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Donnerstag, 12. Februar 2015

Wer braucht "Spaceballs 2"?

Dass viele der Neuigkeiten und Gerüchte, die man aus Hollywood so zu hören bekommt, reichlich bizarr klingen, ist natürlich nichts neues: Ein Reboot von Stargate? Eine von niemandem herbeigesehnte Neuauflage des Highlander? Eine neuer Indiana Jones mit Chris Pratt als Indy? Eine "Rekalibration" {was auch immer das sein soll} von Halloween? Derlei Schlagzeilen bin ich inzwischen gewohnt und sie rufen darum auch kaum mehr als ein Achselzucken bei mir hervor. Hin und wieder aber taucht dann doch noch etwas auf, das so absurd klingt, dass es mich aus meiner Apathie reißt. Selbiges war kürzlich der Fall, als ich lesen musste, Mel Brooks arbeite allen Ernstes an einem Sequel zu Spaceballs.    
With a new Star Wars trilogy in the works, comedian and filmmaker Mel Brooks says he’s actively working on a sequel to his iconic spoofing Spaceballs, which would begin filming after the December 2015 release of Star Wars: The Force Awakens.
During a recent appearance on Adam Carolla’s Take a Knee podcast, Brooks confirmed his desire to make the film, which would be entitled Spaceballs: Search For More Money. He said his intention is to bring back as many as the film’s original cast members as possible, including Rick Moranis, who has all but retired from acting in recent years.
Warum mich diese Botschaft stärker getroffen hat als all der andere Bullshit? Lasst es mich so formulieren: Mel Brooks war einmal ein großer Filmemacher, doch Spaceballs war nie ein großer Film.

Kaum jemand wird widersprechen können, dass die letzten Jahre in Brooks' Karriere als Regisseur einem rapiden Absturz glichen. Der Mann, der uns so wunderbare Klassiker wie The Producers (1968), Blazing Saddles (1974) und Young Frankenstein (1974) geschenkt hatte, verabschiedete sich vom Kinopublikum mit solch unglaublich öden, humor- und fantasielosen Machwerken wie Robin Hood: Man in Tights (1993) und {schauder} Dracula: Dead and Loving It (1995). Dieser Niedergang ist in seinen Ausmaßen geradezu erschreckend. Irgendwann in den 80er Jahren scheint die Quelle von Brooks' Kreativität – aus welchen Gründen auch immer – mit einmal ausgetrocknet zu sein, und sie sollte nie wieder in ihrer alten Frische zu sprudeln beginnen. Wo genau der Beginn dieses Prozesses anzusetzen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander, für mich lassen sich erste Symptome dessen bereits in History of the World, Part 1 (1981) ausmachen und mit Spaceballs (1987) beginnt dann der freie Fall.
Ich will gar nicht leugnen, dass der Streifen die eine oder andere witzige Szene enthält, aber das kann ihn in meinen Augen nicht retten. Ihm fehlen die Kreativität, Sorgfalt und Leidenschaft, die Brooks' wirklich große Filmparodien auszeichneten. Blazing Saddles und Young Frankenstein bestehen nicht einfach aus einer Aneinanderreihung mehr oder weniger gelungener Witze mit mehr oder weniger deutlichem Bezug zu ihrem "Quellenmaterial", sie schaffen es auf großartige Weise, den Look und die Atmosphäre eines klassischen Western oder Universal-Horrorfilms nachzuahmen. Ähnliches gilt für High Anxiety (1977), wenn Brooks z.B. einige von Hitchcocks berühmten cinematographischen Kunstgriffen kopiert. Diese Streifen verraten ein tiefes Verständnis für die Art von Filmen, die sie parodieren. Und vermutlich auch eine große Liebe zu ihnen. Nichts dergleichen lässt sich über Spaceballs sagen. Am nächsten kommt der Film dem vielleicht noch in der Szene mit dem Vorbeiflug des nicht enden wollenden Raumschiffs Spaceballs One, doch was dem folgt, scheint von Leuten gemacht zu sein, die kein Gefühl dafür hatten, was Star Wars oder den SciFi-Film im Allgemeinen ausmacht.
Zugegebenermaßen fand ich Spaceballs ziemlich witzig, als ich ihn mir zum ersten Mal anschaute, aber das liegt nun bereits eine halbe Ewigkeit zurück und ich war damals ... ich weiß nicht ... maximal achtzehn. Als ich mir den Streifen vor ein paar Jahren dann wieder einmal {und diesmal im englischen Original} reingezogen habe, musste ich mit Erschrecken feststellen, wie uninspiriert und streckenweise geradezu peinlich er in Wirklichkeit ist. Ich denke ein Großteil der Liebe, die dem Film auch heute noch von vielen entgegengebracht wird, wurzelt letztlich in ähnlich nostalgischen Erinnerungen.
Ulkigerweise war mir zum Zeitpunkt meiner ersten Begegnung mit Brooks' Werk auch schon der Film bekannt, den ich heute als eine sehr viel gelungenere Star Wars - Parodie Spaceballs entgegenstellen würde: The Ice Pirates von 1984. Ich weiß, eine Einschätzung, die wahrscheinlich nur von sehr wenigen geteilt wird {auf Rotten Tomatoes bekommt der Flick gerade mal 11%}, aber ich bleibe dabei: Stewart Raffills trashiger SciFi-Streifen ist vielleicht nicht wirklich ein besserer Film und er enthält vermutlich ebensoviele müde und pubertäre Witze wie Spaceballs, doch im Unterschied zu ihm ist er bei allem Rumgeblödel zugleich ein nett pulpiges Weltraumabenteuer, und das macht für mich den entscheidenden Unterschied aus: Spaceballs besteht aus einer Aneinanderreihung meist nur mäßig amüsanter Gags, für die der Plot und die Charaktere lediglich als Aufhänger fungieren. Der Film versucht gar nicht erst, eine wirkliche Story zu erzählen, die einen irgendwie packen oder auch nur interessieren könnte. The Ice Pirates hingegen mag zwar ein echt mieser Film sein, aber er erzählt weigstens eine echte Geschichte, in deren Verlauf ich zumindest echte Sympathien für Jason und seinen Trupp von Misfits & Underdogs entwickeln konnte.     

