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Montag, 11. März 2013

Von Teasern, Leaks und Langeweile

Beinahe täglich erscheinen auf Seiten wie Tor.com neue Häppchen aus der offenbar rund um die Uhr arbeitenden Star Trek & Star Wars - Gerüchteküche. Am Donnerstag ging es dabei um sich widersprechende Nachrichten über Carrie Fishers mögliches, garantiertes oder völlig ausgeschlossenes Mitwirken an Star Wars VII. Am Freitag wurde der Leserschaft ein Link zu einer brasilianischen Website präsentiert, auf der man sich ausführliche Inhaltsangaben von ca. 38 Minuten Star Trek: Into Darkness durchlesen kann. Und am Samstag schließlich konnte man sich den neusten Teaser Trailer zu demselben Streifen reinziehen.
Dieses massierte Bombardement wirkt auf die Dauer immer nerviger und langweiliger. Daneben wirft es einmal mehr Licht auf das eigenartige Verhältnis, das sich im Laufe des letzten Jahrzehnts zwischen Hollywoods PR-Abteilung und der Internet-Gemeinde der Fans & Geeks entwickelt hat.

George Lucas hatte seinerzeit das unvergleichliche Pech, dass The Phantom Menace (1999) beinahe exakt zur gleichen Zeit in die Kinos kam, als sich auch die Netzkultur der Fans & Geeks zu entwickeln begann. Waren miese Filme in der Vergangenheit höchstens von irgendwelchen professionellen Feuilleton-Kritikern abgewatscht worden, die man im Notfall immer als elitäre Snobs abtun konnte, so brach hier zum ersten Mal eine Flutwelle von Online-Kommentaren und -Kritiken über einen Streifen herein, und dazu noch über einen Streifen, der vom Erbe einer Trilogie zu zehren versuchte, die bei vielen der netzaktiven Nerds Kultstatus genoss. Armer George sein über die folgenden Jahre immer exzentrischer und aggressiver werdendes Verhalten gegenüber den Star Wars - Fans könnte hier seinen Ursprung besessen haben.
Doch während der bärtige Blockbustermeister von der Skywalker Ranch es nie fertigbrachte, ein positives oder auch nur professionell-entspanntes Verhältnis zur in Blogs und Foren organisierten Fangemeinde seiner (alten) Filme aufzubauen, erkannten andere in Hollywood offenbar irgendwann das gewaltige Potential, das das Netzwerk der Geeks für die Vermarktung ihrer Filme darstellte. Man begann mit der gezielten Fütterung der Fans mit Teasern, Trailern und Gerüchten, wobei man darauf setzen konnte, dass dies zu einem permanenten Online-Palaver über den kommenden Film führen werde. Ganz von selbst führte die so geschaffene Atmosphäre außerdem dazu, dass sich zahllose geschwätzige Selbstdarsteller immer mehr dazu getrieben fühlten, sich mit der Präsentation angeblicher Insider-Infos und ähnlichen Quarks zu profilieren, was das ganze Phänomen noch weiter anheizte.
Obwohl es inzwischen generalstabsmäßig geplante Werbefeldzüge auf diesem Gebiet gibt – als Beispiel mag der über Monate aufgebaute Prometheus-Hype des letzten Jahres dienen –, handelt es sich bei dem Ganzen doch nicht bloß um eine zynische Strategie der großen Studios. Eher ließe sich von einer symbiotischen Beziehung zwischen Hollywoods PR-Maschinerie und der Netzgemeinde sprechen. Die Art und Weise, in der es J.J. Abrams letzten November gelang, die Spekulationen darüber, ob Benedict Cumberbatchs Charakter in Star Trek: Into Darkness Khan sein werde oder nicht, bewusst anzuheizen, war ein besonders deutlicher Beleg dafür, welch fruchtbaren Boden die Gemeinde der Fans & Geeks für derartige Manipulationen abgibt.

Ob es sich letztlich an der Kinokasse wirklich bezahlt macht, dass man solche Netz-Debatten über Monate am Köcheln hält? Keine Ahnung. Auf mich jedenfalls hat dieser ganze Zirkus inzwischen eher die gegenteilige Wirkung. Je häufiger ich von Gerüchten, Leaks, Teaser Trailern usw. erfahre, die über einen bestimmten Film in Umlauf gebracht worden sind, desto weniger Lust bekomme ich, mir den Film anzuschauen, wenn er dann endlich einmal in die Kinos kommen sollte. Denn in letzter Konsequenz wird mir mit all dem nur immer wieder unter die Nase gerieben, dass der Streifen das ganze Trara unmöglich wert sein kann, das monatelang um ihn betrieben wird.
Nehmen wir z.B. Star Trek: Into Darkness.  Vermutlich niemand erwartet, dass es sich bei dem Film um ein kulturelles Großereignis oder auch nur um einen Meilenstein des Genrekinos handeln wird. Er wird bestenfalls ein kompetent gemachtes, actionreiches und spannendes SciFi-Abenteuer sein.  Man verstehe mich nicht falsch: Ich mag kompetent gemachte, actionreiche und spannende SciFi-Abenteuer. (Dass Damon "Lost-Prometheus" Lindelof das Drehbuch geschrieben hat, wirkt allerdings bereits als mächtiger Dämpfer.) Was ich jedoch ganz und gar nicht mag ist, wenn man mir und dem Rest der Welt einzubläuen versucht, dass ein kompetent gemachtes, actionreiches und spannendes SciFi-Abenteuer etwas sein soll, über das ich mir Monate im voraus Gedanken machen müsste, statt es ganz einfach an einem netten Samstagabend zu genießen.

Ich weiß, meine Reaktion ist unfair und irrational. Vielleicht auch ein bisschen versnobt. Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut. Und ja, es ist irgendwie inkonsequent, sich in einem Blog-Post über aufgeblähtes Internet-Palaver zu beschweren. Ich glaub, heute ist einfach nicht mein Tag ...

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