"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Mittwoch, 27. Februar 2013

Oscar - Nachschlag

(1) Die Jaws - Melodie wurde tatsächlich dazu benutzt, eine missliebige Meinungsäußerung zu unterdrücken. Dazu muss man wissen, dass die Situation für viele Angestellte in der Visual Effects - Branche aufgrund von Outsourcing, Lohnsenkungen und Massenentlassungen momentan wirklich mies aussieht. Die großen Studios versuchen mit aller Macht die Kosten zu senken, was u.a. zum Bankrott der Firma Rhythm + Hues geführt hat, die an der Produktion von Ang Lees Life of Pi beteiligt war. Als der Visual Effects - Oscar an Life of Pi ging, und einer der Gewinner (Bill Westenhofer) in seiner Dankesrede die Lage bei Rhythm + Hues und in der Industrie anzusprechen versuchte, wurde ihm erst mit Jaws über den Mund gefahren und dann das Mikro abgedreht. Siehe hier. Als wäre dies nicht bereits derb genug gewesen, besaß Ang Lee auch noch die Frechheit, in seiner Dankesrede die VFX-Arbeiter & - Arbeiterinnen bewusst zu übergehen. Phillip Brostes Offener Brief an Ang Lee fasst es recht gut zusammen.

(2) Wer ein besonders hübsches Beispiel dafür sehen will, wie gut sich Political Correctness mit blindem politischem Konformismus verträgt, gucke sich die Rezension von Ben Afflecks Argo auf Tor.com an. Steven Padnick schwätzt viel über orientalistische Klischees, die der Film angeblich zugleich entlarve und selbst vermeide. Das liest sich dann z.B. wie folgt:
Affleck makes the audience aware of the unreality to make us question if what we are seeing is accurate in this and all films, even science fiction movies. After all, genre fiction has an unfortunate habit of taking real ethnicities, dressing them up as aliens, then getting conflict out of our (white) protagonists inability to deal with these strange beings (looking at you, Star Trek.) “Argo,” the movie within the movie, is rife with Orientalism, taking place on a desert planet, “Middle Eastern in feel,” with scenes at the bazaar, the palace, and on the dunes. We don’t see much of the film they are pretending to make [...] but it looks like a poorly-written and more racist version of Star Wars. Orientalism is not a mistake the actual movie Argo makes. For a film in which a CIA agent is firmly positioned as the good guy, the Iranians are presented as diverse, humane, educated, and completely aware of a world outside their borders who have real grievances with the interference of American and British forces. Tehran is not an alien city at all, but a modern one that looks like Los Angeles from the air. Of course, the banality of the city makes the violence of the Revolutionary Guard all the more shocking, women eating Kentucky Fried Chicken are immediately contrasted with men hung from cranes.
Die rassistischen Klischees in alten SciFi-Filmen sind für Steven Padnick offenbar ein Problem (und ich will nicht behaupten, sie wären keins), die US-Politik im Mittleren Osten und das verbrecherische Treiben der CIA scheinbar nicht. Jedenfalls lässt er darüber nicht eine einzige kritische Bemerkung fallen. Mit anderen Worten: Imperialismus ist in Ordnung, solange er politisch korrekt verpackt wird.

(3) Die besten Twitter-Kommentare zum Oscar-Abend, die mir unter die Augen gekommen sind, stammen von Fantasyautor Saladin Ahmed:

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