit ausgeschöpft. Für eine Fortsetzung fehlt nicht nur die nötige Substanz, auf der sie aufbauen könnte, eine solche scheint mir auch Ausdruck einer fundamentalen Missachtung {oder eines fundamentalen Missverständnisses} für den Charakter des Originals zu sein. Galaxy Quest ist ja nicht die Geschichte eines verrückten Abenteuers der Protector - Crew {auf die man weitere verrückte Abenteuer folgen lassen könnte}, sondern die Geschichte einiger abgehalfterter Schauspieler und Schauspielerinnen, die sich plötzlich in eine Episode ihrer eigenen, seit langem eingestellten Kult - SciFi - Serie versetzt sehen. Diese Story kann man kein zweites mal erzählen. Doch losgelöst von ihr besitzt Galaxy Quest keine Daseinsberechtigung. Sie war die dem Inhalt perfekt angepasste erzählerische Form, und wenn man die beiden auseinanderreißt, käme dabei notwednigerweise etwas heraus, was schon aus formalen Gründen wie ein billiger Aufguss oder das zynische Cash-in eines vergangenen Erfolgs schmecken würde.   

Hinzu kommt, dass der ursprüngliche Film zu einer Zeit in die Kinos gelangte, als Star Trek in der Pop-Kultur nachwievor äußerst präsent war. 1999 wurde die letzte Staffel von Deep Space 9 ausgestrahlt, Voyager würde sogar noch zwei weitere Jahre laufen und Enterprise befand sich {vermutlich?} noch nicht einmal in Planung. Die heutige Lage sieht deutlich anders aus. Seit zehn Jahren gibt es keine neuen Trek - Serien mehr, und auch wenn es sicher immer noch sehr viele Trekkies gibt, spielt dieses Segment der Geek-Gemeinde doch bei weitem nicht mehr dieselbe Rolle wie vor sechzehn Jahren. Wenn ich recht informiert bin, hat z.B. die Zahl der Star Trek - Conventions in den USA rapide abgenommen. Daran haben auch die kommerziell erfolgreichen J.J. Abrams - Flicks nichts geändert. {Mal ganz abgesehen davon, dass selbige in meinen Augen ohnehin nur sehr wenig mit dem zu tun haben, was Star Trek einmal dargestellt hat.} Vor diesem Hintergrund scheint es erst recht absurd, ein Sequel zu einer Trek - Parodie drehen zu wollen – selbst wenn diese so genial gewesen ist wie Galaxy Quest.

4 Kommentare:

  1. Dazu habe ich mir auch schon diverse Gedanken gemacht, ich muss aber gestehen, dass ich bei Galaxy Quest eher mit Vorfreude daraufschaue als z.B. bei Minority Report. Das liegt daran, dass MR eine eigentlich komplette und fertige Story bereits gut erzählt hat. Dass die Zwillinge da nun eine neue "normale" Rolle haben irritiert mich schlichtweg, schließlich waren die im Film ja nicht so ganz psychisch gesund am Ende. Aber da muss man mal abwarten, wie sie das alles erklären und aufziehen.

    Bei Galaxy Quest bin ich jetzt aus zwei Gründen eher gespannt. Zum einen bin ich halt auch ein Trekkie und ich vermisse eine anständige Weltraumserie die Spaß macht. Soll heißen bleibt mir weg mit höllisch "realisitischen" und gebrochenen Superhelden, ich will was das über dem normalen steht. Realität hab ich schon genug, danke. Und GQ ist ja als Parodie schon wie dafür gemacht total abgehoben und hanebüchen zu sein.
    Das zweite ist, ich hoffe dass sie die Serie so aufziehen wie sie im Film angedeutet wurde. Also im Grunde die Serienstaffeln unabhängig zum Film setzen und stattdessen die Abenteuer dieser fiktiven Crew erzählen, als hätten wir gerade das verlorene Filmmaterial der Serie gefunden. Dadurch wäre es völlig egal was im Film passiert ist, weil der ja eine "reale" Wendung für die Darsteller ist - lange nach dem Serienende.

    Das kann natürlich total nach hinten los gehen, aber für mich ist das trotz seiner etwas offensichtlichen Einfallslosigkeit ein besser Versuch als manch anderer aktueller Trend.

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  2. *streicht mit den Fingerspitzen über seine GALAXY-QUEST-DVD im Regal und ist sich sicher, dass er die Fernsehserie ignorieren wird*

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  3. Hallo, Moya

    Interessante Überlegungen, zumal wir glaube ich in vielem ganz ähnlich empfinden. Mir hängen all' diese düsteren, pseudorealistischen Stories mit ihren "gebrochenen", "moralisch ambivalenten" Helden {oft bloß eine denkfaule Entschuldigung für die Glorifizierung von Arschlöchern} ganz genauso zum Hals raus wie dir. Und für eine richtig gut gemachte Space Adventures - Serie würde auch ich eine Menge geben. Wann hatten wir die letzte? Das muss inzwischen wohl schon ein Jahrzehnt her sein, oder?
    Ich weiß halt bloß nicht, ob "Galaxy Quest" dafür das richtige Format wäre. Selbst wenn die Serie die {zugegeben sehr charmante} Idee aufgreifen würde, uns sozusagen das "verlorene Filmmaterial" zu präsentieren. Im Rahmen des Films erfüllen die "Abenteuer der 'Protector' - Crew" halt eine ganz bestimmte Funktion, und es fällt mir schwer, mir dieselben losgelöst davon vorzustellen, so als habe es Parisots Streifen nie gegeben.

    Na ja, soweit ich weiß, ist es ja noch nicht mal sicher, dass die Serie wirklich gedreht wird. Lassen wir uns also überraschen.

    PS: Was "Minority Report" angeht: Das gehört für mich ungefähr in dieselbe Kategorie wie das Sequel zu "Blade Runner", dem wir wohl auch nicht mehr entkommen werden. Je weniger man dazu sagt, desto besser ...

    Grüße, Peter

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  4. Lieber Peter, :D

    so richtig begeistert bin ich von dieser Galaxy Quest Aufwärmung auch nicht, es hat nur mehr Potential für mich als anderes. Seit dem Star-Trek-Kino-Fiasko und dem Brauerei-Raumschiff klammere ich mich gewissermaßen an jeden Strohhalm und bin recht gut darin geworden Filme und Serien in Neuauflage total abgelöst von ihrem bisherigen Daseinszweck zu betrachten. Das ist auch bei den letzten Bond-Filmen so. Tolle Spionage-Action aber James Bond? Nö.
    Zudem werden sie für GQ wohl kaum die selbe Besetzung der Crew-Rollen aufbieten können, womit da noch einmal eine weitere Distanzierung stattfindet und ich letztlich nur noch den Namen schlichtweg ausblenden müsste. Aber ich bin schon auch skeptisch, nur eben erstmal hoffnungsvoll.

    Mit Blade Runner hast du vollkommen Recht. Die Information zu dem Sequel hatte ich schon wieder völlig verdrängt. :-/

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