Roger Ebert schrieb seinerzeit in seiner Rezension von Spaceballs::
Did Mel Brooks make "Spaceballs" to celebrate the 10th anniversary of the "Star Wars" saga? Last month we celebrated the first decade of George Lucas's great entertainment, and now here is Brooks's satire, complete with Dark Helmet and Pizza the Hutt. [...]
The strangest thing about "Spaceballs" is that it should have been made several years ago, before our appetite for "Star Wars" satires had been completely exhausted.
In der Tat fragt man sich, was vier Jahre nach Return of the Jedi ein solcher Streifen noch in den Kinos zu suchen hatte. Anders als Blazing Saddles, Young Frankenstein, High Anxiety oder History of the World parodiert Spaceballs kein ganzes Genre, sondern ganz spezifisch Star Wars. Daran ändern auch die paar willkürlich eingestreuten "Anspielungen" auf Star Trek, Alien und Planet of the Apes nichts. Doch der große Hype war 1987  bereits vorbei. Ebenso angestaubt mussten deshalb Brooks' satirische Seitenhiebe auf die geldscheffelnden Merchandising-Maschinerie wirken, für die George Lucas schon seit langem berüchtigt war.

Wenn also bereits die erste Inkarnation von Spaceballs leicht anachronistisch wirken musste, um wieviel mehr würde dies für ein 2016 oder 2017 in die Kinos gelangendes Sequel gelten? Selbst wenn J.J. Abrams' The Force Awakens zu einem großen Erfolg werden sollte, wird der Film doch unter Garantie nichts auslösen, was dem Star Wars - Hype der späten 70er und frühen 80er gleichkäme.

Warum also streut der inzwischen achtundachtzigjährige Brooks Gerüchte über Spaceballs 2 aus? Braucht er dringend Geld und hofft tatsächlich, die Wiederauferstehung von Star Wars ausnutzen zu können? Ist er nicht länger damit zufrieden, seine alten Klassiker wie The Producers und Young Frankenstein in Broadway-Musical zu verwandeln? Will er's sich selbst und der Welt zwanzig Jahre nach seinem Abschied vom Regiestuhl noch einmal beweisen? Oder ist das Ganze bloß ein Spaß, den sich der alte Komiker auf Kosten der gerüchtegeilen Filmfangemeinde macht? Zumal es äußerst unwahrscheinlich ist, dass Rick Moranis aus dem Ruhezustand zurückkehren und sich erneut den schwarzen Riesenhelm überstülpen wird. Und Brooks selbst hat gesagt: "“Without Rick, I wouldn’t do it".

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