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Sonntag, 14. Dezember 2014

Expeditionen ins Reich der Eighties-Barbaren (V): "The Warrior and the Sorceress"

Häufiger vielleicht als die Werke irgendeines anderen Regisseurs dienten die von Akira Kurosawa als Vorlagen für andere Filme. Die Zahl der von Sieben Samurai / Shichinin no samurai (1954) "inspirierten" Streifen ist schier unüberschaubar; die Grundidee von Rashomon (1950) wurde u.a. sogar von Star Trek: The Next Generation kopiert (S03E14: A Matter of Perspective); Die verborgene Festung / Kakushi toride no san-akunin (1958) gilt als eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Star Wars; und auch Yojimbo (1961) hat mehr als bloß einen Nachahmer gefunden.

Am bekanntesten ist natürlich Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar /  Per un pugno di dollari (1964), das Gründungswerk des Spaghetti-Westerns. Doch daneben wurde die Geschichte von dem Krieger, der zwei ein Dorf terrorisierende Fraktionen gegeneinander auspielt, u.a. auch in ein postapokalyptisches Szenario verpflanzt (Albert Pyuns Omega Doom [1986]) und fand ihren Weg  mit John Brodericks The Warrior and the Sorceress (1984) außerdem in die Gefilde des Sword & Sorcery - Films.



Diesen erneuten Abstecher in die eher ärmlicheren Provinzen von Filmfantasyland haben wir einmal mehr Roger Corman zu verdanken. Und ja, wer genau hinhört wird auch diesmal Überreste von James Horners Musik zu Battle Beyond the Stars entdecken können. Doch meine geneigte Leserschaft sei beruhigt, ganz so schlimm wie in Sorceress wird es diesmal nicht. Oh ja, der Flick ist ein bizarr-billiger Mischmasch aus diversen Stories und Genres, der die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer in erster Linie durch die schier omnipräsente Nacktheit von María Socas zu fesseln versucht. Aber zumindest packte mich zu keinem Zeitpunkt das Verlangen, den Korb mit den faulen Tomaten hervorzuholen.

Das Drehbuch stammte aus der Feder von Broderick, doch hatte er die Grundstory offenbar gemeinsam mit William Stout entwickelt. Ein klassisches Beispiel von: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Auf dem fernen Wüstenplaneten Ura ist Wasser zum wertvollsten Besitz geworden. Das kleine Dorf Yamatar wird von zwei Banden beherrscht, deren Anführer Zeg (Luke Askew) und Bal Caz (Guillermo Marín) ständig um die Kontrolle über den einzigen Brunnen kämpfen und sich nebenbei eine goldene Nase mit Sklaven- und Waffenhandel verdienen. Eines Tages taucht der grimmige Schwertkämpfer Kain (David Carradine) in Yamatar auf. Vor Zeiten eine Art "heiliger Krieger", ist er nun nicht viel mehr als ein Söldner, der seine Klinge an den Meistbietenden verkauft. Dennoch beschließt er, dem Terrorregime der Banden und des monströsen Sklavenhändlers Burgo (Armando Capo) ein Ende zu bereiten, indem er sich erst bei dem einen Warlord, dann bei dem anderen verdingt, und dafür zu sorgen sucht, dass sich die beiden Fraktionen gegenseitig vernichten. Zumal er entdecken muss, dass Zeg die Priesterin/Zauberin Naja (María Socas) gefangen hält, die ein magisches Schwert für ihn schmieden soll.

Zwei Dinge stechen zuallererst ins Auge:
Zum einen die wild durcheinandergerührte DNA dieses Flicks: Neben den üblichen Versatzstücken des Sword & Sorcery - Films {wenn man einmal davon absieht, dass der durchschnittliche Umfang der männlichen Bizeps für einen solchen hier erstaunlich bescheiden wirkt} lassen sich unschwer Elemente des Italo-Westerns und des postapokalyptischen Films in der Nachfolge von Mad Max 2 (1981) ausmachen. Der Name unseres Helden dürfte in erster Linie als Anspielung auf Carradines Kung Fu - Charakter Kwai Chang Caine gedacht sein, weckt aber zugleich Reminiszenzen an Karl Edward Wagners klassischen S&S-Helden Kane.
Zum anderen die kuriose Tatsache, dass auf Ura scheinbar alle Frauen per göttlichem Dekret dazu verpflichtet sind, barbusig durch die Gegend zu laufen. Bei den Sklavenmädchen kann ich das ja noch verstehen, aber warum verzichtet die gute Naja auch nach ihrer Befreiung darauf, sich ein paar weitere Kleidungsstücke zu organisieren?

