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Samstag, 24. November 2018
Strandgut der Woche
Sonntag, 18. November 2018
Let Me Tell You Of The Days Of High Adventure (4)
Ersatz für Conan? – Clifford Balls Sword & Sorcery
In seinem letzten Brief an Clark Ashton Smith vom Juni 1935 schrieb Robert E. Howarrd über die Conan-Story Red Nails, die er gerade an Weird Tales verkauft hatte: "[I]t may be the last fantasy I'll ever write". (1) In der Tat spricht einiges dafür, dass Howard keine weiteren Geschichten über die Abenteuer des Cimmeriers geschrieben hätte, selbst wenn die Depression ein Jahr später nicht die Oberhand gewonnen und er sich nicht das Leben genommen hätte.
Über die Gründe dafür lässt sich natürlich bloß spekulieren.
In seinem letzten Brief an Clark Ashton Smith vom Juni 1935 schrieb Robert E. Howarrd über die Conan-Story Red Nails, die er gerade an Weird Tales verkauft hatte: "[I]t may be the last fantasy I'll ever write". (1) In der Tat spricht einiges dafür, dass Howard keine weiteren Geschichten über die Abenteuer des Cimmeriers geschrieben hätte, selbst wenn die Depression ein Jahr später nicht die Oberhand gewonnen und er sich nicht das Leben genommen hätte.
Über die Gründe dafür lässt sich natürlich bloß spekulieren.
Im November desselben Jahres schrieb er August Derleth:
I'm seriously contemplating devoting all my time and efforts to western writing, abandoning all other forms of work entirely; the older I get the more my thoughts and interests are drawn back over the trails of the past; so much has been written; but there is so much that should be written. (2)
Tief verwurzelt in den kulturellen Traditionen seiner texanischen Heimat und ihrer Frontier-Mythologie, war es Howard schon immer ein Anliegen gewesen, diesen in seinem literarischen Werk Ausdruck zu verleihen. Auch viele seiner phantastischen und historischen Erzählungen sind stark von ihnen geprägt. So handelt es sich bei einer seiner berühmtesten Conan-Stories, Beyond the Black River, im Grunde um einen in das Hyborian Age verlegten Western.
Allem Anschein nach plante Howard in den letzten Jahren seines Lebens, diese Thematik in Zukunft direkter anzupacken. Im Westerngenre hatte er sich zwar von Beginn an immer mal wieder versucht, bislang jedoch meist mit eher mittelmäßigem Erfolg. Die große Ausnahme bildeten seine humorvollen Geschichten über die Abenteuer des bärenstarken, aber etwas einfältigen Cowboys Breckinridge Elkins, die seit März 1934 regelmäßig in Action Stories erschienen und eine seiner Haupteinnahmequellen darstellten. Mit ihnen knüpfte Howard am unmittelbarsten an die mündliche texanische Erzähltradition der Tall Tales an, die nach der Überzeugung seines Biographen Mark Finn eine der wichtigsten Grundlagen für sein gesamtes literarisches Schaffen bildete.
Ein weiterer Hinweis findet sich in dem anfangs erwähnten Brief an Smith. Howard schreibt dort:
Verglichen mit Clark Ashton Smith und vor allem mit H.P. Lovecraft ging Howard das Pulp-Geschäft relativ professionell an. Er hatte mit Otis Adelbert Kline seit 1933 einen Agenten, war ständig bemüht, sich neue Märkte zu erschließen, und weigerte sich dabei auch nicht, auf die gerade vorherrschende Nachfrage einzugehen. Wenn Farnsworth Wright entweder nicht willens oder nicht fähig war, ihn für seine Arbeit zu bezahlen, war es deshalb nicht überraschend, dass er – wenn vielleicht auch schweren Herzens – mit dem Gedanken spielte, sich von Weird Tales zu trennen.
Ich habe keine Ahnung, wie Wright auf den oben zitierten Brief reagierte. Jedenfalls nicht, indem er seine Schulden Howard gegenüber beglich. Diese beliefen sich auch nach dem Tod des Schriftstellers auf $800 bis $1.300 – die genaue Summe scheint im Gerangel um das Erbe nie festgestellt worden zu sein.
Dabei war Conan ohne Frage eines der wichtigsten Zugpferde des Magazins. Ganze neun Mal hatte sich der Cimmerier zwischen 1932 und 1936 den begehrten Titel der Coverstory erobert. Kein Wunder also, dass man nach Howards tragischem Tod schnellstmöglich einen Ersatz zu bekommen versuchte. Zwar verfügte Weird Tales in Sachen Sword & Sorcery immer noch über C.L. Moores Jirel of Joiry - Reihe, aber die schien für diese Rolle nicht geeignet. Und ja, der Umstand, dass man es in ihr mit einer weiblichen Hauptfigur zu tun hatte, dürfte für diese Einschätzung leider nicht ganz unwichtig gewesen sein. Moores rothaarige Amazone schaffte es kein einziges Mal auf das Cover des "Unique Magazine". (5) Ein weiterer möglicher Anwärter auf die Howard-Nachfolge hätte Nictzin Dyalhis werden können, mit dessen Werk wir uns bei Gelegenheit vielleicht auch mal beschäftigen sollten. Aber dieser hatte scheinbar kein Interesse daran, in die Gefilde der Sword & Sorcery zurückzukehren, denen er 1934 in The Sapphire Goddess einen Besuch abgestattet hatte.
Der erste Autor, der in die Bresche sprang, war ein Neuling im Geschäft: Clifford Ball.
Wie über so viele andere Autoren & Autorinnen der Pulp-Ära wissen wir wir auch über ihn so gut wie nichts. Die abenteuerliche Biographie, die der Leserschaft von Weird Tales im Oktober 1937 in The Eyrie präsentiert wurde, liest sich zwar spannend, muss aber wohl mit der nötigen Skepsis betrachtet werden:
Der Reigen beginnt mit Duar the Accursed, veröffentlicht in der Maiausgabe von 1937.
Der Held der Geschichte ließe sich wohl nicht ganz zu Unrecht als der Urvater aller Conan-Klone beschreiben: Ein stolzer, ungehobelter Barbarenkrieger, der sich nach einer Karriere als Söldner und Pirat ein eigenes Königreich erobert, dieses durch eine geheimnisvolle Katastrophe aber wieder verliert. Seine Lebensmaxime hätte so ähnlich durchaus auch von dem Cimmerier formuliert werden können: "I am Duar the Accursed! I fight for no cause but my own, and my only power is the sword I hold!"
Doch anders als Conan, den Howard trotz all seiner phantastischen Abenteuer nie als etwas anderes beschreibt als einen normalen, wenn auch extrem kompetenten Menschen, ist Duar von einem übernatürlichen Mysterium umgeben. Schon sein äußeres Erscheinungsbild deutet darauf hin, dass er kein gewöhnlicher Sterblicher ist:
Hier hätte sich das Potential für eine interessante Variante auf den klassischen S&S-Helden geboten. Duar ist eine Art gespaltene Persönlichkeit. Seine barbarische Hälfte weigert sich, sein magisches Erbe anzunehmen, und hadert mit der Vorstellung, ein durch eine vergangene Existenz vorherbestimmtes Schicksal zu besitzen. Doch zugleich verdankt er viele seiner Erfolge letztenendes eben nicht seinem eigenen Willen und Geschick, sondern dem Eingreifen Shars, auch wenn er sich dessen erst langsam bewusst wird.
Aber leider weiß Ball mit diesem interessanten Grundkonzept nichts rechtes anzufangen. Am Ende behält Duars Barbarennatur die Oberhand und Shar bleibt nichts anderes übrig, als auf seine nächste Reinkarnation zu warten, um ihr Glück dann noch einmal zu versuchen.
Der eigentliche Plot der Geschichte hat mit all dem erstaunlicherweise so gut wie überhaupt nichts zu tun. Duar ist in das Reich Ygoth gekommen, um aus dem fluchbeladenen Schwarzen Turm die Rose von Gaon zu entwenden, einen riesenhaften Rubin, der es ihm erlauben soll, eine Armee aufzustellen und sein eigenes Königreich zurückzuerobern. Doch bevor er das sagenumwobene finstere Gemäuer erreicht, wird er von Ygoths Garde überwältigt und vor die junge Königin Nione geführt.
Und hier beginnt das eigentliche Problem, das ich mit Duar the Accursed habe. Unglücklicherweise kopiert Ball in seinem Debüt eine der unsympathischsten Storyschemata aus Howards Conan-Repertoire: Die stolze, arrogante Aristokratin, die nach anfänglichem Widerstand unter dem Eindruck der rauen, unverfälschten Männlichkeit des Barbaren dahinschmilzt und zum gefügigen Weibchen wird. Duars Verhalten gegenüber der Königin besteht aus einer einzigen Aneinanderreihung von Respektlosigkeiten und Provokationen. Im Grunde tut er nichts anderes, als sie permanent zu verhöhnen und zu demütigen. Da Frauen bekanntlich irrationale, impulsive Geschöpfe sind, reagiert sie darauf zuerst mit wütendem Gekreische ("like any fish-wife"), findet diese Behandlung aber irgendwann total klasse und wohl auch sexuell erregend – beweist Duar damit doch bloß, dass er ein "wahrer Mann" ist. Sein altes Reich wird sich der Barbar wohl nicht zurückerobern, doch dafür wartet am Ende der Geschichte Ygoths Thron auf ihn. Denn jedes Königreich braucht schließlich einen König, und Nione mag sich noch so sehr bemühen, als Frau kann sie diese Rolle nicht ausfüllen.
Und dann wäre da noch dieser kuriose kleine Satz: "If the guardsmen had been startled before, now they were certainly in panic, much as if they had captured one of the terrible white apes from the hills of Barsoom". Clifford Ball war wohl ein großer Fan von Edgar Rice Burroughs, aber eine so direkte Anspielung auf die John Carter of Mars - Erzählungen wirkt doch ziemlich irritierend und ungeschickt.
Zwei Monate später erschien mit The Thief of Forthe Balls zweite Sword & Sorcery - Geschichte in Weird Tales. Sie ist zwar in derselben Welt angesiedelt wie Duar the Accursed, erwähnt den Barbaren aber mit keinem Wort. Howards Vorbild ist allerdings auch in ihr immer noch deutlich zu spüren. Die Story ist im Grunde eine Variation auf Rogues in the House.
Meisterdieb Rald wird von dem finsteren und möglicherweise nicht ganz menschlichen Magier Karlk dazu angestiftet, das königliche Geschmeide von Forthe zu stehlen, dessen Träger keine Schwierigkeiten haben sollte, sich zum neuen Herrscher ausrufen zu lassen. Rald hat zwar nur wenig für den intriganten Zauberer übrig, aber sein Ehrgeiz erwacht angesichts eines solch verwegenen Plans: Man stelle sich vor, ein ganzes Königreich zu stehlen! Und Karlk will nicht einmal selbst den Thron besteigen, sondern sich mit der Rolle der grauen Eminenz am Hofe des frisch gekönten Meisterdieb-Monarchen begnügen. Wer könnte einer solchen Versuchung widerstehen? Also steigt unser Held noch in derselben Nacht in den Palast von Forthe ein, wo ihn selbstverständlich größere Komplikationen erwarten, als vorausgesehen.
Verglichen mit Duar the Accursed wirkt The Thief of Forthe sehr viel konventioneller, zugleich jedoch auch sehr viel sympathischer. Unser Held mag keine mysteriöse, äonenumspannende Hintergrundgeschichte besitzen, doch dafür ist er ganz der liebenswerte Spitzbube. Auch er gewinnt im Verlauf seines Abenteuers die Liebe einer Aristokratin – der Prinzessin Thrine –, doch bezeichnenderweise nicht mit arrogantem Machogehabe, sondern mit einer charmanten Mischung aus Höflichkeit und Unverschämtheit. Die ganze Story besitzt einen leicht ironischen Unterton. Vor allem, wenn nacheinander Thrine, Karlk und König Thrall in die Schatzkammer mit dem Geschmeide gestürmt kommen, dabei immer einander und den zunehmend verwirrten Rald überraschend.
