"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Samstag, 5. Juli 2014

Gott sei dank gibt es "The Golden Child"

Um das gleich zu Beginn klarzustellen: Ich bin kein großer Fan von Eddie Murphy. Es ist zugegebermaßen schon etliche Jährchen her, seit ich das letzte Mal einen Film mit ihm gesehen habe, aber seine Masche hat auf mich eigentlich immer eher nervtötend und irritierend als witzig gewirkt. Michael Ritchies erstmals Dezember 1986 in die Kino gelangte Esoterik-Abenteuer-Komödie The Golden Child, in der Murphy die Hauptrolle des "Auserwählten" Chandler Jarrell spielt, der ein tibetisches Wunderkind aus den Klauen eines diabolischen Bösewichts befreien muss, bildet da keine Ausnahme. Dennoch bin ich verdammt froh, dass der Streifen existiert. Doch bevor ich meine Gründe dafür darlege, rasch noch ein kurioses Detail über Eddie Murphys frühe Filmkarriere: Viele der Flicks, mit denen der Stand-up - Comedian sich als Schauspieler in Hollywood zu etablieren vermochte, waren ursprünglich überhaupt nicht als Komödien konzipiert gewesen, und niemand hatte bei ihnen an einen Typen wie Murphy als Hauptdarsteller gedacht. Das gilt nicht nur für 48 Hrs. (1982), sondern überraschenderweise auch für Beverly Hills Cop (1984). Letzterer war ursprünglich als ein schnörkelloser Actioner mit Sly Stallone in der Hauptrolle gedacht gewesen! Und auch The Golden Child war keineswegs von Anfang an als ein Eddie Murphy - Vehikel geplant. Zu Beginn hatte man vielmehr Mel Gibson zum Star des Filmes machen wollen! Bizarr, oder? Wie dem auch sei, auf jedenfall haben wir den Filmgöttern auf ewig dankbar dafür zu sein, dass Gibson die Rolle nicht übernehmen konnte, und Paramount deshalb den phantastischen Abenteuerstreifen in eine "abenteuerliche" Eddie Murphy- Komödie umschreiben ließ. Und dafür gibt es zwei sehr gut Gründe:

1) Hätte es The Golden Child nicht gegeben, John Carpenter hätte vermutlich nie die Chance erhalten, Big Trouble in Little China zu drehen. 20th Century Fox engagierte den Filmemacher (der ursprünglich bei The Golden Child die Regie führen sollte!) mit dem erklärten Ziel, einen direkten Konkurrenten für Paramounts "phantastische Komödie" zu kreieren. Der Plan ging nicht wirklich auf, denn obwohl Big Trouble in Little China beinah ein halbes Jahr vor seinem Gegenspieler in die Kinos gelangte, erwies sich der Flick sehr schnell als ein kommerzieller Flop. Das ändert freilich nichts daran, dass es sich bei Carpenters Film um eine der verrücktesten und amüsantesten Phantastik-Komödien aller Zeiten handelt. Um wieviel ärmer wäre die Filmwelt, wenn es Kurt Russels planlosen Trucker-Helden Jack Burton nicht geben würde!



2) Ich weiß, das klingt wie ein schlechter Witz, aber ursprünglich sollte Eddie Murphy in Star Trek IV: The Voyage Home (1986) mitspielen, wie ich kürzlich durch den Mission Log Podcast erfahren musste! Statt mit der Meeresbiologin Gillian Taylor (Catherine Hicks) hätten Kirk & Co. sich mit einem von Murphy verkörperten College-Professor und Ufologen zusammengetan, um ihre Walrettungsmision zu erfüllen. Man lasse seiner Fantasie für einen Moment freien Lauf und versuche sich dieses Szenario einmal auszumalen ... Gruselig, nicht wahr?! Ich halte The Voyage Home für einen der gelungensten Trek-Filme, weshalb mir diese Vorstellung erst recht alptraumhaft erscheint. Catherine Hicks' Charakter und ihr Zusammenspiel mit Shatner tragen sehr viel zum Charme des Filmes bei. Hätte stattdessen Eddie Murphy in ihm mitgewirkt, so wäre er heutzutage vermutlich ähnlich wie The Last Frontier im nüchternen Zustand nicht mehr zu ertragen. Welch ein Glück also, dass Murphy lieber die Hauptrolle in The Golden Child übernehmen wollte.

Ich denke, es ist wieder mal an der Zeit, etwas Weihrauch auf dem Altar der Götter des Films darzubringen.           

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen