"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Montag, 10. Februar 2014

The Book of the Lost - Folk Horror, der nie gedreht wurde

Ich bin ein bekennender Fan des klassischen Brit-Horrors. Aber so sehr ich die Produktionen von Hammer und Amicus auch liebe, seinen unvergleichlichen Höhepunkt erreichte das Genre in meinen Augen in jener Handvoll Filme vom Ende der 60er und Beginn der 70er Jahre, die man unter dem Begriff "Folk Horror" zusammenfasst, und als deren bekannteste und bedeutendste Vertreter Michael Reeves' Witchfinder General (1968), Piers Haggards Blood on Satan's Claw (1971) und Robin Hardys The Wicker Man (1973) gelten dürfen. In ihrer atmosphärischen Dichte bilden diese Filme, in denen ein spezifisch ländlich-englisches Setting mit historischen und folkloristischen Elementen verschmolzen wurde, so etwas wie den goldenen Herbst des Brit-Horror. Es ist ein Jammer, dass es ihnen nicht gelang, den Niedergang des Genres wenigstens um einige Jahre hinauszuzögern, beweisen sie doch, dass es das Potential für einen "neuen" britischen Horror jenseits von Hammer-Gothic und Amicus-Portmanteaus gegeben hätte.
Für alle, die ihn nicht kennen, als kleiner Appetitanreger der Anfang von Blood on Satan's Claw mit der großartigen Musik von Marc Wilkinson:



Phantastisch, oder?!

Meine große Liebe zum "Folk Horror" dürfte erklären, warum mich eine Mischung aus Begeisterung und Melancholie überkam, als ich kürzlich auf das Projekt The Book of the Lost stieß.
Die Website erweckt den Eindruck, vier verschollene Klassiker dieses Genres – The Marsh Thing, The Villagers, A Necklace of Shells und Middlewitch Lake – vorzustellen, inklusive Inhaltsangaben, Besetzungslisten und Infos über Produktion und (mangelnden) Erfolg. Eine kleine Bildgallerie präsentiert uns außerdem eine Reihe von Szenenfotos aus anderen Episoden der gleichnamigen Fernsehserie, in deren Rahmen die vier Streifen angeblich gezeigt wurden. Tatsächlich jedoch hat es keinen dieser Filme je gegeben. Und das ist wirklich sehr sehr traurig. Wie gerne würde ich Lord Edwards fatalen Versuch, seine verstorbene Verlobte ins Leben zurückzurufen; den dörflichen Lynchmob aus der Zeit des Englischen Bürgerkriegs; das grausige Schicksal des zynischen Hippie-Gurus Galahad Ruby; und Leahs Rache an dem sadistischen Sohn des Squire auf der Leinwand oder am Bildschirm miterleben dürfen!  
The Book of the Lost ist eine wunderschöne und fantasievolle Liebeserklärung an den "Folk Horror" und bildet zugleich den Hintergrund für ein Alt-Folk-Album von The Rowan Amber Mill (Stephen Stannard) und Emily Jones, von dem man sich drei Songs hier anhören kann. Käuflich zu erwerben ist die Scheibe hier.


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