Es verwundert nicht, dass Clifford Ball in The Goddess Awakes (Februar 1938) erneut den Meisterdieb zum Helden seiner Geschichte machte. Dieser hat inzwischen allerdings einen Berufswechsel vollzogen und ist zusammen mit seinem Kumpel Thwaine ins Söldnergeschäft eingestiegen. "What difference? Stealing for a king or for yourself?" Unglücklicherweise hat die Armee, in der die beiden gedient haben, gerade eine vernichtende Niederlage erlitten. Thwaine kommentiert verbittert: "Why do we always pick the losing side to fight on? Once in a while we should be victors!" Und ob das in pechschwarze Dunkelheit gehüllte Tal, in das die beiden gerade geflohen sind, wirklich soviel sicherer ist als das Schlachtfeld, bleibt auch noch abzuwarten. Die Antwort ist natürlich Nein. Schon bald sind unsere beiden Helden die Gefangenen eines Amazonenvolkes, das unter dem Einfluss des finsteren Magiers Throal steht, und sollen an die monströse Katzengöttin Hess verfüttert werden.
Leider hält The Goddess Awakes nicht, was die durchaus ansprechende Eröffnungsszene mit ihren sarkastische Bemerkungen austauschenden Söldnern auf der Flucht verspricht. Vielmehr fällt Ball mit seiner dritten Geschichte erneut in die unangenehm sexistischen Gepflogenheiten seines Erstlingswerks zurück. Ganz so übel wie in Duar the Accursed wird es zwar nicht, aber wie wohl fast immer, wenn in Stories dieser Ära und dieser Provinienz ein Amazonenvolk auftaucht, muss man sich auf manch unangenehme und mitunter auch peinliche Szene gefasst machen. Von Ralds ursprünglichem Charme hat sich leider nur wenig erhalten, und auch wenn die finale Konfrontation mit der Katzengöttin recht beeindruckend ausfällt, bleibt der schale Nachgeschmack, dass all dies letztlich auf die Wiederherstellung der "natürlichen Ordnung zwischen den Geschlechtern" hinausläuft. Auch mutet es eigentümlich an, wenn in einer Fantasystory wie dieser Namen wie Isis, Nil, Bastet oder Buddha fallen. Conans Hyborian Age bestand zwar auch aus einer Ansammlung kaum verhüllter Analogien zu realen Ländern, Völkern und Kulturen, aber ganz so direkt wäre Howard denn doch nicht vorgegangen.
Alles in allem ist Clifford Balls Beitrag zur frühen Sword & Sorcery hauptsächlich von historischem Interesse. Hier und da finden sich zwar einige interessante Ideen oder sympathische Momente, aber als Ganzes betrachtet können die drei Stories nicht wirklich überzeugen. Es verwundert darum auch nicht, dass Ball in seiner Rolle als Sword & Sorcery - Lieferant schon bald von einem etwas erfahreneren Weird Tales - Autoren abgelöst werden sollte. Drei Monate nach The Goddess Awakes erschien mit Thunder in the Dawn Henry Kuttners erste Story über Elak of Atlantis. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
Allem Anschein nach plante Howard in den letzten Jahren seines Lebens, diese Thematik in Zukunft direkter anzupacken. Im Westerngenre hatte er sich zwar von Beginn an immer mal wieder versucht, bislang jedoch meist mit eher mittelmäßigem Erfolg. Die große Ausnahme bildeten seine humorvollen Geschichten über die Abenteuer des bärenstarken, aber etwas einfältigen Cowboys Breckinridge Elkins, die seit März 1934 regelmäßig in Action Stories erschienen und eine seiner Haupteinnahmequellen darstellten. Mit ihnen knüpfte Howard am unmittelbarsten an die mündliche texanische Erzähltradition der Tall Tales an, die nach der Überzeugung seines Biographen Mark Finn eine der wichtigsten Grundlagen für sein gesamtes literarisches Schaffen bildete.
Ein weiterer Hinweis findet sich in dem anfangs erwähnten Brief an Smith. Howard schreibt dort:
I've been concentrating on adventure stuff recently, trying to break into that field permanently. I've made a start, with yarns published in Action, Thrilling Adventures, and Top-Notch; got a couple of covers designs in a row with Top-Notch and am toiling manfully to become a regular contributor.Tatsächlich waren die in Afghanistan angesiedelten Abenteuergeschichten um Francis X. Gordon / El Borak und Kirby O'Donnell in den letzten Jahren seines Lebens neben Breckenridge Elkins Howards zweitwichtigstes finanzielles Standbein. Womit wir zu einem weiteren möglichen Motiv für seine geplante Abkehr von der Fantasy kämen: Der erbärmlich miesen Zahlungsmoral von Weird Tales. Im Mai 1935 schrieb Howard an Farnsworth Wright:
I always hate to write a letter like this, but dire necessity forces me. It is, in short, an urgent plea for money. [...] I do not feel that my request is unreasonable. As you know, it has been six months since "The People of the Black Circle" appeared in Weird Tales. Weird Tales owes me over eight hundred dollars for stories already published and supposed to be paid for on publication – enough to pay all my debts and get me back on my feet again if I could receive it all at once. Perhaps this is impossible. I have no wish to be unreasonable; I know times are hard to everybody. But I don't believe I am being unreasonable in asking you to pay me a check each month until the accounts are squared. Honestly, at the rate we're going now, I'll be an old man before I get paid up! And my need for money now is urgent. [...]Unter den Verhältnissen der Großen Depression stand Weird Tales in den 30er Jahren ständig am Rande des Bankrotts. Man erzählt sich, ohne die sexy Coverillustrationen von Margaret Brundage hätte das Magazin nicht überlebt. (4) So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass W.T. seinen Zahlungsverpflichtungen nur sehr unregelmäßig nachkam. Was für die betroffenen Autoren & Autorinnen freilich kein großer Trost sein konnte. Es war ohnehin schon schwer genug, seinen Lebensunterhalt im Pulp-Geschäft zu verdienen. Es sei denn, man gehörte zum festen Autorenstamm eines Magazins wie Adventure. Dann konnte man davon ausgehen, seine Stories regelmäßig verkauft zu bekommen und auch prompt für sie bezahlt zu werden. Doch wer sein Brot in der Phantastik verdienen wollte und auf Abnehmer wie Hugo Gernsback oder Farnsworth Wright angewiesen war, befand sich permanent in einer prekären Lage.
I may not – may never be a great writer, but no writer ever worked with more earnest sincerity than I have worked on the tales that have appeared in Weird Tales. I have grown up in the magazine, so to speak, and it is as much a part of my life as are my hands and arms. But to a poor man the money he makes is his life's blood, and of late when I write of Conan's adventures I have to struggle against the disheartening reflection that if the story is accepted, it may be years before I get paid for it. (3)
Verglichen mit Clark Ashton Smith und vor allem mit H.P. Lovecraft ging Howard das Pulp-Geschäft relativ professionell an. Er hatte mit Otis Adelbert Kline seit 1933 einen Agenten, war ständig bemüht, sich neue Märkte zu erschließen, und weigerte sich dabei auch nicht, auf die gerade vorherrschende Nachfrage einzugehen. Wenn Farnsworth Wright entweder nicht willens oder nicht fähig war, ihn für seine Arbeit zu bezahlen, war es deshalb nicht überraschend, dass er – wenn vielleicht auch schweren Herzens – mit dem Gedanken spielte, sich von Weird Tales zu trennen.
Ich habe keine Ahnung, wie Wright auf den oben zitierten Brief reagierte. Jedenfalls nicht, indem er seine Schulden Howard gegenüber beglich. Diese beliefen sich auch nach dem Tod des Schriftstellers auf $800 bis $1.300 – die genaue Summe scheint im Gerangel um das Erbe nie festgestellt worden zu sein.
Dabei war Conan ohne Frage eines der wichtigsten Zugpferde des Magazins. Ganze neun Mal hatte sich der Cimmerier zwischen 1932 und 1936 den begehrten Titel der Coverstory erobert. Kein Wunder also, dass man nach Howards tragischem Tod schnellstmöglich einen Ersatz zu bekommen versuchte. Zwar verfügte Weird Tales in Sachen Sword & Sorcery immer noch über C.L. Moores Jirel of Joiry - Reihe, aber die schien für diese Rolle nicht geeignet. Und ja, der Umstand, dass man es in ihr mit einer weiblichen Hauptfigur zu tun hatte, dürfte für diese Einschätzung leider nicht ganz unwichtig gewesen sein. Moores rothaarige Amazone schaffte es kein einziges Mal auf das Cover des "Unique Magazine". (5) Ein weiterer möglicher Anwärter auf die Howard-Nachfolge hätte Nictzin Dyalhis werden können, mit dessen Werk wir uns bei Gelegenheit vielleicht auch mal beschäftigen sollten. Aber dieser hatte scheinbar kein Interesse daran, in die Gefilde der Sword & Sorcery zurückzukehren, denen er 1934 in The Sapphire Goddess einen Besuch abgestattet hatte.
Der erste Autor, der in die Bresche sprang, war ein Neuling im Geschäft: Clifford Ball.
Wie über so viele andere Autoren & Autorinnen der Pulp-Ära wissen wir wir auch über ihn so gut wie nichts. Die abenteuerliche Biographie, die der Leserschaft von Weird Tales im Oktober 1937 in The Eyrie präsentiert wurde, liest sich zwar spannend, muss aber wohl mit der nötigen Skepsis betrachtet werden:
This 29-year-old newest sensation of Weird Tales has led a life as adventurous as that of either of his two barbarian heroes. He went through high school in Millerstown, Pennsylvania, experiencing great difficulty with his mathematics and with a young and attractive school-teacher of whom he became enamored. After he had been graduated, he took a job in the license bureau of the State Highway Department. A few months later he began to hate the place, and left. The Miami catastrophe of 1927 occurred, and he and a friend trekked south to Florida, expecting to find heavy salaries waiting for eager workers. The state was "broke;" and tourists, alarmed by the tidal wave, were frightened away. Ball has slung hash, worked on dynamite crews as a capper, fry-cooked, run a dice table in a gambling-house, dug ditches, leveled auto springs, spread cloth in a shirt factory, and served beer in a Virginia tavern. This will always remain in Ball's memory, he says, as the best moments of his life. (6)Dass Ball sich in der Vergangenheit von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob gehangelt hatte, ist sicher nicht unwahrscheinlich. Jedenfalls fügt sich sein Abstecher in die Welt der Pulps nahtlos in dieses Schema ein. Alles in allem erschienen bloß sechs Geschichten aus seiner Feder in Weird Tales, und danach sollte man nie wieder etwas von ihm hören. Nur die ersten drei dieser Stories gehören der Sword & Sorcery an.
Der Reigen beginnt mit Duar the Accursed, veröffentlicht in der Maiausgabe von 1937.
Der Held der Geschichte ließe sich wohl nicht ganz zu Unrecht als der Urvater aller Conan-Klone beschreiben: Ein stolzer, ungehobelter Barbarenkrieger, der sich nach einer Karriere als Söldner und Pirat ein eigenes Königreich erobert, dieses durch eine geheimnisvolle Katastrophe aber wieder verliert. Seine Lebensmaxime hätte so ähnlich durchaus auch von dem Cimmerier formuliert werden können: "I am Duar the Accursed! I fight for no cause but my own, and my only power is the sword I hold!"
Doch anders als Conan, den Howard trotz all seiner phantastischen Abenteuer nie als etwas anderes beschreibt als einen normalen, wenn auch extrem kompetenten Menschen, ist Duar von einem übernatürlichen Mysterium umgeben. Schon sein äußeres Erscheinungsbild deutet darauf hin, dass er kein gewöhnlicher Sterblicher ist:
Whence did you come? What far-off country saw your birth, you who have the height of the mountain men, the thin nostrils of the horsemen of Kor, the blackhair of the cavemen, the blue eyes of those who haunt the islands of the seas, and the swift strength of the dwellers of the plains? In all of our world there has never been born such a composite prodigy of nature. Or are you of our world?Mehrfach sollen dämonische Mächte das Schlachtenglück zu seinen Gunsten beeinflusst haben. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass Duar sich selbst ein Rätsel ist. Er weiß nicht, wo er geboren wurde und aufwuchs:
My first memories are of the clash and ring of metal upon metal in the heat of a great battle and sweat and blood on my face as I called our battle-cry. I was a mercenary on the field of Sate fighting in the service of the fool King Taerus, whom later I had the satisfaction of spitting on my sword.Wie wir später erfahren, ist Duar die Reinkarnation des Hohepriesters einer untergegangenen Rasse, die einst über die Erde herrschte. Er verfügt über eine Art übernatürliche Schutzpatronin in Gestalt der geisterhaften Shar, die zu erreichen versucht, dass er sich dem Wissen um seine vorherige Existenz öffnet und damit die Wiedergeburt des Reiches der "Ancients" einleitet.
Hier hätte sich das Potential für eine interessante Variante auf den klassischen S&S-Helden geboten. Duar ist eine Art gespaltene Persönlichkeit. Seine barbarische Hälfte weigert sich, sein magisches Erbe anzunehmen, und hadert mit der Vorstellung, ein durch eine vergangene Existenz vorherbestimmtes Schicksal zu besitzen. Doch zugleich verdankt er viele seiner Erfolge letztenendes eben nicht seinem eigenen Willen und Geschick, sondern dem Eingreifen Shars, auch wenn er sich dessen erst langsam bewusst wird.
Aber leider weiß Ball mit diesem interessanten Grundkonzept nichts rechtes anzufangen. Am Ende behält Duars Barbarennatur die Oberhand und Shar bleibt nichts anderes übrig, als auf seine nächste Reinkarnation zu warten, um ihr Glück dann noch einmal zu versuchen.
Der eigentliche Plot der Geschichte hat mit all dem erstaunlicherweise so gut wie überhaupt nichts zu tun. Duar ist in das Reich Ygoth gekommen, um aus dem fluchbeladenen Schwarzen Turm die Rose von Gaon zu entwenden, einen riesenhaften Rubin, der es ihm erlauben soll, eine Armee aufzustellen und sein eigenes Königreich zurückzuerobern. Doch bevor er das sagenumwobene finstere Gemäuer erreicht, wird er von Ygoths Garde überwältigt und vor die junge Königin Nione geführt.
Und hier beginnt das eigentliche Problem, das ich mit Duar the Accursed habe. Unglücklicherweise kopiert Ball in seinem Debüt eine der unsympathischsten Storyschemata aus Howards Conan-Repertoire: Die stolze, arrogante Aristokratin, die nach anfänglichem Widerstand unter dem Eindruck der rauen, unverfälschten Männlichkeit des Barbaren dahinschmilzt und zum gefügigen Weibchen wird. Duars Verhalten gegenüber der Königin besteht aus einer einzigen Aneinanderreihung von Respektlosigkeiten und Provokationen. Im Grunde tut er nichts anderes, als sie permanent zu verhöhnen und zu demütigen. Da Frauen bekanntlich irrationale, impulsive Geschöpfe sind, reagiert sie darauf zuerst mit wütendem Gekreische ("like any fish-wife"), findet diese Behandlung aber irgendwann total klasse und wohl auch sexuell erregend – beweist Duar damit doch bloß, dass er ein "wahrer Mann" ist. Sein altes Reich wird sich der Barbar wohl nicht zurückerobern, doch dafür wartet am Ende der Geschichte Ygoths Thron auf ihn. Denn jedes Königreich braucht schließlich einen König, und Nione mag sich noch so sehr bemühen, als Frau kann sie diese Rolle nicht ausfüllen.
Und dann wäre da noch dieser kuriose kleine Satz: "If the guardsmen had been startled before, now they were certainly in panic, much as if they had captured one of the terrible white apes from the hills of Barsoom". Clifford Ball war wohl ein großer Fan von Edgar Rice Burroughs, aber eine so direkte Anspielung auf die John Carter of Mars - Erzählungen wirkt doch ziemlich irritierend und ungeschickt.
Zwei Monate später erschien mit The Thief of Forthe Balls zweite Sword & Sorcery - Geschichte in Weird Tales. Sie ist zwar in derselben Welt angesiedelt wie Duar the Accursed, erwähnt den Barbaren aber mit keinem Wort. Howards Vorbild ist allerdings auch in ihr immer noch deutlich zu spüren. Die Story ist im Grunde eine Variation auf Rogues in the House.
Meisterdieb Rald wird von dem finsteren und möglicherweise nicht ganz menschlichen Magier Karlk dazu angestiftet, das königliche Geschmeide von Forthe zu stehlen, dessen Träger keine Schwierigkeiten haben sollte, sich zum neuen Herrscher ausrufen zu lassen. Rald hat zwar nur wenig für den intriganten Zauberer übrig, aber sein Ehrgeiz erwacht angesichts eines solch verwegenen Plans: Man stelle sich vor, ein ganzes Königreich zu stehlen! Und Karlk will nicht einmal selbst den Thron besteigen, sondern sich mit der Rolle der grauen Eminenz am Hofe des frisch gekönten Meisterdieb-Monarchen begnügen. Wer könnte einer solchen Versuchung widerstehen? Also steigt unser Held noch in derselben Nacht in den Palast von Forthe ein, wo ihn selbstverständlich größere Komplikationen erwarten, als vorausgesehen.
Verglichen mit Duar the Accursed wirkt The Thief of Forthe sehr viel konventioneller, zugleich jedoch auch sehr viel sympathischer. Unser Held mag keine mysteriöse, äonenumspannende Hintergrundgeschichte besitzen, doch dafür ist er ganz der liebenswerte Spitzbube. Auch er gewinnt im Verlauf seines Abenteuers die Liebe einer Aristokratin – der Prinzessin Thrine –, doch bezeichnenderweise nicht mit arrogantem Machogehabe, sondern mit einer charmanten Mischung aus Höflichkeit und Unverschämtheit. Die ganze Story besitzt einen leicht ironischen Unterton. Vor allem, wenn nacheinander Thrine, Karlk und König Thrall in die Schatzkammer mit dem Geschmeide gestürmt kommen, dabei immer einander und den zunehmend verwirrten Rald überraschend.
Es verwundert nicht, dass Clifford Ball in The Goddess Awakes (Februar 1938) erneut den Meisterdieb zum Helden seiner Geschichte machte. Dieser hat inzwischen allerdings einen Berufswechsel vollzogen und ist zusammen mit seinem Kumpel Thwaine ins Söldnergeschäft eingestiegen. "What difference? Stealing for a king or for yourself?" Unglücklicherweise hat die Armee, in der die beiden gedient haben, gerade eine vernichtende Niederlage erlitten. Thwaine kommentiert verbittert: "Why do we always pick the losing side to fight on? Once in a while we should be victors!" Und ob das in pechschwarze Dunkelheit gehüllte Tal, in das die beiden gerade geflohen sind, wirklich soviel sicherer ist als das Schlachtfeld, bleibt auch noch abzuwarten. Die Antwort ist natürlich Nein. Schon bald sind unsere beiden Helden die Gefangenen eines Amazonenvolkes, das unter dem Einfluss des finsteren Magiers Throal steht, und sollen an die monströse Katzengöttin Hess verfüttert werden.
Leider hält The Goddess Awakes nicht, was die durchaus ansprechende Eröffnungsszene mit ihren sarkastische Bemerkungen austauschenden Söldnern auf der Flucht verspricht. Vielmehr fällt Ball mit seiner dritten Geschichte erneut in die unangenehm sexistischen Gepflogenheiten seines Erstlingswerks zurück. Ganz so übel wie in Duar the Accursed wird es zwar nicht, aber wie wohl fast immer, wenn in Stories dieser Ära und dieser Provinienz ein Amazonenvolk auftaucht, muss man sich auf manch unangenehme und mitunter auch peinliche Szene gefasst machen. Von Ralds ursprünglichem Charme hat sich leider nur wenig erhalten, und auch wenn die finale Konfrontation mit der Katzengöttin recht beeindruckend ausfällt, bleibt der schale Nachgeschmack, dass all dies letztlich auf die Wiederherstellung der "natürlichen Ordnung zwischen den Geschlechtern" hinausläuft. Auch mutet es eigentümlich an, wenn in einer Fantasystory wie dieser Namen wie Isis, Nil, Bastet oder Buddha fallen. Conans Hyborian Age bestand zwar auch aus einer Ansammlung kaum verhüllter Analogien zu realen Ländern, Völkern und Kulturen, aber ganz so direkt wäre Howard denn doch nicht vorgegangen.
Alles in allem ist Clifford Balls Beitrag zur frühen Sword & Sorcery hauptsächlich von historischem Interesse. Hier und da finden sich zwar einige interessante Ideen oder sympathische Momente, aber als Ganzes betrachtet können die drei Stories nicht wirklich überzeugen. Es verwundert darum auch nicht, dass Ball in seiner Rolle als Sword & Sorcery - Lieferant schon bald von einem etwas erfahreneren Weird Tales - Autoren abgelöst werden sollte. Drei Monate nach The Goddess Awakes erschien mit Thunder in the Dawn Henry Kuttners erste Story über Elak of Atlantis. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
(1) Zit. nach: Mark Finn: Blood & Thunder. The Life & Art of Robert E. Howard. S. 174.:
(2) Zit. nach: Ebd. S. 197.
(3) Zit. nach: Ebd. S. 174f.
(4) Ich habe vor Zeiten eimmal hier einen Beitrag über die legendäre "Königin der Pulps" veröffentlicht.
(5) KORREKTUR: Tatsächlich WAR C.L. Moores erstes Jirel-Abenteuer The Black God's Kiss die Cover-Story der Oktoberausgabe 1934. Margaret Brundages Illustrationen werden den zu Grunde liegenden Geschichten selten gerecht, und das ist, denke ich, auch hier der Fall. Trotzdem haben wir damit Moores Kriegerin zumindest einmal auf dem Cover von Weird Tales.
Ich würde den ganzen Absatz heute so nicht mehr schreiben, seit ich mich im Zusammenhang mit meinem Jirel-Beitrag etwas eingehender mit der Rolle beschäftigt habe, die Frauen {als Autorinnen und als Leserinnen/Fans} in der Pulp-Ära spielten.
(5) Weird Tales, Vol. 30, Nr. 4. S. 510.
(2) Zit. nach: Ebd. S. 197.
(3) Zit. nach: Ebd. S. 174f.
(4) Ich habe vor Zeiten eimmal hier einen Beitrag über die legendäre "Königin der Pulps" veröffentlicht.
(5) KORREKTUR: Tatsächlich WAR C.L. Moores erstes Jirel-Abenteuer The Black God's Kiss die Cover-Story der Oktoberausgabe 1934. Margaret Brundages Illustrationen werden den zu Grunde liegenden Geschichten selten gerecht, und das ist, denke ich, auch hier der Fall. Trotzdem haben wir damit Moores Kriegerin zumindest einmal auf dem Cover von Weird Tales.
Ich würde den ganzen Absatz heute so nicht mehr schreiben, seit ich mich im Zusammenhang mit meinem Jirel-Beitrag etwas eingehender mit der Rolle beschäftigt habe, die Frauen {als Autorinnen und als Leserinnen/Fans} in der Pulp-Ära spielten.
(5) Weird Tales, Vol. 30, Nr. 4. S. 510.
Sonntag, 11. November 2018
Strandgut der Woche
- Hypnobobs - Hypnogoria 101: Possum (Spoiler Free Review)
- Hypnobobs - Microgoria 61: Keep the Gaslight Burning
- Lovecraft eZine Videocast: Mike Carey
- The Nasty Pasty Podcast: Mutated Humans
- Commentary Club: Killer Klowns from Outer Space
- Trekabout - Episode 319: Unimatrix Zero, Part II / Imperfection
- SFFaudio Podcast: The Magic Goes Away by Larry Niven
- NUTS4R2 bespricht FrightFest Halloween Edition 2018 * Doctor Who - The Tsuranga Conundrum * Overlord
- Movies Silently: Captain Fracasse (1929) - A Silent Film Review von Fritzi Kramer
- Movies Silently: A Vintage Guide to Writing Talking Pictures… in 1913
- Cinephilia & Beyond: The Story of Saboteur, Hitchcock’s First Truly American Film
- Orson Welles’s The Other Side of the Wind: A film 48 years in the making von David Walsh
- What do Tamara Jenkins’ Private Life and Jesse Peretz’s Juliet, Naked have in common? von David Walsh
- Diabolique Magazine: 30 Days of Night: Hammer Horror’s Vampire Cults von Samm Deighan
- Diabolique Magazine: Why Those Strange Drops of Blood on Jennifer’s Body: The Case of the Bloody Iris (1972) von Miranda Corcoran
- House of Freudstein: The Joy Of Pinky Violence… Orgies of Edo
- Cinema Europa: Imperoli, Clever, Batzella, Lazer and Milewski!
- We Are The Mutants: Blush Response: Blade Runner Souvenir Magazine, 1982
- Cinetropolis: Guilty Pleasures: Star Fleet
- The Complete Carpenter: Ghosts of Mars (2001) von Ryan Harvey
- Strange Horizons: An Interview with Becky Chambers
- Black Gate: In Which Severian Becomes Human: The Sword of the Lictor by Gene Wolfe von Fletcher Vredenburgh
- Art of SFF: Charles Vess on Working with Ursula Le Guin on The Books of Earthsea von Aidan Moher
- Five Books About Human and Dragon Friendships von Deana Whitney
- Uncanny Magazine: Jewish Science Fiction and Fantasy: A Primer von Steven H. Silver
- Adventures Fantastic: A Monster-God for Edmond Hamilton’s Birthday von Keith West
- Adventures Fantastic: Astounding Lives von Keith West
- We Are The Mutants: Inventing Sci-Fi Noir: Jim Steranko’s Outland
- Black Gate: Space Conquerors! von Steve Carper
- A (Black) Gat in the Hand: William Patrick Maynard’s ‘Shades of Yellow’
Samstag, 10. November 2018
Let Me Tell You Of The Days Of High Adventure (3)
Clark Ashton Smiths Beitrag zur Sword & Sorcery
H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und Clark Ashton Smith werden gerne als "die drei Musketiere" von Weird Tales bezeichnet. Was etwas irreführend sein kann, wenn man sich darunter ein in inniger Freundschaft verbundenes Trio vorstellt. Zwar unterhielt der unermüdliche Briefeschreiber Lovecraft eine umfangreiche Korrespondenz sowohl mit Smith als auch mit Howard, und in beiden Fällen lässt sich die Beziehung durchaus als Freundschaft charakterisieren, auch wenn der Briefwechsel mit letzterem stärker von der Auseinandersetzung zwischen zwei zum Teil sehr konträren Weltanschauungen geprägt war. Doch zwischen Howard und Smith entwickelte sich nie mehr als ein sporadischer, unregelmäßiger Austausch von Briefen, von denen sich unglücklicherweise nur eine Handvoll aus der Feder von "Two Gun" Bob erhalten haben.
Die Verbindung zwischen den beiden war durch Lovecrafts Vermittlung entstanden.
Mit Smith stand der Gentleman von Providence schon seit August 1922 in engem Kontakt, nachdem er einen begeisterten "Fanbrief" an ihn geschrieben hatte, in dem er seine Bewunderung für dessen ersten, 1912 herausgegebenen Lyrikband The Star-Treader and Other Poems zum Ausdruck brachte und andeutete, dass sie offenbar eine gemeinsame Liebe zum Phantastischen, Grotesken und Morbiden verbinde. Relativ schnell hatte sich ein reger und freundschaftlicher Briefwechsel zwischen den beiden entwickelt.
Howard hingegen kam erst acht Jahre später mit Lovecraft in Verbindung. Im Juni 1930 schickte er einen Brief an Weird Tales - Boss Farnsworth Wright, den dieser umgehend an Lovecraft weiterleitete, in dem er The Rats in the Walls mit Lob überschüttete, dabei aber zugleich eine Zeile aus der Erzählung auf kuriose Weise fehlinterpretierte.
Wenn der Protagonist am Ende dem Wahnsinn zum Opfer fällt, macht er eine atavistische Entwicklung durch, die sich auch in einem Rückfall in ältere Sprachformen manifestiert, erst Altenglisch, dann Gälisch und schließlich undefinierbares Kauderwelsch. Howard maß dem immense Bedeutung bei:
Obwohl selbst voller rassistischer Vorurteile gegenüber Schwarzen, Hispanos, Indianern und Asiaten fühlte er sich damit einer Bevölkerungsgruppe verbunden, die nach den auch zu seiner Zeit noch nicht völlig überwundenen Standards des 19. Jahrhunderts als "minderwertig" galt. Es sei daran erinnert, dass Lovecraft, der sich furchtbar viel auf seine vermeintlich "reine", angelsächsische Herkunft einbildete, alles andere als glücklich war, als er erfahren musste, dass eine seiner Ururgroßmütter "a Welsh Gentlewoman of unmixed Celtick blood" gewesen war. (3). Einmal mehr erweist sich Howard damit als eine ziemlich widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits empfand er spontane Sympathie für Underdogs und machte mit Ace Jessel in The Spirit of Tom Molyneaux sogar einen schwarzen Boxer zum Helden einer seiner Stories. (4), andererseits konnte er in bester Ku Klux Klan - Manier die Tugenden der Lynchjustiz besingen. So schrieb er in Bezug auf einen Gerichtsprozess in Honolulu, bei dem einige Hawaiianer der Vergewaltigung bezichtigt wurden: "I know what would have happened to them in Texas. I don’t know whether an Oriental smells any different than a nigger when he’s roasting, but I’m willing to bet the aroma of scorching hide would have the same chastening effect on his surviving tribesman." (5)
Aber ich schweife schon wieder ab. Mit Howards Rassismus können wir uns ein andermal vielleicht etwas ausführlicher beschäftigen. Jetzt sei dazu nur noch eins gesagt: Das gängige Fanboy-Argument, damals seien halt alle weißen Texaner so gewesen, lasse ich nicht gelten. Ich finde es sogar ein bisschen verleumderisch. Novalyne Price etwa war von den rassistischen Tiraden ihres Verehrers gar nicht angetan.
Nach etwas mehr als einem Jahr regelmäßiger Korrespondenz durfte Robert E. Howard ab Herbst 1931 als ein festes Mitglied des Lovecraft-Zirkels gelten. Sein Name stand auf der Liste der dem Kreis angehörigen Autoren, die sich untereinander ihre neuesten Manuskripte zuschickten, und wie jeder seiner Kameraden erhielt auch er bald eine Reihe von Spitznamen von Lovecraft verpasst, unter denen "Two Gun" Bob der bekannteste wurde. Andere farbenfrohe Titel, die er ihm verlieh, waren z.B. "our Master of Massacre" und "the Terror of the Plains".
Wir wissen nur wenig darüber, was Clark Ashton Smith von den ersten Geschichten Howards hielt, denen er auf den Seiten von Weird Tales begegnete. Der früheste Kommentar, den ich finden konnte, befindet sich in einem Brief an Lovecraft vom Oktober 1930. Es geht dabei um die Bran Mak Morn - Story Kings of the Night, und Smiths Einschätzung ist recht bezeichnend:
Wie es aussieht, fühlte sich Clark Ashton Smith spätestens jetzt dazu getrieben, seine ursprüngliche Einschätzung Howards zu revidieren. Der Texaner war offenbar mehr als der Verfasser actiongeladener Fantasygeschichten, mit denen er selbst nie hundertprozentig warm hatte werden können. Ende August 1933 schrieb er an August Derleth:
Die beiden tauschten sich über Neuigkeiten auf dem Pulpmarkt aus, wiesen einander auf Magazine hin, bei denen man Manuskripte einreichen könnte, berichteten von veröffentlichten Stories und ausgebliebenen Bezahlungen.
Smith schickte Howard mehrere seiner Zeichnungen.
Sie entdeckten Gemeinsamkeiten in ihrer Skepsis gegenüber dem absoluten Wahrheitsanspruch der modernen Wissenschaft, welcher keiner der beiden so vorbehaltslos ergeben war wie ihr Freund Lovecraft.
Sie unterhielten sich über den wunderlichen William Lumley aus Buffalo, einen Anhänger okkulter Lehren, der mit Lovecraft, Smith, Howard und Henry S. Whitehead korrespondierte, und der von sich behauptete, die halbe Welt bereist und mystische Initiationen erhalten zu haben. Lumley war felsenfest davon überzeugt, dass der Cthulhu-Mythos auf Wahrheit beruhe. Wie Lovecraft in einem Brief an Smith schrieb:
Mehr als einmal kam die Sprache auch auf Conan, was nur verständlich ist, zeigte sich Smith von dessen Abenteuern doch weiterhin sehr angetan. In Howards letztem Brief vom Juli 1935 findet sich denn auch folgende berühmte Passage:
Nach diesem Überblick über die Beziehung zwischen Clark Ashton Smith und Robert E. Howard sollte klar sein, wonach wir nicht Ausschau halten dürfen, wenn wir im Folgenden versuchen wollen, in Smiths Oeuvre Geschichten ausfindig zu machen, die man der Sword & Sorcery zurechnen könnte: Schwertschwingende Barbaren, die auf blutigen Schlachtfeldern reihenweise die Köpfe rollen lassen. Solche Szenarien waren einfach nicht nach dem Geschmack des Barden von Auburn. Doch das Subgenre ist glücklicherweise ja etwas vielfältiger.
Wie wir in den ersten beiden Beiträgen zu dieser Blogpostreihe gesehen haben, entwickelte sich die Sword & Sorcery aus der historischen Abenteuergeschichte, wie sie u.a. Harold Lamb auf den Seiten von Adventure kultiviert hatte. Deshalb mag es naheliegend erscheinen, sich zuallererst einmal in Smiths Averoigne-Zyklus umzuschauen. Schließlich ist Averoigne die fiktive Provinz eines phantastisch eingefärbten, mal frühneuzeitlichen, mal hochmittelalterlichen Frankreichs, die dort angesiedelten Geschichten besitzen also einen vage "historischen" Hintergrund. Dennoch wäre ich da etwas vorsichtig. Smiths Erzählungen erschienen zwar in Weird Tales, doch anders als Howards Stories stehen sie nicht in der Tradition der Pulps, sondern eher in der der literarischen Décadence. Howard versuchte seinen historischen Abenteuergeschichten eine Art schmutzigen Realismus zu verleihen, Smiths Mittelalter hingegen ist das Mittelalter von Thomas Lovell Beddoes' Death's Jest Book oder George Sterlings Lilith. Als Lovecraft ihn auf einige historische Ungenauigkeiten in The Holiness of Azéderac hinwies, erwiderte er: "I supppose that the fact that I was dealing with a realm no less mythical than Cabell's Poictesme made me doubly careless about correlating its chronology with that of historic Europe." (16) Dementsprechend ist den Geschichten eine dunkel-romantische Atmosphäre eigen, die nicht ganz dem entspricht, was man sich normalerweise unter Sword & Sorcery vorstellt. Nichtsdestotrotz möchte ich kurz auf einige Averoigne-Geschichten hinweisen, die meiner Ansicht nach zumindest eine gewisse Verwandtschaft mit dem Subgenre aufweisen.
Da wäre zuerst einmal A Rendezvous in Averoigne (Weird Tales, April 1931), in der der Troubador Gerard auf dem Weg zu einem Stelldichein mit der Kaufmannstochter Fleurette in den übel beleumundeten Wäldern nahe der Bischofsstadt Vyones unter den Bann eines aristokratischen Vampirpaares gerät. Er verirrt sich in einen gespenstischen, von allgegenwärtigem Verfall gezeichneten Teil des Forstes und gelangt schließlich zu einer ebenso düsteren Burg, wo ihn der dämonische Sieur du Malinbois und seine Chatelaine Agathe erwarten. Und wie er feststellen muss, ist auch Fleurette in die Fänge des untoten Paares geraten. Was ein Glück, dass Gerard zufällig einen Stab aus Weißbuchenholz mit sich führt. Der Plot ist denkbar simpel und wartet mit keinerlei überraschenden Wendungen auf. Wie bei vielen Geschichten von Clark Ashton Smith liegt der Reiz von A Rendezvous in Averoigne weniger in der Handlung oder den Charakteren, als vielmehr in der Atmosphäre und der poetischen Schönheit der Sprache.
Ein ganz klein bisschen mehr Action {und sogar ein magisches Schwert} gibt es in The Enchantress of Sylaire (Weird Tales, Juli 1941). Von seiner Angebeten Dorothée zurückgewiesen und als "Träumer und Verseschmied" verspottet, hat der junge Anselme beschlossen, fürderhin das Leben eines Einsiedlers zu führen. Doch als er eines schönen Morgens der im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernden Sephora begegnet, sind alle verstockten Keuschheitsschwüre und aller verbitterte Frauenhass schnell vergessen, und er folgt ihr in ihr geheimnisvolles andersweltliches Reich Sylaire. Bevor er seine unerwartet gefundene romantisch-leidenschaftliche Liebe in vollen Zügen genießen kann, muss er sich allerdings noch mit dem eifersüchtigen Werwolf Malachie du Marais herumschlagen. Und Dorothée taucht überraschend auch noch einmal auf. Zugegeben, der finale "Kampf" mit dem bösartigen Malachie ist gerade einmal ein halbes Dutzend Zeilen lang. Doch die Geschichte ist in ihrem humorvoll-ironischen Tonfall und mit ihren leicht erotischen Elementen einfach so charmant, dass ich sie unbedingt erwähnt haben wollte.
