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Montag, 11. November 2019

Willkommen an Bord der "Liberator" – S03/E05: "The Harvest of Kairos"

Ein Blake's 7 - Rewatch

Es gibt einen einfachen Grund dafür, warum es mal wieder eine recht lange Unterbrechung in unserer Reise durch die phantastischen Welten von Blake's 7 gegeben hat. Ich hatte nämlich ehrlich gesagt nur sehr wenig Lust, mir diese Episode wieder einmal anzuschauen. Und dass, obwohl sie eine unglaublich putzige Riesenspinnen-Puppe und das Modell einer Mondlandefähre enthält. Daneben aber leider auch eine ziemlich deftige Dosis sexistischer Klischees.
Dies war Ben Steeds erstes Drehbuch für Blake's 7. Er würde noch zwei weitere zu der Serie beisteuern.  Und wenn man sie nebeneinander legt, bekommt das Gefühl, dass der Autor irgendwelche ziemlich wirren und unangenehme Ideen über Geschlechterbeziehungen gehabt haben muss.

Die Episode beginnt mit einer erneuten Konfrontation zwischen der Liberator und einem Jagdgeschwader der Föderation im Orbit eines fremden Planeten. Wie das Schiff unserer Heldinnen & Helden hierher gelangt ist, und warum sich Avon auf die Suche nach einem bizarren Felsbrocken gemacht hat, der in Wirlichkeit eine höchst komplexe Lebensform sein soll, bleibt unklar. Auf jedenfall gelingt es Terrant, die gegnerischen Jäger auszumanövrieren, und Servalan, die das Geschehen von ihrem Hauptquartier aus beobachtet, eine weitere Schlappe beizubringen.

Es macht durchaus Sinn, dass Terrant in einer solchen Situation das Kommando auf der Liberator führt und sich dabei als strategisch versiert erweist. Schließlich war er selbst einmal ein Offizier in der terranischen Flotte. In Sachen Weltraumkämpfe dürfte er der Experte in der Gang sein, zumal Piloten-Ass Jenna nicht länger mit von der Partie ist.
Weniger einleuchtend ist, warum Terrants Name dem Kommandostab der Föderation bekannt ist und Servalan in ihm ihren eigentlichen Widersacher sieht. Mit Blakes Name hätte der entsprechende Dialog vielleicht funktioniert, doch der Ex-Offzier hatte schlicht nicht genug Zeit, um sich einen derartigen Ruf zu erwerben.
Mit  dem bisherigen Verlauf der Staffel gut vereinbar ist hingegen, dass Servalans Position nach wie vor nicht hundertprozentig gefestigt ist und sich sogar einfache Soldaten und Arbeiter "below decks" erlauben, ihre Handlungen zu kritisieren. Wortführer dieses "unverschämten Pöbels" ist Jarvik, ehemals selbst Offizier, nun einfacher "construction worker".

Nach ihrer gelungenen Flucht macht sich unsere Gang nach Kairos auf, einem Planeten mit höchst  wertvollen Edelsteinvorkommen, die an jeder "vernal equinox" (Frühlings-Tag-Nacht-Gleiche) von der Föderation "geerntet" werden, bevor das Überleben von Menschen auf der Oberfläche erneut für fünfzehn Erdenjahre aus  mysteriösen Gründen unmöglich zu sein scheint.
Terrant hat sich zumindest für den Moment offenbar mit seinen Plänen durchsetzen können, die Liberator in ein Piratenschiff zu verwandeln. Als sein enthusiastischster Anhänger erscheint dabei Vila. Persönlich mag der Dieb zwar nicht viel für den autoritären und draufgängerischen Ex-Offizier übrig haben, doch die Aussicht auf schier unermesslichen Reichtum wirkt auf ihn ausgesprochen verführerisch. Sehr viel wichtiger für Terrants auf einmal so dominante Stellung dürfte es jedoch sein, dass Avons ganze Konzentration für den Moment dem komischen "intelligenten Felsbrocken" gehört. Die Kaperfahrt nach Kairos interessiert unseren Zyniker nur wenig. Wir dürfen deshalb auch davon ausgehen, dass Terrant nicht auf Dauer das große Wort auf der Brücke der Liberator wird schwingen können. Sobald er nicht länger von anderen Dingen abgelenkt wird, dürfte Avon kaum bereit sein, seinen Kontrahenten widerspruchslos den Captain spielen zu lassen. 

