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Sonntag, 13. Januar 2013

Erheben wir unser Glas auf Klarkash-Ton

Am heutigen Tag jährt sich zum einhundertundzwanzigsten Mal die Geburt eines der ganz Großen der Phantastik: Clark Ashton Smith.

Die meisten werden ihn wenn überhaupt vermutlich als Mitglied des legendären Triumvirats der Weird Tales kennen, dem er neben H.P. Lovecraft und Robert E. Howard angehörte.

Lesergunst und Literaturmarkt sind oft ungerechte Götter. Der schleimige Cthulhu und der muskelbepackte Conan sind längst zu Bestandteilen der Popkultur geworden, aber wer kennt schon die Erzmagier Malygris und Namirrha; den falschen Erzbischof Azédarac; die dem Leben zurückgegebenen Mönche Ambrose und Anselme mit ihren Geliebten Moriamis und Sephora; die Nekromanten Mmatmuor und Sodosma; die Despoten Zotulla, Adompha und Euvoran; die Haudegen Zobal und Cushara; oder die tragische Liebhaberin Morthylla und ihren dekadenten Verehrer Valzain?

Zum Objekt der Verehrung für eine riesige Fangemeinde wird Clark Ashton Smith im Unterschied zu Lovecraft und Howard freilich wohl nie werden. Dazu ist er ein zu eigenwilliges Gewächs im Garten der Musen. Er wird stets ein Autor für Liebhaber & Liebhaberinnen bleiben, die die Schönheit seiner kunstvoll gearbeiteten, barocken Sprache zu genießen verstehen; für Freunde & Freundinnen des Bizarren und Exzentrischen, die etwas ihnen Verwandtes in seinem sardonischen Humor und der schmerzlichen Melancholie entdecken können, von denen viele seiner Gedichte und Erzählungen durchtränkt sind; für all jene, denen die dekadente Mischung aus Morbidität und Sinnlichkeit mundet wie ein exotischer Gewürzwein. Ray Bradbury, selbst ein Meister des Wortes, hat einmal über ihn gesagt: "Man schreite über die Schwelle seiner Erzählungen, und man stürzt in Farbe, Laute, Geschmack, Geruch und Textur: in die Sprache."

Wenn man sich zum ersten Mal Smiths Oeuvre zuwenden möchte – womit sollte man beginnen?

Ist man dabei auf eine deutsche Übersetzung angewiesen, so bleibt die Auswahl eingeschränkt. Mit Die Stadt der Singenden Flamme und Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis hat der Festa-Verlag inzwischen die ersten beiden Bände seiner geplanten Gesamtausgabe des erzählerischen Werkes vorgelegt. Darüberhinaus kann man sich auf die Jagd nach den alten Suhrkamp-Bänden Saat aus dem Grabe, Planet der Toten, Poseidonis und Das Haupt der Medusa begeben. Über die Qualität der Übersetzungen – in diesem Fall eine besonders wichtige Frage –  kann ich leider nichts sagen. Ich sollte mir wenigstens mal die Leseproben auf der Festa-Website anschauen ...
Wer Klarkash-Ton im englischen Original lesen will, der findet den größten Teil seines literarischen Oeuvres – Lyrik, Prosagedichte und Kurzgeschichten – auf der wunderbaren Website The Eldritch Dark. Dort kann er oder sie mittels einer recht umfangreichen Bildgallerie außerdem Bekanntschaft mit dem Maler und Bildhauer Smith schließen.