Wenn man überhaupt bereit ist, eine Verwandtschaft der beiden Stories zur Sword & Sorcery anzuerkennen, dann handelt es sich auf jedenfall um eine ziemlich ferne. Dem Subgenre schon sehr viel näher steht The Colossus of Ylourgne. Die etwas längere Erzählung sollte ursprünglich in Strange Tales erscheinen, über dessen plötzlichen Untergang sich Smith und Howard in ihren ersten Briefen austauschten. Sie erschien schließlich in der Juniausgabe 1934 von Weird Tales.
Der zwergenhafte Nekromant Nathaire und seine zehn Schüler verschwinden auf mysteriöse Weise über Nacht aus Vyones. Die meisten glauben, der Grund für die vermeitnliche "Flucht" sei im verstärkten Eifer der Heiligen Inquisition zu suchen. Nur Nathaires ehemaliger Schüler Gaspard du Nord, der mit seinem Meister gebrochen hat, nachdem ihm das ganze Ausmaß seiner diabolischen Machenschaften bewusst wurde, fühlt sich eher beunruhigt, denn erleichtert. Der alte Teufelsbündler hatte vor Kurzem seinen baldigen Tod in den Sternen gelesen, und Gaspard befürchtet, zuvor werde er noch versuchen, sich am Volk von Averoigne für dessen Spott und Feindseligkeit zu rächen.
Ein paar Monate später kommt es denn auch tatsächlich zu sehr viel beunruhigenderen Ereignissen. Die Leichen all jener frisch Verstorbenen, die durch Unfälle oder Gewalt ums Leben kamen, erwachen plötzlich zu einer zombiehaften Existenz und machen sich schnellst möglich nach Osten auf. Derweil erfasst die Mönche eines einsamen Benediktinerklosters Furcht und Schrecken, als aus der benachbarten Burgruine von Ylourgne plötzlich Nacht für Nacht ein infernalisches Gehämmere an ihre Ohren dringt, während der flackernde Schein eines höllischen Feuers den Horizont erleuchtet. Die frommen Gesellen wähnen bereits die Ankunft des Antichrists gekommen, erst recht, als der aufgebahrte Leichnam eines ihrer Mitbrüder, der sich nach einem etwas zu ausgiebigen Besuch des Weinkellers den Hals gebrochen hat, während der Totenmesse aufspringt und sich Richtung Ylourgne davonmacht. Wenig später erreichen auch die übrigen Lebenden Leichen den Ort. Als sich die beiden mutigsten Brüder aufmachen, um das teuflische Treiben in der Ruine unter die Lupe zu nehmen, stoßen sie dort auf eine Schar von Magiern und Dämonen, die ganz offensichtlich nichts Gutes im Schilde führen. Und bei dem bösartigen Zwerg, der das Kommando führt, handelt es sich zweifelsohne um Nathaire.
Als Gaspard von all dem erfährt, macht er sich auf den Weg nach Ylourgne, um seinen ehemaligen Meister aufzuhalten, was auch immer dieser im Schilde führen mag. Dort angekommen wird er Zeuge einer höchst makabren Zeremonie, in deren Verlauf Nathaire und seine Gehilfen aus dem Fleisch und den Knochen der Toten einen riesenhaften neuen Körper für den sterbenden Nekromanten erschaffen. Unglücklicherweise wird der junge Magier dabei entdeckt und findet sich bald darauf am Grunde eines alten Brunnenschachtes in Gesellschaft schleimiger Wasserschlangen wieder. Wird ihm die Flucht aus dem feuchten Kerker gelingen, bevor Nathaire in seiner neuen Titanengestalt Rache am Volk von Averogne nehmen kann?
Die Abenteuer Gaspards bilden zwar nur ungefähr die Hälfte der Erzählung, aber sie besitzen durchaus eine Art Sword & Sorcery - Vibe. Das Eindringen in die unheimliche Burgruine, die Konfrontation mit dem alten Schwarzmagier, die Flucht aus dem Verlies. Nicht zufällig allerdings ist unser Held kein schwertschwingender Krieger, sondern ein eigenbrötlerischer Gelehrter, der wegen seiner magischen Studien von der eigenen Familie enterbt wurde und stets darauf achten muss, nicht die Aufmerksamkeit der Heiligen Inquisition auf sich zu lenken. Natürlich erringt er auch seinen finalen Triumph über den monströsen "Koloss von Ylourgne" nicht mit der Waffe in der Hand, sondern mit seinem nicht eben kirchenkonformen Wissen.
Der Sword & Sorcery noch etwas näher kommen wir im Hyperborea-Zyklus mit den Abenteuern von Satampra Zeiros, der zwar auch kein kampfgestählter Krieger, aber als listiger Dieb schon eher ein typischer Held des Subgenres ist. Beide Geschichten, The Tale of Satampra Zeiros (Weird Tales, November 1931) und The Theft of the Thirty-Nine Girdles (April 1957) werden in der 1. Person und mit der sarkastischen Stimme des fabulierlustigen Langfingers erzählt.
Zu der Zeit, in der sie spielen, deutet noch nichts darauf hin, dass der Kontinent von Hyperborea eines fernen Tages unter Eis und Schnee begraben sein wird. Satampra Zeiros geht seinem nicht eben ehrenwerten Gewerbe in der Metropole von Uzuldaroum nach und ist sehr stolz darauf, gemeinsam mit seinem Kumpel Tirouv Ompalios als einer der Besten in seinem Metier zu gelten:
H.P. Lovecraft zeigte sich begeistert von The Tale of Satampra Zeiros und schrieb in einem Brief vom Dezember 1929:
Zum Abschluss machen wir mit The Black Abbot of Puthuum noch einen kurzen Abstecher nach Zothique, Smiths dekadentem Letzten Kontinent unter einer sterbenden Sonne.
The Black Abbot of Puthuum erschien im März 1936 in Weird Tales. Zu diesem Zeitpunkt hatte Fritz Leiber Adept's Gambit, seine erste Novelle über Fafhrd und den Gray Mouser, entweder schon vollendet oder stand doch kurz vor ihrem Abschluss. Die Figuren seiner beiden Helden hatte er sogar bereits 1934 zusammen mit seinem Freund Harry Otto Fischer entwickelt. Eine Beeinflussung durch den Black Abbot ist also völlig unmöglich. Und doch erscheinen Zobal und Cushara wie die direkten Vorläufer von Fafhrd und dem Gray Mouser.. Robert E. Howards Sword & Sorcery - Helden waren stets Einzelgänger. Hier begegnet uns erstmals ein Heldenpaar. Und auch ihre Liebe zu Wein, schönen Frauen und Glücksspiel verbindet die beiden Haudegen mit Leibers Protagonisten. Freilich hätten Fafhrd und der Gray Mouser sich nie dazu herabgelassen, in der Arnee irgendeines gekrönten Despoten zu dienen. Aber auch Cushara und Zobal gelangen am Ende ihres Abenteuers zu der Überzeugung, dass sie ihre Pflicht gegenüber dem König nun mehr als erfüllt haben, und machen sich gemeinsam mit der guten Rubalsa aus dem Staub. .
(1) Zit. nach: Mark Finn: Blood & Thunder. The Life & Art of Robert E. Howard. S. 148f.
(2) Zit. nach: Bobby Derie: The Mirror of E’ch-Pi-El: Robert E. Howard in the Letters of H. P. Lovecraft (Part 1)
(3) Vgl.: Bruce Lord: The Genetics of Horror: Sex and Racism in H.P. Lovecraft's Fiction.
(4) Was nicht heißen soll, die auch unter dem Titel The Apparition in the Ring bekannte Geschichte sei frei von rassistischen Klischees. Das ist sie ganz sicher nicht! Aber es ist überhaupt schon etwas ungewöhnliches, in einer Howard-Story einen schwarzen Sympathieträger zu haben.
(5) Zit. nach: Gary Romeo: Southern Discomfort: Was Howard a Racist?
(6) David E. Schultz & Scott Connors (Hg.): Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 122.
(7) Weird Tales, Vol. 21, Nr. 4. S. 356/8.
(8) Weird Tales, Vol. 19, Nr. 3. S. 414.
(9) Brief vom 20. Juli 1933. Zit. nach: Ebony and Crystal: REH, CAS, and Fraternal Good Wishes. Der Artikel erschien ursprünglich im REH: Two Gun Raconteur - Fanzine
(10) Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 219.
(11) Zit. nach: Bobby Derie: Conan and the Dweller, Part 2
(16) Brief vom Dezember 1933. In: Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 239.
(17) In: Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 361.
H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und Clark Ashton Smith werden gerne als "die drei Musketiere" von Weird Tales bezeichnet. Was etwas irreführend sein kann, wenn man sich darunter ein in inniger Freundschaft verbundenes Trio vorstellt. Zwar unterhielt der unermüdliche Briefeschreiber Lovecraft eine umfangreiche Korrespondenz sowohl mit Smith als auch mit Howard, und in beiden Fällen lässt sich die Beziehung durchaus als Freundschaft charakterisieren, auch wenn der Briefwechsel mit letzterem stärker von der Auseinandersetzung zwischen zwei zum Teil sehr konträren Weltanschauungen geprägt war. Doch zwischen Howard und Smith entwickelte sich nie mehr als ein sporadischer, unregelmäßiger Austausch von Briefen, von denen sich unglücklicherweise nur eine Handvoll aus der Feder von "Two Gun" Bob erhalten haben.
Die Verbindung zwischen den beiden war durch Lovecrafts Vermittlung entstanden.
Mit Smith stand der Gentleman von Providence schon seit August 1922 in engem Kontakt, nachdem er einen begeisterten "Fanbrief" an ihn geschrieben hatte, in dem er seine Bewunderung für dessen ersten, 1912 herausgegebenen Lyrikband The Star-Treader and Other Poems zum Ausdruck brachte und andeutete, dass sie offenbar eine gemeinsame Liebe zum Phantastischen, Grotesken und Morbiden verbinde. Relativ schnell hatte sich ein reger und freundschaftlicher Briefwechsel zwischen den beiden entwickelt.
Howard hingegen kam erst acht Jahre später mit Lovecraft in Verbindung. Im Juni 1930 schickte er einen Brief an Weird Tales - Boss Farnsworth Wright, den dieser umgehend an Lovecraft weiterleitete, in dem er The Rats in the Walls mit Lob überschüttete, dabei aber zugleich eine Zeile aus der Erzählung auf kuriose Weise fehlinterpretierte.
Wenn der Protagonist am Ende dem Wahnsinn zum Opfer fällt, macht er eine atavistische Entwicklung durch, die sich auch in einem Rückfall in ältere Sprachformen manifestiert, erst Altenglisch, dann Gälisch und schließlich undefinierbares Kauderwelsch. Howard maß dem immense Bedeutung bei:
And I note from the fact that Mr. Lovecraft has his character speaking Gaelic instead of Cymric, in denoting the Age of the Druids, that he holds to Lhuyd's theory as to the settling of Britain by the Celts. This theory is not generally agreed to, but I scarcely think it has ever been disproved, and it was upon this that my story "The Lost Race" was based – that the Gaelic tribes preceded the Cymric peoples into Britain, by way of Ireland, and were later driven out by them ... (1)Tatsächlich hatte Lovecraft an nichts dergleichen gedacht, als er die Zeile in seine Erzählung einbaute. Er hatte sie einfach aus einer anderen Geschichte geklaut und hätte den Unterschied zwischen Gälisch und Kymrisch beim besten Willen nicht feststellen können: Wie er später einmal erzählte:
[Howard] instantly spotted the bit of harmless fakery whereby I lifted a Celtic phrase (for use as an atavistic exclamation) from a footnote to an old classic – The Sin-Eater, by Fiona McLeod (William Sharp). He didn’t realise the source of the phrase, but his sharp eye for Celtic antiquities told him it didn’t quite fit – being a Gaelic (not Cymric) expression assigned to a South British locale. I myself don’t know a word of any Celtic tongue, and never fancied anybody could spot the incongruity. Too charitable to suspect me of ignorant appropriation, he came to the conclusion that I followed a now-discredited theory ... (2)Um Howards überstürzte Schlussfolgerung richtig einzuschätzen, muss man wissen, dass er sich sehr stark mit den sog. "schwarzen Iren" ("Black Irish") identifizierte, als deren Nachkomme er sich betrachtete, und entsprechend interessiert an allem war, was mit keltischer Geschichte und Kultur zu tun hatte.