Derweil hat Servalan sich dazu entschlossen, den respektlosen und prahlerischen Jarvik beim Wort zu nehmen. Wenn er glaubt, die Liberator mit drei Raumjägern bezwingen zu können, möge er das doch bitte über Kairos unter Beweis stellen.
  
Jarvik (Andrew Burt) hätte das Potential dazu gehabt, eine wirklich interessante Figur zu sein. Wir erfahren nie den genauen Grund für seine Degradierung.  Er selbst erklärt dazu bloß: "Because I'm a human being." Seine völlige Respektlosigkeit gegenüber Servalan hat nur bedingt etwas mit ihr als Person zu tun. In erster Linie ist sie für ihn die Repräsentantin eines Systems, das Menschen zu gefügigen Maschinen macht und Leidenschaft durch kalte Berechnung und blinden Gehorsam ersetzt. Dieses System ist es, das er verachtet, nicht so sehr Servalan selbst:
But when was the last time you felt the warmth of the Earth's sun on your naked back? Or lifted your face to the heavens, and laughed with the joy of being alive? How long since you wept at the death of a friend? Doesn't mean a thing to you, does it, Madam President? You've surrounded yourself with machines and weapons, mindless men and heartless mutoids; and when they've done your work, and the machines have done your thinking, what is there left in you that feels?! 
Wie sich zeigt, war er bei seinen Männern ein beliebter Vorgesetzter. Was sicher auch damit zu tun hatte, dass er nicht bereit ist, bedenkenlos die Leben seiner Untergebenen zu opfern. "I have this primitive respect for life."
Es mag verwirrend erscheinen, dass er dennoch bereit ist, seine Dienste Servalan anzubieten. Aber für ihn ist die Eroberung der Liberator vor allem eine persönliche Herausforderung. Mehr noch, ein Duell mit einem Mann, den er respektiert. Denn Terrant diente einmal unter seinem Kommando.
Spätestens an diesem Punkt kommt dann allerdings auch eine Facette seines Charakters zum Vorschein, die ganz und gar nicht geeignet ist, Sympathien zu wecken.
In Abgrenzung zur sterilen, seelenlosen Ordnung der Föderation geriert Jarvik sich nämlich als Vertreter einer "natürlichen Primitivität", und das bedeutet in erster Linie einer primtiven "Männlichkeit". Er ist der Typ, der Frauen nicht mit ihrem Namen, sondern bloß mit "woman" anspricht. Sein "Wettstreit" mit Tarrant muss deshalb  auch stilgerecht in einem Kampf "Mann gegen Mann" enden, während er in Dayna keinen ernstzunehmenden Kontrahenten zu sehen vermag.
Dementsprechend ist natürlich auch seine herablassende Haltung gegenüber Servalan gepaart mit einer gewalttätigen sexuellen Aggressivität, die letztlich darauf  abzielt, die hochmütige Diktatorin in ein gefügiges Weibchen zu verwandeln. Und wie das Klischee es verlangt, findet die Oberste Befehlshaberin eine solche Behandlung zwar demütigend, aber irgendwie auch verdammt erregend.

Noch Fragen, warum ich nicht unbedingt wild darauf war, mir diese Episode erneut reinzuziehen?
Womit ich nicht gesagt haben will, dass Ben Steed den chauvinistischen Machismo Jervaks kritiklos darstellen würde. Der Kerl soll sicher nicht unserer Sympathieträger sein. Aber eben auch kein ausgemachter Bösewicht. Was zuerst einmal ja durchaus positiv einzuschätzen ist. Ambivalente Charaktere sind immer interessanter als eindimensionale Karrikaturen. Aber wie schon gesagt scheinen mir hinter der Figur einige höchst verworrene Ideen zu stehen, und auf dem Bildschirm nimmt sich das alles einfach ziemlich unangenehm aus.

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