"Außerdem studierte er abstruse Bücher, die aus chaldäischen Bibliotheken
gestohlen worden waren, wenn Fafhrd auch aus langer Erfahrung wusste,
dass der Mausling selten über das Vorwort hinauskaum (obwohl er oft die
letzten Kapitel aufrollte und neugierig hineinschaute und beißende Kritik
äußerte)."

Fritz Leiber, Das Spiel des Adepten


Mittwoch, 27. Juni 2012

Die Schlümpfe schlagen zurück

Aus den unendlichen Tiefen des Internet dringen beunruhigende Neuigkeiten an unser Ohr. Es jault der Schwarze Hund, denn im sagenumwobenen Stechpalmenwald, an den Ufern des funkelnden Ozeans im fernen Sonnenstaat, bereitet ein Dunkler Herrscher die Eroberung der kinemathographischen Welt durch Horden edelwilder Ökoschlümpfe vor. Horcht und erbebt: 
James Cameron beginnt in diesem Herbst mit den Dreharbeiten für

AVATAR 2, 3 UND 4 !!!

Camerons Maxime war schon immer klotzen, nicht kleckern, aber die Idee, auf einen Schlag gleich drei Sequels zu seinem öden CGI-3D-Scifi-Pocahontas-Quark zu produzieren, erinnert mich irgendwie an die irren Pläne von Dr. Evil. Oder sollte das Ganze bloß ein besonders böser Scherz von Sigourney Weaver sein?

Und es sage mir jetzt bloß niemand, Avatar habe zwar einen lahmen Plot, dafür aber eine antikolonialistische Botschaft gehabt. Erstens machen gute Vorsätze noch keine guten Filme, und zweitens war Camerons aufgeblähter und manipulativer Streifen sowenig eine adäquate Auseinandersetzung mit dem Imperialismus wie Der mit dem Wolf tanzt eine adäquate Auseinandersetzung mit dem Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern ist. In beiden Fällen darf der 'edle Wilde' mal wieder als bloße Projektionsfläche für die Sehnsüchte zivilisationsmüder Westler dienen. Dass Cameron seine 'Zurück zur Natur' - Fantasien mithilfe modernster Tricktechnik auf die Leinwand gebracht hat, ist dabei der Gipfel der Ironie. Wer einen ernstzunehmenden antikolonialistischen Film sehen will, schaue sich lieber Schlacht um Algier oder Queimada von Gillo Pontecorvo an.

Und während ich noch die Botschaft vom avatarischen Overkill zu verarbeiten versuche, grüble ich bereits darüber nach, ob der kommende Judge Dredd - Film ein Werbevideo für den Faschismus sein soll oder ob ich da irgendeinen ironischen Unterton überhört habe ...  

7 Kommentare:

  1. Was Dredd angeht, habe ich mich ja schon im Falle der 1995er Verfilmung am Kopf kratzen müssen, als ich einige Jahre darauf herausfand, dass der Hauptdarsteller diesen grottigen Film als ironischen Kommentar zur Verpolizeilichung des Rechts verstanden haben wollte ...

    AntwortenLöschen
  2. Ja, Sly Stallone ist schon ein rechter Spaßvogel.

    AntwortenLöschen
  3. Dabei hat doch Stallone in einer ganzen solcher actiongeladenen Gesellschaftskritiken den Titelhelden gemimt. Erinnert sich niemand mehr an den großartigen "Demolition Man"? :D

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist jetzt ernstgemeint, ja? Meine Erinnerungen an "Demolition Man" sind nämlich eher vage. Einen großartigen Eindruck hat er bei mir jedenfalls nicht hinterlassen. Aber das heißt natürlich nichts.
      Und was "Dredd" angeht, so kann ich mir nur schwer vorstellen, dass Sly nicht wusste, worauf er sich da eingelassen hatte. Was er darüber erzählt, wirkt auf mich jedenfalls ausgesprochen naiv. Oder ist das Drehbuch in allerletzter Minute radikal umgeschrieben worden? Wenn ja, entschuldige ich mich für meine Spöttelei.

      Löschen
    2. Natürlich war das NICHT ernst gemeint, ich hatte doch extra ein Smiley dahinter gesetzt! :D

      Löschen
    3. Scham und Schande ... Ich bin halt einfach zu altmodisch, um ":D" als Smiley zu identifizieren. Ja, ja, lacht ruhig ...

      Löschen
    4. Hätte mir ebenso passieren können! :)
      liebe Grüße

      Löschen