Obwohl selbst voller rassistischer Vorurteile gegenüber Schwarzen, Hispanos, Indianern und Asiaten fühlte er sich damit einer Bevölkerungsgruppe verbunden, die nach den auch zu seiner Zeit noch nicht völlig überwundenen Standards des 19. Jahrhunderts als "minderwertig" galt. Es sei daran erinnert, dass Lovecraft, der sich furchtbar viel auf seine vermeintlich "reine", angelsächsische Herkunft einbildete, alles andere als glücklich war, als er erfahren musste, dass eine seiner Ururgroßmütter "a Welsh Gentlewoman of unmixed Celtick blood" gewesen war. (3). Einmal mehr erweist sich Howard damit als eine ziemlich widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits empfand er spontane Sympathie für Underdogs und machte mit Ace Jessel in The Spirit of Tom Molyneaux sogar einen schwarzen Boxer zum Helden einer seiner Stories. (4), andererseits konnte er in bester Ku Klux Klan - Manier die Tugenden der Lynchjustiz besingen. So schrieb er in Bezug auf einen Gerichtsprozess in Honolulu, bei dem einige Hawaiianer der Vergewaltigung bezichtigt wurden: "I know what would have happened to them in Texas. I don’t know whether an Oriental smells any different than a nigger when he’s roasting, but I’m willing to bet the aroma of scorching hide would have the same chastening effect on his surviving tribesman." (5)
Aber ich schweife schon wieder ab. Mit Howards Rassismus können wir uns ein andermal vielleicht etwas ausführlicher beschäftigen. Jetzt sei dazu nur noch eins gesagt: Das gängige Fanboy-Argument, damals seien halt alle weißen Texaner so gewesen, lasse ich nicht gelten. Ich finde es sogar ein bisschen verleumderisch. Novalyne Price etwa war von den rassistischen Tiraden ihres Verehrers gar nicht angetan.
Nach etwas mehr als einem Jahr regelmäßiger Korrespondenz durfte Robert E. Howard ab Herbst 1931 als ein festes Mitglied des Lovecraft-Zirkels gelten. Sein Name stand auf der Liste der dem Kreis angehörigen Autoren, die sich untereinander ihre neuesten Manuskripte zuschickten, und wie jeder seiner Kameraden erhielt auch er bald eine Reihe von Spitznamen von Lovecraft verpasst, unter denen "Two Gun" Bob der bekannteste wurde. Andere farbenfrohe Titel, die er ihm verlieh, waren z.B. "our Master of Massacre" und "the Terror of the Plains".
Wir wissen nur wenig darüber, was Clark Ashton Smith von den ersten Geschichten Howards hielt, denen er auf den Seiten von Weird Tales begegnete. Der früheste Kommentar, den ich finden konnte, befindet sich in einem Brief an Lovecraft vom Oktober 1930. Es geht dabei um die Bran Mak Morn - Story Kings of the Night, und Smiths Einschätzung ist recht bezeichnend:
I thought the last issue of W.T. rather punk, apart from the verses, the frontispiece decoration by Senf, and one or two fine passages in Howard's tale. I couldn't stomach this last as a whole – that bloody battle stuff is so stale that it gives me what Sterling called "the Molossian pip". (6)Die mitreißende Schilderung von Schwertgeklirr und Kampfgetümmel war nicht unbedingt etwas, das Smiths Interesse wecken konnte. Dennoch war er offenbar recht angetan von den Conan-Stories, die ab Dezember 1932 in Weird Tales erschienen. In einem Brief an August Derleth hob er The Tower of the Elephant lobend hervor. Doch wie ein Eintrag in The Eyrie, der Leserbriefsparte von W.T., in der Aprilausgabe von 1933 belegt, konnte er mit den blutigen Actionszenen nach wie vor nur wenig anfangen:
Howard's The Scarlet Citadel [...] gave me a grand thrill. It seems to me that Howard is improving, that his tales become weirder and more imaginative. The only drawback, from my viewpoint, is the excessive manslaughter. I wish he would write a tale in which the hero isn't always mowing people down in windrows with a double-fisted sword. (7)Ungefähr zur selben Zeit, als Conan der Cimmerier seine ersten Abenteuer auf den Seiten von Weird Tales durchlebte, muss Howard die kleine Sammlung phantastischer Geschichten The Double Shadow and Other Fantasies erhalten haben, die neben der Titelstory The Voyage of King Euvoran, The Maze of the Enchanter, A Night in Malnéant, The Devotee of Evil und The Willow Landscape enthielt. In einem Brief vom März 1933, der zwar der älteste erhaltene, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der allererste war, schrieb er Clark Ashton Smith:
Howards Begeisterung war nicht geheuchelt. Er bewunderte zutiefst Smiths poetische Meisterschaft der englischen Sprache. Und wie ein im März 1932 erschienener Eyrie - Kommentar andeutet, besaß er wohl auch ein Gefühl für den Geist der smith'schen Erzählungen:.Dear Mr. Smith:I hardly know how to thank you for the copy of The Double Shadow. I have read the stories with the most intense interest and appreciation, and hardly know which I like the best. All are magnificent, splendid examples of that poetic prose which is so characteristic of your work. I envy you your rich and vivid style. [...]I am very glad that you have found the Conan series of interest, and appreciate very much the kind things you said about the yarns. I shall look forward with eager anticipation for The Dark Eidolon and the other stories you mentioned to be published in Weird Tales. Incidentally, your story in the current Weird Tales is splendid.I am enclosing a check for Ebony and Crystal and would feel most honored if you would write your autograph on the fly page.Thanking you again for the magnificent Double Shadow, I am,Most cordially yours,REH
Smith's sweep of imagination and fantasy is enthralling, but what captivates me most is the subtle, satiric humor that threads its delicate way through so much of his work – a sly humor that equals the more subtle touches of Rabelais and Petronius. (8)Nachdem Howard den Lyrikband Ebony and Crystal erhalten hatte, ließ er seiner Bewunderung erneut freien Lauf:
I can hardly find words to express the pleasure – I might even say ecstasy – with which I have read, and re-read your magnificient Ebony and Crystal. Every line in it is a gem. I could dip into the pages and pick at random, anywhere in the book, image of clarity and depth unsurpassed. I haven't the words to express what I feel, my vocabulary being disgustingly small. But so many of your images stir feeling of such unusual depth and intensity, and bring back half forgotten instincts and emotions with such crystal clearness. (9)Er begnügte sich nicht mit diesem allgemeinen Lob, sondern griff einzelne Zeilen aus Smiths Gedichten heraus und beschrieb, welche inneren Bilder und welche realen Erinnerungen sie in ihm wachgerufen hatten.
Wie es aussieht, fühlte sich Clark Ashton Smith spätestens jetzt dazu getrieben, seine ursprüngliche Einschätzung Howards zu revidieren. Der Texaner war offenbar mehr als der Verfasser actiongeladener Fantasygeschichten, mit denen er selbst nie hundertprozentig warm hatte werden können. Ende August 1933 schrieb er an August Derleth:
Howard is a rather surprising person, and I think he is more complex, and is also possessed of more literary ability, than I had thought from many of his stories. The Conan tales, in my opinion, are quite in a class by themselves. H. seemed very appreciative of my book of poems, Ebony and Crystal, and evidently understood it as few people have done. (10)Der Briefwechsel, der sich von nun an zwischen den beiden entfaltete, blieb wie gesagt unregelmäßig und nahm wohl nie die spielerischen Umgangsformen an, die zwischen Smith und Lovecraft herrschten. Noch Howards letzter Brief vom Juli 1935 beginnt mit der eher förmlichen Anrede "Dear Mr. Smith", und auch wenn dieser ihn in Briefen an Dritte mit Spitznamen wie "the Cimmerian Monarch" belegte, spricht doch nichts dafür, dass er ihn selbst jemals mit ähnlich spaßhaften Titeln angesprochen hätte. Aber die Korrespondenz bestand doch aus mehr als höflichem gegenseitigen Schulterklopfen.
Die beiden tauschten sich über Neuigkeiten auf dem Pulpmarkt aus, wiesen einander auf Magazine hin, bei denen man Manuskripte einreichen könnte, berichteten von veröffentlichten Stories und ausgebliebenen Bezahlungen.
Smith schickte Howard mehrere seiner Zeichnungen.
Sie entdeckten Gemeinsamkeiten in ihrer Skepsis gegenüber dem absoluten Wahrheitsanspruch der modernen Wissenschaft, welcher keiner der beiden so vorbehaltslos ergeben war wie ihr Freund Lovecraft.
Sie unterhielten sich über den wunderlichen William Lumley aus Buffalo, einen Anhänger okkulter Lehren, der mit Lovecraft, Smith, Howard und Henry S. Whitehead korrespondierte, und der von sich behauptete, die halbe Welt bereist und mystische Initiationen erhalten zu haben. Lumley war felsenfest davon überzeugt, dass der Cthulhu-Mythos auf Wahrheit beruhe. Wie Lovecraft in einem Brief an Smith schrieb:
He is firmly convinced that all our gang – you, Two-Gun Bob, Sony Belknap, Grandpa E’ch-Pi-El, and the rest – are genuine agents of unseen Powers in distributing hints too dark and profound for human conception or comprehension. We may think we’re writing fiction, and may even (absurd thought!) disbelieve what we write, but at bottom we are telling the truth in spite of ourselves – serving unwittingly as mouthpieces of Tsathoggua, Crom, Cthulhu, and other pleasant Outside gentry. (11)Zu Lumleys fixen Ideen gehörte die Existenz einer vorzeitlichen Rasse von Schlangenmenschen. Ein Motiv, das auch in Howards The Shadow Kingdom und einigen CAS-Stories wie The Double Shadow und The Seven Geases auftaucht. Und auch wenn die beiden dabei sicher nicht von dem alten Exzentriker inspiriert worden waren, musste diese zufällige Übereinstimmung doch ihr Interesse wecken. (12)
Mehr als einmal kam die Sprache auch auf Conan, was nur verständlich ist, zeigte sich Smith von dessen Abenteuern doch weiterhin sehr angetan. In Howards letztem Brief vom Juli 1935 findet sich denn auch folgende berühmte Passage:
It may sound fantastic to link the term "realism" with Conan; but as a matter of fact – his supernatural adventures aside – he is the most realistic character I ever evolved. He is simply a combination of a number of men I have known, and I think that's why he seemed to step full-grown into my consciousness when I wrote the first yarn of the series. Some mechanism in my sub-consciousness took the dominant characteristics of various prizefighters, gunmen, bootleggers, oil field bullies, gamblers, and honest workmen I had come in contact with, and combining them all, produced the amalgamation I call Conan the Cimmerian. (13)Howards Selbstmord im Juni 1936 kam natürlich als ein großer Schock für alle seine Freunde und Bekannten. Eine kurze Bemerkung in einem Brief an R.H. Barlow vom Mai 1937 scheint anzudeuten, dass sich Smith erst nach dessen tragischem Tod richtig bewusst geworden war, wieviel die beiden eigentlich gemein hatten. Man ist beinah versucht zu glauben, er trauere der verpassten Chance einer wirklichen Freundschaft nach:
I believe the late R.E. Howard and I would have had a grand time together lambasting civilization; that is, if I have not been misinformed as to his views. Barbarism, barbaric art, barbaric peoples, appeal more and more to me. I could never live in any modern city, and am more of an "outsider" than HPL. His "outsidedness" was principally in regard to time-period; mine is one of space, too. (14)In einem kurzen Nachruf in der Dezemberausgabe 1936 von Weird Tales hatte er geschrieben:
It seems hard to realize that Howard's work is at an end, and that a whole world of noble myth and fantasy has perished in his dying. What he has left behind, however, may well outlast many things that have been acclaimed and widley touted as literature. (15)Zwei Jahrzehnte später begegnen wir Smith als einem Mitglied des 1955 gegründeten REH - Fanclubs Hyborian Legion.
