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Samstag, 13. Oktober 2012

"Pickman's Model"

Im April 1926 kehrte H.P. Lovecraft nach zwei glücklosen Jahren in New York in seine Heimatstadt Providence zurück. Im darauffolgenden Jahr schrieb er an Clark Ashton Smith:
What I absolutely must have - & that is about the only thing really essential to me - is a general atmosphere exactly like that of my youth - the same scenes, the same kind of faces & voices & thoughts & opinions around me - the same type of sounds & impressions. I did not realise my dependence on these things till I tried living in New York, but then I was very soon made to see my essential attachment to them. I discovered that the cosmic & cosmopolitan element in me is the thinnest of veneers, & that I am actually - so far as all the deeper emotions & springs of action are concerned - an extremely localised New Englander of the most pronounced type. In New York my mental processes were virtually atrophied for want of contact with the impressions which form their exclusive nourishment - I was an unassimilated alien there, & always would have been. Only the return home liberated & resuscitated my faculties, such as they are. [...] That ethereal sense of identity with my own native & hereditary soil & institutions is the one essential condition of intellectual life - & even of a sense of complete existence & waking reality - which I cannot do without. Like Antaeus of old, my strength depends on repeated contact with the soil of the Mother Earth that bore me.
Der Vergleich mit Antaeus war nicht ganz unberechtigt. Im Laufe des Jahres 1926/27 schrieb Lovecraft u.a. The Silver Key, The Dream-Quest of Unkown Kadath, The Case of Charles Dexter Ward, Pickman's Model, The Call of Cthulhu und The Colour Out of Space. Daneben beendete er seine 1925 begonnene Studie über die Geschichte der Horrorliteratur Supernatural Horror in Literature. Es war die vielleicht produktivste Phase seines Lebens und ein wichtiger Wendepunkt in seiner Entwicklung als Schriftsteller.  Mit Supernatural Horror vergewisserte er sich seiner Position innerhalb einer literarischen Tradition, die mit der gothic novel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihren Anfang genommen hatte, und konkretisierte zugleich seine Vorstellung von der ‘kosmischen Angst’ als dem eigentlichen Thema der Horrorliteratur. Obwohl Lord Dunsany in dem ausführlichen Essay immer noch eine herausragende Stellung einnimmt, endete Lovecrafts eigene an Dunsany orientierte Phase der ‘Traumland-Geschichten’ mit The Silver Key und The Dream-Quest.  Der bizarre und farbenfrohe Exotismus des irischen Dichters wird ersetzt durch ein neues, sehr viel nüchterneres ästhetisches Ideal, das seine Verkörperung in dem exzentrischen Maler makabrer und phantastischer Szenerien in Pickman's Model gefunden hat:
Pickman war - gemessen an Beobachtung und Ausführung - in jeder Beziehung ein durch und durch genauer, ja fast wissenschaftlich vorgehender Realist.
Die Kurzgeschichte enthält nicht nur viel von Lovecrafts eigenen Gedanken über phantastische Kunst, sondern ist zugleich auch eine seiner wirklich gelungenen Horrorstories. Um so erfreulicher, dass uns Mr. Jim Moon in der jüngsten Ausgabe von Hypnobobs mit einer Lesung von Pickman's Model beglückt. Freunde und Freundinnen des gepflegten Grauens, gießt euch einen guten Port ein, macht es euch bequem und lauscht der sanften Stimme von Darlingtons Bibliothekar der Träume!

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