Man kann geteilter Meinung über David Carradines schauspielerisches Talent sein. Der Höhepunkt seiner Karriere, als er in Filmen wie Martin Scorseses Boxcar Bertha (1972) oder Hal Ashbys Bound for Glory (1976) mitgewirkt hatte, lag zu diesem Zeitpunkt bereits in ferner Vergangenheit und seine Verwandlung in den B-Movie-Star der 80er und 90er befand sich in vollem Gange. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass der gute Mann über eine gewisse Ausstrahlung oder "Präsenz" verfügte. Gar zu viel hilft das nicht, aber wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Rolle des Kain ursprünglich für Chuck Norris konzipiert war, verspürt man doch das Bedürfnis, ein kurzes Dankgebet an die Götter des Grindhouse-Films zu flüstern. Zumindest gelingt es Carradine, der Figur einen Hauch von Desillusioniertheit und Zynismus zu verleihen, einfach, indem er sein Gesicht in die Kamera hält. Ich will gar nicht erst versuchen, mir auszumalen, wie das beim ollen Chuck ausgesehen hätte.
Alle übrigen Charaktere bleiben denkbar farblos, auch wenn ich zugeben muss, dass mir Guillermo Maríns fetter und dekadenter Bal Caz und Luke Askews eher militärisch-pseudoaristokratisch, aber auch ziemlich sadistisch anmutender Zeg irgendwie Spaß gemacht haben. Interessante Persönlichkeiten sind das sicher nicht, aber doch wenigstens einigermaßen unterhaltsame Klischeefiguren. Ihre Gefolgsleute hingegen wirken oft eher etwas lächerlich. Doch in gewisser Hinsicht ist das beinah angemessen, handelt es sich bei ihnen doch in der Tat um ziemlich erbärmliche Kreaturen, die sich vorzugsweise damit amüsieren, zerlumpte Elendsgestalten oder wehrlose Frauen zu terrorisieren oder gleich zu töten.

Der Plot ist oft etwas wirr, und mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dem Film sei auf dem Weg ins Kino die eine oder andere Szene verloren gegangen. Ich hab' z.B. immer noch nicht kapiert, wie die von Kain befreite Naja auf einmal Bal Caz in die Hände fallen konnte. War das Teil eines Plans oder bloß ein dummer Zufall?

Das Fantasyelement ist übrigens der vielleicht größte Schwachpunkt in diesem ohnehin nicht eben grandiosen Flick. Das ganze Trara um die magische Klinge, die einzig Naja zu schmieden versteht, wirkt nicht nur äußerst aufgesetzt, sondern erweist sich letztenendes auch als völlig bedeutungslos. Denn als das Schwert schließlich tatsächlich hergestellt und Kain übergeben wird, zeigt es keinerlei "magische" Eigenschaften. Der Krieger hätte den finalen Kampf ebensogut mit seinem eigenen Schwert bestreiten können. Nur in einigen neckischen Details erweist sich das phantastische Element als fruchtbar. So fand ich z.B. Bal Caz' Schoßtier/Berater/Liebling, der einer Kreuzung aus Waran, zweibeinigem Minidrachen und einem degenerierten Verwandten von Kermit dem Frosch ähnelt, ausgesprochen liebenswert. Auch beglückt uns The Warrior and the Sorceress ein halbes Jahrzehnt vor Star Trek V: The Final Frontier (1989) und Total Recall (1990) mit einer vierbrüstigen Stripperin. {Und hey, die Mädels in diesen beiden Filmen bringen es bloß auf drei!} Und dann gibt es da natürlich auch noch das tentakelbewehrte Ungeheuer, das Najas Zelle bewacht. Statt {wie vermutlich beabsichtigt} an irgendwelche lovecraftianischen Monstrositäten musste ich bei seinem Anblick an Audrey II aus Little Shop of Horrors denken. Und ich bin stets dankbar, wenn man positive Erinnerungen in mir weckt.

Es fällt mir schwer, zu entscheiden, ob ich eine Empfehlung für diesen Streifen aussprechen soll. Er bewegt sich irgendwo in den interdimensionalen Räumen zwischen "billig, aber unterhaltsam", "grottenschlecht" und "so mies, dass es wieder großartig ist". 

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