"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Montag, 18. Juni 2012

Einer der wirklich großen Meister

Open Culture hat eine Liste der frei zugänglichen Filme des sowjetischen Regisseurs Andrei Tarkowski zusammengestellt. Von seinen sieben Hauptwerken scheint nur das letzte Das Opfer – derzeit nicht frei im Netz verfügbar zu sein.

Tarkowski (1932-86) war einer der wirklich großen Meister des Kinos in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im ständigen Ringen mit der erstickenden Realität des Stalinismus und seiner vulgären, stumpfsinnigen Bürokratie schuf er eine Reihe von Filmen von großer poetischer Schönheit und tiefer Humanität. Freilich erwies sich seine christlich-pantheistische Spiritualität, die gegenüber dem Stalinismus eine rebellische und befreiende Qualität besessen hatte, letztlich als eine intellektuelle und künstlerische Sackgasse. Seine beiden letzten, im Exil produzierten Filme Nostlaghia und Das Opfer zeigen recht deutlich, dass diese Weltanschauung für eine fruchtbare und erhellende Auseinandersetzung mit der komplexen gesellschaftlichen Realität unserer Zeit inadäquat ist. Doch ändert dies nichts an der überragenden Bedeutung von Iwans Kindheit, Andrej Rubljow, Solaris, Der Spiegel und Stalker.
  
Für Freundinnen und Freunde des Phantastischen dürften besonders Solaris und Stalker inspiriert vom Roman Picknick am Wegesrand der Brüder Strugazki – von Interesse sein. Allerdings ist Tarkowskis ruhige, meditative und poetische Filmsprache sicher nicht jedermanns Sache. Sie bildet den größtmöglichen Gegenatz zu der hektischen, von raschen Schnitten geprägten Technik, die momentan große Teile des westlichen und japanischen Kinos dominiert. Für all diejenigen, die Tarkowski noch überhaupt nicht kennen, vermittelt der Trailer zu Stalker einen ersten, ungefähren Eindruck von der faszinierenden Welt, die einem diese Filme eröffnen, wenn man bereit ist, sich auf sie einzulassen.


7 Kommentare:

  1. Danke für diesen großartigen Hinweis, den wir beiden von GOLEM, gestern bereits mit einem kleinen Filmabend gefeiert haben. :)

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    1. Freut mich, dass ich einen kleinen Beitrag zu einem gelungenen Filmabend leisten konnte. Welchen habt ihr euch denn angeschaut?

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  2. Andrei Rublev

    Es war der erste Tarkowski-Film, den ich gesehen habe und ich war ganz vom Stil des Films angetan. Die inhaltlichen Motive allerdings, in denen sich christlich-orthodoxe Spritualität mit einem russischen Volksgedanken vermengen und am Ende Hoffnung aus einer neuen Generation geschöpft wird, welche die alten Werte wiederbelebt, muss schon auch deutlich kritisiert werden, denke ich.

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    1. Ich muss zugeben, dass es schon eine ganze Weile her ist, dass ich die Geschichte von dem großen Ikonenmaler gesehen habe. Ich hatte sie damals eigentlich eher als eine Auseinandersetzung mit der Kunst und ihren Aufgaben verstanden, auch wenn ich das religiöse und 'völkische' Element keineswegs leugnen will. Für eine fundiertere Diskussion müsste ich mir den Film allerdings erst einmal mal wieder anschauen.

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  3. Wenn du das get irgendwann nochmal tun solltest, können wir das Thema vielleicht nochmal aufgreifen, würde mich interessieren, deine Gedanken zu dem Thema zu hören.

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    2. Mal sehen, so was hängt bei mir immer von meinem monentanen Gefühlszustand ab, der leider ziemlich heftig schwankt.
      Dass es an Tarkowski manches auch sehr kritisch zu betrachten gilt, steht auch für mich außer Frage. Allerdings wird diese Seite des Künstlers meiner Meinung nach zumindest in seinen ersten fünf Filmen durch seine Stärken mehr als aufgewogen. Wie ich ja schon oben angedeutet habe, sieht es in seinen letzten zwei Werken dann nicht mehr so gut aus. Vor allem 'Das Opfer' ist mit seinem strammen Antimodernismus und seiner christlichen Botschaft vom stellvertretenden Selbstopfer fast schon ein Bisschen lächerlich.

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