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Freitag, 13. September 2013

Die Töpfer-Lady ist zurück

Nicht, dass Joanne K. Rowling je so richtig von der Bildfläche verschwunden wäre, sind in den letzten beiden Jahren mit The Casual Vacancy und The Cuckoo's Calling doch zwei Bücher von ihr erschienen. Doch nun wird sich die britische Schriftstellerin und Multimillionärin seit fünf Jahren erstmals wieder der Welt der Zauberer und Muggel zuwenden, der sie ihren Ruhm und Reichtum verdankt. 
Der Anstoß dazu kam allerdings von den Studiobossen bei Warner Bros. Zwei Jahre nachdem Harry Potter and the Deathly Hallows - Part 2 das Kinopublikum beglückt hat (?), hält man es dort anscheinend für an der Zeit, das Franchise noch ein bisschen weiter zu melken. Schließlich hat man allein für die Verfilmungsrechte an den ersten vier Bänden seinerzeit eine Millionen Dollar hingeblättert. Die Idee, Rowlings Fantastic Beasts and Where to Find Them in einen Film zu verwandeln, erscheint auf den ersten Blick freilich etwas bizarr. Schließlich erzählt das Buch meines Wissens nach keine Geschichte, sondern ist bloß eine Art Bestiarium. Aber hey, Filme sind schon auf sehr viel wackligerer Grundlage produziert worden. Im Grunde geht es ohnehin nur darum, irgendeine Verbindung zum Potterversum herzustellen. Warum also nicht den Titel von Fantastic Beasts nehmen und eine Story um den fiktiven Verfasser, Newt Scamander, erfinden? 
Doch an genau diesem Punkt meldete sich Mrs. Rowling zu Worte:
I thought it was a fun idea, but the idea of seeing Newt Scamander, the supposed author of ‘Fantastic Beasts,’ realized by another writer was difficult. Having lived for so long in my fictional universe, I feel very protective of it and I already knew a lot about Newt. As hard-core Harry Potter fans will know, I liked him so much that I even married his grandson, Rolf, to one of my favourite characters from the Harry Potter series, Luna Lovegood.
Und so wird sie höchstpersönlich das Drehbuch für den Film schreiben, der vermutlich bloß der Startpunkt für eine neue Serie werden soll.
 
Als jemandem, der nie vom Potter-Virus infiziert wurde und sich bis heute weder in literarischer noch in filmischer Form den gesamten Zyklus zu Gemüte geführt hat, könnte mir all das elegant am Allerwertesten vorbei gehen. Dennoch kann ich es mir nicht verkneifen, ein paar Anmerkungen dazu zu machen:
1) Joanne K. Rowling besitzt keinerlei Erfahrung als Drehbuchschreiberin. Was auch immer man über ihr Talent als Romanautorin denken mag, ein Script zu verfassen, ist einfach ganz etwas anderes. Warum beschränkt sich die gute Frau nicht auf die Rolle einer Beraterin mit Vetorecht -- ungefähr so, wie bei den Harry Potter - Filmen?
2) Welches Zielpublikum wird hier anvisiert? Der Potter-Hype ist schon seit einigen Jahren abgeklungen. Natürlich gibt es immer noch mehr als genug begeisterte Fans der alten Serie, aber deren große Mehrheit dürfte inzwischen über Zwanzig sein. Da Warner Bros. zuerst einmal dieses Zuschauerreservoir anzuzapfen versuchen wird, um darauf aufbauend ein größeres Publikum zu erreichen, wird sich Fantastic Beasts vermutlich eher "erwachsen" zu geben versuchen. Doch Harry Potter war in meinen Augen am Besten, solange die Serie noch etwas vom Charme einer eher altmodischen Kinderfantasy besaß. Weshalb ich mir wenig gutes von diesem "Sequel", "Sidequel", "was weiß ich" erwarrte.
3) Es gibt so viele gute Fantasybücher da draußen. Müssen wir denn unbedingt in die Welt des Töpferjungen zurückkehren, nur weil der uns beim letzten Mal einen so ordentlichen Profit beschert hat? Ja, ich weiß, Filme zu produzieren ist auch ein Geschäft, aber all die Lobredner des Kapitalismus behaupten doch so gerne, dass der Trieb zur Innovation eine der großen Tugenden der Marktwirtschaft sei ...

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