Nach diesem Überblick über die Beziehung zwischen Clark Ashton Smith und Robert E. Howard sollte klar sein, wonach wir nicht Ausschau halten dürfen, wenn wir im Folgenden versuchen wollen, in Smiths Oeuvre Geschichten ausfindig zu machen, die man der Sword & Sorcery zurechnen könnte: Schwertschwingende Barbaren, die auf blutigen Schlachtfeldern reihenweise die Köpfe rollen lassen. Solche Szenarien waren einfach nicht nach dem Geschmack des Barden von Auburn. Doch das Subgenre ist glücklicherweise ja etwas vielfältiger.
Wie wir in den ersten beiden Beiträgen zu dieser Blogpostreihe gesehen haben, entwickelte sich die Sword & Sorcery aus der historischen Abenteuergeschichte, wie sie u.a. Harold Lamb auf den Seiten von Adventure kultiviert hatte. Deshalb mag es naheliegend erscheinen, sich zuallererst einmal in Smiths Averoigne-Zyklus umzuschauen. Schließlich ist Averoigne die fiktive Provinz eines phantastisch eingefärbten, mal frühneuzeitlichen, mal hochmittelalterlichen Frankreichs, die dort angesiedelten Geschichten besitzen also einen vage "historischen" Hintergrund. Dennoch wäre ich da etwas vorsichtig. Smiths Erzählungen erschienen zwar in Weird Tales, doch anders als Howards Stories stehen sie nicht in der Tradition der Pulps, sondern eher in der der literarischen Décadence. Howard versuchte seinen historischen Abenteuergeschichten eine Art schmutzigen Realismus zu verleihen, Smiths Mittelalter hingegen ist das Mittelalter von Thomas Lovell Beddoes' Death's Jest Book oder George Sterlings Lilith. Als Lovecraft ihn auf einige historische Ungenauigkeiten in The Holiness of Azéderac hinwies, erwiderte er: "I supppose that the fact that I was dealing with a realm no less mythical than Cabell's Poictesme made me doubly careless about correlating its chronology with that of historic Europe." (16) Dementsprechend ist den Geschichten eine dunkel-romantische Atmosphäre eigen, die nicht ganz dem entspricht, was man sich normalerweise unter Sword & Sorcery vorstellt. Nichtsdestotrotz möchte ich kurz auf einige Averoigne-Geschichten hinweisen, die meiner Ansicht nach zumindest eine gewisse Verwandtschaft mit dem Subgenre aufweisen.
Da wäre zuerst einmal A Rendezvous in Averoigne (Weird Tales, April 1931), in der der Troubador Gerard auf dem Weg zu einem Stelldichein mit der Kaufmannstochter Fleurette in den übel beleumundeten Wäldern nahe der Bischofsstadt Vyones unter den Bann eines aristokratischen Vampirpaares gerät. Er verirrt sich in einen gespenstischen, von allgegenwärtigem Verfall gezeichneten Teil des Forstes und gelangt schließlich zu einer ebenso düsteren Burg, wo ihn der dämonische Sieur du Malinbois und seine Chatelaine Agathe erwarten. Und wie er feststellen muss, ist auch Fleurette in die Fänge des untoten Paares geraten. Was ein Glück, dass Gerard zufällig einen Stab aus Weißbuchenholz mit sich führt. Der Plot ist denkbar simpel und wartet mit keinerlei überraschenden Wendungen auf. Wie bei vielen Geschichten von Clark Ashton Smith liegt der Reiz von A Rendezvous in Averoigne weniger in der Handlung oder den Charakteren, als vielmehr in der Atmosphäre und der poetischen Schönheit der Sprache.
Ein ganz klein bisschen mehr Action {und sogar ein magisches Schwert} gibt es in The Enchantress of Sylaire (Weird Tales, Juli 1941). Von seiner Angebeten Dorothée zurückgewiesen und als "Träumer und Verseschmied" verspottet, hat der junge Anselme beschlossen, fürderhin das Leben eines Einsiedlers zu führen. Doch als er eines schönen Morgens der im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernden Sephora begegnet, sind alle verstockten Keuschheitsschwüre und aller verbitterte Frauenhass schnell vergessen, und er folgt ihr in ihr geheimnisvolles andersweltliches Reich Sylaire. Bevor er seine unerwartet gefundene romantisch-leidenschaftliche Liebe in vollen Zügen genießen kann, muss er sich allerdings noch mit dem eifersüchtigen Werwolf Malachie du Marais herumschlagen. Und Dorothée taucht überraschend auch noch einmal auf. Zugegeben, der finale "Kampf" mit dem bösartigen Malachie ist gerade einmal ein halbes Dutzend Zeilen lang. Doch die Geschichte ist in ihrem humorvoll-ironischen Tonfall und mit ihren leicht erotischen Elementen einfach so charmant, dass ich sie unbedingt erwähnt haben wollte.
Wenn man überhaupt bereit ist, eine Verwandtschaft der beiden Stories zur Sword & Sorcery anzuerkennen, dann handelt es sich auf jedenfall um eine ziemlich ferne. Dem Subgenre schon sehr viel näher steht The Colossus of Ylourgne. Die etwas längere Erzählung sollte ursprünglich in Strange Tales erscheinen, über dessen plötzlichen Untergang sich Smith und Howard in ihren ersten Briefen austauschten. Sie erschien schließlich in der Juniausgabe 1934 von Weird Tales.
Der zwergenhafte Nekromant Nathaire und seine zehn Schüler verschwinden auf mysteriöse Weise über Nacht aus Vyones. Die meisten glauben, der Grund für die vermeitnliche "Flucht" sei im verstärkten Eifer der Heiligen Inquisition zu suchen. Nur Nathaires ehemaliger Schüler Gaspard du Nord, der mit seinem Meister gebrochen hat, nachdem ihm das ganze Ausmaß seiner diabolischen Machenschaften bewusst wurde, fühlt sich eher beunruhigt, denn erleichtert. Der alte Teufelsbündler hatte vor Kurzem seinen baldigen Tod in den Sternen gelesen, und Gaspard befürchtet, zuvor werde er noch versuchen, sich am Volk von Averoigne für dessen Spott und Feindseligkeit zu rächen.
Ein paar Monate später kommt es denn auch tatsächlich zu sehr viel beunruhigenderen Ereignissen. Die Leichen all jener frisch Verstorbenen, die durch Unfälle oder Gewalt ums Leben kamen, erwachen plötzlich zu einer zombiehaften Existenz und machen sich schnellst möglich nach Osten auf. Derweil erfasst die Mönche eines einsamen Benediktinerklosters Furcht und Schrecken, als aus der benachbarten Burgruine von Ylourgne plötzlich Nacht für Nacht ein infernalisches Gehämmere an ihre Ohren dringt, während der flackernde Schein eines höllischen Feuers den Horizont erleuchtet. Die frommen Gesellen wähnen bereits die Ankunft des Antichrists gekommen, erst recht, als der aufgebahrte Leichnam eines ihrer Mitbrüder, der sich nach einem etwas zu ausgiebigen Besuch des Weinkellers den Hals gebrochen hat, während der Totenmesse aufspringt und sich Richtung Ylourgne davonmacht. Wenig später erreichen auch die übrigen Lebenden Leichen den Ort. Als sich die beiden mutigsten Brüder aufmachen, um das teuflische Treiben in der Ruine unter die Lupe zu nehmen, stoßen sie dort auf eine Schar von Magiern und Dämonen, die ganz offensichtlich nichts Gutes im Schilde führen. Und bei dem bösartigen Zwerg, der das Kommando führt, handelt es sich zweifelsohne um Nathaire.
Als Gaspard von all dem erfährt, macht er sich auf den Weg nach Ylourgne, um seinen ehemaligen Meister aufzuhalten, was auch immer dieser im Schilde führen mag. Dort angekommen wird er Zeuge einer höchst makabren Zeremonie, in deren Verlauf Nathaire und seine Gehilfen aus dem Fleisch und den Knochen der Toten einen riesenhaften neuen Körper für den sterbenden Nekromanten erschaffen. Unglücklicherweise wird der junge Magier dabei entdeckt und findet sich bald darauf am Grunde eines alten Brunnenschachtes in Gesellschaft schleimiger Wasserschlangen wieder. Wird ihm die Flucht aus dem feuchten Kerker gelingen, bevor Nathaire in seiner neuen Titanengestalt Rache am Volk von Averogne nehmen kann?
Die Abenteuer Gaspards bilden zwar nur ungefähr die Hälfte der Erzählung, aber sie besitzen durchaus eine Art Sword & Sorcery - Vibe. Das Eindringen in die unheimliche Burgruine, die Konfrontation mit dem alten Schwarzmagier, die Flucht aus dem Verlies. Nicht zufällig allerdings ist unser Held kein schwertschwingender Krieger, sondern ein eigenbrötlerischer Gelehrter, der wegen seiner magischen Studien von der eigenen Familie enterbt wurde und stets darauf achten muss, nicht die Aufmerksamkeit der Heiligen Inquisition auf sich zu lenken. Natürlich erringt er auch seinen finalen Triumph über den monströsen "Koloss von Ylourgne" nicht mit der Waffe in der Hand, sondern mit seinem nicht eben kirchenkonformen Wissen.
Der Sword & Sorcery noch etwas näher kommen wir im Hyperborea-Zyklus mit den Abenteuern von Satampra Zeiros, der zwar auch kein kampfgestählter Krieger, aber als listiger Dieb schon eher ein typischer Held des Subgenres ist. Beide Geschichten, The Tale of Satampra Zeiros (Weird Tales, November 1931) und The Theft of the Thirty-Nine Girdles (April 1957) werden in der 1. Person und mit der sarkastischen Stimme des fabulierlustigen Langfingers erzählt.
Zu der Zeit, in der sie spielen, deutet noch nichts darauf hin, dass der Kontinent von Hyperborea eines fernen Tages unter Eis und Schnee begraben sein wird. Satampra Zeiros geht seinem nicht eben ehrenwerten Gewerbe in der Metropole von Uzuldaroum nach und ist sehr stolz darauf, gemeinsam mit seinem Kumpel Tirouv Ompalios als einer der Besten in seinem Metier zu gelten:
To be more explicit, I refer to the theft of the jewels of Queen Cunambria, which were kept in a room where two-score venomous reptiles wandered at will; and the breaking of the adamantine box of Acromi, in which were all the medallions of an early dynasty of Hyperborean kings. It is true that these medallions were difficult and perilous to dispose of, and that we sold them at a dire sacrifice to the captain of a barbarian vessel from remote Lemuria: but nevertheless, the breaking of that box was a glorious feat, for it had to be done in absolute silence, on account of the proximity of a dozen guards who were all armed with tridents. We made use of a rare and mordant acid . . . but I must not linger too long and too garrulously by the way, however great the temptation to ramble on amid heroic memories and the high glamor of valiant or sleightful deeds.Doch als die Zeiten härter und die Besitzer von Reichtümern vorsichtiger zu werden beginnen, sehen sich die beiden Diebe mit einem rapide schwindenden Einkommen konfrontiert. Nachdem sie ihr letztes Geld für eine große Flasche Granatapfelwein ausgegeben haben, beschließen sie in fröhlich angeheiterter Stimmung einen besonders dreisten Raubzug. Ihr Ziel ist die alte Hauptstadt Commoriom, die vor Zeiten aufgegeben wurde, nachdem irgendein übernatürliches Verderben, dessen genaue Natur niemand mehr kennt, über ihre Bewohner gekommen war. Seitdem hat sich niemand mehr an den fluchbeladenen Ort gewagt, der ohne Zweifel noch die reichen Schätze der Vergangenheit bergen muss. Also ziehen die beiden los, "besorgen" sich unterwegs bei irgendwelchen Bauern die nötige Wegzehrung (und eine zusätzliche Ration Alkohol zur Motivation), um schließlich in die unheimlichen, menschenleeren Wälder vorzustoßen, in denen die tote Metropole liegt. Unglücklicherweise ist das erste Gebäude, das sie zu plündern versuchen, ein Tempel für den monströsen Krötengott Tsathoggua – und der ist nicht ganz so verlassen wie man glauben sollte. Am Ende der Geschichte hat der Meisterdieb seine linke Hand eingebüßt und kann verdammt froh sein, dass er überhaupt mit dem Leben davongekommen ist.