Einen guten Einstieg bietet meiner Ansicht nach der Zothique-Zyklus.
The Black Abbot of Puthuum; The Charnel God; The Dark Eidolon; The Death of Ilalotha; The Empire of the Necromancers; The Garden of Adompha; The Isle of the Torturers; The Last Hieroglyph; The Master of the Crabs; Morthylla; Necromancy in Naat; The Tomb-Spawn; The Voyage of King Euvoran; The Weaver in the Vault; The Witchcraft of Ulua;Xeethra
In ihrer Mischung aus Décadence, Wortmagie, Sinnlichkeit, Morbidität und Exotik vermitteln die Geschichten vom Letzten Kontinent unter einer sterbenden Sonne mit ihren sadistischen Despoten, vampirischen Hofdamen und finsteren Nekromanten; ihren prachtvollen Palästen, perversen Wundergärten und uralten Nekropolen einen ausgezeichneten Eindruck von Clark Ashton Smiths höchst eigenwilligem Charme. Daneben zählen die meisten von ihnen außerdem zu seinen unbestreitbaren literarischen Meisterwerken. Ein Jammer, dass er die Zothique-Novelle The Scarlet Succubus nie fertiggeschrieben hat. Freilich hätte ihr erotischer Charakter sie mit ziemlicher Sicherheit unverkäuflich gemacht, hatte es aus demselben Grund doch bereits bei den zum Averoigne-Zyklus gehörigen Stories Mother of Toads und The Satyr heftige Probleme gegeben.
Was Smith hingegen tatsächlich fertiggestellt hat, ist das gleichfalls in Zothique angesiedelte Drama The Dead Will Cuckold You. Wie sein Freund George F. Haas erzählt, wünschte er es sich von der Musik Ravi Shankars untermalt. Darum finde ich es irgendwie passend, diesen kurzen Geburtstags-Post mit einem Raga des indischen Meisters zu beenden. Und zu den Klängen der Sitar könnte man dann vielleicht Klarkash-Tons Gedicht Zothique lesen:




He who has trod the shadows of Zothique
And looked upon the coal-red sun oblique,
Henceforth returns to no anterior land,
But haunts a later coast
Where cities crumble in the black sea-sand
And dead gods drink the brine.


He who has known the gardens of Zothique
Were bleed the fruits torn by the simorgh's beak,
Savors no fruit of greener hemispheres:
In arbors uttermost,
In sunset cycles of the sombering years,
He sips an amaranth wine.


He who has loved the wild girls of Zothique
Shall not come back a gentler love to seek,
Nor know the vampire's from the lover's kiss:
For him the scarlet ghost
Of Lilith from time's last necropolis
Rears amorous and malign.


He who has sailed in galleys of Zothique
And seen the looming of strange spire and peak,
Must face again the sorcerer-sent typhoon,
And take the steerer's post
On far-poured oceans by the shifted moon
Or the re-shapen Sign.

2 Kommentare:

  1. Schön, dass da jemand an den ollen Klarkash-Ton gedacht hat. ;) Ich habe ihm ja anlässlich seines Todestags schon ein paar Zeilen in unserem Blog gewidmet, da konnte man dann am 120. Geburtstag nichts mehr machen, denn sonst wird das irgendwann inflationär (trotz der Auswahl, die da nolens volens getroffen wird).

    Die alten Suhrkamp-Übersetzungen sind iirc eigentlich recht gut; da waren schon Leute zugange, die was drauf hatten.

    Ich habe es leider verpasst, mir die neue Ausgabe von Nightshade Books rechtzeitig zuzulegen, und jetzt sind die ersten Bände sogar für einen in dieser Hinsicht recht schmerzfreien Buchjunkie wie mich ein "bisschen" zu teuer. Je, nu ...

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    1. Hallo! Ehrlich gesagt hätte ich Klarkash-Tons Geburtstag beinahe verpennt {peinlich, peinlich} und konnte deshalb nur rasch ein bisschen was zusammenkritzeln.

      Deinen Beitrag im Blog der Bibliotheka Phantastika habe ich seinerzeit natürlich gelesen. :)

      Erfreulich, aus berufenem Munde zu hören, dass die Suhrkamp-Übersetzungen Smith gerecht werden. Bei Gelegenheit werde ich mich wohl mal selbst auf die Jagd nach den alten Bänden machen.

      Wenn ich ein paar tausend Dollar übrig hätte, würde ich mir allerdings erst einmal die signierten Erstausgaben besorgen, die momentan auf ZVAB angeboten werden ... Tja, man wird ja noch träumen dürfen ...

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