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Donnerstag, 29. August 2013

Sir Ridley macht auf biblisch

Ich habe eine geheime Schwäche für die klassischen Bibelschinken der 40er-60er Jahre, für Filme wie Cecil B. De Milles Samson and Delilah (1948) und The Ten Commandments (1956), Nicholas Rays King of Kings (1961) und George Stevens' The Greatest Story Ever Told (1965), denen ich außerdem noch christliche Sandalenfilme à la Mervyn Le Roys Quo Vadis? (1951), Henry Kosters The Robe (1953) und William Wylers Ben Hur (1959) hinzuzählen würde. 
Sicher, sie alle sind nicht frei von eher lächerlichen Zügen, und als filmische Auseinandersetzung mit einem biblischen Stoff reicht keiner von ihnen auch nur annäherungsweise an Pier Paolo Pasolinis Il Vangelo secondo Matteo (Das Evangelium nach Matthäus [1964) heran. Doch sie alle sind nicht nur pächtige Technicolor-Epen, die meisten von ihnen besitzen außerdem ein naiv-humanes Element, das mich mitunter wirklich zu rühren vermag. Die "Mächte des Bösen" erscheinen in diesen Filmen als die Vertreter einer reichen, dekadenten und despotischen Elite oder einer erbarmungslosen Militärmaschinerie. Und auch wenn dies wohl eher nicht den historischen Tatsachen entspricht, treten die frühen Christen als sanfte Vorkämpfer gegen Unterdrückung und Sklaverei auf. Auch De Milles' Samson und sein Moses sind in gewisser Weise "Freiheitskämpfer". Es gibt wahrlich schlimmeres in den Annalen der Filmkunst.

Wie ich heute erfahren habe, bereitet sich Ridley Scott gerade darauf vor, in diesem Jahr mit den Dreharbeiten an seinem eigenen Bibelepos zu beginnen: Exodus. Im Grunde habe ich nichts gegen eine erneute filmische Adaption eines biblischen Stoffes. Das Alte Testament enthält haufenweise interessanter mythischer, sagenhafter und heldenepischer Erzählungen, aus denen man ganz ausgezeichnete Filme machen könnte. {Wie wär's z.B.mal mit einem Flick über die Richterin Debora?} Doch leider hat Sir Ridley mit Robin Hood (2010) bereits bewiesen, auf wie miserable Weise er mit einem klassischen Stoff umzugehen vermag, während er mit Prometheus (2012) gezeigt hat, was dabei herauskommt, wenn er sich seinen "philosophischen" Neigungen hingibt und einen "tiefgründigen" Film zu drehen versucht. Vielleicht wäre es das Beste, wenn er sich bei Exodus an seinem Gladiator (2000) orientieren würde. Der war zwar wahrlich kein Meisterwerk, aber immerhin ein recht erträglicher, mitunter sogar ganz amüsanter Blockbuster.   

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