H.P. Lovecraft zeigte sich begeistert von The Tale of Satampra Zeiros und schrieb in einem Brief vom Dezember 1929:
To Klarkash-Ton, High-Priest of Tsathoggua, Greetings:–
I must not delay in expressing my well-nigh delirious delight at The Tale of Satampra Zeiros—which has veritably given me the one archkick of 1929! Yug! n'gha k'yun bth'gth R'Iyeh glIur ph'ngui Cthulhu yzkaa .... what an atmosphere! I can see & feel & smell the jungle around immemorial Commoriom, which I am sure must lie buried today in glacial ice near Plathoë, in the land of Lomar! It is of this crux of elder horror, I am certain, that the mad Arab Abdul Alhazred was thinking when he – even he – left something unmention'd & signify'd by a row of stars in the surviving codex of his accursed & forbidden Necronomicon! You have achieved in its fullest glamour the exact Dunsanian touch which I find it almost impossible to duplicate, & I am sure that even the incomparable Nuth [aus Dunsanys Book of Wonder] would have been glad to own Satampra Zeiros as his master. Altogether, I think this comes close to being your high spot in prose fiction to date – for Zothar's sake keep it up .... my anticipations assume fantastic proportions!
Lovecraft war ein eingefleischter Dunsany-Fanboy, und wenn er die Geschichte seines Freundes mit dessen Werk verglich, war dies in der Tat ein großes Lob. Wie stark der Einfluss Dunsanys auf Smith tatsächlich war, ist
allerdings umstritten. Er selbst erklärte 1949 in einem Brief an Samuel J. Sackett:
"As for authors who were formative influences, I think Poe should
head the list. Baudelaire and George Sterling in regard to poetry, and
Lovecraft and Dunsany in respect to prose", fügte jedoch hinzu: "though I think some critics tend to exaggerate the Dunsany influence". (17) Donald Sydney-Fryer versucht in diesem Essay der scheinbar weit verbreiteten Ansicht, Dunsany habe Clark Ashton Smiths Werk tiefgehend geprägt, den Boden zu entziehen, schießt dabei jedoch wohl etwas über das Ziel hinaus.
Wie dem auch sei, für Studentinnen & Studenten des Cthulhu-Mythos ist The Tale of Satampra Zeiros vor allem deshalb bedeutungsvoll, weil hier zum ersten mal Tsathoggua erwähnt wird, neben dem Buch von Eibon wohl Smiths wichtigster Beitrag zu dem Längeren Gedankenspiel, mit dem Lovecraft und seine Freunde sich vergnügten. Die Beschreibung der Statue des krötenhaften Großen Alten illustriert sehr schön, dass Smith in seinen eigenen Werken dem Mythos oft die Züge einer leicht humorvollen Groteske verlieh:
Als Clark Ashton Smith beinah drei Jahrzehnte später zu seinem hyperboreanischen Dieb zurückkehrte (wobei dessen Einhändigkeit erstaunlicherweise kein einziges Mal erwähnt wird), kreierte er mit The Theft of the Thirty-Nine Girdles dann ein wirklich lupenreines Stückchen Sword & Sorcery. Alle Mythosbezüge fallen weg, dafür dürfen wir miterleben, wie der prahlerische Dieb, seine fingerfertige Partnerin Vixeela und der nicht eben solide Alchimist und Hehler Veezi Phenquor in den Tempel von Leniqua einsteigen, um die juwelenbesetzten Keuschheitsgürtel der "Heiligen Jungfrauen", die ganz sicher keine Jungfrauen und eigentlich eher Tempelprostituierte sind, zu entwenden. Eine höchst amüsante kleine Story.Wie dem auch sei, für Studentinnen & Studenten des Cthulhu-Mythos ist The Tale of Satampra Zeiros vor allem deshalb bedeutungsvoll, weil hier zum ersten mal Tsathoggua erwähnt wird, neben dem Buch von Eibon wohl Smiths wichtigster Beitrag zu dem Längeren Gedankenspiel, mit dem Lovecraft und seine Freunde sich vergnügten. Die Beschreibung der Statue des krötenhaften Großen Alten illustriert sehr schön, dass Smith in seinen eigenen Werken dem Mythos oft die Züge einer leicht humorvollen Groteske verlieh:
He was very squat and pot-bellied, his head was more like that of a monstrous toad than a deity, and his whole body was covered with an imitation of short fur, giving somehow a vague suggestion of both the bat and the sloth. His sleepy lids were half-lowered over his globular eyes; and the tip of a queer tongue issued from his fat mouth.
Zum Abschluss machen wir mit The Black Abbot of Puthuum noch einen kurzen Abstecher nach Zothique, Smiths dekadentem Letzten Kontinent unter einer sterbenden Sonne.
Zobal the archer and Cushara the pikebearer had poured many a libation to their friendship in the sanguine liquors of Yoros and the blood of the kingdom's enemies. In that long and lusty amity, broken only by such passing quarrels as concerned the division of a wine-skin or the apportioning of a wench, they had served amid the soldiery of King Hoaraph for a strenuous decade.Inzwischen in den Rang von Palastwachen aufgestiegen, werden die beiden eines schönen Tages zusammen mit dem Eunuchen Simban losgeschickt, um bei den Nomadenvölkern, die jenseits der Wüste Izdrel leben, eine neue Konkubine für den Monarchen zu erwerben. Keiner der beiden Haudegen macht sich groß Sorgen um die Teufel und Dämonen, die angeblich Izdrel bevölkern sollen, und tatsächlich verläuft die Hinreise auch völlig ereignislos. Rubalsa erweist sich als genauso hübsch, wie die Gerüchte erzählten, welche an König Hoaraphs Ohr gedrungen waren, und unsere Helden verlieben sich alle beide Hals über Kopf in die junge Frau. Bald schon warten allerdings noch sehr viel größere Probleme auf sie, denn diesmal bekommen sie es in der Ödnis von Izdrel tatsächlich mit übernatürlichen Mächten zu tun. Ein Kreis von unnatürlicher Finsternis legt sich um die kleine Reisegruppe, aus der infernalische Kakophonien erklingen. Es scheint unmöglich, die dämonische Barriere zu durchdringen, und so werden die vier schließlich von ihrem Weg abgedrängt und sind gezwungen, in das schroffe Hügelland im Norden zu wandern. Am Ende ihres unfreiwilligen Marsches erwartet sie das uralte Kloster Puthuum mit seinem ogerartigen, lüsternen Abt Ujuk, bei dem es sich nur scheinbar um einen Menschen handelt.
The Black Abbot of Puthuum erschien im März 1936 in Weird Tales. Zu diesem Zeitpunkt hatte Fritz Leiber Adept's Gambit, seine erste Novelle über Fafhrd und den Gray Mouser, entweder schon vollendet oder stand doch kurz vor ihrem Abschluss. Die Figuren seiner beiden Helden hatte er sogar bereits 1934 zusammen mit seinem Freund Harry Otto Fischer entwickelt. Eine Beeinflussung durch den Black Abbot ist also völlig unmöglich. Und doch erscheinen Zobal und Cushara wie die direkten Vorläufer von Fafhrd und dem Gray Mouser.. Robert E. Howards Sword & Sorcery - Helden waren stets Einzelgänger. Hier begegnet uns erstmals ein Heldenpaar. Und auch ihre Liebe zu Wein, schönen Frauen und Glücksspiel verbindet die beiden Haudegen mit Leibers Protagonisten. Freilich hätten Fafhrd und der Gray Mouser sich nie dazu herabgelassen, in der Arnee irgendeines gekrönten Despoten zu dienen. Aber auch Cushara und Zobal gelangen am Ende ihres Abenteuers zu der Überzeugung, dass sie ihre Pflicht gegenüber dem König nun mehr als erfüllt haben, und machen sich gemeinsam mit der guten Rubalsa aus dem Staub. .
(1) Zit. nach: Mark Finn: Blood & Thunder. The Life & Art of Robert E. Howard. S. 148f.
(2) Zit. nach: Bobby Derie: The Mirror of E’ch-Pi-El: Robert E. Howard in the Letters of H. P. Lovecraft (Part 1)
(3) Vgl.: Bruce Lord: The Genetics of Horror: Sex and Racism in H.P. Lovecraft's Fiction.
(4) Was nicht heißen soll, die auch unter dem Titel The Apparition in the Ring bekannte Geschichte sei frei von rassistischen Klischees. Das ist sie ganz sicher nicht! Aber es ist überhaupt schon etwas ungewöhnliches, in einer Howard-Story einen schwarzen Sympathieträger zu haben.
(5) Zit. nach: Gary Romeo: Southern Discomfort: Was Howard a Racist?
(6) David E. Schultz & Scott Connors (Hg.): Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 122.
(7) Weird Tales, Vol. 21, Nr. 4. S. 356/8.
(8) Weird Tales, Vol. 19, Nr. 3. S. 414.
(9) Brief vom 20. Juli 1933. Zit. nach: Ebony and Crystal: REH, CAS, and Fraternal Good Wishes. Der Artikel erschien ursprünglich im REH: Two Gun Raconteur - Fanzine
(10) Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 219.
(11) Zit. nach: Bobby Derie: Conan and the Dweller, Part 2
(12) Lumley selbst könnte von Maurice Doreal, dem Gründer der "Brotherhood of the White Temple", inspiriert worden sein, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nicht besonders hoch ist. Im achten Kapitel von Doreals The Emerald Tablets of Thoth the Atlantean wird eine Rasse von gestaltswandlerischen Schlangenmenschen beschrieben, die menschliche Gesellschaften infiltrieren: "Serpent-headed when the/ glamour was lifted/ but appearing to man as men among men./ Crept they into the Councils,/ taking forms that were like unto men./ Slaying by their arts the chiefs of the kingdoms,/ taking their form and ruling o'er man./ Only by magic could they be discovered./ Only by sound could their faces be
seen./ Sought they from the Kingdom of shadows/ to destroy man and rule in his place." Die Parallelen zu Howards The Shadow Kingdom sind erstaunlich, aber sicher rein zufällig. Natürlich spielen Schlangenmenschen auch in Lumleys einziger veröffentlichter Story The Diary of Alonzo Typer, die sehr stark von Lovecraft überarbeitet wurde und im Februar 1938 in Weird Tales erschien, eine zentrale Rolle.
(13) Zit. nach: Mark Finn: Blood & Thunder. The Life & Art of Robert E. Howard. S. 172.
(14) Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 302..
(15) Weird Tales, Vol. 28, Nr. 5. S. 638. (16) Brief vom Dezember 1933. In: Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 239.
(17) In: Selected Letters of Clark Ashton Smith. S. 361.
Samstag, 3. November 2018
Strandgut der Woche
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- Diabolique Magazine: Movie of the Weak: Trilogy of Terror (1975) von Jeremy Carr
- Cinema Europa: Blaxploitalian
- October is Hammer Country: The Plague of the Zombies (1966) von Ryan Harvey
- A Year in the Country: Noah’s Castle – A Slightly Overlooked Artifact and Teatime Dystopias
- House of Freudstein: “Here’s A Bit Of A Scoop For You…” The Aldo Lado (Micro)Interview
- Once Upon A Screen: Vincent Price on Suspense!
- FragmentAnsichten: Oktoberansichten 2018 & [Interview] Über die Herbstlande von Alessandra Reß
- Black Gate: Pie and a Slice of Sky: An Interview with Brooklyn Writer Rob Cameron
- Nightmare Magazine: Interview: Amber Fallon
- Clarkesworld Magazine: Genetics, Spores, and Automation: A Conversation with Nancy Kress
- Strange Horizons: 100 African Writers of SFF - Part 12: Grahamstown
- The Public Domain Review: Mistress of a New World: Early Science Fiction in Europe’s “Age of Discovery” von Emily Lord Fransee
- A (Black) Gat in the Hand: Joe Bonadonna’s ‘Hardboiled Film Noir’ (Part Two)
- The Public Domain Review: Divining the Witch of York: Propaganda and Prophecy von Ed Simon
- We Are The Mutants: Death at the Fair: Britain’s Ghost Trains
- Tales From The Border - An Anthology Webcomic by Andrew Sztehlo